Lied vom Ritter Radibolt

1 Es lebt ein ritter im Friesenland,
herr Radibolt von Egenmont,
auf erd war kaum seins gleichen,
an stamm und tugend königlich,
keim ritter dorft er weichen.


2 Eh dass der vater kam ins grab,
dem sohn ein reiche frauen gab,
dem ritter wars nit eben,
das weib krenkt ihn bis an den tod,
sie war untreu darneben.


3 Er zog vor unmuth aus seim land,
kriegt stark wider das behmisch land,
manch abenteur triebe
bis dass eins edlen ritters kind
mit ihm fiel in gross liebe.


4 Die muetter zu der tochter spricht
trau du dem frembden ritter nicht,
deim vatter wolts nit gefallen;
bistu im ganzen Norgauer land
die schönest magd vor allen.'


5 Mit ir durch manchen wald er reit,
in lieb vertrieben sie ihr zeit,
er jagt nach wilden thieren,
sein liebste frauen inniglich
thet er im wald verlieren.


6 Drei monat ers nit finden mag,
des führten sie baid grosse klag,
sein herz laid grosse quale,
sie dacht an ihren schwangern leib,
mit ihm weint berg und thale.


7 Sein hündlein jagten auf ein spor
drauf erst ein hirsch hergangen war;
der hirsch lief schnell zum felse
da er so lang ernähret hat
die wunderschöne Else.


8 Der ritter eilt dem (den?) hündlein nach,
im fels sein liebste frau er sach,
züchtiglich sie umbfienge,
desselben tags drei knäblein schön
von ihr er da empfienge.


9 Auf erd kein mensch aussprechen mag
wie gross freud ward auf ungemach
im wald nach lengs und zwerge;
sein ritter kamen schreien all:
dan heissts der Elsenberge.


10 Kein hund den hirschen mehr anficht,
der hirsch vom knäblein nimmer wich;
sie dankten Gott gar feine,
und fiengen drauf zu bauen an
das veste schloss Hirschsteine.


11 Er bauts für seine drei söhne klein,
dass sie guet ritter möchten sein.
drei geschlecht von ihm herkamen,
Wart, Nothaft, Hirneheim, das ist
mit Eisenberg ein stamen.


12 Ein jeder kriegt selbst leut und schloss,
ein geschlecht des andern schier vergass,
nach etlich hundert jahren
wurden herr Rabolts schlösser vil
zerstört und meist verloren.


13 Drumb merkt und hört die wundergeschicht,
es ist gar wahr und kein gedicht,
wie Hirschstein das vest schlosse
mit falsch und listen ward zerstört,
vil menschen und bluet hats kostet.


14 Das Schlots lag auf eim steinfels hoch,
ein königreich darvon (fehlt man?) sach,
vil teutsche land noch mehre;
es bauts der ritter Radibolt,
aus Friesenland ein herre.


15 Es stund wol an siben hundert jahr
seit das vest schloss gebauet war,
vil reutter förchtens sehre:
dem Pfalzgrafen schauts in sein land;
das verdross ihn so sehre.


16 Der pralzgraf zog mit gwalt darvon,
Hirschstain soll ihm sein underthan;
von Hirnheim zwen jung ritter
darwider stritten fast, sie warn
von Elsenberg zwen brüder.


17 Der solche gschicht beschrieben hat,
ist Meginhart der priester alt
in seiner chronik fehre,
vom rilter Radibolt genant,
aus Friesenland ein herre.



Disses lied ist in der vesten Hirschstein, in einem verfallenen thurn und eisenen blindfenster, mit etlichen Hirnhaimbischen vnd Elsenbergischen documenten gefunden worden, dar-über das original noch vorhanden ist.


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