Unzählige Schaulustige warten jeden Tag um 11.00 Uhr, 12.00 Uhr und im Sommer
auch um 17.00 Uhr auf dem Marienplatz vor dem Münchener Rathaus, um das
Glockenspiel am Rathausturm zu erleben. Der aus Kupfer getriebene
zweigeschossige Spielerker ist dabei im Obergeschoss der Austragungsort eines
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Der Marienplatz und das neue Rathaus in München (ca. 1925)
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ritterlichen Turniers, während darunter der an schlimme Pestjahre und altes
Handwerksbrauchtum erinnernde Schäfflertanz aufgeführt wird.
Ab 1867 entstand an Stelle des sogenannten Landschaftsgebäudes am Münchener
Marienplatz in mehreren Bauabschnitten das im neugotischen Stil erbaute neue
Rathaus der Bayerischen Landeshauptstadt. Die Bauarbeiten gingen ihrem
Abschluss entgegen, als man 1904 mit dem Bau des repräsentativen Rathausturmes
begann, der - gewissermassen zur Krönung des Bauwerks - ein Glockenspiel
erhalten sollte.
Das im Obergeschoss des Spielerkers ausgetragene Ritterturnier, erinnert an die
Hochzeit des späteren Herzogs Wilhelm V. von Bayern mit Renata von Lothringen
im Jahr 1568, die als eines der "großartigsten und strahlendsten" Hoffeste
gilt, die das 16. Jahrhundert gesehen hat. Auf einer bekränzten Bühne über dem
"Turnierplatz" zeigt sich feststehend das fürstliche Brautpaar. Zu ihren Füßen
ist der mit seinem Stab versehene Hofmarschall aufgestellt. Beim Turnier ziehen
von beiden Seiten zwei schwer gepanzerte Ritter mit ihrem Gefolge auf den
Turnierplatz. Der eine, in silberner Rüstung, gibt sich durch die schwarz-gelbe
Schabracke auf seinem Ross als Lothringer zu erkennen. Der andere,
goldgepanzerte Reiter, hat sein Pferd als bayerischer Edelmann, mit einer
weiß-blauen Schabracke belegt. Bei einem zweiten Durchgang wird der
lothringische Ritter durch einen angedeuteten Lanzenstoß des bayerischen
Edelmannes aus dem Sattel gehoben und fällt dabei deutlich etwas nach hinten.
Georg Joseph v. Hauberrisser, der seit Baubeginn als Architekt für die
Projektierung und künstlerische Ausgestaltung des neuen Rathauses
verantwortlich war, gilt als Initiator des Glockenspiels und ließ sich bei der
Gestaltung dieses Ritterspiels wohl durch zeitgenössische Beschreibungen und
Kupferstiche, die von den Feierlichkeiten des Jahres 1568 in München berichten,
inspirieren.
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Zahllose Edelleute aus ganz Europa hatten sich damals auf den Weg nach München
gemacht, um dem fürstlichen Brautpaar ihre Aufwartung zu machen. Unter den
fürstlichen Räten des Herzogs Albrecht V. von Bayern war auch
"Hanns Heinrich Nothafft von Wernberg zu Ahalming"
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mit 3 Pferden - also drei Begleitern - der Einladung zur Hochzeitsfeier nach
München gefolgt. Dort traf er sicher auf den Pfleger zu Rottenburg a.d. Laaber,
"Burckhart Nothafft zum Podenstain",
der ebenfalls mit 3 Pferden nach München gereist war.
3
Die Trauung fand am 22.
Februar 1568 in der Münchener Frauenkirche statt. Bis zum 10. März wurde
dann mit diversen Ritterspielen, Festschmäusen, Musik, Tanz,
Theateraufführungen, Mummereien und Schlittenfahrten tüchtig gefeiert. Der
Platz vor dem Landschaftshaus, der heutige Marienplatz, war als Schauplatz der
Ritterspiele zur
"Thurnier Pan"
hergerichtet worden. Der eigentliche Turnierplatz war 143 Schritt lang und 51
Schritte breit, dick mit Sand aufgeschüttet und auf allen Seiten bis auf die
Erde mit weiß gestrichenen Brettern
"verschrankt",
damit niemand hindurch schlüpfen konnte. An den Schmalseiten führte je ein
jeweils 50 Werkschuh hoher, mit Wappen und Bildhauerarbeit geschmückter
hölzerner Triumphbogen auf die Turnierbahn.
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Für uns von besonderer Bedeutung ist der ebenfalls unter den Hochzeitsgästen
weilende Caspar Notthafft v. Aholming. Schon beim Fußturnier am 25. Februar,
bei dem jeder Teilnehmer seinen Gegner mit 3 Stößen mit dem Spieß und 5
Schwertschlägen attackieren durfte, hatte der unter den
"Ertzknappen"
kämpfende
"Caspar Nothafft gegen Graff Carlen von Zollern ainen guten Spieß brochen /
vnnd wol geschlagen".
Die 18
"Erzknappen"
waren in Bergmannskleidern zum Turnierplatz gezogen,
"in weissen seiden hammatern, deren jeder in seiner hand ain wolgezierten helm
trug, Ihnen folgten nach zehen mit vergulten Berckhämern. Vor inen war ein Berg
geschoben von Ertz, artlich zugericht."
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Besonderes Können und Geschick bewies der junge Caspar Notthafft jedoch bei
dem am 2. März 1568 abgehaltenen
"Kröndlgestäch".
Massimo Troiano, der italienische Berichterstatter über die Münchener
Fürstenhochzeit lässt seinen fiktiven Hochzeitsgast Fortunio (FOR) im
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Kaiser Maximilians I. Renn- und Stechmeister Wolfgang v. Bolhaim - am
Brustpanzer der Rüstung sind unter dem rechten Arm deutlich der Rüst- und der
Rasthaken erkennbar. (Aus Hans Burgkmairs Turnierbuch)
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Zwiegespräch mit dessen Freund Marinio (MAR) über diesen Nachmittag folgendes
berichten:
"Nachdem man zu Mittag gespeist hatte, hielt man ein deutsches Turnier, das
nicht weniger zum Mitgefühl als zum Gelächter reizte.
MAR. Wie konnte es so gegenteilige Empfindungen auslösen?
FOR. Das will ich Euch sagen. Es ist ein Turnier ohne Regeln und Artikel, das
in Deutschland nur bei ähnlich großen Festlichkeiten üblich ist. Zuerst und
hauptsächlich waffnet sich der Ritter mit ganzer Rüstung und einem starken
Panzerhemd. Der Helm ist so groß und ungefüge, daß man weder Hals noch Kopf
erkennen kann. Und anstelle der Lanze hat er eine armdicke Stange, deren
Vorderende eine dreigeteilte Spitze, das Krönlein, trägt, nicht scharf
geschliffen, aber doch spitz genug, um einen Panzer zu brechen und Panzerhemden
und Bauchreifen zu zerreißen. Selbst Giganten, die in Phlegra mit den Göttern
kämpften, hätten, wären sie noch am Leben, diese Stangen nicht mit beiden
Händen in der Luft halten können. Auf der Rüstung, unter dem rechten Arm, ist
ein anderthalb Spannen langes Eisen angebracht, auf dem die Stange ruht, ohne
daß der Ritter sie halten muß, und ehe das Pferd losrennt, hieven zwei Knechte
diese dicke Stange mit aller Kraft und Geschicklichkeit auf diesen Rüsthaken.
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Das Roß ist nicht nur mit einem festen Harnisch gerüstet, sondern auch Hals,
Kopf und sogar die Augen sind mit starkem, gehärtetem Stahl geschützt, so daß
das arme Tier wie blind daherstapft. Der Sattel ist sehr klein und nur zwei
Finger hoch. Auf diese Weise gewappnet, zogen zwölf Ritter in die Bahn, die
geschworen hatten, mit diesen Stangen, aber mit scharfen, wohlgeschliffenen
Krönlein zu stechen. Solcher Art wollten sie aller Welt beweisen, daß sie im
Dienst ihres durchlauchtigen hochgebomen Herzogs von Bayern das eigene Leben
für nichts achteten.
MÄR. Und wer waren diese unerschrockenen Ritter?
FOR. Es waren alles Kammerherren und Edelleute des bayerischen Hofes. In
folgender schöner Ordnung zogen sie ein. Zuerst sechs Trompeter, zweimal je
drei, dann sechs Padrini zu je zweit, die mit großer Anstrengung die Stangen in
der Hand trugen, mit denen furniert werden sollte. Allesamt waren sie
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Das Kröndlstechen - Kupferstich aus dem Hochzeitsbericht Hans Wagners
(Schloßbibliothek Königswarth Sign. 25-A-14 [16700] fol. 77v)
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einheitlich in weiß-dunkelblauen Atlas gekleidet; das sind die Farben des
Hauses Bayern. Dann kamen, ebenfalls zu Fuß, zwölf Diener in denselben Farben.
Als alle auf dem Turnierplatz waren, umschritten sie ihn zweimal und hielten
dann an einem Ende der Bahn. Von dort kamen kurz darauf sechs andere gerüstete
Ritter mit sechs Padrini, zwölf Trompetern und sechs Fußknechten, allesamt in
die Farben der durchlauchtigen Braut gekleidet, die Ihr ja kennt, da ich sie
Euch weiter oben schon mehrmals genannt habe. Als sie am Tor der Rennbahn
angekommen waren, verließen die sechs Ritter, die zuerst gekommen waren, ihren
Platz und beide Parteien gingen nun, einer nach dem anderen, aufeinander zu. In
der Mitte trafen sie sich und bestätigten in einer kurzen Rede die
Herausforderung, die sie zuvor getan hatten. Dann reichten sie einander die
Hand, vergaben einander, falls einer den anderen aus Zufall töten sollte, und
taten, als ob sie sich auf den Mund küßten. Nach dieser geziemenden
Satisfaktion gingen sie mit ihren Padrini und Knechten auseinander. Sechs
gingen auf die eine Seite, sechs auf die andere. Alle Trompeter traten nun vor
und versammelten sich rechts von der Bahnmitte. Augenblicklich legten die
Knechte die Stangen auf die Rüsthaken ihrer Ritter und eine Trompete gab das
Signal zum Beginn des Kampfes. Beim ersten Rennen verfehlten sich die beiden
Ritter; aber beim zweiten Mal trafen sie einander dergestalt, daß beide
kopfüber von ihren Pferden auf die Erde stürzten. Zwei Trompeten bliesen mit
lauten Mißtönen ein einfältiges deutsches Lied zum Spott der gestürzten Ritter,
die mit ihren Körperlängen die Bahn ausmassen. Nachdem man ihnen wieder
aufgeholfen hatte, rannten die nächsten beiden. Schon beim ersten Treffen
landeten beide auf dem Kopf und strampelten mit den Beinen in der Luft, so daß
sie aussahen wie Steckzwiebeln. Eine Weile verharrten sie in dieser Stellung
und zwei Trompeten bliesen ihnen zum Schimpf ganz ungeschlacht die Bella
Franceschina.
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Nachdem nun jeder zweimal mit dem Rücken ausgemessen hatte, wie
lang und wie breit die Rennbahn war, wobei einige verletzt wurden, nahmen sie
Abschied und verließen paarweise die Bahn, um ihre Rüstungen und Waffen
abzulegen.
Kaum waren sie verschwunden, als schon dreißig wohlberittene Ritter, schöner
gerüstet und unterschiedlich gekleidet, mit ihren Padrini und zwölf Trompetern
einritten. Zweimal umkreisten sie die Bahn und stellten sich dann in zwei
Parteien zu je fünfzehn auf. Die Knechte legten ihren Rittern die Stangen in
die Rüsthaken und eine Trompete forderte zum Rennen auf. Ich kann Euch bei
meiner Treu' schwören, es war das Schönste und Wunderbarste, was sich ein
Sterblicher zu sehen erhoffen kann: wie die Ritter beim Stechen mit großem
Getöse alle gleichzeitig unfreiwillig die Beine in die Luft warfen und auf die
Erde purzelten. Nur ein einziger hielt sich tapfer; im ganzen Getümmel hatte
kein Ritter ihn aus dem Sattel heben können.
MÄR. Mir scheint, dieses Turnier war grausam für die Streiter und spaßig für
die Zuschauer. FOR. So ist es. Doch ich versichere Euch, wer sich in diesem
Krönleinstechen standhaft hält, der kann ruhig und sicher seine Lanze in jedem
anderen gewöhnlichen Turnier brechen. MÄR. Hat sich, wer bei diesem wüsten,
wilden Stechen auf die Erde geworfen wurde, nicht alle Knochen im Leibe
gebrochen?
FOR. Ich habe nicht mitturniert und kann Euch das nicht sagen. Aber nach meinem
geringen Urteil möchte ich meinen, daß es stärker schmerzte, von der Stange
getroffen zu werden als vom Pferd zu fallen. Denn die ganze Bahn war so dick
mit Stroh ausgelegt, daß man sich nur so weh tun konnte, wie wenn man in ein
Bett fällt.
MÄR. Sei dem nun wie es wolle — ein nicht gefühlter Schmerz läßt sich nicht
beurteilen. Sagt jetzt, was danach folgte.
FOR. Alle lagen am Boden und zur Ehre des Ritters, der allein im Sattel
geblieben war, bliesen alle Trompeten zusammen zum Zeichen des Sieges. Wegen
der schweren Rüstungen und weil sie anfangs wie betäubt waren, konnten die
gestürzten Ritter nicht allein aufstehen. So liefen die Knechte herbei und
richteten sie auf, als ob sie tot gewesen wären. Dann bestiegen die Ritter eine
Bank von drei Stufen und schwangen sich von dort aus ohne Anstrengung auf ihr
Roß und rannten wieder aufeinander los; im Handumdrehen war der eine wieder auf
der Erde und der andere wieder im Sattel. Unter dem schallenden Gelächter und
zur großen Zufriedenheit der erlauchten Zuschauer verging die Zeit von drei
Stunden. Ein tapferer Ritter
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rannte mehrere Male und nie sah man ihn zu Boden
gehen. Als nun dieser treffliche Ritter sah, daß niemand die Kraft besaß, ihn
aus dem Sattel zu werfen, wollte er seine Stärke am Triumphbogen beweisen (ich
glaube, mit der Absicht, seine Stange zu brechen). Er ließ sich Platz schaffen
und rannte mit hängenden Zügeln und mit solcher Wucht und beherzter Kühnheit,
daß seine Stange drei Handbreit tief in die starke Wandung des Portals drang.
Der Aufprall war so ungeheuerlich, daß sein Pferd eine Weile mit den
Vorderbeinen in der Luft hängen blieb. Sein Padrino kam herbeigelaufen, voll
Furcht, das Pferd habe seinen Reiter vielleicht getötet, und schrie mit lauter
Stimme: Herr Kaspar, stürzt Euch vom Pferd, wenn Ihr nicht tot seid320! Da ließ
sich dieser aus dem Sattel fallen. Und ich kann mir nicht vorstellen, was man
noch größeres mit dieser riesigen Stange hätte anstellen können.
MÄR. Wenn ich Euch nicht der wahre Freund wäre, der ich bin, und wenn ich mich
nicht entsänne, jemals eine Lüge in Eurem Mund entdeckt zu haben — ich könnte,
um die Wahrheit zu sagen, ein so überwältigend großes Geschehnis nicht glauben!
FOR. Aus Zuneigung braucht Ihr es nicht zu glauben! Wenn der hochwohlgeborne
Herr Troilo Orsini hier wäre — wir saßen beide auf einer Tribüne —, würde er
Euch vielleicht noch weiteres erzählen als ich, der ich mich nicht mehr an
alles erinnern kann. Ihm gefiel die Kühnheit dieses rühmlichen Ritters so sehr.
daß er sich bitter über Fortuna beklagte, die ihm nicht seinem Mut
entsprechende Kraft und Gesundheit beschieden hatte, der ihm an diesem Tag alle
großen Kronen verschafft hätte.
MÄR. Wer war der Padrino, der dem Ritter zurief, er solle sich sofort vom Pferd
fallen lassen?
FOR. Der erlauchte Herr Graf Karl von Zollern.
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Um aber auf unseren Gegenstand
zurückzukommen. Am Abend nach dem Mahl wurden die Preise überreicht mit
denselben Zeremonien wie bei den anderen Turnieren. Aus den tugendreichen
Händen des Fräuleins Cordula von Adelshausen empfing Herr Sigmund Eisenreich,
ein Edelmann vom Hofe des durchlauchtigen Herzogs von Bayern, den Ersten Dank,
weil er beim ersten Turnier, dem Scharfrennen, seinen Gegner mitsamt dem Roß zu
Boden geworfen hatte, selbst aber fest im Sattel geblieben war. Danach bekam
der schon genannte Herr Kaspar Nothafft, Edelmann vom Hofe Herzog Albrechts von
Bayern, seinen Dank aus den schönen Händen des Fräuleins Anna Maria Eisenreich,
weil er im Krönleinstechen nicht aus dem Sattel gestoßen wurde. Darauf wurde
eine üppige Mahlzeit hereingetragen und die Trompeten bliesen dann zur
Nachtruhe und alles ging fröhlich zu Bett."
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So hatte Caspar Notthafft unter dreißig Gegnern den Dank im Krönleinstechen
errungen. Hans Wagner berichtet zu diesem Ereignis nur lapidar:
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Der Turnierheld Caspar Nothaft - Gemälde in Familienbesitz
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"Disen danck / hat man Casparn Nothafften, Welcher in solchem Kröndlgstäch die
maisten ledigen fäll gemachet / mit der auch Durchleuchtigen Hochgebornnen der
alten Fürstin vnd Frawen in Bairen etc. Chamer Junckfrawen Anna Maria
Eisenreichin geben".
Interessant ist die bei Hans Wagner zu findende Beschreibung von Caspar
Notthaffts Montur:
"Caspar Nothafft zu Ahalming / welcher ain Deckhen mit Schellen / vnnd auff der
linckhen seiten Rot / Gelb vnd Weis gemalt. Auch auff dem Helm ain weiß Silbere
binden / vnnd klaine Docken gefüert / hat sich letzlich an der schranckhen
selbst herab gerendt / vnnd an der linckhen hand an etlichen fingern verletzt /
zuuor aber vier gueter lediger fäll gemacht."
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Ganz ohne Blessuren war das Heldenstück Caspars also nicht ausgegangen!
Was es mit dieser bei Hans Wagner genannte
"Docken"
- also Puppe - auf Caspar Notthaffts Helm, aufsich hatte, ist in der
Aufschrift des in mehreren Exemplaren überlieferten Bildnisses des
Turnierhelden Caspar Notthafft überliefert. Eines dieser Gemälde, das 1902 vom
Museum der Stadt München erworben wurde, gab einer Ausstellung mit Gemälden aus
den Magazinen des Münchener Stadtmuseums den Namen "Der blaugestreifte Reiter".
Diese wurde vom 15.Dezember 2000 bis zum 16. April 2001 in den Räumen des
genannten Museums präsentiert und das Turnierbild Caspar Notthaffts nahm dabei
natürlich einen besonderen Platz ein. Nach dem zu dieser Sonderausstellung
erschienenen Katalog (S. 56) trägt es in einer Kartusche über dem Bildnis des
gerüsteten Ritters folgende Inschrift:
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1
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C. J. Lachner: Münchner Glockenspiel, München 1978, S. 22 ff.,29 ff. u. vor
allem S. 5 -59
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2
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Es handelt sich hier um keinen Sproß der Aholminger Linie, sondern um Johann
Heinrich Notthafft v. Wernberg zu Wackerstein und Ettling, der 1595 als Vicedom
in Landshut und Pfleger in Vilshofen starb und in der Brabanter Kapelle in
Donauwörth seine letzte Ruhestätte fand. Er war ein Sohn von Haimeran IV.
Notthafft v. Wernberg und dessen Ehefrau Anna v. Schmiechen. Seit 1565 war er
mit Amalie Wisbeck v. Velburg verheiratet, deren väterliche Großmutter
Katharina Notthafft v. Wernberg war.
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3
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Hans Wagner: Kurtze doch gegründte beschreibung des Durchleuchtigen
Hochgebornnen Fürsten vnnd Herren / Herren Wilhalmen / Pfaltzgrauén bey Rhein /
Hertzogen inn Obern vnd Nidern Bairn / etc. Vnd derselben geliebsten Gemahel /
der Durchleuchtigisten Hochgebornnen Fürstin, Frewlein Renata gebornne
Hertzogin zu Lottringen vnd Par / etc. gehalten Hochzeitlichen Ehren Fests,
Auch welcher gestalt die darauff geladnen Potentaten vnd Fürsten Persönlich
oder durch ire abgesandte Potschafften erschinen, Vnd dann was für Herrliche
Ritterspil zu Roß vnd Fueß mit Thurnieren / Rennen vnd Stechen, Neben andern
vil ehrlichen kurtzweilen mit grossen Freuden / Triumph vnd kostligkait / in
der Fürstlichen Haubtstat München gehalten worden sein / den
zwenvndzwaintzigisten vnd nachuolgende tag Februarii Im 1568 Jar, fol. 3r, 5r
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4
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Wagner fol. 39
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5
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Wagner fol. 44r, 45r, 49r
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6
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Die vier Meter langen Turnierlanzen oder Rennspieße (Durchmesser gewöhnlich
acht bis zehn Zentimeter) wurden niemals von den Rittern gehalten, sondern nur
gelenkt. An der Rüstung waren zwei Haken; auf dem vorderen, dem Rüsthaken, lag
die Lanze auf, der hintere, der Rasthaken, hielt sie von oben, so daß sie im
Gleichgewicht schwebte.
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7
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Die Pavane Che la bella Franceschina war eine beliebte Tanzweise der Zeit, ein
geradtaktiger Schreittanz.
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Der starke Ritter war Caspar Nothafft, dessen Name erst fol. 144 genannt wird.
Wirre fol. 51 nennt ihn, wohl irrtümlich, Georg Nothafft
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Es handelt sich um Karl v. Zollern d.J.
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10
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Massimo Troiano: Die Münchener Fürstenhochzeit von 1568. Zwiegespräche über die
Festlichkeiten bei der Hochzeit des bayerischen Erbherzogs Wilhelm V. mit
Renata von Lothringen, in München, im Februar 1568. - Im Faksimile
herausgegeben, ins Deutsche übertragen, mit Nachwort, Anmerkungen und Registern
versehen von Horst Leuchtmann, München/Salzburg 1980, S. 140-145
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11
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Wagner 62, 63, 63r
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12
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VO XVIII, S. 289
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Biedermann: Geschlechtsregister Gebürg, Tab. 236
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FamG. II, 232
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Hund: Bayerisch Stammenbuch II, 189, 200
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FamG. II, 233
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