Wappen Notthafft Familie Notthafft

Die Familie Notthafft und das Haus Wittelsbach

- Ein Beitrag zum Schuldenwesen der Familie Notthafft von Reinhard Notthafft Frhr. v. Weißenstein -


A. Vorwort

Die Geschichte unseres angestammten Fürstenhauses war durch all die Jahrhunderte mit der des "bayerischen Adels eng verbunden. "In Treue fest" stand der "bayerische Adel zu seinen Fürsten und wahrte ihnen die zugeschworene Vasallentreue, damit die hehrste Tugend deutscher Ritterlichkeit erfüllend.
Ueber verhältnismäßig wenig Beispiele von Vasallentreue des bayerischen Adels berichten uns die Geschichtswerke unseres engeren Vaterlandes. Worin hat dies seinen Grund ?
Viele alte bayerische Geschlechter sind verschwunden und fast vergessen. Mit ihrem Aussterben sind die etwa vorhandenen Aufzeichnungen in den Archiven wohl vernichtet worden. Die Archive der heute noch blühenden bayerischen Adelsgeschlechter sind zum nicht unerheblichen Teil im Laufe der Jahrhunderte in Folge von Kriegsnöten und Feuersbrünsten zugrunde gegangen und wohl wenige der alten Familien verfügen über ein so umfassendes und zugleich so weit zurückreichendes Familienarchiv wie die unsere.
Mein Bruder Franz und ich haben uns der Mühe unterzogen, das reiche Material unseres Archivs zu sichten, und ich fühle mich aufgrund meiner Forschungen berechtigt zu der Behauptung, daß wohl keines der heute noch existierenden alten bayerischen Adelsgeschlechter dem durchlauchtigsten Fürstenhause der Wittelsbacher so lange und so treu in guten wie besonders auch in schlimmen Zeiten gedient hat, wie die Familie Notthafft; freilich groß sind auch die Verluste, die unsere Familie für ihre Treue und Ergebenheit erlitten hat, und wohl keine andere Familie hat auch nur annähernd so herbe, heute noch nachwirkende im Dienste von Bayerns Fürsten erlittene Verluste zu verzeichnen, wie die unsere. Vorliegendes Manuskript widme ich meiner Familie.
Bei Bearbeitung des Manuskriptes verfolgte ich einen doppelten Zweck: Ich wollte die Taten seltener Treue und Ergebenheit meiner Vorfahren gegenüber Fürsten aus unserem durchlauchtigsten Königshause, soweit sie der Familie unbekannt waren, ans Licht ziehen, auf daß sie nicht ganz der Vergessenheit anheimfallen. Andererseits aber wollte ich auch den alten und falschen Glauben in unserer Familie, daß nämlich der Verlust all unseres Familiengrundbesitzes und Familienvermögens in erster Linie auf Mißwirtschaft und Vergeudung unserer Vorfahren zurückzuführen sei, zerstören.
Nur urkundlich belegbare Tatsachen liegen meiner Arbeit zugrunde.

B. Einige allgemeine Notizen über unsere Familie

Die Familie Notthafft zählt zum bayerischen Uradel.
Unser Familienname wird urkundlich zum ersten Male in einer Regensburger Urkunde im Jahre 984 mit einem "Grimoltus dictus Nothaft" erwähnt.
Weitere Belege dafür, daß die Notthafft zum "bayerischen Uradel gehören sind die, daß sie im Verzeichnis jener Familien, deren Ritterbürtigkeit "beim Erzstift Salzburg beschworen wurde", zu finden sind, daß sie dem von Friedrich IV. von Brandenburg ao. 1443 gestifteten Schwanenorden, sowie dem in Regensburg ao. 1466 gestifteten Boeklerbund zum Einhorn und dem von der Ritterschaft in Bayern ao. 1489 geschlossenen Loewlerbund angehörten; unter den 80 Familien des Canton Gebürg werden sie unter dem reichsunmittelbaren Adel bei den großen Geschlechtern aufgeführt.
Durch kaiserliche Verleihung übten die Notthafft reichsstandschaftliche Rechte aus, besaßen das Landgericht Cham und ein solches 1603 zu Hirschberg. Bei den alten Stammgütern Weißenstein, Aholming, Runding und Wernberg hatten sie das Halsgericht.
Aus diesen Tatsachen, sowie aus dem reichen Urkundenmaterial unserer Familie geht hervor, daß unser Geschlecht zu den ältesten bayerischen Geschlechtern zählt, daß es in Bayern und im Reich bis zum dreißigjährigen Krieg eine hervorragende Stellung einnahm und zu den reichstbegüterten Geschlechtern Süddeutschlands gehörte.
Die hervorragende Stellung, die unsere Familie einnahm im einzelnen zu schildern, geht über den Rahmen dieser Arbeit hinaus.

C. Das durchlauchtigste Haus Wittelbach und die Familie Notthafft

I. Treue Dienste der Familie Notthafft gegenüber
Fürsten aus dem durchlauchtigsten Hause Wittelsbach
vom Jahre 1300 bis 1500.

Bereits vor sechshundert Jahren erscheint in der Geschichte ein Notthafft; der in Treue zu seinem Fürsten stand und dadurch große Verluste zu erleiden hatte. Jn dem Bruderzwist zwischen Rudolf I. von der Pfalz und Ludwig dem Bayern stand ein Albrecht Notthafft auf Seite des Pfalzgrafen Rudolf. Dieser Albrecht Notthafft war der Sohn von Eckhard II. Notthafft von Wildstein und ist der Stammvater der Notthaffte von Weißenstein, Thierstein und Bodenstein. Pfalzgraf Rudolf nennt am 30. April 1311 Albrecht Nothaft seinen Vicedom (in Lengenfeld).
- Original im Archiv des Nationalmuseums in Nürnberg -
Albrecht Nothaft hat durch Heirat mit Anna von Waldau die halbe Veste Waldau erhalten, der er im Kriege zwischen König Ludwig und dessen Bruder, Pfalzgraf Rudolf, auf Seite des Pfalzgrafen stehend, entsetzt wurde; aber im Sühnevertrag vom 6. Mai 1315 zwischen König Ludwig und dessen Bruder Pfalzgraf Rudolf wurde Albrecht Nothaft halb Waldau wieder restituiert.
- Hund bayr. Stammbuch. -
Jn der Nothaft'sehen Familiengeschichte von Dr. Dresslin von ao. 1660 ist über diesen Albrecht zu lesen: Albeck Nothaft Graf von Griesenau war Hofmeister der Churfürstin Mechtildis Gemahlin Rudolf I. von der Pfalz (1319), er hat das Schicksal seines Herrn geteilt. Auch seine Güter worden als die eines Anhängers Friedrichs des Schönen von Oesterreich feindlich überzogen, seine Burgen Wernherg, Waldau, Thierstein, Weißenstein zerstört und seine Pfandschaften, welche seine Vorfahren vom Reiche hatten, der Egerer- und Ellbogner-Kreis im Königreich Böhmen, damals noch Reichsboden, ohne Rückgabe des Pfand Schillings eingezogen. Auch die Grafenwürde mußte er aufgeben und durfte sich nur den Freyen von Nothaft nennen. Die Schirmvogtei über das Kloster Waldsassen, von dem Markgrafen von Vohburg an seinen Stamm gekommen, ging an den König Johann von Böhmen über. Zum ewigen Gedächtnis dieser Verluste und der unbelohnten Verdienste verordnete er nun in seinem Stamme das schwarze Siegel, welches den Willen und das Andenken des Ahnherrn ehrend, seine Nachkommen bis auf den heutigen Tag noch fortführen.
Seine Söhne Heinrich und Chunrad blieben ihren Fürsten ergeben, Heinrich dem König Ruppert von der Pfalz, Chunrad den Herzogen Heinrich und Otto. Daß die Familie Notthafft zur damaligen Zeit die Grafenwürde innegehabt hat, geht aus nachstehender Urkunde hervor:
Kaiser Ludwig erteilt Heinrich dem Elssenberger von Hirschenstein, genannt Hirnhaimer; die Erlaubnis zur Führung des "Namens von Elssenherg" gemäß seiner Abmachung mit Graf Alberth Nothaft, mit den Hirnhaimern und mit den Warttern, die alle von dem Großherrn zu Egmont aus Holland herkommen. Geben zu Landsperg am Freytag vor Pfingsten 1330. Siegler der Aussteller.
- Kopie auf Pergament. Siegel Ferdinand III. (ao.1642 August 16.) Notthafft'sches Familienarchiv No.33. -
Die Notthafft'sehe Familiengeschichte von ao. 1660 von Dr. Dresslin überliefert uns (Fol. 40, 40a, 68, 69 ) über diesen Albrecht noch Folgendes: „Albrecht Nothaft, der 1311 Vizedom gewesen war, soll gegen Rosenheim und Kransberg vom heiligen römischen Reich den ganzen Eger- und Ellbogener Kreis vertauscht haben und daraus die Grafschaft Griesenau gebildet haben, die ihm aber vom Kaiser Ludwig abgenommen wurde, weil er Kaiser Friedrich selber zu viel zugetan war, das Schloß Griesenau bei Ellbogen wurde geschleift und demoliert. Kaiser Ludwig versetzte es alsbald an König Johann von Böhmen und ist dergestalt seine Grafschaft zugleich wieder geändert worden, obwohl er sich endlich bei hochbedachten Kaiser Ludwig dergestalt purgiert, daß derselbe ihn für unschuldig befunden und bis auf oben verstandenen Kreisen völlig wieder restituiert hat. Albrecht Nothaft sei ein berühmter Kriegsmann gewesen, der zu Erzherzog Albrecht von Oesterreich zog und in verschiedenen Kriegen große Dienste getan. Starb 1324 zu Wien und ist alda beim heiligem Kreuz begraben."
Schon 1280 heißt Albrecht Nothaft der Jüngere: „Dominus Grenzelinus qui dicuntur Nothaft"
(Grenzel oder Grenzelo das Schloß Griesenau bei Elbogen, welches im XV. Jahrhundert Granisau heißt.)
- Egerer Achtbuch: Mtlg. a. a. O. Bd. XXIX S. 377. -
- Albrecht Nothaft Lehenbuch von 1454 -
Die Senioratsstamm - Lehen im Egerer- und Elbogener Kreise in Böhmen, die von 1281 beginnend bis 1794 ununterbrochen im Besitze der Familie gewesen, dürften wohl mit den Bestandteilen der vorerwähnten Grafschaft Griesenau des Albrecht Nothaft identisch gewesen sein. Daß Albrecht Nothaft Rosenheim und Chransperg von den bayerischen Fürsten pfandweise innegehabt, steht urkundlich fest. Zu Regensburg am 22. Juni 1315 trifft König Ludwig mit seinen Vettern den Herzogen von Bayern, eine Uebereinkunft, worin es unter Absatz III heißt: „Wir sollen ihn auch alle ihre Veste, die mir, die unsern oder unser Diener, sowie die genannt sind, innehabend, ledig machen, mit aller Tür und Tor dazu gehend, das sie innegehabt haben und sollen die besetzen und die ampt, als für gewöhnlich ist gewesen ..... Wir sollen auch mitsammt unsern Vettern den Nothaft Chransperg und Rosenheim zu lösen geben, um die Pfennige als seine Handfest sagt. Siebenhundert Pfund regensburger Pfenige für Chransperch und siebenhundert Pfund für Rosenheim.
- Quellen zur bayerischen und deutschen Geschichte Bd. VI, No. 254, S. 241. -
König Ludwig hat sich ao. 1315 mit seinen Vettern den Herzogen in Niederbayern um die Unkosten und anderen Sachen von der Schlacht bei Gammelsdorf herrührend, vertragen, daß ein Nothaft und ein Preising Crantsperg und Rosenheim von den niederbayerischen Fürsten pfandweise innegehabt ...
- Hund bayr. Stammbuch II 181.-
Chunrad Nothaft (von Heilsberg) und dessen gleichnamiger Bruder Chunrad (von Wernberg) wurden vom König Ludwig die herzoglich bayerischen Lehengüter Sitzenbach, Saltendorff und Wertenberg ihnen und ihren Erben verliehen. Chunrad der Nothaft zum Ritter erhoben.
Geben zu Frankfurt am sant Matheus des zwölfboten abend 1320.
- Original im Notthafft'sehen Familienarchiv No. 22.-
Für diese Nothaft hat die Familie noch drei Wittelsbacher Schuldbekenntnisse:
Zu Nürnberg am 7. November 1320 schlägt König Ludwig Chunrad den Nothaft und Chunrad dessen Bruder ein neues Dienstgeld von hundert Mark zur früheren Summe, um die ihnen die Güter Heinrichsgrün und Frauenreuth von früheren römischen Königen verpfändet sind.
- Original im bayr. Reichsarchiv. Regesta boica VI. 22. -
Schuldbekenntnis der Pfalzgrafen zu Rhein und Herzogen in Bayern Ott und Heinrich über hundert Pfund regenspurger Pfenige für die von Chunrad den jungen Nothaft gegen die Herzoge Rudolf und Rupprecht, den Bischof von Regenspurg und den Landgrafen Ulreich von Leuchtenberg geleistete Dienste. Gegeben ze Regenspurg am sand Ulrichstag 1331.
- Original im Notthafft'schen Familienarchiv No. 35. -
Am Sonntag 1334 bekennt Chunrad Nothaft zu Heilsberg, daß ihm Herzog Heinrich schuldig sei 170 Pfund regenspurger Pfennige, die habe Er ihm verschrieben auf die Mai- und Herbststeuer im Gute Kehlheim und Haidau auf Wiederkauf.
- Joh. Lieb Noten zu Hund bayr. Stammbuch Bd. II S. 449 -
Für Heinrich den IV. Nothaft zu Wernberg von 1387 - 1401 sind drei Wittelsbacher Schuldurkunden an uns gekommen:
1.)1393 März 27. Herzog Friedrich in Bayern bekennt dem Hainrich Nothaft zu Wernberchk 300 Gulden schuldig zu sein.
- Original im Adelselekt des kgl. allg. Reichsarchivs. -
2.) 1400 am Dienstag vor Simon und Judäa zu Frankfurt stellt König Rupprecht für Heinrich Nothaft, Ritter, Schadlosbrief aus, darin er sich seiner Kost, Mühe und Dienst bedankt mit der Bitte, dieselben fortzusetzen und erbietet sich solche zu erstatten.
- Original im Notthafft'schen Familienarchiv No. 182 -
3.) 1401 am Sonntag nach Weihnachten zu Regenspurg schreibt König Ruppert an Ritter Heinrich den Nothaft seinen Hauptmann, er möge für ihn gutstehen.
- Original im Notthafft'schen Familienarchiv No. 185 -

Kaiser Ludwig der Bayer schenkte nach Aussterben des Henegauer Mannesstammes mit Wilhelm IV. die Grafschaft Holland - Zeeland seiner Gemahlin Margarete, einer Schwester des letzten Grafen von Holland. Sie setzte bald nach dem Tode (1347) des Kaisers ihren Sohn, Herzog Wilhelm in Bayern, als Statthalter ein, der sich seit 1351 Graf von Holland -und Zeeland nannte. So kam das bayerische Haus in Holland, an die. Regierung.
Nach dem Tode seiner Mutter Margarete 1355 erhielt Wilhelm V. auch Hennegau. Jhm folgte in der Regierung sein Bruder Albrecht, dann dessen Sohn Wilhelm VI. gest. 1417. Dieser ließ vor seinem Tode seine Tochter Jacobäa zur Erbin und Gräfin von Holland erklären. Herzog Johann von Bayern, früher Bischof von Lüttich, gest. 1425, ein Enkel von Kaiser Ludwig des Bayern, führte in Holland statt seines Bruders Wilhelm Tochter Jacobäa die Regierung.
Wie wir sehen werden, war mit diesem Herzog Johann und dessen Regierung in Holland Heinrich Nothaft von Wernberg 1380 - 1440, ein Neffe des vorerwähnten Heinrich Nothaft, lange und innig verbunden.
Dieser Heinrich Nothaft muß ein ganz hervorragender und tatkräftiger Mann seiner Zeit gewesen sein und große Reichtümer besessen haben. Er wird 1404 als oberster Hauptmann des römischen Königs genannt. - 1406 ist er Pfleger zu Cham. - 1408 Bürgermeister zu Regenspurg. - 1408 heißt er auch Vizedom in Niederbayern und wird noch 1424 als solcher genannt. - 1410 war er Oberst von Herzog Johann von Bayern. - 1411 ernennt ihn derselbe Herzog zum Verweser seines Landes Niederbayern. - 1412 ist er des Herzogs Albrecht von Ober- und Niederbayern Hauptmann vor dem Walde. - 1412 auch Pfleger von Herzog Wilhelm in Bayern zu Friedberg. Üeber die Stellung des Heinrich Nothaft sind nachfolgende Urkunden und Beweise noch erhalten:
l.) 1415 am 22. Juli "bekennt Johann Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, Erwählter in Lüttich, daß er mit seinem liehen, heimlichen und getreuen Herrn Heinrich Nothaft von Wernberg einig geworden, daß er sein Land zu Bayern hinfür jetzt regiere und halten soll in dem Masse, daß er sein Land und seine Leute bei guten Frieden halte und schaffe nach seinem Vermögen und auf seine Kosten und Arbeit alle seine Landsachen ausrichte, bereite und besorge, so er bisher getan. Dafür soll er ihm geben alle Jahre 12000 Gulden, dazu 90 Scheffel Korn, 10 Scheffel Weizen, 200 Scheffel Hafer, 8 Fuder Wein, alle Fischgilten, allen kleinen Dienst, 400 Reibersdorfer Käse, alle Schweinsgilt halb und den vierten Pfennig aus allen Fällen. -
- Original im Notthafft'sehen Familienarchiv. Copialbuch No. 82 Brief 10. - .
2.) 1417 am 25. Oktober verhandelte Heinrich Nothaft und der Abt zu Weinsberg wegen der Vereinigung Herzogs Johann von Niederbayern, Graf von Holland mit der Herzogin von Brabant.
- F. von Loeher; Beiträge z, Geschichte d. Jacobäa von Bayern in Abhandlungen, der bayr. Akad. d. Wissenschaften Bd. 38 Folium 35. -
3.) 1418 am 10. April zu Dortrecht überträgt Herzog Johann von Bayern seinem heimlichen, lieben und getreuen Heinrich Nothaft zu Wernberg, Vizedom in Bayern, neben dem Vizedomamt auch seine Tresoirschaft in Hennegau, Holland und Zeeland. Nothaft bekam vom Herzog auch die Gewalt dessen großes und kleines Siegel zu verwahren. ,
- Original Notthafft'sches Familienarchiv No. 289 -
4.) 1418 am Valentinabend verliehen Herzog Johann von Lothringen Brabant und Bimbach, Reichsmarkgraf, Graf von Hennegau, Holland und Seeland und Herr von Friesland und Jacobäa seine Gemahlin Herrn Heinrich Nothaft zu Wernberg, Vizedom in Niederbayern als ihren Rat dreihundert rheinisch Gulden etc. etc. etc.
- Urkundenverzeichnis zu Altrandsberg ao. 1643 No. 75 -
5.)1418 am 25. Juni war Heinrich Nothaft der Vizedom bei der Belagerung von Dortrecht des Herzogs Johann oberster Kriegshauptmann.
6.) 1423 am Donnerstag nach Pauli Bestallungsbrief des Herzogs Johann von Bayern für Heinrich Nothaft als Statthalter in Luxemburg.
- Original Notthafft'sches Familienarchiv No. 322 -
Bis 1424 hatte Heinrich Nothaft die Tresoirschaft inne. 1427 am 21. Oktober ist Heinrich Nothaft Verweser des Bistums Passau. 1428 Vizedom zu Passau. - 1430 - 1431 des Herzogs Johann Vizedom in Sulzbach. - 1430 oberster Hauptmann vor dem Walde des Königs. - 1431 Amtmann zu Vilseck des Bischofs Friedrich zu Bamberg. - 1432 Vizedom in Amberg. - 1434 ist er des römischen Kaisers Sigmund Rat. - 1435 herzoglicher Rat. - 1436 oberster Kriegshauptmann des Herzogs Heinrich in der Belagerung Dingolfings dem Herzog Ludwig gehörig. - 1438 ist er unter den Landständen Straubings. - 1439 Herzogs Albrecht von Bayern Rat. 1439 Verleihung mit dem Vizedomamt zu Straubing durch Herzog Albrecht. -
Bei so wechsel- und einflußreichen Stellungen, bei seinem Reichtum - er wird von jeher in der Familiengeschichte nur der "reiche Heinrich Nothaft" genannt - nimmt es nicht wunder, daß er für seine Fürsten, die Wittelsbacher, oft Bürgschaften und Darlehen gab, was aus nachstehenden teils noch vorhandenen Schuld- und Bürgschaftsbriefen und Abrechnungen zu ersehen ist:
l.) 1400 September 5. Mandat des Königs Rupprecht an Heinrich Nodhafft, Ritter und Hauptmann in Bayern, zur Bürg schaftsleistung gegen Albrecht und Jakob den Gastkrechten und Konrad den Swinder, Bürger zu. Straubingen unter Versicherung aller Schadloshaltung,
D. Regensburg dominica ante nativitatem gloriosae virginis Mariae 1400.
- Original im Notthafft'schen Familienarchiv No. 181 -
2.) 1400 Oktober 26. König Rupprecht verspricht dem Ritter Heinrich Nodhafft für bestimmte Hilfeleistungen im Kriege gegen den König von Beheim Schadloshaltung. Geben uff dem Felde für Frankfurd uff den Dienstag für Hl. Zwölfbodten Symonis und Judetag 1400.
- Original im Notthafft'schen Familienarchiv No. 182 -
3.) 1401 Juli 15. König Rupprecht fordert Heinrich Nothaft zu Wernberg zur Bürgschaftsleistung gegen Niclas den Grünstorffer, Hilteprant den Grünpecken und Liebhart den Protpecken, Bürger zu Regensburg auf und verspricht für diese Bürgschaft Sicherstellung.
Geben Amberg in die divisionis apostulorum.
- Original im Notthafft'schen Familienarchiv No. 185 -
4.) 1403 am l. November zu Heidelberg versetzt König Rupprecht dem Ritter Heinrich Kothaft zu Wernberg die "Veste, Markt und Gericht Eckmühl um 4300 Gulden.
- Hund II. 183 -
5.) 1404 am Mittwoch nach Exaudi zu Heidelberg stellt Kaiser Rupprecht seinem Hauptmann Heinrich Nothaft zu Wernberg, Ritter, über 525 1/2 Gulden böhmischer Groschen Schuldschein aus, so. er ihm im Krieg gegen Johann von Böhmen ausständig worden.
- Original Notthafft'sches Familienarchiv No. 205. -
6.) 1406 am Freitag vor Agnes au Straubing setzt Herzog Johann in Bayern den Heinrich Nothaft zu Wernberg als Bürgen bei Peter Valkensteiner um 603 Pfund 6 Schillinge Regensburger Pfennige ein.
- Original im Notthafft'schen Familienarchiv No. 211 . -
7.) 1415 am Sonntag vor Jakoby übergibt Herzog Johann von Bayern seinem lieben-, heimlichen und getreuen Vizedom in Niederbayern Heinrich Nothaft das Dorf Frädling pfandweise.
- Notthafft'sche Urkunden in Altrandsberg No. 55.
8.) 1423 erhielt Heinrich Nothaft von Herzog Johann Schloß und Herrschaft Woerth als Pfand.
-Riezler bayr. Gesch. Bd. III S. 268 -
9.) 1420 an St. Dorothea ist Heinrich Nothaft Bürge als Johann Herzog in Bayern die Veste Hilgersperg um 2500 Ungarische Gulden an Erhard Alphalterer Pfleger zu Scherding, versetzt.
- Original in holländischer Sprache im Notthafft' schen Familienarchiv No. 298. -
10.) 1421 am 9. Mai gibt zu Amsterdam Herzog Johann in Bayern seinem Vizedom Heinrich Nothaft Schadlosbrief wegen einer Reise nach Niederbayern.
- Original im Notthafftschen Pamilienarchiv . -
11.) 1422 am 4. Oktober bekennt Herzog Johann von Bayern, Graf von Holland, daß ihm sein Tresorier Herr Heinrich Nothaft zu Wernberg, Vizedom in Bayern, in Hag wegen Tresoirschaft Rechnung abgelegt habe und er demselben schuldig geblieben sei 14061 Pfund 3 Schilling 11 Pfennig groot Macat oder den Rheinischen Gulden zu 32 Löwen gerechnet, 5471 rheinische Gulden und 15 1/2 Löwen.
- Copialbuch No. 82 Brief 4. -
12.) 1422 am Sonntag nach Lätare in der Fasten hatte Herzog Johann von Bayern Herrn Heinrich Nothaft, Vizedom in Niederbayern, um 300 rheinische Gulden Schuldschein gegeben, um welche Summe er Herrn Jacob von Goeßbeck zwei Hengste gegeben hat.
- Notthafftsche Urkunden in Altrandsberg No. 99. -
13.) 1423 am 10. Juni zu Hag stellt dem Herzog Johann, Graf zu Holland, sein Tresorier und Vizedom Heinrich Nothaft Rechnung seiner Tresorierschaft. Der Herzog schreibt ihm an vorgeliehenen und vorgeschossenen Geldern 8479 rheinische Gulden und 15 1/2 Löwen schuldig und verschreibt dafür seinem Tresorier Heinrich Nothaft Schloß und Herrschaft Werde samt Gericht und Zugehörung.
- Original im bayr. Reichsarchiv Neuburger Copialbuch I 136 -
14.) 1429 am 9. Juli wurde von Herzog Ludwig, Herzog Ernst und Wilhelm in Bayern ein Verzeichnis der vier Teile vom Niederland in Bayern entworfen und bezeichneten darin auch alle verpfändeten Landsteile und Pfandsummen und wie es mit den übrigen Schulden des verstorbenen Herzogs Johann gestellt werden soll. Es fand sich, daß dem ehemaligen Vizedom Nothaft allein :
a.) die Veste Hilkersperg mit Zubehör um 10193 Gulden
b.) die Veste und Herrschaft Werd um 10700 Gulden
c.) aus der Maut zu Vilshofen 300 jährliche Gilt, um 6000 Gulden ablösbar,
d.) mit der Stadtsteuer zu Dingolfing 10 Pfund jährlich verschrieben waren.
- Regesta boica 13 S, 49. 151. -
15.) 1432 am 6. November zu Neumarkt verschreibt Herzog Johann in Bayern dem Heinrich Nothaft zu Wernberg 1100 Gulden rheinisch für allen den Schaden, welchen derselbe auf den Zug gegen Böhmen genommen, auf sein Schloß Eckmühl.
- Regesta boica XIII S. 245. -
16.) 1433 am 17. Januar zu Straubing gelobt Herzog Albrecht, Verweser in Niederbayern von den Renten auszurichten Heinrich Nothaft 37 Pfund vier Schilling Regensburger Pfennige Zins von den fünfhalb tausend rheinische Gulden, die derselbe seinem Vater Herzog Ernst und seinem Vetter Herzog Wilhelm geliehen.
- Regesta boica XIII 250. 251. -
1440 am 15. Januar macht Heinrich Nothaft sein Testament und teilt seinen großen Besitz unter seine drei Söhne Heimeran, Heinrich und Albrecht. Am gleichen Tage Errichtung des großen Familienfideikommisses für die ganze Familie Nothaft.

Heimeran Nothaft, der neben seinem Vater als Verweser in Niederbayern genannt wird, leistete wie auch seine beiden Brüder Albrecht und Heinrich auch verschiedentlich Bürgschaften für die bayerischen Herzöge. Von diesen Bürgschaften sind folgende Urkunden und Aufzeichnungen auf uns gekommen:
1.) 1424 am 4. Februar für Herzog Johann von Bayern für 210 Pfund regensburger Pfennige Bürgschaft.
- Regesta boica XIII 25, 26, 27. -
2.) 1440 am 8. März gab Herzog Albrecht seinem Vizedom Heimeran Nothaft und seinem Rat Albrecht Nothaft, Gebrüder wegen einer geleisteten Bürgschaft für 1120 Gulden Schadlosbrief.
- Notthafft'sche Urkunden in Altrandsberg No. 167. -
3.) 1461 am 6. Januar zu Landshut verschreibt Herzog Ludwig der Reiche Heinrich dem Nothaft um 2000 Gulden das Schloß Heilsberg pflegweise.
- Neuburger Copialbuch No, 48 S. 469. -
4.) 1462 September 8. Herzog Ludwig in Bayern bekennt seinem Rat Heinrich Nothaft zu Wernberg, Vitztum zu Straubing 600 Gulden 300 Pfund schuldig zu sein.
- Adelselekt des k. adligem. Reichsarch. sum. Verz. 1887. -
5.) 1462 April 23. Herzog Ludwig in Bayern erklärt der Witwe Enngelburg des Pflegers Albrecht Nothaft zu Hilkersperg 400 Gulden rheinisch schuldig zu sein.
- Adelselekt des kgl. allgem. Reichsarch. sum. Verz. 1887 -
6.) 1463 am 7. März zu Landshut stellt Herzog Ludwig der Reiche gegen Heinrich Nothaft zu Wernberg um 200 Gulden Schuldschein aus.
- Neuburger Copialbuch No. 24 S. 279 b. -

II. Die Schuldverschreibungen und Bürgschaftsleistungen
der Familie Notthafft für Fürsten aus dem durchlauchtigsten
Hause Wittelsbach im 16. und 17. Jahrhundert.

König Rupprecht gest. 1410 gründete durch seine vier Söhne vier Linien:
1. Ludwig III. erhielt die Kur Rheinpfalz, Amberg und Nabburg in der Oberpfalz.
2. Stephan erhielt Zweibrücken.
3. Johann erhielt die Oberpfalz.
4. Otto erhielt Moosbach.
Die Kurlinie, Heidelberger Linie, begann mit Ludwig III. gest. 1436. Auf Ludwig V. 1508 - 1544 folgte dessen Bruder Friedrich II. gest. 1556; dann Otto Heinrich gest. 1559. Da dieser Letztere kinderlos starb, erlosch mit ihm die alte Kur- oder Heidelberger Linie und es ging Land und Kur an die Simmernsche Linie über, deren Haupt damals Friedrich III. der Fromme gewesen.
Den drei Kurfürsten aus der alten Heidelberger Linie Ludwig V., Friedrich II. und Otto Heinrich bewiesen Heinrich Nothaft und sein Sohn Albrecht in seltener Treue große Anhänglichkeit und Dienste, indem sie sich in 23 Jahren vom Jahre 1520 -1543 dreiunddreißig Mal für eine Gesamtsumme von 145.172 Gulden und 1.500 Thaler verbürgten. Heinrich und Albrecht Nothaft hatten also die selbstschuldnerische Bürgschaft für obige Summe, die von den genannten Pfalzgrafen aufgenommmen worden war, übernommen und mußten, da diese Schulden weder von den Pfalzgrafen selbst noch von deren Erben bezahlt wurden, selbst zahlen.
Die Regesten der 33 Urkunden, von denen 30 Urkunden im Original im Besitze unserer Familie sind, gebe ich im Anhang wieder. Es wurden im Einzelnen ausgestellt von :
Pfalzgraf Friedrich vierzehn Urkunden über. .... 68.107 Gulden
Pfalzgraf Ludwig vier Urkunden über ........ 29.600 Gulden
Pfalzgraf Friedrich und Ludwig gemeinsam zehn Urk. über 32.100 Gulden
Pfalzgraf Otto Heinrich fünf Urkunden über 15.365 Gulden 1.500 Thaler
Es hatten sich verbürgt Heinrich Nothaft für eine Summe von 41.200 Gulden und sein Sohn Albrecht Nothaft für eine Summe von 103.972 Gulden und 1500 Thaler. Der letzte Herzog Otto Heinrich starb 1559 kinderlos, dessen Erbe war Friedrich III., der Fromme aus der Simmern' schen Linie. Nach dem Tode von Otto Heinrich erbte Land und Kur ebengenannter Friedrich. Diesem folgte Ludwig VI. gest. 1583, dann Friedrich IV. gest. 1610, hierauf Friedrich V., des Vorigen Sohn, in der Regierung. Dieser Friedrich V. .Kurfürst von der Pfalz, kam 1615 an die Regierung und wurde 1619 zum König von Böhmen gewählt. Er konnte die
Krone Böhmens gegen Kaiser Friedrich II. nicht behaupten. Am 8. November 1620 wurde er am Weißen Berg bei Prag geschlagen, seine Erblande, die Pfalz, wurden von den Spaniern und den Bayern erobert. Geächtet (1621) mußte dieser unglückliche Fürst flüchten.
Für diesen Kurfürsten, der zur Erhaltung der böhmischen Königskrone viel Geld benötigte, hat sich wieder ein Nothaft für 150.000 Gulden verbürgt.
Die Bürgschaftsbriefe für diese Schuld sind nicht mehr im Besitze der Familie. Jn der Zeit zwischen 1759 und 1794 trat Max Kajetan Notthafft in Unterhandlungen mit der Regierung in Amberg zwecks Geltungmachung der Forderung von 150.000 Gulden. Von Seite der Regierung schien man auf die Vorschläge des Max Kajetan Notthafft einzugehen und forderte die Originale der Urkunden zur Recognition. Die Urkunden wurden eingeschickt, in kleine Trümmer zerschnitten kamen sie an Max Kajetan Notthafft zurück.
- Runding. Bericht von Karl Philipp Notthafft 1827. -
Mit dem Tode Karl Ludwigs (1685), dem Sohne des oben genannten Friedrich V., erlosch die Simmern'sche Linie und gingen die Kur und die dazu gehörigen Lande an die Linie Zweibrücken - Neuburg über. Nach dem Aussterben dieser Linie mit Karl Philipp (1742) fielen Kur und Lande an die Pfalz-Sulzbach'sche Linie, die jedoch bereits im Jahre 1799 mit Karl Theodor ausstarb. Das Erbe trat nun die heute noch regierende Linie Zweibrücken-Birkenfeld an.

III. Die Folgen der Bürgschaftsleistungen des 16. Jahrhunderts
für die Familie Notthafft

l. Die direkten Folgen:

Bei der Betrachtung der Folgen der Bürgschaftsleistungen unserer Familie für die Fürsten aus dem durchlauchtigsten Hause Wittelsbach lasse ich die letzte Schuldverschreibung über 150.000 Gulden vollkommen beiseite, da hiefür die urkundlichen Unterlagen fehlen.
Wenn wir die treuen Dienste von Heinrich und Albrecht Nothaft würdigen wollen, so müssen wir uns klar sein, daß eine Summe von 145.172 Gulden und 1500 Thalern in der Mitte des 16. Jahrhunderts eine ganz enorme Summe, ein bedeutendes Vermögen repräsentierte.
Albrecht Nothaft und sein Vater Heinrich hatten sich für die Pfalzgrafen verbürgt. Die Pfalzgrafen lösten die Bürgschaften nicht, die Gläubiger hielten sich an Albrecht Nothaft, dessen Vater mittlerweile verstorben war. Albrecht Nothaft suchte sowohl unter der Regierung Otto Heinrichs als auch unter der Regierung seines Nachfolgers und Erben Friedrich III. die Auslösung und Zahlung der Bürgschaftsbriefe zu erreichen, doch umsonst; er wurde - wie auch bei späterer Geltendmachung von anderen Notthaffts - auf bessere Zeiten vertröstet. Anfänglich versuchte nun Albrecht Nothaft, wohl in der Hoffnung die Bürgschaften würden doch noch von den Pfalzgrafen bzw. deren Erben gelöst werden, wenigstens seinen Familiengrundbesitz für die Familie zu erhalten. Er mußte aber um diese enorme Summe, für die er und sein Vater sich verpfändet hatten, aufzubringen, seinen Grundbesitz verpfänden. Schließlich war der Grundbesitz überschuldet und er mußte, von den Gläubigern hart gedrangt, ein Gut nach dem ändern opfern. So mußte er verkaufen:
1547 an Hans Geißpeckhen die Erbgerechtigkeit an und um die Selden zu Stallwang.
1549 am 30. April an Ludwig von Eyb das Schloß Runding um 34.000 Gulden und 400 Gulden Leihkauf.
1550 an August von Nußberg seine Hofmark Stallwang. An denselben auch Haunkenze11.
1551 an Pfingsten sein Schloß und dis Herrschaft Altrandsberg
an Frau Euphemia Kastner zu Amberg.
1554 die Tafern auf der Haid dem Vetter Rosenhammer. 1580 am 22. März er und seine Söhne Jeremias, Hans und Sebald.
An die Stadt Amberg ihre Häuser daselbst. An demselben Tag an die Stadt Amberg das Pirkhach genannt, samt den Aeckern dabei, und am Ammertal gelegen.
Wir sehen: Im Jahre 1543 hat Albrecht Nothaft sich zum letzten Male für seinen Fürsten verbürgt, bereits von 1547 an mußte er ein Gut nach dem andern losschlagen, um sich seiner Gläubiger zu erwehren, bis er im Jahre 1580 auch seinen letzten Grundbesitz veräußern mußte. Lediglich durch eine Heirat mit Genofefa Kastner brachte er Altrandsberg, das später auch in Folge der oben erwähnten Bürgschaften von der Familie geopfert werden mußte, an seinen Stamm zurück. Jn Hund bayr. Stammbuch II S. 192 ist zu lesen: "Albrechts Vater Heinrich Nothaft hat wegen seiner gnädigsten Herren sich alleine in zwei Jahren vermöge noch vorhandenen Schuldverschreibungen, wie auch dessen Sohn Herr Albrecht (über 150.000 Gulden Borgschaft) in große Schulden geraten, hat endlich sein Sohn Albrecht nicht alleine Traubling und Aufhausen, sondern auch Runding und mehrere andere Güter nach und nach verkauft und zuletzt nur das Gut Altenransberg alleine durch Herrn kurfürstlichen Rat und Kammermeister Georg Kastner von Schneittenbach einzige Tochter Genofefa zur Ehe genommen, erhalten."
Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts zählte die Familie Notthafft zu den angesehensten, reichsten und einflußreichsten Familien des Landes. Jn der Mitte des 16. Jahrhunderts kam mit den großen Bürgschaftsleistungen die Verschuldung der Familie. Das Geschlecht wurde aus seiner prominenten Stellung verdrängt und hat sich von diesen großen Verlusten nie mehr ganz erholen können; und dies alles, weil es in seinem felsenfesten Vertrauen auf seine Fürsten und Herren, gemäß seiner Tradition denselben treu zur Seite gestanden hat bis zu seiner schließlichen finanziellen Erschöpfung.

2. Die Nachwirkung der infolge dieser treuen Dienste
erlittenen Verluste bis in die neueste Zeit.

Von allen Familiengütern, die, wie im vorigen Abschnitte nachgewiesen, infolge der übernommenen Bürgschaften von Albrecht Nothaft verkauft werden mußten, kam außer Altenransberg nur noch das Familiengut Runding im Jahre 1603 wieder in den Besitz der Familie. Jn aller Kürze will ich den geschichtlichen Erwerb von Runding soweit er für die Familie von Jnteresse ist, wiedergeben:
1372 am 15. August verkauft Rupprecht der Zenger von Altendorf dem Pfalzgrafen Rupprecht ein Viertel des Berges und der Forste zu Runding.
- Reichsarchiv, Oberpfälzisches Copialbuch 1492 V Regesten der Pfalzgrafen vom Rhein I 1001 S. 238 .-
1413 verkauft Heinrich Rundinger seinen Drittteil an der Veste Runding dem Herzog Johann von Bayern, welcher denselben seinem lieben heimlichen Vizedom Heinrich Nothaft schenkt.
- Hund III S. 796. Bayr. Löwe II -
1413 Sonntag Oculi in der Pasten kauft Heinrich Nothaft von den Kammerauern ihren Teil an Runding.
-Original im Notthafft'schen Familienarchiv. -1413 am Erchtag vor St. Mathias verkauft Michael der Rundinger an Heinrich Nothaft seinen Teil an Runding.
- Original im Notthafft'schen Pamilienarchiv. -
Laut obiger Urkunde kam also Runding zu einem Drittteil wenigstens durch einen Wittelsbacher in den Besitz der Familie Notthafft. Nach etwa hundertjährigem Besitz mußte im Jahre 1549 durch Albreeht Nothaft das Gut wieder veräußert werden, da es infolge
der ungelösten Bürgschaften zu sehr überlastet war. Runding ging damals mit allen darauf lastenden Schulden an die Herren von Eyb über; auch diese Familie vermochte nicht die großen auf Runding ruhenden Schulden wegzufertigen.
Jm Jahre 1613 brachte Johann Albrecht Freiherr von Nothafft, ein Enkel jenes Bürgen Albrecht Nothaft, durch seine Heirat mit Kunigunde von Kaltenthal, verwitwete von Eyb Runding wieder an den Notthafft'schen Stamm zurück. Auch dieser Johann Albrecht Nothafft hatte infolge der durch die Bürgschaften gegenüber den Pfalzgrafen Ludwig, Friedrich und Otto Heinrich entstandenen großen Schuldenlasten, die auf Runding ruhten und die er nun wieder mit übernehmen mußte, schwer zu kämpfen.
Die enorme Schuldenlast erbte sich denn weiterhin von Vater auf Sohn, von Linie auf Linie in der Familie fort. Jedoch nicht nur die Schuldenlast, nicht nur das Schuldkapital; es mußten alljährlich sehr große Summen für die Verzinsung aufgebracht werden. Wenn man nun in Betracht zieht, daß schlechte Jahre eintraten und Kriegsnöte über das Land hereinbrachen, wodurch die Verzinsung des Schuldkapitals unmöglich wurde, so kann es einen nicht Wunder nehmen, daß immer wieder neue Schulden aufgenommen und diese wiederum verzinst werden mußten. Ohne die auf dem Gute ruhende Schuldenlast wären die Neuaufnahmen von Schulden nicht nötig gewesen.
An eine Rückzahlung des Schuldkapitals war bei der hohen Zinsenlast natürlich nicht zu denken; man war froh, wenn man die jährliche Verzinsung aufzubringen imstande war.
Obengenannter Albrecht Nothafft errichtete am 30. Dezember 1646 mit Johann Albrecht Nothaft, Johann Heinrich Nothafft, Franz Jgnatz und Christoph Meinrat Nothaft zu Wiesenfeld einen Erbvertrag und stifteten die Genannten das sogenannte neue Familienfideikommiß.
Johann Albrecht Nothaft starb 1663 ohne Hinterlassung männlicher Erben; Runding kam infolgedessen gemäß dem Erbvertrag an Johann Heinrich Nothafft, der aber schon 1665 starb. Das Gut ging dann in die Hände seines Sohnes Wolf Heinrich Nothafft über, der im Jahre 1705 starb. Nach dessen Tod trat die Erbschaft von Runding sein einziger Sohn Johann Heinrich Franz Emanuel Nothafft, der letzte dieser Linie, an. Am 11. Februar 1734 starb dieser Nothafft und vermachte entgegen dem Fideikommißvertrag Runding dem Deutschen Orden.
Die auf die Bürgschaften unserer Familie im 16. Jahrhundert für Fürsten aus dem durchlauchtigsten Hause Wittelsbach zurückzuführende Schuldenlast, die in erster Linie auf dem Fideikommiß zu Runding ruhte, war mittlerweile auf 190.000 Gulden angewachsen. Dieses Anwachsen der Schulden ist darauf zurückzuführen, daß in den vorhergegangenen schlimmen Zeiten und Kriegsjahren die Grundschuld nicht verzinst werden konnte und zwecks Befriedigung; der Zinsforderungen der Gläubiger neue Schulden aufgenommen werden mußten.
Der Neffe des letztgenannten Johann etc. Nothafft, nämlich Josef Anton Kajetan Notthafft, trat als Aeltester unserer, der Bodensteiner Linie, kraft des Fideikommißvertrages in alle Rechte und Güter ein. Da Runding dem Deutschen Orden letztwillig vermacht worden war, mußte dieser Notthafft den Besitz von Runding sich erst erstreiten. 1759 wurde der Streit zu seinen Gunsten vom Reichskammergericht entschieden; er bekam Runding zugesprochen.
Als Josef Anton Kajetan Notthafft sich den Besitz des bereits überschuldeten Gutes Runding erstritt, ging er zweifellos von dem Gesichtspunkte aus, daß dieser Besitz, der durch das Haus
Wittelsbach an unsere Familie gekommen, und durch Jahrhunderte im Familienbesitze war; unter allen Umständen der Familie erhalten werden müsse. Da Josef Anton Kajetan Notthafft ao. 1767 ohne männliche Erben starb, kam sein Neffe Maximilian Kajetan Notthafft Freiherr von Weißenstein zum Zuge.
Dieser Max Kajetan Notthafft machte vergebliche Anstrengungen, die auf Runding lastenden Schulden zu beseitigen. Da die 33 Bürgschaftsurkunden, deren notgedrungene Einlösung durch unse-re Familie die drückende Schuldenlast auf Runding und anderen Gütern verursacht hat, verloren gegangen waren, und erst im Jahre 1827 in einer Kiste wieder aufgefunden wurden, machte er die andere Schuldforderung unserer Familie in Höhe von 150.000 Gulden für Schuldverschreibungen für den Kurfürsten Friedrich V., gegenüber den Erben dieses Kurfürsten geltend. Der Erfolg dieser Geltendmachung war die bereits oben S. 18 geschilderte Rücksendung der zerschnittenen Originalurkunden an den Bittsteller.
Kurz nach Uebernahme von Runding (1769/70) hatte Max Kajetan Notthafft Streitigkeiten mit seinen Gläubigern von Runding. Es wurde Revisionsbericht erlassen, daß die Schulden, die auf allen Gütern lasten, 289.496 Gulden 15 Kreuzer betrügen; der Aktivstand wurde angeschlagen auf 484.258 Gulden 57 Kreuzer. Trotzdem entschied das Revisionsgericht: Der hl. Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen und Runding zu verkaufen, denn es könnte zu hoch geschätzt sein; eventuell Runding zu verkaufen und das Fideikommiß auf ein anderes Gut zu übertragen.
- Notthafft'sches Schuldenwesen im Familienarchiv. -
Um Runding als Familienbesitz zu erhalten, opferte Max Kajetan Notthafft Niederhatzkofen, ein Gut der Bodensteiner Linie, durch Burkhard Nothaft 1577 an die Familie gekommen, und die alte Herrschaft Aholming, die ao. 14l3 Heinrich Nothaft von Wernberg von seinem Schwager Peter Kamerauer ankaufte. Niederhatzkoven wurde an Wiguläus Reichsfreiherrn von Kreit-mayer, Aholming an die Reichsgrafen von Preissing-Moos verkauft. Aber auch diese Opfer waren umsonst.
Nach dem Tode Max Kajetans (1794) kam Runding und das Fideikommiß an seinen Sohn Wilhelm Kajetan, der im Jahre 1807 kinderlos starb. Die Erbschaft trat nun dessen Bruder, der Letzte seines Stammes und der Letzte der ganzen, einst so zahlreichen und weitverzweigten Familie Notthafft, mein Großvater, Karl Philipp Notthafft an. Nach dem Tode seines Vaters hat Karl Philipp als Zweitgeborener das alte Stamm- -und Allodgut Friedenfels erhalten. Nach dem Tode seines Bruders Wilhelm Kajetan wurde er Fideikommißherr und trat damit das Erbe von Runding, des Zweitältesten Stammguts der Familie, an. Die Senioratsgeschlechtslehen im Eger- und Ellbogener Kreis, mit denen noch 1788 Max Kajetan von Kaiser Josef II. und 1790 von Kaiser Leopold II. belehnt worden war, waren nunmehr auch für meinen Großvater und die ganze Familie verloren. Trübe Zeiten brachen nun herein. Die Kriegsjahre 1809/ 1813/1816 verursachten großen Schaden. Zwei große Brände in Friedenfels und Runding erforderten erhebliche Baulasten. Dabei sollte eine ungeheuerliche Zinsenlast jährlich aufgebracht werden; die Einnahmen waren geringer, die Grundholden ärmer geworden; die Steuern waren auf das fünffache gestiegen; bedeutende gutsherrliche Einnahmen waren dem Adel entzogen und dem Staate einverleibt worden. Runding war unter diesen Umständen nicht mehr zu halten; es kam zunächst unter Administration.
Da leuchtete im letzten Moment nochmals ein Hoffnungsstern für meinen Großvater auf:
Jm Jahre 1827 fand Karl Philipp Notthafft in einer Kiste verpackt jene 33 Schadlosbriefe seiner Vorfahren aus dem 16. Jahrhundert. Jn seiner Not und Bedrängnis machte Karl Philipp Nott-hafft den Versuch, für sich und seine Familie durch Geltendmachung seiner Ansprüche auf Deckung der vorerwähnten Darlehen und Bürgschaften für Fürsten aus dem erlauchten Hause Witteisbach Rettung aus seiner traurigen Lage zu finden. Er unterbreitete weiland Seiner Majestät König Ludwig I. von Bayern unter Darlegung seiner Verhältnisse und der geschichtlichen Entwickelung der von seinen Vorfahren für das Haus Wittelsbach geleisteten Bürgschaften, ein Bittgesuch in dem Sinne, daß Seine Majestät solche Vorkehrungen einleiten lassen wolle, daß sein Stammgut Runding der Familie erhalten werden könne.
Am 16. April. l828 wurde ihm durch die Regierung des Jsarkreises mitgeteilt, daß Seine Majestät sein Gesuch abgewiesen habe. Eine Mitteilung der Gründe erfolgte nicht.
- Original im Besitz der Familie. -
Mit dieser Allerhöchsten Entscheidung war das Schicksal unseres alten Stammsitzes Runding besiegelt. Jm September 1829 hat der Bayerische Staat Runding angekauft und an Jacob Hirsch weiter veräußert. Heute nach noch nicht 83 Jahren ist Runding eine Ruine !
Mit dem Verkaufserlös für Runding konnten nicht alle Schulden gedeckt werden. Die noch ungedeckte Schuldenlast von Runding mußte mein Großvater auf sein Allodgut Friedenfels-Weißenstein übertragen. Friedenfels-Weißenstein war das letzte alte Stammgut unserer Familie, seit 1309 urkundlich in unserem Besitz. Durch die von Runding zu übernehmende Schuldenlast wurde wiederum Friedenfels überlastet; es mußte daher eine derart hohe Zinsenlast aus diesem Gute herausgewirtschaftet werden, daß von vorn herein klar war, das Gut kann vielleicht noch eine Zeit lang, nicht aber auf die Dauer gehalten werden.
Die Erhaltung dieses unseres letzten Stammgutes gelang zwar noch meinem Großvater Karl Philipp und seinem ältesten Sohn Karl Sigmund; aber im Jahre 1882 brach dann das Verhängnis herein. Am 9. Januar 1882 ging dieser schöne, alte Notthafft'sche Stammbesitz in andere Hände über. Mit dem Verkauf von Friedenfels hat die Familie Notthafft ihren letzten Familienbesitz verloren.
Jch will mit den vorstehenden Ausführungen keineswegs behaupten, daß der Verlust all unserer Familiengüter einzig und allein auf jene im 16. Jahrhundert für Fürsten aus dem durchlauchtigsten Hause Wittelsbach geleisteten Bürgschaften, die von unseren Vorfahren notgedrungen bezahlt und nie zurückvergütet wurden, zurückzuführen sei.
Wenn man aber in Betracht zieht die enorme Summe der von unseren Vorfahren bezahlten Bürgschaften, wenn man bedenkt, daß der Zinsverlust bis zum Verkauf von Runding (1829) für unsere Familie über 2 Millionen Gulden betrug, und wenn man die urkundlich belegbaren direkten Folgen berücksichtigt, so kann man ohne jede Uebertreibung sagen: die treuen Dienste unserer Vorfahren haben den Grund gelegt zur Verschuldung unserer ehemals so reichen und mächtigen Familie. Da diese Schulden von der finanziell bereits erschöpften Familie nicht gedeckt werden konnten, mußten sie verzinst werden. Da diese Verzinsung in schlechten Zeiten unmöglich war, wuchs die Verschuldung langsam aber stetig an, hat somit zum großen, wenn nicht zum größten Teil, den Verlust unserer sämtlichen, alten Familiengüter verursacht und so ihre Nachwirkung geäußert bis in die neueste Zeit.

D. Schlußwort

Jch glaube meiner Aufgabe gerecht geworden zu sein: Jch habe anhand von Urkunden die nachweisbaren treuen Dienste aufgezeichnet, die unsere Vorfahren dem durchlauchtigsten Königshause geleistet haben; ich habe auch die Folgen nachgewiesen, die diese treuen Dienstleistungen für unsere Vorfahren und für uns hatten. Das Vermögen der alten Geschlechter basiert auf ihrem Grundbesitz und dem Familienfideikommiß. Der Grundbesitz bildet das Rückgrat jeder alten Familie und der Verlust des Familienfideikommißbesitzes hat die Verarmung und den Verfall der Familie zur notwendigen Folge. Unsere Familie hat nicht durch die Verschwendung unserer Vorfahren ihren alten, umfangreichen Stammbesitz verloren. Das einzige, was uns Nachkommen verblieben ist, ist der Stolz auf die Verdienste unserer Ahnherrn für unser durchlauchtigstes Herrscherhaus.


Der Name

Der sagenhafte Ursprung

Die Weissensteiner Linie

Die Bodensteiner Linie

"Versprengte" im Baltikum und in Rußland

Die Familie Notthafft und Regensburg

Das Wappen
Aus dem Egerland in die Oberpfalz

Die Wernberger Linie

Die Familie Notthafft und das Haus Wittelsbach

Die Notthafft von Hohenberg in Schwaben

Die Familiengeschichte in Versform
Ein Gedicht von Hans Flick


Bürgerliche Namensträger:
- Nothaft in Deutschland 1984/85
- Familie Nothhaft in Marktredwitz und Umgebung
- Familie Nothhaft in Wunsiedler Kirchenbüchern

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