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Schloss Wackerstein, Kupferstich von Michael Wening, 1701
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Ortsadel, der sich nach Wackerstein nannte, erscheint erstmals 1206 mit dem
Eichstätter Domherren
"Conradus Wacherstayn";
im 14. Jahrhundert besaßen auch die Mendorfer Anteile der hoch über der Donau
gelegenen Burg. 1408 verliehen die Herzöge Ernst und Wilhelm III. von
Bayern-München dem
„Wilhelm Lautenbekch zu Wakerstain“
für seine Dienste die Wackersteiner Au. Im sogenannten „Bayerischen Krieg“
(1420 - 1422) besetzte Herzog Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt die nahe an der
Grenze seines Landes in strategisch günstiger Lage über der Donau gelegene
Burg. Nach Beendigung des Krieges erhielt Wilhelm Lautenbeck seinen Besitz
zurück und verpflichtete sich 1424 gegenüber Herzog Ernst zur Öffnung der Burg.
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Veronika Lautenbeck, Wilhelms Tochter oder Enkelin, verheiratete sich mit
Stefan v. Schmiechen, der seinen Schwägern Wackerstein bald darauf abkaufte.
1469 erhielt er von Herzog Albrecht IV. von Bayern München die Wackersteiner Au
samt der Jagd und dem Fischwasser hinzu. Stefan starb 1498 und wurde in Diessen
am Ammersee bestattet, seine Ehe scheint kinderlos geblieben zu sein, denn
Wackerstein fiel an Christoph v. Schmiechen, den Sohn seines Bruders Wolfgang
(+ 1497). Dieser verpfändete das Schloss jedoch an seinen Bruder Stefan, der in
der Erbteilung die benachbarte Hofmark Ettling erhalten hatte. Dessen Tochter
Anna verheiratete sich 1534 mit Heimeran IV. Notthafft v. Wernberg zu Aholming
und brachte diesem das Schloss Wackerstein und die Hofmark Ettling zu.
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1552 erkaufte Heimeran IV. von Paul Wittmann das Wirtshaus in Ettling.
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Am 6. Februar 1565 verheiratete sich Johann Heinrich Notthafft v. Wernberg mit
Amalie v. Wisbeck, der Tochter des Hans Adam v. Wisbeck zu Velburg. Heimeran
IV., der Vater des Bräutigams, verschrieb diesem am 16. Oktober des genannten
Jahres ein Kapital von 4000 rheinischen Gulden, das „bis zur Ablösung der
Hofmark Wackerstein“ mit jährlich 200 Gulden aus den Einkünften der Hofmark
Ettling verzinst werden sollte. Hans Heinrich stellte darüber eine Quittung aus
und versprach dem Vater sich nach seinem Tod mit seinen Brüdern
auseinanderzusetzen und von den Hofmarken Pielweichs, Oberschneiding,
Wackerstein, Ettling, Dötting und Demling ausser 2000 rheinischen Gulden nur
den gewöhnlichen Erbteil beanspruchen zu wollen.
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Nach dem Tod Heimerans IV. im
Jahr 1570 übernahm Johann Heinrich die von seinem Vater seit 1531 verwaltete
Pflege in Vilshofen. 1573 einigte er sich mit den Fischern zu Velburg und
Pförring wegen eines dem Schloss Wackerstein gegenüber gelegenen Altarms der
Donau und versprach diesen, sie gemäß des von ihnen bewiesenen alten
Herkommens, solange in diesem Altwasser fischen zu lassen, als Wasser darin
vorhanden sei.
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Im folgenden Jahr starb sein Schwager Georg Hektor Wispeck von
Velburg. Nachdem Pfalzgraf Philipp Ludwig die Herrschaft Velburg als erledigtes
Mannlehen hatte einziehen und besetzen lassen,
"kriegte"
Hans Heinrich
"wider den Pfalzgrafen um die Herrschaft Velburg".
1584 musste der Pfalzgraf die Ansprüche Notthaffts schließlich mit einer
Entschädigungszahlung von 35.500 Gulden ablösen.
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Wackerstein an der Donau, Stahlstich aus der Kunstanstalt des
Bibliographischen Instituts Hildburghausen, um 1845
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Seit dem 1. Januar 1583 war Hans Heinrich Vizedom, also gewissermaßen
Regierungspräsident, in Landshut. Von Wackerstein aus ließ er seinen Hausrat
nach Landshut bringen. 1589, nach mehr als 25 Dienstjahren - zuerst als
Regimentsrat in Straubing, dann als Pfleger in Vilshofen und schließlich als
Vizedom in Landshut, stellte er sein Entlassungsgesuch und zog sich nach
Wackerstein zurück. Er erhielt eine jährliche Pension von 400 fl., war aber
weiterhin Pfleger in Vilshofen und ließ sich hin und wieder auch zu
Gesandtschaften brauchen; so finden wir ihn im Winter 1590/91 auf einer
Dienstreise in Prag.
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Am 7. März 1595 wurde Johann Heinrich Notthafft v.
Wernberg auf Wackerstein und Ettling auf einer Entenjagd bei Donauwörth,
anläßlich
„der damahligen Fürstl. Haimbführung“
durch den Edelknaben Max Sittig v. Freiberg aus Unvorsichtigkeit erschossen.
Seine letzte Ruhe fand er in der Brabanter Kapelle der Heilig-Kreuz-Kirche in
Donauwörth.
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Beerbt wurde Johann Heinrich durch seinen Sohn Georg Stephan Notthafft von
Wernberg. Dessen Schwester Barbara war seit 1587 mit Wolf Friedrich von Closen
verheiratet, den wir im vergangenen Jahr auf der Haidenburg kennengelernt
haben. Am 10. September 1603 verkaufte Georg Stephan die Hofmarken und
Edelsitze Wackerstein und Ettling samt der Probstei Pförring, um 33.000 fl.
seinem Schwager und begab sich in salzburgische Dienste.
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Die genannte Probstei Pförring hatte zur Gründungsausstattung des Domstifts
Bamberg gehört und war 1560 vom Bamberger Domkapitel "wegen Entlegenheit und
aus Not" an Georg von Gumpenberg, Herrn auf Pöttmes und Euernbach, verkauft
worden. Von diesem war sie 1581 an Rudolf von Haßlang gelangt und dann - vor
1593 - an Hans Heinrich Notthafft von Wernberg.
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1723 berichtet Michael Wening über Wackerstein:
„Schloß vnnd Hofmarch in Ober Bayrn / Renntambt München / Bistumb Regenspurg /
Gericht Vohburg / hart an der Thonau / vnnd auff einem zimblich hohen Felsen /
woher glaublich auch der Namen Wackerstain kommet / drey Meil von Ingolstatt
entlegen. Das Schloß in der Höhe hat freyen vnd weiten Prospect, befindet sich
auch neben denen darzue gehörigen zwey Mayrhöfen bey guten baulichen Würden.
Dise Hofmarch ist Anno 1642 von der Closnerischen Famili durch Kauff an die
Herrn Grafen von Lodron kommen / die es auch noch der Zeit inhaben / jedoch nit
stätts bewohnen. Hierbey ist zwar ein Schloß Capell vorhanden / worinnen der
anwesenden Herrschafft fast täglich von einem eygnen Capellan Meß gehalten wird
/ in Pfarrlichen Rechten aber ist Wackerstain nacher Pföring gehörig. Es seynd
auch diser Hofmarch Wackerstain noch zwey andere Hofmarchen Erdling vnd
Mitterwohr incorporirt.“
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1711 erwarb der kurbayerische Generalfeldmarschallleutnant Lothar Frhr. v.
Weickel die Hofmark Wackerstein von den Grafen Lodron. Er verkaufte dieselbe
1729 an den Kurfürsten Karl Albrecht von Bayern. Das "wohlerpauth, auf Fölsen
stehend, schöne, große und mit vielen Zimmern, Cammern, Kellern und
Roß-Stallungen versehene Schloß" wurde damals nebst allen Zugehörungen auf
einen Wert von 90.000 Gulden geschätzt. Im Österreichischen Erbfolgekrieg
eroberte im Januar 1745 die österreichische Besatzung Ingolstadts das
strategisch wichtig gelegene Schloss.
1738 war der Liaison des Kurfürsten Karl Albrecht mit der erst achtzehnjährigen
Josepha Gräfin Fugger ein Sohn entsprochen, der den Namen Joseph Graf von
Wackerstein erhielt. Nach einer geistlichen Laufbahn starb dieser 1784 in
Egling a. d. Paar an Typhus. Die Herrschaft Wackerstein kam 1768 an den Grafen
Karl Wilhelm Stanislaus Daun, der sie ein Jahrzehnt später (1779) an Ferdinand
Anton Freiherrn v. Wadenspan, einem geadelten Wirtssohn aus Altdorf bei
Landshut, der damals als reichster Privatmann Bayerns galt, weiterverkaufte.
Dieser ließ um 1780 das Schloss in seiner heutigen Gestalt errichten. Wadenspan
starb 1796; Wackerstein kam an seine älteste Enkeltochter, Franziska von
Hornstein; sie verkaufte die Hofmark 1811 an den bayerischen Generalmajor
Wilhelm Friedrich v. Jordan. Von dessen Sohn Max Frhr. v. Jordan gelangte das
Schloss 1841 an die Bauerseheleute Franz Michael und Therese Forstner aus
Geiselhöring, und von diesen 1850 an Johann Nepomuk Ritter von Kreittmayr auf
Offenstetten. 1871 wurde das Gut zertrümmert und das Schloss 1872 vom
rumänischen Fürsten Alexander Cantacuzene erworben. Von diesem gelangte es 1902
in bürgerliche Hände.
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Schloss Wackerstein auf einer Ansichtskarte, gelaufen 1911
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Das Schloss Wackerstein mit Schlosskapelle und Wehrmauern von der Donauseite
(Südwesten) her. Die Richtung der Ansicht entspricht etwa der auf dem
Wening-Stich!
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Das Schloss Wackerstein aus nördlicher Richtung
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Hubert Freilinger: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 46:
Ingolstadt, München 1977, S. 209 ff.; Helmut Rischert: Die Burgen im
Gemeindegebiet von Pförring, in: Pfoerring - 1850 Jahre Römerort Celeusum,
Kipfenberg 1992, S. 128
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2
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Wiguläus Hund: Bayrisch Stammenbuch, Teil I., Ingolstadt 1585, S. 265
„Leutenpeckhen“, Teil II, Ingolstadt 1586, S. 284-286 „Schmiehen“; Johann
Dresslin: Stemma Nothafftianum, 1660 (BayHStA. München, Notthafft-Lit. 903),
fol. 46r; BayHStA. München, Notthafft-Archiv U 842 (alt!): 1534, 29. Dez - Anna
v. Schmichen verzichtet anlässlich ihrer Heirat mit Haymeran Nothaft zu
Aholming, Pfleger zu Vilshofen, ihrem Vater Steffan v. Schmichen zu Oettling
und Wagkerstain gegenüber auf weiteres Erbe.
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3
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FamG II, 258
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4
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FamG. II, 269; BayHStA. München, Notthafft U 930 - 932 (alt!)
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5
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FamG II, 270
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6
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Exkursionsunterlage zur Notthafft-Exkursion 2007, S. 23; Exkursionsunterlage
zur Notthafft-Exkursion 2008, S. 34
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7
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Georg Ferchl: Bayerische Behörden und Beamte 1550-1804, in: Oberbayerisches
Archiv für vaterländische Geschichte, 53. Band, München 1908, S. 483
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8
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Johann Dresslin: Stemma Nothafftianum, 1660 (BayHStA. München, Notthafft-Lit.
903), fol. 46r
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9
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Joseph Pammler: Geschichte des Schlosses und der Herrschaft Haidenburg, in:
Verhandlungen des historischen Vereins für Niederbayern, 12. Band, Landshut
1866, S. 223; Exkursionsunterlage zur Notthafft-Exkursion 2008, S. 34
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10
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Franz Anton Jäger: Annales Pfoerringenses oder merkwürdigste Begebenheiten aus
dem Markt Pförring, S. 6; FamG. II, 275
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11
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Michael Wening, Beschreibung Rentamt München, München 1701, S. 115
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12
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Helmut Rischert: Die Burgen im Gemeindegebiet von Pförring, in: Pfoerring -
1850 Jahre Römerort Celeusum, Kipfenberg 1992, S. 124 - 137
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