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Der Chamer Marktplatz auf einer Ansichtskarte von 1911
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Cham den 20. Juni 2003: Am Parkplatz "Floßhafen" trafen gegen 11.00 Uhr nach
und nach die Exkursionsteilnehmer ein. Herr Maurer, der in diesem Jahr die
Organisation der Fahrt übernommen hatte, geleitete uns zum Hotel "Randsberger
Hof", wo wir am ersten Tag unser Quartier aufgeschlagen hatten. Vor dem
Mittagessen ging es noch zum Chamer Marktplatz, wo uns Herr Maurer im Rathaus
ein Fresko von 1937 zeigte, welches die Hussitenschlacht bei Satzdorf, vor den
Toren Chams, zum Thema hat. Dort war es im Herbst 1429 zu einem ersten Sieg
deutscher Ritter über die Hussiten gekommen, zu dem auch unser Heinrich
Notthafft "der Reiche" von Wernberg auf Runding erheblich beigetragen hat. Auf
dem Rückweg zum Marktplatz, trafen wir zufällig Herrn Biebl, der uns am
Nachmittag durch die Burgruine Runding geleiten sollte. Vorerst aber hatten wir
die zur Mittagszeit vom Rathausglockenspiel erklingende Marseillaise, also die
französische Nationalhymne, versäumt. Diese war 1792 zu Ehren des am 11. Januar
1722 in Cham als Sohn eines Hopfenhändlers geborenen, späteren Marschalls von
Frankreich, Nikolaus Graf von Luckner, komponiert worden, der seit einigen
Jahren auch in wasserspuckender Weise, zusammen mit einheimischen
Sagengestalten wie Waldhexe und Bilmesschneider, den kunstvollen Brunnen auf
dem Chamer Marktplatz ziert. Nach einem kurzen Abstecher zu jenem Haus, wo 1489
auch einige Notthafft ihre Siegel an den Bundesbrief des Löwlerbundes gehangen
hatten, kehrten wir zurück zum "Randsberger Hof", wo das Mittagessen auf uns
wartete.
Mit mehr als halbstündiger Verspätung brachen wir dann nach halb Zwei auf in
Richtung Treffelstein, wo wir von Bürgermeister Wallner erwartet wurden. Dieser
begrüßte uns herzlich und beschenkte die Exkursionsteilnehmer mit je einem
Treffelsteiner Heimatbuch, worüber wir uns sehr freuten.
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Der "Dachenturm" in Treffelstein
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Während sich in der
benachbarten Kirche die katholische Pfarrgemeinde Treffelstein zur Firmung
ihrer jungen Mitglieder versammelte, zeigte uns das politische
Gemeindeoberhaupt den Standort des 1959 abgebrochenen Schlosses Treffelstein,
das damals einem neuen Pfarrhof von stilloser Moderne weichen musste. Immerhin
existiert noch das Gebäude der Schlossbrauerei mit - so berichtete uns
Bürgermeister Wallner - interessanten Kelleranlagen und in der Nachbarschaft
zeigte er uns auch noch ein altes, leider unbewohntes Wohnhaus, in dem ehemals
der herrschaftliche Schindelmacher lebte. Dann erklommen wir die höchste
Erhebung Treffelstein, wo sich auf malerischen Felsgebilden der so genannte
"Drachenturm", der letzte Rest der alten Burg Treffelstein, die von etwa 1442
bis 1452 im kurzzeitigen Besitz der Familie Notthafft gewesen war, erhebt.
Vorbei an einem durchaus stilvoll aus Bruchsteinen gestalteten
Wasserhochbehälter aus den 1920er Jahren, ging es über Stein- und Holztreppen
empor auf die Plattform des Turmes, wo sich eine herrliche Aussicht über die
Vorhöhen des Bayerischen Waldes bot. Nachdem wir uns beim Bürgermeister für die
informative Führung und die Buchgeschenke bedankt hatten, hieß es Abschied
nehmen und der Bus mit Herrn Baumgartner jun. am Steuer brachte uns nach
Hiltersried.
Am Denkmal unterhalb des "Hussenbierls" machten wir kurz Halt und lauschten den
Erläuterungen von Herrn Maurer zur siegreichen Hussitenschlacht von 1433, bei
der wiederum Heinrich Notthafft "der Reiche" und dessen Sohn Albrecht V. als
Befehlshaber des rechten Flügels regen Anteil genommen hatten.
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Die Senke östlich von Hiltersried, wo 1433 die Hussitenschlacht tobte
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Der Schauplatz
dieser blutigen Schlacht, bei der rund 2000 Hussiten auf dem Feld geblieben
sein sollen, während auf deutscher Seite nur rund 200 Opfer zu beklagen waren,
war indessen nicht der "Hussenbierl" selbst, sondern die Senke südlich davon,
östlich des Dorfes Hiltersried. Weiter ging es über Rötz und Hillstett, wo
kurz der Standort des abgegangenen Schlosses erläutert wurde, das von 1474 bis
1622 den Notthafften gehört hatte, nach St. Leonhard bei Seebarn. Hier hatte
Pfalzgraf Johann von Neumarkt 1437 zum Dank für die glückliche Überwindung der
Hussitengefahr ein Kirchlein gestiftet, welches er dem "Kettensprenger" St.
Leonhard weihte. Pfarrer Salzl aus Penting, der auch für das benachbarte
Seebarn zuständig ist, führte uns in launiger aber auch sehr informativer Weise
durch das Kirchlein, das heute eine schöne Barockausstattung besitzt.
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Epitaph für Achatz Notthafft (+ 1560) in der Kirche zu Seebarn
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Auf dem Seebarner Dorfplatz parkte unser Bus im Schatten mächtiger Laubbäume.
Das Ensemble des nach Norden und Osten ansteigenden Dorfplatzes wird durch den
schlossartigen, mit einer hohen Mauer eingeschlossen Pfarrhof und den noch
deutlich Wehrcharakter tragenden Kirchhof geprägt. Man betritt ihn durch einen
hochaufragenden Torturm. Gleich linker Hand befindet sich dann der von der
Seite in das Gotteshaus führende Haupteingang der Kirche. Wir besuchten jedoch
zuerst den auf der anderen Seite der Kirche - im Bereich des Friedhofes -
gelegenen spätgotischen Seebarner Ölberg, der als einer von wenigen den
kalvinischen Bildersturm des 16. Jahrhunderts überstanden hat, und richteten
unser Augenmerk auch auf den, wahrscheinlich noch aus romanischer Zeit
stammenden, Kirchturm. Im Inneren der Kirche beeindruckte vor allem die 1904
wiederentdeckte, spätgotische Ausmalung des Chorraums und natürlich das Epitaph
für den 1560 verstorbenen Achatz Notthafft v. Weißenstein zu Thann. Neben der
Grablegung, der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi, ist auf diesem
Tafelgemälde auch der Verstorbene zusammen mit seiner Frau und 10 Kindern
dargestellt. Die Tatsache, dass in Franz Notthaffts Familiengeschichte für
Achatz Notthafft und dessen Ehefrau Anna, geb. v. Losnitz, nur sieben Kinder
nachgewiesen sind, führten Herbert Maurer zu der Überzeugung, dass es sich bei
den dargestellten Kindern um Votanten, also um Fürsprecher für die Seelen des
Verstorbenen und seiner Frau, handeln müsse. Ich möchte es jedoch dahingestellt
sein lassen, dass das Ehepaar auch noch drei anonym gebliebene Kinder gehabt
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Blick in die Pemflinger Kirche
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haben könnte, zumal von den 10 dargestellten Kindern, 6 durch Kreuze über den
Köpfen bereits als verstorben gekennzeichnet sind.
In Pemfling erwartete uns der Chamer Kreisheimatpfleger Herr Wrba, der uns
zunächst in die am östlichen Ende des großen Dorfplatz stehende Kirche führte.
Diese wird wegen ihrer überaus reichen Frührokokoausstattung manchmal sogar mit
der oberbayerischen Wieskirche verglichen. Maßgeblichen Anteil an dieser
Ausstattung hatte der Kötztinger Bildhauer Johann Paul Hager, von dem auch die
bekannte Fischerkanzel in der Wallfahrtskirche Weißenregen bei Kötzting stammt.
Auf dem Dorfplatz zeigte uns Herr Wrba zunächst das schön renovierte, aber wohl
im 19. Jahrhundert stark veränderte ehemalige Hofmarksschloss. Benachbart davon
befindet sich noch ein mächtiges, als "Zehentstadel" bezeichnetes Gebäude, bei
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Der Pemflinger "Schalenstein"
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dem es sich meiner Meinung nach um das eigentliche alte Hofmarksschloss
handelt. Die profilierten Fensterrahmungen weisen in das 16. Jahrhundert und
mächtige Stützpfeiler geben dem Bauwerk ein sehr archaisches Aussehen. Obwohl
das Bauwerk einen sehr heruntergekommenen Eindruck machte, konnten wir es kaum
glauben, als Herr Wrba uns erzählte, dass der Besitzer einen Abbruchantrag für
dieses wahrlich ortsbildprägende Gebäude gestellt habe. Gegenüber des
"Zehentstadels", inmitten des Dorfangers, zeigte uns unser Führer eine als
Abdeckung einer Brunnenstube verwendete Steinplatte mit einer ganzen Reihe von
ovalen, wohl bis zu 10 cm tiefen künstlichen Vertiefungen, die zudem deutliche
Wetzrillen zeigen. Herr Wrba erläuterte uns, dass dieser Stein mit den
wassergefüllten Vertiefungen einst zum Aufrauhen der Wetzsteine diente.
Vielfach würde er jedoch auch als keltischer Kultstein angesprochen.
Nach einem kurzen Abstecher nach Waffenbrunn, wo von 1627 bis 1638 ebenfalls
die Notthaffte saßen, ging es dann nach Runding, wo uns Herr Biebl nach einer
kurzen Begrüßung durch Herrn Amberger, dem Vorsitzenden des Vereins
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Die Reste des Hauptgebäudes (Palas) von Schloss Runding
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"Burgfreunde Runding", durch die Ruine führte. Seit 1993 wurden die bis dahin
völlig eingewachsenen Ruinen vom Bewuchs befreit; 1999 wurde mit den die
Sanierung begleitenden archäologischen Ausgrabungen begonnen. Ziel der
aktuellen Sanierung ist es, die Reste der Burg in ihrem letzten Baubestand vor
dem 1829 einsetzenden Verfall erlebbar zu machen. Dieser wurde maßgeblich von
der regen Bautätigkeit der Familie Notthafft geprägt, die seit 1413/15 - mit
Unterbrechung zwischen 1549 und 1618 - bis 1829 im Besitz der Burganlage war.
In einem ersten Ausbauschritt wurde bis Mitte des 15. Jahrhunderts der Palas
erneuert und teilunterkellert und ab 1423 der Unterbau des westlichen Wohnturms
("Dohlenturm") errichtet. Etwa ab 1460 erfolgte die Anlage des ausgemauerten
Ringgrabens, des weit vorspringenden Torhauses im Nordwesten und der
Zwingermauer mit mehreren Schalentürmen. Die wichtigste Baumaßnahme in der 1.
Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Errichtung einer großen Stallung in der
Südostecke des Hofes. Nach Beendigung der Sanierung wird Runding die größte
bisher flächig archäologisch bearbeitete Burganlage in Bayern sein. Zur Zeit
sind die Grabungsarbeiten jedoch ins Stocken geraten, da ein für die
Genehmigung von Zuschüssen notwendiges Gutachten des Bayerischen Landesamtes
für Denkmalpflege durch Nachlässigkeit des zuständigen Referenten nicht
rechtzeitig beigebracht werden konnte.
Die ältesten datierbaren Keramikreste, die bisher gefunden wurden, stammen aus
dem 10. Jahrhundert; die ältesten entdecken Baureste entstanden im 11.
Jahrhundert. Die aus den archivalischen Nachrichten erkennbare Doppelburganlage
konnte auch archäologisch fassbar gemacht werden: Die mittelalterliche Burg
Runding verfügte über zwei Toranlagen und zwei Wohntürme. Die westliche
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Doppelturmtor und Backhaus
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Toranlage durchschnitt die im frühen 13. Jahrhundert errichtete Ringmauer, von
der sich ein Eck im Grund des im frühen 15. Jahrhundert errichteten
"Dohlenturms" fand, bereits im Bereich der späteren Toranlage im Westen der
Burg. Das zweite Tor befindet sich in der südlichen Ecke der Burg. Es handelt
sich um ein Doppelturmtor, bei dem das Tor von zwei mächtigen Halbschalentürmen
flankiert wird. Herrn Biebl zufolge wurde der westliche der beiden Türme später
auch zum Hofraum hin in runder Form vermauert und - wie er aus den daraus
geborgenen Kachelofenfragmenten schließt - als Wohnturm genutzt. Noch im
Urkatasterplan ist ein aufgelassener Weg verzeichnet, der vom Dorf Runding
(ehemals Pachling genannt) in Richtung dieser Doppelturm-Toranlage verläuft.
Spätestens bei der Anlage des Ringgrabens und des Zwingers in der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde dieses Tor aufgegeben und vermauert. Im
aufgeschütteten Terrain unter dem Horizont des jüngeren Hofpflasters konnten
Reste des steinernen Portalgewändes und ein Radabweiser (Prellstein) ergraben
werden.
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Wirtschaftsbereiche und Hofpflaster im Bereich des Ostflügels
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Interessant sind auch die im Ruinenbereich vorgefundenen Baureste von
Wirtschaftsräumlichkeiten. Gleich in der Nachbarschaft der beschriebenen
Doppeltoranlage befand sich das mit zwei Backöfen bestückte Backhaus der Burg,
wobei der jüngere der beiden Backöfen die Ringmauer durchbrach und im
Zwingerbereich errichtet wurde. Dies spricht dafür, dass er aus einer Zeit
stammt, als sich der fortifikatorische Wert der Anlage bereits dem Wohnkomfort
unterordnete (Wandel von der Burg zum Schloss!). Der innere der beiden Backöfen
soll rekonstruiert und bei den geplanten Burgfesten wieder in Betrieb gesetzt
werden. Im Südosten befindet sich der schon beschriebene Stall aus dem 16.
Jahrhundert, in dem noch deutlich Pferdeboxen, überdeckte Abwasserrinnen und
ein vielleicht als Futter- oder Sattelkammer zu bezeichnender Nebenraum
erkennbar sind. Der Stall hatte ferner einen Vorgängerbau, von dem noch
vermauerte Fenster zu sehen sind, die teilweise im Bereich unter dem hier
ebenfalls flächig freigelegten Hofpflaster liegen. Im Raum zwischen diesem
Stall und dem Kapellenfelsen befand sich außerdem eine an letzterem angelehnte
Schmiede.
In der Nachbarschaft des teilunterkellert gewesenen Palasbaues im Norden, wurde
im Inneren des nordöstlichen Gebäudeflügels ein etwa 2 Meter breiter
Brunnenschacht gefunden, der als Zisterne gedeutet wird. Im Bereich des
Palasbaues befinden sich im Erdgeschoss Ansätze von Tonnengewölben. Zahlreiche
Bogensteine, Säulenschäfte und Eckknollenbasen weisen auf eine qualitätsvolle
mittelalterliche Gestaltung desselben hin.
Auf der Höhe des Kapellenfelsens erfuhren wir dann, dass dessen höchste
Erhebung einst einen der beiden mittelalterlichen Wohntürme getragen hat, der
jedoch schon im späten 12. Jahrhundert wieder aufgegeben worden war und auf
dessen Grundmauern im späten 15. Jahrhundert ein neues Gebäude entstand. Die
Kapelle stand auf der dem Gipfelfelsen im Nordwesten vorgelagerten
Geländestufe. Durch sie verlief einst die Grenze zwischen der Pfalz und Bayern,
woran noch heute ein Grenzstein erinnert.
Es war schon nach 20.00 Uhr, als wir uns aufmachten, nach Cham zurückzukehren.
Dort nahm der Tag in der stilvollen Atmosphäre des Restaurants "Bräupfandl" mit
einem wunderbaren Abendessen und angeregten Gesprächen seinen würdigen Ausklang.
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Im Palas der Burgruine Lichteneck
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Am Samstag, den 21. Juni, brachen wir nach dem Frühstück planmäßig um 08.30 Uhr
auf nach Lichteneck, wo uns der Further Stadtarchivar Herr Perlinger erwartete.
Die Hofmark Lichteneck gehörte von 1741 bis zur Zerschlagung im Jahr 1829 zur
Herrschaft Runding. Unser Führer zeigte uns zunächst den aus dem Wirtschaftshof
der Burg hervorgegangenen Hofmarkssitz, der heute als bäuerliches Anwesen
genutzt wird. Dann ging es in einem etwa 20minütigen Fußmarsch hinauf zur
Burgruine Lichteneck. Durch eine nur noch an Bodenwellen erkennbare befestigte
Vorburg gelangt man zu der auf drei Seiten mit einem tief in den Felsen
geschlagenen Burggraben gesicherten Burgruine. Eine steinerne Bogenbrücke
vermittelt den Zugang zu dem mit einer viereckigen Ringmauer umschlossenen
Burghof, der heute durch eine hässliche Tribüne für die hier stattfindenden
Burgfestspiele entstellt wird. Herr Perlinger führte uns zu der erst kürzlich
freigelegten ehemaligen Burgkapelle und dem ehemals drei Etagen hohen, im
erhalten gebliebenen Erdgeschoss heute noch heute mit Gewölben versehenen Palas
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Der Vierzehn-Nothelfer-Altar in Sackenried
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der Burg. Schließlich wurde noch die Möglichkeit zur Besteigung des runden
Bergfrieds genutzt, die durch einen herrlichen Rundblick belohnt wurde.
Über das ehemals zur Herrschaft Runding gehörige Dorf Wettzell mit seiner
Geo-Radar-Station, ging es dann in das benachbarte kleine Dorf Sackenried, wo
das auf einem Hügel, inmitten eines ummauerten Kirchhof gelegene Kirchlein
unser Ziel war. Hier bestaunten wir das aus dem 15. Jahrhundert stammende
Vierzehn-Nothelfer-Relief, mit der Figur des auferstandenen Jesus in der Mitte,
das heute das Retabel eines Ädikula-Altars aus dem 17. Jahrhundert schmückt.
Zwischen Predella und Retabel befindet sich noch das Relief einer Marienkrönung
aus dem 15. Jahrhundert, bei der die krönende Dreifaltigkeit in Form von drei
nebeneinander stehenden Königen dargestellt ist. Von der einstigen Wallfahrt
nach Sackenried zeugen noch einige in der Kirche aufgehängte Votivtafeln.
In Grub bei Kötzting, das von 1582 bis 1664 der Familie Notthafft gehörte,
baute Wolf Albrecht Notthafft 1604 ein neues Hofmarksschloss mit umfangreichen
Wirtschaftsgebäuden. Alle diese Gebäude fielen im 20. Jahrhundert der
Spitzhacke zum Opfer und wurden durch Neubauten ersetzt. Im rund 8 km
südöstlich gelegenen Thalersdorf, welches als eigene Hofmark ebenfalls den
Notthafften auf Grub gehörte, gab es kein eigenes Schlossgebäude. So setzten
wir die Fahrt ohne Pause fort bis nach Hohenwarth, welche Hofmark vom 15.
Jahrhundert bis in die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg mit der Herrschaft
Runding verbunden war. Die spärlichen Reste der ehemaligen Burg Hohenwarth
suchten wir nicht auf. Wir beschränkten und auf einen Besuch des vierflügeligen
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Die Kirche "Maria Stern" in Železná Ruda
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stattlichen Wirtschaftshofes, in dem heute eine Gastwirtschaft untergebracht
ist. Hier fand gerade eine Hochzeit statt und als wir in den Schlosshof kamen,
wurde gerade das Brautpaar "ausgesungen".
Unser nächstes Ziel, Böhmisch Eisenstein (Železná Ruda), lag in der
Tschechischen Republik. So fuhren wir über Neukirchen beim Hl. Blut, die alte
Marienwallfahrt, die heuer ihr 550jähriges Jubiläum feiert, vorbei an Eschlkam,
das bis zum Ende des 10. Jahrhunderts für die Mönche aus Cham-Chammünster der
letzte Rastplatz vor dem Grenzübertritt war, um in Böhmen zu missionieren, zum
Grenzübergang Eschlkam - Neuaign.. Leider ergaben sich beim Grenzübertritt
Schwierigkeiten, die dazu führten, dass wir eine Exkursionsteilnehmerin am
Grenzübergang zurücklassen mussten. Diese, obgleich auch im Besitz der
Deutschen Staatsbürgerschaft, hatte nur ihren italienischen Personalausweis
dabei. Da jedoch zwischen der Tschechischen Republik und Italien keine
entsprechenden Verträge existieren, dürfen italienische Staatsangehörige nur
nach Vorlage ihres Reisepasses nach Tschechien einreisen. So musste sich unsere
"Italienerin" per Taxi zum Grenzübergang Bayerisch Eisenstein transportieren
lassen, während wir durch den nördlichen Böhmerwald, vorbei an zwei von ehemals
acht Dörfern der Künischen Freibauern, nach Böhmisch Eisenstein fuhren.
Eisenstein war 1626 durch die Eheschließung mit der Witwe Anna Maria, geb. v.
Schwarzenberg, an Johann Heinrich Notthafft von Wernberg (1604 - 1665), den
späteren Grafen und Reichshofratsvicepräsidenten, gefallen. Dessen Sohn Wolf
Heinrich (1647 - 1705) führte den Eisensteiner Bergbau noch einmal zur Blüte;
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Im Inneren der Kirche "Maria Stern"
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unter dessen Sohn, Graf Johann Heinrich Notthafft (1673 - 1734), kam die
Hofmark Eisenstein 1708 zu Böhmen. Sieben Jahre später errichtete er auf
bayerischem Gebiet eine Glashütte und wurde damit zum Gründer des heutigen
Bayrisch Eisenstein.
Eine besondere Sehenswürdigkeit in Böhmisch Eisenstein stellt die Kirche "Maria
Stern" dar, die Graf Johann Heinrich Notthafft v. Wernberg in den Jahren 1727
bis 1732 hat erbauen lassen. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um das Innere
des gepflegten, ländlich-spätbarock eingerichteten Gotteshauses auf uns wirken
zu lassen, denn um 17.30 Uhr waren die Gläubigen zu einer Messe geladen,
welchem Ruf auch etwa ein Dutzend Menschen Folge leisteten. So machten wir uns
bald wieder auf die Reise zurück nach Bayern; der Grenzübergang ging schnell
und problemlos von statten und auch unsere "Italienerin" erwartete uns schon
jenseits des Schlagbaums.
Am Arber vorbei fuhren wir dann durch den hohen Bayerischen Wald über Viechtach
in Richtung Wörth a. d. Donau, wo wir für die zweite Nacht das Quartier
bestellt hatten. Nachdem es mit der Zimmerreservierung einige Unstimmigkeiten
gegeben hatte, lernten wir die Wirtin noch von ihrer freundlichsten Seite
kennen (hierzu der Kommentar einer Exkursionsteilnehmerin: "Für diese Frau
möchte ich nicht arbeiten!"). Die Wogen glättete dann der Wirt, der doch noch
ein weiteres Einzelzimmer für uns organisierte und das überzählige Doppelzimmer
zum Preis eines Einzelzimmers vermietete. Das Abendessen war gut bürgerlich und
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Gotische Fresken im Chor der Kirche
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das Frühstück "individuell" (also kein Frühstücksbuffet); durch gegenseitiges
Austauschen der Frühstücksteller bekam aber dennoch jeder das, was er wollte in
der gewünschten Menge.
Am Sonntag Morgen ging es dann zunächst nach
Schönach,
wo die auf dem Friedhof außerhalb des Ortes gelegene Pfarrkirche rein
äußerlich einen guten Eindruck macht. Aber wehe, wenn man das Innere der seit
langem exekrierten Kirche betritt. Die Altäre und das Gestühl wurden entfernt,
der Stuck bröckelt von den Wänden, durch die Deckenfresken ziehen breite Risse
und sogar die Fußbodenplatten wurden herausgerissen. Vor dem Hauptportal im
Westen liegt ein großer, zerbrochener Grabstein, dessen Identifizierung uns
leider nicht gelangt, obwohl es sich bei dem im Relief dargestellten Ritter
(der Kopf teilweise abgeplatzt) samt seiner Frau, wahrscheinlich um einen
Notthafft handelt. Daneben liegt die glücklicherweise weitgehend unbeschädigte
Marmorplatte für den 1611 verstorbenen Hans Bernhard Notthafft v. Wernberg. Im
Chorraum wurden spätgotische Wandmalereien freigelegt und den Altarstein
(Mensa) des Hochaltars zieren geheimnisvolle Inschriften. Im Kirchenschiff
verteilt liegen leere Wasser- und Bierflaschen sowie Zeitungen aus dem Jahr
1985, was die zeitliche Einordnung der offensichtlich recht plötzlich
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Im "Rondellzimmer" der Burg Wörth
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geschehenen Einstellung der Renovierungsarbeiten ermöglicht. Bleibt zu hoffen,
dass sich in Schönach und Umgebung Liebhaber dieses einst sicher prächtigen,
altehrwürdigen Gotteshauses finden, die es aus diesem jämmerlichen Zustand
wieder erstehen lassen!
Das zweite Ziel an diesem Vormittag war die Burg Wörth, wo uns Herr Schindler
zur Führung erwartete. Die Burg war im frühen 14. Jahrhundert für einige Jahre
im Pfandbesitz Heinrich Notthafft "des Erwerbers" gewesen, gehörte sonst aber
samt der zugehörigen Herrschaft zum Hochstift Regensburg, also dem weltlichen
Herrschaftsbereich des Bischofs von Regensburg. Wir hatten die Gelegenheit die
schöne, in manieristischem Stil ausgestattet Schlosskapelle zu besichtigen.
Dann ging es über ein schönes Treppenhaus, durch den sog. Rittersaal im
Obergeschoss des Südflügels, der gegenwärtig als Speise- und Aufenthaltsraum
des heute im Schloss untergebrachten Seniorenheims dient, in die Räume, die
ehemals dem Bischof bei Besuchen in Wörth zur Wohnung dienten. Hier hatten wir
die Gelegenheit, das herrlich renovierte Rondellzimmer im südlichen Turm des
Westflügels zu besichtigen, das durch seinen aufwendigen Stuck und die
Deckenmalereien besonders beeindruckte. Auch hier trafen wir, wie auch schon in
der Schlosskapelle, auf das Wappen des Bischofs Albert v. Törring, der von 1613
bis 1649 in Regensburg regierte und diese herrlichen Räume mitten im
Dreißigjährigen Krieg entstehen ließ.
In Bernhardwald erlebten wir eine Begegnung der besonderen Art. Wie uns Herr
Maurer berichtete, hatte er wegen der Besichtigung des Schlosses mehrfach
Kontakt mit Herrn Stangl, dem Besitzer aufgenommen. Beim ersten Mal, als dieser
bei einem persönlichen Besuch von Herrn Maurer auf eine Innenbesichtigung des
Gebäudes angesprochen wurde, gab Herr Stangl zur Antwort, dass er deswegen erst
mit seiner Frau reden müsse. Beim zweiten Mal erreichte Herr Maurer Frau Stangl
telefonisch. Nachdem er ihr die Gründe seiner Anfrage geschildert hatte, zeigte
sich Frau Stangl durchaus nicht abgeneigt, einer Besichtigung des Schlosses
Bernhardswald im Rahmen unserer Exkursion zuzustimmen. Als Herr Maurer noch
einmal persönlich in Bernhardswald vorbei schaute, traf er Herrn Stangl, der
nun seinerseits eine Besichtigung des Schlosses durch unsere Gruppe kategorisch
ablehnte. Von Herrn Maurer nach den Gründen befragt, antwortete Herr Stangl, er
habe nichts gegen unsere Gruppe, doch sei er der Eigentümer des Gebäudes und
müsse seine Entscheidung nicht begründen. Herr Maurer akzeptierte dies und
fragte, ob wir wenigstens in den Hofraum hineingehen dürften. Darauf meinte
Herr Stangl, dass der Hofraum öffentlich sei und er nichts dagegen habe. Herr
Maurer entgegnete, dass er den Hof durchaus nicht als öffentlich betrachte, und
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Keine guten Erinnerungen: Schloss Bernhardswald
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ein unerlaubtes Eindringen unsererseits vom Besitzer vielleicht als
Hausfriedensbruch ausgelegt werden könnte. Darauf - so erinnert sich Herr
Maurer - erklärte Herr Stangl nochmals, dass er nichts dagegen habe, wenn wir
den Hofraum betreten würden.
Als wir nun nach Bernhardswald kamen, war die obere Einfahrt durch ein eisernes
Tor geschlossen. Dahinter stand eine junge Frau mit einigen Kindern und
unterhielt sich mit zwei vor dem Tor stehenden Motorradfahrern. Wir verließen
uns auf die Zusage von Herrn Stangl und benützten die untere, unverschlossene
Toreinfahrt um uns die imposante Vorderfront des Schlosses näher zu betrachten.
Als wir uns der Frau an der oberen Toreinfahrt näherten, kam plötzlich Herr
Stangl um die Ecke rief uns zu, dass er die Polizei schon angerufen habe. Nun
verließen wir umgehend den Hof; die beiden Motorradfahrer fragten uns noch nach
dem amtlichen Kennzeichen unseres Omnibusses. Schließlich kam Herr Stangl noch
einmal zu uns herüber und meinte zu mir, dass sich die Sache anders verhalten
hätte, wenn Herr Maurer nicht einfach in seinen Hof gekommen wäre. Ein weiteres
Gespräch kam leider nicht zustande, da Herr Stangl - als sich uns Herr Maurer
näherte - meinte, dass er mit diesem nicht sprechen würde, worauf er sich
umdrehte und ging.
Wir aber setzten doch recht schockiert und verwundert unseren Weg fort nach
Regensburg, wo wir im ehemaligen Herzogshof am Domplatz beim "Andechser"
einkehrten und dort mit trefflichen bayerischen Spezialitäten freundlich
bewirtet wurden und den vorher erlittenen Ärger schnell vergaßen. Nach dem
Mittagessen war die Zeit schon recht fortgeschritten und wir hatten nur noch
Zeit den Notthafft-Grabstein in der Weintinger Kapelle des ehemaligen
Minoritenklosters (heute das Regensburger Stadtmuseum) sowie die Epitaphien in
der Vorhalle der Stiftskirche Niedermünster, im Domkreuzgang sowie im Dom zu
besichtigen. Pünktlich um 16.00 Uhr starteten wir von Regensburg aus wieder
zurück nach Cham, wo wir unsere PKW's abgestellt hatten. Hier war es nun Zeit
geworden, von einander zu scheiden und eine ereignisreiche, informative aber
auch gesellige Fahrt war zu Ende gegangen.
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