Wappen Notthafft Familie Notthafft

Heimhof (50 Jahre im Familienbesitz)

Der gotische Palas der Burg Heimhof
Der gotische Palas der Burg Heimhof (Foto: H. Stark, 2005)
Obgleich Heimhof bereits 1118 in der Dotationsurkunde des Markgrafen Diepold III. von Giengen-Vohburg für das Kloster Reichenbach erwähnt wird, weist der noch heute wohl erhaltene wohnturmartige Palas der Burg Heimhof auf eine Entstehung desselben im frühen 14. Jahrhundert hin. Die Familie jenes Hartmannus de Heminhofen, der damals als Zeuge der Stiftung Diepolds III. auftrat, ist wohl der Ministerialität der Grafen von Sulzbach-Kastl-Habsberg zuzurechnen. 1308 erscheint letztmalig mit Heinrich von Heimhof ein Urkundenzeuge aus diesem Geschlecht. Als Bauherr des die Burg Heimhof noch heute auszeichnenden Wohnturmes gilt Heinrich Ettenstätter von Ettal, damals Richter in Velburg, der 1331 dem Kloster Kastl verschiedene Grundstücke an Holz, Feldern, Wiesen und Wassern in und um Heimhof abkaufte. Gut dreißig Jahre später, am 27. März 1363, verkaufte er - wahrscheinlich nach dem kinderlosen Tod seiner Gemahlin - die Veste Heimhof samt "alles Bräugeschirr, Geschoß und Armbrust" an seine Vettern, die Brüder Ulrich und Hans Ettenstätter zu Schmidtmühlen, sowie Hans Oswald und Georg Ettenstätter. Nach Ulrich Ettenstätters Tod im Jahr 1382 gelangte die Burg an Dietrich Staufer von Ehrenfels, der 1385 als Herr auf Heimhof erscheint. Am 18. März 1427 vertauschte dessen Sohn, Dietrich Staufer der Jüngere von Ehrenfels, sein Schloss Haymhof mit Gütern in Thonhausen, Hausen, Ried, Allersburg, Pielenhofen, Kirchenehrenfeld, Reusch, Hermannsdorf, Albertshofen, Ransbach und Laber gegen das Schloss Köfering an Heinrich V. Notthafft von Wernberg.1
Heinrich Notthafft hat damit seinem Beinamen als "Erwerber" wieder alle Ehre gemacht. Nikolaus Erb entwirft in seiner Geschichte des Landsassengutes Heimhof ein plastisches Bild von ihm: "In Regensburg war Heinrich Nothaft 1402 Stadtkammerer, 1408 und 1409 Bürgermeister, 1412 abermals Stadtkammerer. Im letzteren Jahre tritt er auf dem 25. Turnier zu Regensburg als Turnierwerber auf. Dem Amte eines Vizedoms zu Niederbayern stand er vor vom Jahr 1409 bis 1424. Im Jahre 1427, am Freitag nach St. Gallustag, unterschreibt er sich als »Verweser des Bisthums Passau«. In den Jahren 1431 und 1432 ist Heinrich Nothaft Vizedom in Amberg, 1434 Rat der Herzöge von München, 1436 dient er als Feldhauptmann in der Fehde des Herzogs Heinrich von Landshut gegen Herzog Ludwig von Ingolstadt und Herzog Albrecht von München. Selbst bei dem Kaiser Sigismund stand Nothaft in großem Ansehen. Derselbe übertrug ihm 1418 das Schiedsgericht in einer Streitsache, welche der Bischof Albrecht von Regensburg mit dem Herzog Ludwig von Bayern hatte, auch ertheilte er ihm verschiedene Freiheiten und insbesondere eine gefreite Herrschaft zu Aholming, worüber ihm Herzog Johann 1419 das Hochgericht, Stock und Galgen gegeben."2 In seinem am 23. Januar 1440 errichteten Testament setzte Heinrich V. seinen ältesten Sohn Heimeran II. als Erben von Heimhof ein.3
Bald nach Heinrichs V. Tod im Jahr 1440 kam es zu einer Fehde zwischen Heimeran II. Notthafft von Wernberg und Wilhelm d. Ä. von Paulsdorff zu Khürn, der wohl wegen der zweiten Gemahlin Heimerans, Praxedis von Paulsdorf, Ansprüche auf Heimhof erhob. Am 29. Mai 1442 erließ Markgraf Albrecht Achilles zu Brandenburg in Ansbach einen Spruchbrief in der "fürgehabten Fehde wegen Heimbhof" zwischen Heimeran Notthafften und Wilhelmen Paulstorffern und deren Helfern. Und ein gutes Jahr später, am 12. Juni 1443, legte Pfalzgraf Friedrich I. den Streit endgültig bei.4 Heimeran starb ein Jahrzehnt später, im Jahr 1454, und da er nur drei Töchter hinterlassen hatte, teilten sich am 23. August 1454 seine Brüder Heinrich VI. und Albrecht XV. seinen Nachlaß. Das Schloss Heimhof mit seinen Zugehörungen kam auf diese Weise an Heinrich VI. Notthafft von Wernberg auf Aholming.5 Nach dessen Tod im Jahre 1471 erbte sein Sohn Georg d. Ä. die Burg Heimhof. Sechs Jahre später, am 14. April 1477, verkauften Georg Notthafft und dessen Gemahlin Regina mit dem besonderen Einverständnis seiner Brüder Heinrich VII. und Heimeran III. das Schloss Heimhof mit allen seinen Zugehörungen an Georg Ettlinger.6
Der Fletz im 2. Obergeschoss des gotischen Palasbaues Der Fletz im 2. Obergeschoss des gotischen Palasbaues Der heute abgebrochenen Gebetserker aus Notthafftischer Zeit
Der Fletz im 2. Obergeschoss des gotischen Palasbaues
mit dem heute abgebrochenen Gebetserker
aus Notthafftischer Zeit. (Fotos: H. Stark 2007)

Während der fünfzig Jahre, in denen Heimhof im Besitz der Familie Notthafft war, erfuhr das zweite Obergeschoss, die belle Etage des Palasbaues, einen qualitätvollen Ausbau. Der große Vorsaal erhielt auf der Südseite einen Erker, von dem sich das in der Mauerstärke liegende Kreuzrippengewölbe bis heute
Zimmer im 2. Obergeschoss des gotischen Palasbaues
Wohnliches Zimmer im 2. Obergeschoss des gotischen Palasbaues mit Bohlendecke (Foto: H. Stark, 2007)
erhalten hat. Der Schlussstein zeigt das erhaben gearbeitete und farbig gefasste Wappenschild der Notthafft. Am spitzbogigen Zugang zu diesem Erker finden sich Reste von Fresken mit Heiligenfiguren, die auf eine Funktion des Erkers als Gebets- oder Kapellenerker hinweisen. Im Südosten dieses Stockwerks befindet sich ein besonders wohnlich ausgestattetes Zimmer mit einer hübsch gearbeiteten Bohlendecke und einem wohl gleichzeitig mit dem Kapellenerker entstandenen, auf sehr starken Tragsteinen über die Hausecke hinausgestreckten Erker. "Spuren von Wandvertäfelungen im Inneren dieses Erkers sowie im übrigen Raum, Reste von Wandschränken, das noch vorhandene Heizloch, das den Ofen mit dem großen Schlot in der Mitteldiele verband, eine sehr schöne erhaltene Bohlendecke und flotte Malereien erbringen den Beweis, daß dieser besonders schön gelegene Raum dem Burgeigentümer auch als bevorzugter Wohnraum gedient hat."7
Über ein Jahrhundert lang besaßen die Ettlinger die Hofmark Heimhof. Der letzte Ettlinger auf Heimhof, Georg II., war ein "einrissiger, feindseliger Mensch, der mit der ganzen Welt im Streite lag. Tiefe Verschuldung und seine
Notthafft-Wappen auf dem Schlussstein des erhaltenen Gewölbejoches
Notthafft-Wappen auf dem Schlussstein des erhaltenen Gewölbejoches des ehemaligen Gebetserkers (Foto: H. Stark, 2007)
Hofmarks-Gerichtsbarkeit, die er über die bisher gewohnten Grenzen auszudehnen suchte, gaben seiner streitsüchtigen Gesinnung beständig Nahrung. — Georg Ettlinger hatte einen Vetter, Andreas Ettlinger, welcher bei Herzog Ferdinand Kämmerer war. Da Georg, gleich seinen übrigen Brüdern, kinderlos war, suchte Andreas seinen hochbejahrten Vetter zu bewegen, daß er ihn nach seinem Tode als Erben einsetzen möchte. Allein des Georg Ettlingers Hausfrau war dagegen, weil sie es nicht vergessen konnte, daß Andreas mit ihrer Schwester, Korona von Prakendorf, sich zwar ehelich versprochen, aber sein Versprechen nicht gehalten hatte."8 So setzte Georg Ettlinger in seinem 1571 errichteten Testament seine Frau Sibilla als Haupterbin ein.9 Nach Georg Ettlingers Tod wurde das Lehen Heimhof als erledigt eingezogen. Und da das Kloster Kastl damals unter der weltlichen Administration der Oberpfalz stand, verglich sich die Regierung in Amberg im Jahr 1589 mit der Witwe Sibilla und Andreas Ettlinger. Sibilla Ettlinger verheiratete sich am 26. Januar 1595 mit Johann Notthafft von Bernhardswald und brachte diesem einen Anspruch von 16.000 Gulden am Nachlaß ihres verstorbenen Gatten in die Ehe ein, wegen dem sich Johann Notthafft 1596 mit Andreas Ettlinger auseinandersetzte.10
Heimhof kam in der Folge an den kurfürstlichen Geheimrat Dr. Michael v. Löfen, der mit der Administration des aufgelösten Klosterstifts Kastl betraut worden war. 1599 erhielt er von Kurfürst Friedrich IV. die Landsassenfreiheit für
Manieristische Raumgestaltung im Neuen Schloss
Nach 1910 zerstörte manieristische Raumgestaltung im Neuen Schloss der Burg Heimhof. Über dem Wappen der v. Löfen die Inschrift "Anno — 1610" (Aus dem Kunstdenkmälerband Bezirksamt Amberg, 1908)
Heimhof verliehen. Unter dem neuen Besitzer entstand das im Renaissance-Stil errichtete sogenannte "Neue Schloß", das im Hauptsaal des Obergeschosses noch im frühen 20. Jahrhundert interessante Wand- und Deckenstukkaturen aus dem Jahr 1610 besaß.
Bis 1855 blieb Heimhof in den Händen der Familie v. Löfen. Im genannten Jahr kaufte eine Reihe von Bauern den Besitz und teilte ihn in 17 Besitzanteile auf. "Die Burg ist im Gemeindebesitz schlecht verwaltet worden. Mehr und mehr wurde sie verwahrlost. Der große, auf einer Zeichnung von 1826 noch sichtbare Stadel wurde eingerissen und die Steine in den Halsgraben gestürzt, soweit dieser nicht durch einen neuen Bierkeller ausgefüllt wurde. Mauern wurden abgebrochen. Die Kunstdenkmäler Bayerns (Bd. XVII, Bezirksamt Neumarkt) berichten von dem Einsturz des Einfahrtsbaues zwischen Hauptbau und neuem Schloß, wahrscheinlich im Jahr 1890. Reiche Stuckarbeiten, die noch 1913 zum Teil erhalten waren, wurden seitdem vollständig zerstört und waren nach dem Kriege bis auf kleinste Reste vollständig verschwunden. Die äußeren Zwingermauern wurden erst in den letzten Jahrzehnten abgebrochen, um zu einem Keller verwendet zu werden. Auf Anregung der Vereinigung deutscher Burgen hatte kurz vor dem Weltkriege ein Mitglied der Familie v. Löfen den alten Stammsitz zurückerworben, um ihn besser zu erhalten. Nachdem der Käufer im Anfang des Krieges 1914 gefallen war, hörte jede Sorge um den alten Bau auf. Derselbe wurde nun völlig ausgeplündert und namentlich der neue Bau der Fenster und Türen, ja der Fußböden und Dachstuhlbalken beraubt, so daß der Einsturz der Gebäude teilweise erfolgte und eine völlige Vernichtung der Burg drohte."11
1922 erwarb der bekannte Burgenforscher Dr. Bodo Ebhardt die Burg. Heimhof sollte nach Jahrzehnten des Verfalls wieder bewohnbar werden und den Charakter einer mittelalterlichen Burg erhalten. "Dem riesigen Haus konnte Ebhardt außer dem nicht ausgeführten Erker wenig hinzufügen, was seine eigene Handschrift hätte deutlich werden lassen. So plante er lieber eingenständige Bauten, wie die ebenfalls nicht ausgeführte Brücke zwischen Neuem Schloß und Palas und das tatsächlich (1927) gebaute Torhaus. 1928 war die Restaurierung des Neuen Schlosses abgeschlossen. Auch danach wurde Heimhof von Ebhardt nur vorübergehend als Sommerwohnsitz genutzt. 1933 entschloß er sich, die Burg nicht mehr selbst zu bewohnen, sondern zu verkaufen, um sie möglicherweise als Jugendheim zu nutzen."12 Nach verschiedenen Funktionen in der Nachkriegszeit gelangte die Burg Heimhof 1958 an die Familie des jetzigen Eigentümers.
Harald Stark

1 BayHStA. München, Notthafft-U 348
2 Nikolaus Erb: Geschichte des Landsassengutes Heimhof, VHO 1856, S. 446 f.
3 BayHStA. München, Notthafft-U 398
4 BayHStA. München, Notthafft-Lit. 1314a - Altrandsberger Urkunden 183 & 184
5 BayHStA. München, Notthafft-Lit. 1074, fol. 93r - 94, Brief Nr. 43
6 Abschrift der Urkunde bei Bodo Ebhardt: Burg Heimhof, Berlin 1928, S. 21-27
7 Bodo Ebhardt: Burg Heimhof, Berlin 1928, S. 13
8 Nikolaus Erb: Geschichte des Landsassengutes Heimhof, VHO 1856, S. 453, 454
9 Abschrift des Testaments bei Bodo Ebhardt: Burg Heimhof, Berlin 1928, S. 29-37
10 FamG II, 380
11 Bodo Ebhardt: Burg Heimhof, Berlin 1928, S. 51
12 Ludger Fischer: Burg Heimhof in der Oberpfalz - Bodo Ebhardts gescheiterte Wohnidee, in: Burgen und Schlösser - Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e. V. 1996/II, S. 84

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