Wappen Notthafft Familie Notthafft

Fürstenstein

Ort und Schloss Fürstenstein
Ort und Schloss Fürstenstein im Jahr 2003
Wahrscheinlich von den Grafen von Hals gegründet, kam die Burg Fürstenstein 1332 in die Hände der Wittelsbacher: "Die Halser waren mächtige und kriegerische Herren und wegen ihres bei den Fürstbischöfen von Passau bekleideten erblichen Marschallamtes vom Hochstift mit vielen Gütern belehnt. Ihre Herrschaft erstreckte sich von Hals bei Passau, den Bayerischen Wald einwärts bis Grafenau. Im Gefühle ihrer Macht wagten sie es sogar, selbst den Herzog Heinrich den Natternberger zu bekriegen. Jedoch vergeblich wehrten sie sich von den Zinnen des Fürstensteins gegen die große Macht des Herzogs. Heinrich gewann und zerstörte die Burg 1332. Erst von einem seiner Nachfolger wurde sie wieder in baulichen Stand versetzt, und damals soll ihr erster unbekannter Name in Fürstenstein verwandelt worden sein."1 1366 findet sich Albrecht der Puchberger als Pfleger von Fürstenstein; 1381 übertrug Herzog Albrecht II. von Straubing-Holland die Burg seinem niederbayerischen Statthalter, Landgraf Johann von Leuchtenberg. Noch 1397, im Jahre seines Todes, tauschte Herzog Albrecht Fürstenstein gegen den Anteil Wilhelm Puechbergers an der Herrschaft Winzer ein. Elisabeth, die letzte Puchbergerin auf Fürstenstein, verkaufte Schloss und Herrschaft Fürstenstein 1474 gemeinsam mit ihrem Gemahl, Warmund von Frauenberg zum Hubenstein, an Andreas III. von Schwarzenstein. Bei dessen Nachkommen verblieb beides bis zum Tode Hans Wolfs v. Schwarzensein im Jahr 1599.2
Die Güter der Schwarzensteiner fielen nun Anna Maria v. Nußdorf und Maria Elisabeth v. Taufkirchen, den Schwestern der Verstorbenen zu. Maria Elisabeth von Taufkirchen hinterließ Fürstenstein nach ihrem Tode 1622 ihren vier Kindern Wolf Christoph, Anna Maria, verheiratet mit Hans Christof v. Türkheim, Maria
Der Schlosshof
Der Schlosshof mit dem wohl ältesten und markantesten Gebäude der Anlage
Barbara, seit 1624 mit Wilhelm Notthafft v. Wernberg vermählt, und Afra als freies, erbliches Eigentum. Am 17. Dezember 1624 brachten Anna Maria von Türkheim und Maria Barbara Notthafft von Wernberg die Anteile ihrer Geschwister für 39.000 Gulden und 200 Dukaten Leihkauf an sich.3 In den Jahren 1625 bis 1629 ließ Hans Christoph v. Türkheim, wohl gemeinsam mit Wilhelm Notthafft, die Schlosskapelle in der Form der Altöttinger Gnadenkapelle neu errichten. Wilhelm stiftete außerdem die dazu gehörige Schlosskaplanei.4 1633 starb Wilhelm Notthafft und wurde in Passau begraben.5 Beerbt wurde er von seinem einzigen Sohn, den 1628 geborenen Franz Ignatz. In ihren letzten Lebensjahren erscheint die Witwe Maria Barbara Notthafft, die die Vormundschaft über ihren noch unmündigen Sohn führte, als alleinige Besitzerin von Fürstenstein. Mit Erlangung der Volljährigkeit übernahm Franz Ignatz neben dem Fürstensteiner Erbe auch das Erbmarschallamt des Bistums Passau und ein Drittel der Herrschaft Aholming.
Im Jahr 1646 schloss er sich der zwischen Johann Heinrich Notthafft Graf v. Wernberg auf Wiesenfelden, Johann Albrecht Nothaft Frhr. v. Wernberg auf Runding und Christoph Meinrat Notthafft v. Wernberg auf Runding geschossenen Erbeinigung an. Nach dem Tod seiner Mutter einigte Franz Ignatz am 8. Oktober 1650 mit seinen Schwestern Maria Anna, verheiratete von Lützelburg, und Maria Corona wegen des gemeinsamen Erbes. Im folgenden Jahr verehelichte sich Franz Ignatz mit Maria Anna v. Preysing.6
Schloss Fürstenstein
Ölgemälde vom Schloss Fürstenstein aus dem 19. Jahrhundert
Er bekleidete das Amt als Erzherzoglicher Rat und Landrichter zu Passau. Außerdem war er bis zu seinem Tod am 15. Februar 1659 Kommandant der dortigen Festung Oberhaus. Seine letzte Ruhe fand Franz Ignatz im Chor der Fürstensteiner Schlosskapelle, wo noch ein Grabstein an ihn erinnert.
Seine Witwe Maria Anna verheiratete sich am 14. November 1677 zum zweiten Mal und zwar mit Jacob Ferdinand Graf Khuen de Belasy. Am 27. Juni 1684 errichtete sie ihr Testament und bestimmte darin, dass ihr zweiter Ehemann und ihre beiden Töchter nach ihrem Tode tausend (!) heilige Messen bei den Kapuzinern, Franziskanern und Karmeliten in Straubing lesen lassen sollten. Zur letzten Ruhe wollte sie neben ihrem ersten Gemahl in der Schlosskapelle Fürstenstein gebettet werden. In Fürstenstein errichtete sie ein Spital und bestimmte ein Legat von 100 Gulden für andere arme Untertanen, die mit den Spitalinsassen an den drei gewöhnlichen Gottesdiensten für ihre arme Seele beten sollten.7
Durch die Ehe der jüngeren Tochter Franz Ignatz', Maria Anna Josepha Elisabeth Notthafft v. Wernberg, mit dem Grafen Ludwig von Bertrand, Graf de la Peyrouse (Perusa) kam Fürstenstein an dessen Familie.8
Schloss Fürstenstein
Michael Wening überliefert gleich zwei Ansichten des Schlosses Fürstenstein
Schloss Fürstenstein
1723 wusste Michael Wening in seiner Beschreibung des Rentamtes Landshut folgendes über Fürstenstein zu berichten:
"Ware vor Zeiten ein Hertzogliches Bayrisches Gut / hat Ihnen aber beliebt / selbiges mit denen von Puechberg / vmb die Herrschaft Wintzer an der Thonau zuvertauschen. Deß sogenannten alten Schloßes ist der Erbauer nit wißlich / der herundere Stock ist Anno 1570 von Ardolph von Schwartzenstain / vnd Margaretha seiner Haußfrauen / einer gebohrnen von Closen / nach Beweiß eines mitten im Gang eingemaurt(en) weissen Marmorstains / worauff deren zwey Wappen sambt beygefügter Denckschrifft erbauet worden. Befindt sich dermahlen in der Graf-Perousischen Familia, würdet aber von diser der Zeit vor beständig nit bewohnet.
Ligt vnder der Regirung / vnnd Renntambt Landshuet / Pfleg-Gericht Vilßhofen / an einem zwar etwas bergigen / jedoch angenehmen Orth / mit etwas Waldungen vmbgeben / ein Meil vom Bistumb Passau / vnnd drey Meil von Böhaimbischen Gränitzen. Ist der Zeit im guten Standt. Eheliche Verbündung hat es von der Graf-Tauffkirchnerischen Familia an die Graf-Nothhafftische / vnd von selbiger gemeldter massen an die Graf-Perousische Familiam Erblich überbracht.
Am Getraidt hat es ein ehrliche Erzaigung / der Vichzügl ist mittelmässig / deßgleichen auch die Nutzung des Gewildts / vnd Fischerey. Letzten Schweden-Kriegs feindliche bekandte Thätlichkeiten haben alles in gänzlichen Ruin gebracht / aber seythero alles widerumb erbauet worden.
Grabstein Franz Ignatz Notthaffts
Der Grabstein Franz Ignatz Notthaffts (+ 1659) in der Kirche von Fürstenstein
Befint sich allda ein schöne 1625 wol erbaute / geweyhte Capell / nach dem Grund-Riß vnd Modell / wie die heilige Capell zu Alten-Oetting / vnd würdet die darinn vorgestellte Wunderthätige der heiligsten Mutter GOttes Bildtnuß das Jahr hindurch von vilen benachbahrten Wallfahrtern eyffrig besucht / vnd verehret.
In diser haben bißhero ihre Begräbnussen bekommen die Stüffter diser loblichen Capellen / Hannß Christoph von Thürham vnd Anna Martha dessen Gemahlin / ein gebohrne Tauffkirchen / dann auch Wilhelm Nothhafft / vnd Maria Barbara dessen Gemahlin / auch ein gebohrne von Tauffkirchen / wie dann auch die nächst verstorbene Innhaber dises Guts Fürstenstain / als Frantz Ignati Nothhafft / vnnd Maria Anna Josepha / dessen Gemahlin / ein gebohrne Gräfin von: vnd zu Alten-Preysing gewesen."

Wie auch Wening berichtet, bewohnten die Grafen Perusa das Schloss Fürstenstein in der Regel nicht selbst, sondern ließen es durch Pfleger verwalten. 1803 gelangte die Herrschaft durch Heirat an den Grafen Heinrich von Oyen, der den umfangreichen Grundbesitz an den Staat, das Schloss Fürstenstein aber in bürgerliche Hände verkaufte.10 Ein Brand im Jahr 1848 ließ das Schloss größtenteils zur Ruine werden. 1861 erwarben die Englischen Fräulein die Brandstätte und richteten in dem freizügig wiederaufgebauten Schloss ein Erziehungsheim für verwahrloste Knaben ein, das 1893 in ein Internat mit Knabenvolksschule umgewandelt wurde.11 Im Jahr 2001 schloss die Heimvolksschule Fürstenstein auf Beschluss des Provinzialats der Englischen Fräulein wegen Schüler- und Personalmangel. Als zukünftige Nutzung ist ein "Europäisches Haus Schloß Fürstenstein" angedacht.
Die alte 1629 vollendete Schlosskapelle wurde 1956 bis auf das Oktogon des Chores und den im Jahr 1867 errichteten Turm abgebrochen. An ihrer Stelle entstand ein geräumiger Neubau, der 1957 geweiht wurde. Aus der alten Kirche wurde der Grabstein des 1659 verstorbenen Franz Ignatz Notthafft übernommen, der jedoch heute durch ein Modell der alten Kirche vollkommen verstellt ist.

Harald Stark 05/06

1 Pfarrgemeinde Fürstenstein (Hsg.): Fürstenstein. Bayerischer Wald - Beiträge zur Geschichte der Kirche, des Schlosses und der Gemeinde 1629 . 1979, Grafenau 1979, S. 11
2 Franziska Jungmann-Stadler: Historischer Atlas von Bayern - Landkreis Vilshofen, München 1972, S. 185 f.; Sigmund Riezler: Geschichte Baierns, Gotha, 1889, S. 961
3 Pfarrgemeinde Fürstenstein (Hsg.): Fürstenstein. Bayerischer Wald - Beiträge zur Geschichte der Kirche, des Schlosses und der Gemeinde 1629 . 1979, Grafenau 1979, S. 13
4 Pfarrgemeinde Fürstenstein (Hsg.): Fürstenstein. Bayerischer Wald - Beiträge zur Geschichte der Kirche, des Schlosses und der Gemeinde 1629 . 1979, Grafenau 1979, S. 13; Hugo Schnell: Fürstenstein Bayerischer Wald, Schnell Kunstführer Nr. 734 von 1961, S. 4
5 FamG. II, 240
6 FamG. II, 242
7 FamG. II, 243 f.
8 FamG. II, 244
9 Michael Wening: Beschreibung des Rentamts Landshuet, München 1723, S. 86
10 Franziska Jungmann-Stadler: Historischer Atlas von Bayern - Landkreis Vilshofen, München 1972, S. 187
11 Hugo Schnell: Fürstenstein Bayerischer Wald, Schnell Kunstführer Nr. 734 von 1961, S. 4

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