Wappen Notthafft Familie Notthafft

Wiesenfelden

Schloss Wiesenfelden 2003
Schloss Wiesenfelden 2003
Der 1105 erscheinende Pabo de Wisintfeld zählt wohl zu jenen Ministerialen, die im Auftrag der Regensburger Domvögte mit ihren Bauern in das zum Hochstift Regensburg gehörende umfangreiche Waldgebiet nördlich der Donau bei Wörth und Straubing vordrangen, um dort Ansitze zu gründen und Siedlungsgebiete zu entschließen. Um 1200 trat in Wiesenfelden das Geschlecht der Pösinger auf, von dem 1324 ein Drittel von Wiesenfelden durch Kauf an die niederbayerischen Herzöge gelangte, die dasselbe 1335 Dietrich dem Haibeck zu Lehen gaben. Um 1360 war Wiesenfelden ganz in den Händen der Haibeck.1
Stammsitz der Familie Haibeck von Wiesenfelden war das bei Bogen gelegene Haibach, dessen Schloss sich von 1464 bis 1564 für hundert Jahre ebenfalls einmal im Besitz der Familie Notthafft befunden hat.2 Der genannte Dietrich Haibeck, der 1335 in den Besitz eines Drittels von Wiesenfelden gekommen war,
Wappen der Haybeck von Wiesenfelden
Wappen der Haybeck von Wiesenfelden
(Notthafft-Chronik 1628)
stiftete 1346 eine Probstei in Elisabethszell, die er mit zwei Mönchen aus Oberalteich besetzte.3 Hermann Haibeck von Wiesenfelden, der letzte Spross seines Geschlechts, war in erster Ehe mit Sophia Nothaft, einer Tochter Hans II. Nothaft v. Thierstein, verheiratet gewesen. Nach deren Tod verglich sich Hermann Haibeck mit seinem Schwager Albrecht Nothaft zum Bodenstein, dem Bruder der Verstorbenen, unter der Vermittlung von Albrecht Nothaft v. Wernberg, Friedrich Muhrers zu Flügelsberg und Sigmund Puechbergers zu Neuhaus wegen des Heiratsgutes seiner verstorbenen Frau. 1487 heiratete Hermanns Tochter Ursula
Eingangshalle im EG des Schlosses 2003
Eingangshalle im EG des Schlosses 1920
Die Eingangshalle im EG des Schlosses mit gotischem Türgewände (2003) und um 1920 noch erhaltener Malerei
den Erben des nahen Schlosses Falkenfels, Wilhelm v. Paulsdorf. Und da Herrmann Haibeck trotz dreier Ehen keine männlichen Nachkommen beschieden waren, übergab er Wiesenfelden 1488 dem genannten Schwiegersohn, bevor er 1494 starb.4
Nach dem Tode Christophs v. Paulsdorf war Wiesenfelden 1548 an dessen Schwiegersöhne Jakob v. Puchberg und Georg Dux v. Hegnenberg gefallen; Jakob v. Puchbergs Tochter Elsbeth wurde 1555 mit Ottheinrich von Schwarzenberg verheiratet, der damit in den Besitz von Wiesenfelden kam. Ottheinrich v. Schwarzenberg, Herr zu Hohenlandsberg auf Randeck und Winzer, der erste seines Geschlechts auf Wiesenfelden wurde ob seiner diplomatischen Verdienste 1566 in den erblichen Grafenstand erhoben. Den Sitz Wiesenfelden ließ der vielbeschäftigte Mann durch Pfleger verwalten. Nach Ottheinrichs Tod kam Wiesenfelden in die Hände des Grafen Christoph II. von Schwarzenberg, der 1577 auch das Eisenwerk in Eisenstein (heute Böhmisch-Eisenstein) kaufte. Mit seiner Ehefrau Anna, einer geborenen Kärgl, zeugte Christoph II. sechs Söhne und vier Töchter. Nach seinem Tod 1596 verständigten sich der Sohn Georg Ludwig 1603 mit seiner Schwester Maria Anna um den Wiesenfeldener Besitz.5 Diese hatte sich am 22. Januar 1600 in Landshut mit dem Freiherrn Paul Hartmann v. Gumppenberg auf Poettmes und Schernegg verheiratet. Nach dessen Tod im Jahr 1613 heiratete sie 1618 den Freiherrn Johann Christoph v. Leublfing auf Rain, der allerdings schon im nächsten Jahr starb. Am 16. Januar 1626 verabredete Maria Anna v. Leublfing, geb. Gräfin v. Schwarzenberg, eine Heirat mit Johann Heinrich Notthafft v. Wernberg. Am 24. Dezember 1615 hatte Maria Anna das Gut Wiesenfelden von ihren Kindern erster Ehe; Paul Hartmann v. Gumppenberg hatte dasselbe von seinem Schwager Graf Georg Ludwig v. Schwarzenberg erworben.6
Johann Heinrich Notthafft, dessen Familienzweig nicht, wie Manfred Groß in seiner Geschichte von Wiesenfelden ausführt, von der Stammburg Weißenstein bei Friedenfels unweit Marktredwitz, sondern von der Burg Wernberg seinen Ausgang
Wiesenfelden auf einem Gemälde von 1756
Wiesenfelden auf einem Gemälde von 1756
nahm, war am 9. Februar 1604 als Sohn des Wolf Albrecht Notthafft von Wernberg in Blaibach zur Welt gekommen. Durch die Heirat des damals Zweiundzwanzigjährigen mit der um 21 Jahre älteren Maria Anna, geb. Gräfin v. Schwarzenberg, war Johann Heinrich in den Besitz von Wiesenfelden gekommen. Mit der Installation zum kaiserlichen Reichshofrat auf dem Regensburger Kurfürstentag von 1630 begann seine diplomatische Karriere, die ihm 1632 die Bestätigung des Freiherrnstandes seiner Familie und im Jahr 1638 die erbliche Erhebung in den Reichsgrafenstand einbrachte.7 Am 21. Dezember 1637 starb seine erste Gemahlin Maria Anna auf dem Weg von Scherneck nach Wiesenfelden an den Folgen eines Geschwürs in der Seite und wurde in Wiesenfelden bestattet. Johann Heinrich charakterisierte sie als eine „lange heroische Person, deren Verstand, Tun und Wesen sich vielmehr mit einem männlichen, als weiblichen Wesen verglich“.8
Am 30. Dezember 1646 wurde in Wiesenfelden zwischen Johann Heinrich Notthafft Graf v. Wernberg auf Wiesenfelden, Johann Albrecht Nothaft Frhr. v. Wernberg auf Runding, Franz Ignatz Notthafft Frhr. v. Wernberg auf Aholming und Christoph Meinrat Notthafft v. Wernberg auf Runding eine Erbeinigung für die damals noch blühenden Zweige des Wernberger Familienastes geschlossen.9 Zwei Jahre später - kurz vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges - wurde das Schloß Wiesenfelden durch schwedische Truppen in Brand gesteckt. Wohl noch Johann Heinrich begann mit dem Wiederaufbau des Schlosses, wobei man wohl dem durch das erhalten gebliebene Kellergeschoß vorgegebenen
Kupferstich von M. Wening, 1726
Kupferstich von M. Wening, 1726
unregelmäßigen Grundriß folgte. Das mit einer hohen, heute leider an vielen Stellen eingestürzten oder akut einsturzgefährdeten Futtermauer umgebene Schloß ist von einem tiefen Graben umgeben; im Westen vorgelagert befindet sich ein geräumiger Wirtschaftshof.10
Am 11. Oktober 1650 verkaufte Graf Johann Heinrich Notthafft das wohl noch nicht ganz wiederhergestellte Schloss Wiesenfelden samt seinem Zubehör um 45.000 Gulden und 1.000 Gulden Leihkauf an den kaiserlichen und kurfürstlichen Rat Georg Brugglach. Durch dessen Enkeltochter Maria Christina gelangte das Gut 1705 an den Freiherrn Franz Heinrich Joseph von Magerl, dessen Nachkommen bis 1865 im Besitz desselben blieben.11
Michael Wening berichtet an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert: „Wisenfelden - Dieses Schloß / vnd Hofmarch hat vormahls zum Besitzer gehabt Herrn Georg Friderich von Prugglach von welchem es alsdann an die Baron
Ansichtskarte um 1920
Ansichtskarte um 1920
Megerlische Familia kommen / vorhero aber seynd Graf: Nothhafftische dessen Inhaber geweßt. Liget zwischen Falckenfelß / vnd der Herrschafft Falckenstain. Anno 1648 ist das Schloß von denen Schweden abgebrennt / hinnach aber widerumb gebauet worden.
Pfarr=Kirch allhier ist vnser lieben Frauen vnder dem Titul der Himmelfahrt zu Ehren geweyhet. Darinnen haben ihre Begräbnussen ein Graf von Schwartzenberg / gewester Vicedomb zu Straubing / der vor disem die Hofmarch Wisenfelden ingehabt / vnd ein seiniger Herr Sohn / so Thumbherr zu Passau ware / wie auch Herr Georg Adam von Prugglach. In eben disem Gotteshauß ist durch Herrn Gedeon Forster / Ertz=Dechanten zu Pandorff die Bruderschafft Corporis Christi eingeführet worden.“12
Von 1865 bis 1938 war das Gut Wiesenfelden in den Händen der Grafen von Otting und Fünfstetten, die dasselbe 1938 an den Wittelsbacher Ausgleichsfonds verkauften. Heute befindet sich das Schloss Wiesenfelden im Besitz von Hubert Weinzierl, dem Vorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz e.V. Diese Institution betreibt heute in Teilen des denkmalgerecht sanierten Schlosses ein Umweltinformationszentrum, dem ein sehenswertes Museum angeschlossen ist.
Harald Stark 2/2004
1 Manfred Groß: Wiesenfelden - Landschaft und Geschichte, Wiesenfelden 2003, S. 35 f.
2 H. Maurer, H. Stark : Exkursionsunterlage zur Notthafft-Exkursion 2000, S. 20
3 Manfred Groß, a.a.O, S. 37
4 BayHStA. München, Notthafft-U 454; W. Hund: Stammenbuch I, 222; FamG I, 409; Manfred Groß, a.a.O, S. 39
5 Manfred Groß, a.a.O, S. 41 ff.
6 BayHStA. München, Notthafft-U 1078; FamG II, 404 f.
7 BayHStA. München, Notthafft-U 1095, 1100
8 FamG II, 410
9 BayHStA. München, Notthafft-U 1106/III
10 H. Maurer, H. Stark : Exkursionsunterlage zur Notthafft-Exkursion 2000, S. 22
11 Manfred Groß, a.a.O, S. 46 ff.
12 Michael Wening: Historici-Topographica Descriptio. Das ist: Beschreibung deß Churfürsten- vnd Hertzogthumbs Ober- vnd Nidern Bayrn ... Vierdter Thail: Das Rennt-Ambt Straubing, München 1726, S. 50

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