Wappen Notthafft Familie Notthafft
Wernberg
Markt und Burg Wernberg
Markt und Burg Wernberg auf einer Ansichtskarte von 1915
Wernberg lag inmitten des ausgedehnten Herrschaftsgebiet der Landgrafen von Leuchtenberg. Der als Spolie in das Torhaus der Burg Wernberg eingemauerte Wappenfries stammt, einer von Norbert Sack entwickelten Theorie zufolge, aus der Zeit der Landgrafen Friedrich II. (1244 - +1284) und Gebhard IV. (1244 - +1279) von Leuchtenberg. Nach dem Tode des Landgrafen Friedrich II. verehelichte sich dessen zweite Gemahlin Isentrud v. Straßberg mit Albrecht, genannt Grensel Nothaft von Wildstein.
Im September 1280 übereigneten die Landgrafen Friedrich II. und Gebhard IV. von Leuchtenberg ihre Burg "Werdenberch" an Konrad von Paulsdorf. Dessen Tochter Adelheid heiratete Engelhard II. Nothaft von Wildstein, der sich bald darauf im Besitz von Wernberg findet. Adelheid Nothaft verzichtete am 24. September 1298 von Wernberg aus auf alle ihre Rechte an der zwischenzeitlich an ihren Schwiegersohn, Johannes Rabe von Mechelgrün, veräusserten Burg Wildstein. Der mit der verwittweten Landgräfin Isentrud vermählte Albrecht Grensel war übrigens ein Onkel Engelhards II.
In der Folge wurde Wernberg einer der Hauptsitze der Familie Nothaft. 1367 trug Heinrich I. Nothaft seine freieigene Burg Wernberg der Krone Böhmens zu Lehen auf und empfing sie von Kaiser Karl IV als "rechtes Mannlehen". Das Lehensband mit dem Königreich Böhmen hatte bis zum Preßburger Frieden von 1806 Bestand. Im Jahre 1401 wurde die von Heinrich II. Nothaft erneuerte und mit zwei Altären ausgestattete Burgkapelle St. Georg zu Wernberg geweiht. Fünf Jahre später, am 25. Mai 1406, stiftete Heinrich II. Nothaft eine ewige Messe, die dreimal in der Woche in der Schloßkapelle, sonst aber in der Pfarrkirche zu Köblitz gehalten werden sollte. Am 23. August 1406 erhielt Heinrich II. auch das Halsgericht über die zur Burg gehörigen Orte und Güter als kurpfälzisches Lehen.
Burg Wernberg
Burg Wernberg - Ansichtskarte um 1930
Wernberg war der Stammsitz der Nothaft von Wernberg, einer Hauptlinie der Familie. Aufgrund der Erbschaftsverhältnisse entwickelte sich Wernberg im Laufe des 15. Jahrhunderts zu einer Ganerbenburg. Nach dem gewaltsamen Tode Albrechts XV. - er war am 15. Oktober 1468 bei Kötzting von Böhmen erschlagen worden - kam es am zwischen Heinrich VI., dem Bruder Albrechts, und den Söhnen des Verstorbenen zu Streitigkeiten wegen Wernberg. Am 13. Dezember 1469 entschied ein Schiedsgericht, daß Heinrich VI. die eine Hälfte und seine Neffen Georg und Heinrich zusammen die andere Hälfte der Burg erhalten sollten. Am 24. Januar 1470 vermittelte Bischof Heinrich von Regensburg schließlich einen umfassenden Burgfrieden zwischen beiden Parteien. Nach der 1401 genannten Burgkapelle erscheinen im Zuge dieser Erbauseinandersetzung erstmals weitere Gebäulichkeiten der Burg Wernberg. So wird von einem neuen "Gebäu" berichtet, welches "Jorg und Heinrich, Gebrüder, in ihrem Teil zu Wernberg auf dem neuen Keller und Grundfest (= Fundament)" zu bauen vorhatten. Wie es die über einem Notthafft-Wappen in einem Deckenbalken im Obergeschoß des Südflügels eingegrabene Jahreszahl 1478 nahelegt, errichteten Georg und Heinrich Notthafft damals den von der Burgkapelle bis zum (allerdings erst im 17. Jahrhundert errichteten) Treppenturm am Arkadenbogen im inneren Burghof reichenden Bau. Der gegenüberliegende Nordflügel enthält dagegen in seinem Erd- und im 1. Obergeschoß noch Reste älterer Wohnbauten. Im Vorhof der Burg erscheint das Haus des Pflegers und eine Tafernwirtschaft; außerdem wird der beiden Torwärtern auf dem äußeren und dem mittleren Tor gedacht, so daß die Burg Wernberg damals über drei Toranlagen verfügte. Nach mehr als zwei Jahrhunderten endete die nothaftische Herrschaft über Wernberg am 28. Dezember 1509. Die Brüder und Vettern Georg, Kaspar, Heinrich, Hans und Bernhard Nothaft von Wernberg veräußerten ihr Stammschloß an diesem Tage um 14.500 Gulden an den Ritter Georg Wispeck zu Velburg.
Nach dem Tode Georg Wispecks wurde dieser 1519 von seinem Sohn Hans Adam beerbt. Dieser veräußerte die Herrschaft Wernberg am 29. Januar 1530 um 19.000 Gulden mitsamt dem Markt Luhe an den Landgrafen Johann IV von Leuchtenberg. 1558 versuchte Landgraf Ludwig Heinrich die Lehensabhängigkeit Wernbergs von der Böhmischen Krone durch einen angebotenen Lehentausch zu lösen, doch hatten seine Bemühungen bis zu seinem Tode 1567 keine Früchte getragen. Wernberg war zum Sitz leuchtenbergischer Pfleger geworden; 1584 bzw. 1627 hatte man die Burg zum Witwensitz der Landgräfinnen Maria Salome und Maria Johanna bestimmt.
Burg und Vorburg um 1950
Burg und Vorburg aus der Luft um 1950
In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde Wernberg 1621 durch Mansfeldisches Kriegsvolk eingenommen und geplündert; 1634 besetzten erst schwedische, dann kaiserliche Truppen das Schloß. Am Ende des langen Krieges war die Burg in einem sehr desolaten Zustand. Zum Jahr 1648 wird berichtet: "Das Schloß und Haus Wernberg, welches auf einen hochen Berge und luftigen Orth liegt, auch mit notturftigen Zim[m]ern, Wohnstüben, Cam[m]ern, Gewelben, Kellern, einer Capellen St. Georg genant, einen hochen Thurn von Werckhstucken, sowol einen tieffen Wasserprunnen, auswerths aber rings herumben mit einer Mauern, weiten und tieffen gefietterten Gräben, auch von den Vorhof an, bis in das Schloss mit dreyen Aufzüg- oder Schlagbruckhen, zimblich versehen gewesen. Jedoch aber, weil dasselbe in vorbey ganngenen Khriegswesen nit wenig ruinieret worden, daß zu Wider Erganzung dessen etwas darauf verwendet werden mueß, alß wirdet erwendtes Schloss, sambt dem daran gelegenen Zwinger, Paumbgarten und negst anstossenden Vorhoff mit zwayen absonderlichen Wohnhäusern, darinnen der Schafner (= nach Schmeller "derjenige Angestellte, welcer über ein untergeordnetes Personal zunächst zu befehligen und Anordnungen zu treffen hat", also der Verwalter) mit seinem Gesindt und der Ambtsknecht iren Underhalt haben, beneben zwayen schönnen Wagen Schupffen, Viechstallungen, wie auch dem Malz und Preuhauß im Pausch angeschlagen pro 1500 fl. (=Gulden)." Eine andere Quelle bemerkt, daß "solches Schloß allenthalben in diesen unruhigen Zeiten und Schwedischen Durchzüegen sehr verderbet, hat alle Thüren und Fenster, Thruen und Kästen zerschlagen ... zu deme auch an den Tachungen großer Mangel befunden wirdt".
Am l. November 1646 waren mit dem Tod des Landgrafen Maximilian Adam die Landgrafen von Leuchtenberg erloschen. In den anschließenden Erbauseinandersetzungen behauptete sich Herzog Albrecht VI. und so wurde die Landgrafschaft Leuchtenberg am 6. April 1647 bayerisch.
Blick aus der Vorburg zum Bergfried
Blick aus der Vorburg zum Bergfried um 1950
Wernberg war zusammen mit den Lehengütern Neudorf und Glaubendorf am 13. Januar 1647 als erledigtes böhmisches Lehen eingezogen worden; Kaiser Ferdinand III. hatte die heimgefallene Herrschaft Wernberg am 10. Mai 1650 an den Grafen Franz Christoph Khevenhüller verliehen. Nachdem die Landgrafschaft Leuchtenberg im März des gleichen Jahres an Kurfürst Maximilian I. von Bayern übergegangen war, bemühte sich dieser sogleich um den Erwerb von Wernberg. So kam Wernberg durch einen Kaufvertrag vom 31. Mai 1650 um 30.000 Gulden und l .000 Gulden Leikauf an das Haus Wittelsbach. Im Juli des folgenden Jahres erfolgte die feierliche Belehnung durch Kaiser Ferdinand III. Im spanischen Erbfolgekrieg verhängte Kaiser Joseph I. die Reichsacht über Kurfürst Max Emanuel von Bayern. Die Landgrafschaft Leuchtenberg betrachtete er als ein heimgefallenes Reichslehen, Wernberg als ein erledigtes böhmisches Lehen. 1708 verlieh der Kaiser die Landgrafschaft Leuchtenberg an seinen Oberstallmeister, den Fürsten Leopold Matthias von Lamberg. In der Nacht zum 6. April 1712 stürzte die westliche westliche Ringmauer mit der Westwand der Burgkapelle ein; die Westseite des Südflügels war bereits 1687 und 1696 als ruinös beschrieben worden. Mit den Wiederaufbauarbeiten wurde der Amberger Maurermeister Andreas Wöls betraut, der zunächst die angetroffenen Schadensbilder in einem Erdgeschoßgrundriß kartierte. Die Kosten für die Renovierungsarbeiten wurden auf 1117 Gulden veranschlagt; bereits im Juni 1712 waren die Arbeiten in vollem Gang. So erhielt die Schloßkapelle unter Fürst Leopold Matthias von Lamberg ihre barocke Gestalt und Ausstattung. Erst mit dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges kehrte Wernberg, zusammen mit der Landgrafschaft Leuchtenberg, 1714 an das Kurfürstentum Bayern zurück. Seit jener Zeit war Wernberg der Sitz eines kurfürstlichen Pflegamtes, welches 1803 aufgelöst und dem Landgericht Nabburg einverleibt wurde.
Auch nach 1803 blieb die Burg Wernberg noch einige Jahrzehnte Amtssitz; so war hier zunächst das Rentamt Nabburg untergebracht, später das Forstamt Wernberg, 1856/57 bis 1859 diente sie als Filiale des Zwangsarbeitshauses Ebrach, 1861 eröffnete in der Burg eine Erziehungsanstalt für gefallene Frauen und verwahrloste Mädchen, die jedoch schon 1866 nach Ettmannsdorf bei Schwandorf verlegt wurde. Vier Jahre nach dem Einzug der "Rettungsanstalt", die durch die "Schwestern zum Guten Hirten" aus München betrieben wurde, mußte die "Alte Fürstenstube" in der Nordostecke der Burg wegen Baufälligkeit teilweise eingelegt werden; bis zur grundlegenden Sanierung der Burg Wernberg ab 1992 blieb dieser Bereich eine Ruine. 1873 veräußerte der Staat die alte Burg schließlich für l .000 Gulden in die privaten Hände des preußischen Hauptmannes Karl von Peritzhof, der sie damit vor dem bereits ins Auge gefaßten Abbruch bewahrte.
Der Wernberger Burghof um 1950
Der Wernberger Burghof um 1950
Nachdem Rudolf von Brencken im Jahr 1899 die Burg erworben hatte, ließ dieser umfangreiche Umbauten im Erdgeschoß des Nordflügels durchführen. Der 1856/59 in den westlichen Teil des Gebäudes eingebaute neue Backofen wurde wieder herausgerissen, im Raum davor eine Waschküche eingerichtet und die östlich anschließenden Räume wurden zu einer großen Wagenremise vereinigt. 1918 kam die Burg Wernberg für 175.000 Mark in die Hände des königlich-sächsischen Rittmeisters Andreas Graf Schall-Riacour kam, bei dessen Nachkommen das historische Bauwerk - zuletzt als Wohnheim für Asylanten genutzt - bis 1992 blieb. Um 1920 waren große Umbauten in allen Bereichen der Burggebäude geplant, doch nur die Pläne für den Südflügel kamen zur Ausführung. Der westliche, an die Kapelle anstoßende Teil des Gebäudes erhielt das markante pseudoromanische Arkadenfenster; der Kapelleneingang wurde auf die Nordseite verlegt, da der Bereich südlich der Kapelle zu einer großen Halle umgebaut wurde. Die Reste des südwestlichen Rundturms wurden zu einer Terrasse umgestaltet. Zehn Jahr später erfolgte ein weiterer Umbau des Nordflügels. Bisher war nur der westliche Teil dieses Flügels, der sogenannte "hohe Kasten" oder "Getreidekasten", dessen Obergeschoss(e) demnach früher der Lagerung von Getreide diente, war bisher zweigeschossig gewesen. Nun wurde der Nordflügel um zwei Achsen nach Osten verlängert, mit einem neuen 2. Obergeschoß aufgestockt, und in der Aufteilung seiner Innenräume erneut verändert. Am 21. Januar 1942 vernichtete ein Brand den an die Kapelle anschließenden Teil des Südflügels. Die Kapelle, deren Dachstuhl ebenfalls ein Raub der Flammen geworden war, erhielt ein Notdach, die benachbarten Brandruinen blieben jedoch bis zum Beginn der Wiederaufbauarbeiten im Jahr 1946 unbedacht. 1992 erwarb die Marktgemeinde Wernberg das Wahrzeichen des Ortes; nach einem denkmalgerechten Umbau wird die altehrwürdige Burg heute als Tagungszentrum, Hotel und Restaurant genutzt.
Harald Stark, Oktober 2001

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