Lutzmannstein |
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Am 23. Januar 1440 errichtete Heinrich V. Notthafft, den die Familiengeschichte wegen seines reichen Besitzes auch Heinrich den Reichen oder Heinrich den Erwerber nennt, sein Testament.3 Für seinen mittleren Sohn Heinrich VI. bestimmte der Vater unter anderem die Schlösser Aholming, Eckmühl und Lutzmannstein. 1460 verglich sich Heinrich VI. mit seinen Söhnen Kaspar I. und Heinrich VII. wegen der ihnen nach dem Tod ihrer Mutter Margaretha, geb. Gräfin v. Ortenburg, zustehenden Erbschaft. Heinrich der Jüngere scheint damals die Burg Lutzmannstein und dazu eine jährliche Gilt von 300 Gulden erhalten zu haben. Neun Jahre später, Kaspar I. Notthafft v. Wernberg war inzwischen verstorben, gab es erneut Irrungen wegen Margaretha Notthaffts Erbe. Statt der zum Schloss Lutzmannstein vermachten 300 Gulden erhielt Heinrich VII. von seinem Vater nun den Zehnt zu Laaber bei Neumarkt in der Oberpfalz. Doch sollte dieser Zehnt nach dem Tod Heinrichs VI. samt dem Schloß Lutzmannstein wieder in die gemeinsame Erbmasse fallen.4 1466 schloss sich Heinrich VII. dem Böcklerbund an.5 Im Bestreben, das wirtschaftliche Leben in der Siedlung unterhalb des Lutzmannsteins zu aktivieren, den Ort zu beleben und neue Siedler anzulocken, erwirkte Heinrich VII. Notthafft 1472 von Herzog Albrecht III. von Bayern-München die Genehmigung zur Abhaltung von 4 Jahrmärkten in Lutzmannstein.6 Heinrich VI. starb 1471 und wurde im Karmelitenkloster in Straubing bestattet. Da Lutzmannstein gemäß der 1460 getroffenen Vereinbarung in diesem Fall zurück in die gemeinsame Erbmasse fallen sollte, finden wir 1482 Heimeran III. im Besitz einer Hälfte der Burg, die dieser im genannten Jahr seinem Halbbruder Heinrich VII. veräußerte, so dass dieser nun ganz Lutzmannstein in seinen Händen hielt.7 Nachdem Heinrich VII. 1487 bereits verstorben war - auch er fand in Straubing seine letzte Ruhe, teilten sich seine Söhne Kaspar II. und Johann VI. den väterlichen Besitz. 1490 veräußerten Kaspar II. und seine Mutter Barbara, den Anteil an Lutzmannstein, den sie vorher Hans VI. abgekauft hatten, an Ritter
Kaspar II., der auch weiterhin auf Lutzmannstein wohnte, war ebenso wie Heinrich mit dem Mahl auf Runding, Mitglied im Löwlerbund. Am 3. Mai 1492 sandte er Herzog Albrecht IV. von Bayern-München seinen Fehdebrief.10 Dennoch stand er ein gutes Jahrzehnt später, im September 1504, als zwischen Wenzenbach und Bernhardswald eine der entscheidenden Schlachten des Landshuter Erbfolgekrieges geschlagen wurde, an der Seite Herzog Albrechts IV. Für seine im Kampf bewiesene Tapferkeit wurde er von Kaiser Maximilian zum Ritter geschlagen.11 Mit dem sogenannten Kölner Spruch beendete der Kaiser am 30. Juli 1505 den Landshuter Erbfolgestreit. Zu dem damals für Ottheinrich und Philipp, den Söhnen Pfalzgraf Ruprechts, geschaffenen Fürstentum Pfalz-Neuburg, gehörte fortan auch Lutzmannstein. Nach dem Tod Kaspar Notthaffts im Jahr 1520 übernahm sein Sohn Christoph Joachim das Erbe des Vaters. Dessen Cousine Anna, Tochter von Hans VI. Notthafft v. Wernberg, hatte 1538 in Neumarkt i. d. Oberpfalz den bischöflich Bambergischen und Pfalz-Neuburgischen Geheimen Rat Hans Joachim Stiebar von Buttenheim geheiratet. Im Jahr nach dem Tod Christoph Joachims ( + 1547) baten die Vormünder seiner Söhne Heinrich und Kaspar III. bei Kaiser Karls V. Statthalter in Neuburg, Zorn v. Bullach, um erneute Belehnung mit Lutzmannstein. Wohl im Zuge der Erbauseinandersetzung fiel die Hälfte der Herrschaft Lutzmannstein an deren Tante, beziehungsweise deren Gemahl, Hans Joachim Stiebar. Den Rest erwarb er 1566 von Kaspar III. Notthafft v. Wernberg.12 Während das Schloss Lutzmannstein von Pflegern verwaltet wurde, wohnte und wirkte Hans Joachim Stiebar als Burggraf auf der Bergfestung Rothenberg bei Schnaittach. Seine Gemahlin Anna schenkte ihm 17 Kinder, drei davon auf dem Rothenberg. Sie starb 1560. Der Stiebarische Vogt Michael Knab in Forchheim schreibt von ihm und seiner Familie 1599 in seinem "Stieberisch Stammbuch":
Hans Joachim in seiner Jugendt was zu lern,
Zog er mit Anderen in die Fern. Vnd vff Churfürst Fridrichs begehrn Widern Erbfeindt in Ungarlandt Mit viel herrn vnnd Adel wolbekandt Vor die Belagrung der Statt Wien [1529]. Er ritt auch weiter her vnd hin, In manchen ort, Provinz vnnd Landt, Mit Churfürst Fridrichn Hochgenandt, Dessen Cammerer er etlich Jar, Dann Pfleger zu Hohenfels war. Zwey Ehegemahl hat er gehabt Mit Erben von Gott wohlbegabt Söne vnnd Töchter Achtzehen, Von die nach volgendt zu verzehln. Anna seine Erste Hausfraw erkorn, Vom Geschlecht ein Notthafftin geborn. Catharina von Wenckheim die Ander Nach Abgang der Ersten nahm er. Gott hat im gsegnet vnnd geben Sibenzig drey Jar zu leben. An Reichtumb gütern zugnomen, Viel Adeliche Sitz bekomen.13 Hans Joachim Stiebar starb 1585. 1621 besaß sein Enkel Hans Veit, ein Sohn von Pancratz Stiebar, die Herrschaft Lutzmannstein. Nach der Schlacht am Weißen Berg (8. Nov. 1620) rückten bayerische Truppen in die Oberpfalz ein. Hans Veit Stiebar gab seinem Pfleger in Lutzmannstein den Befehl „bey jetzigen Kriegsbeschwerlichkeiten dahin Bedacht zu nehemn, daß bey Nacht allwegen zum wenigsten zwei Lands-Vnterthanen an dem Schloß Thor abwechselsweis wie auch im Marcktfleckhen vnd allen Dörffern als verlässige Wach angestellt vnd gehalten werden. So sich etwas Begeben, sollen sie vfm Schlos ein Loß Schus als Zeichen geben, daß sich ein Jeder mit vferlegter Wehr zu Lutzmannstein einfinden lassen wolle...“. 1628 erhielt der Pfleger den Auftrag „alldieweilen vfm Schloss Lutzmannstein weder ain Pulver oder bley vorhanden“ wenigstens einen Zentner groben Pulvers und zwei Zentner Blei als Vorrat zu kaufen. Am 1. März 1633 wurde Lutzmannstein dem kaiserlichen und bayerischen Obristleutnant Hans Jakob Voit, der einen entsprechenden Befehl des Herzogs Maximilian von Bayern und des Generalissimus Wallenstein vorweisen konnte, übergeben. Die im Markt und im Schloss einquartierten Landsknechte und Offiziere mussten von der Gutsherrschaft besoldet und verpflegt werden. Auf Betreiben Albrecht Schenks v. Staufenberg, dem bischöflich regensburgischen Pfleger in Hohenburg, wurde Lutzmannstein gänzlich ausgeplündert. Die herumstreifende Soldateska machte mit Raub und Mord die ganze Gegend unsicher.
Damit war die alte „Veste Luzmanstein vnd zugleich die dortige Registratur mit allen Urkunden in Rauch aufgegangen“. Dies war für Hans Veit Stiebar ein herber Verlust. Noch schmerzlicher mag für ihn gewesen sein, dass von seinen 13 Kindern nur ein Sohn dem Kindesalter entwuchs. Dieser, Joachim Ludwig, verkaufte Lutzmannstein 1662 zusammen mit seinem Vetter Georg Pankraz Stiebar an den pfalzneuburgischen Geheimen Rat und Hofratspräsidenten Dr. Franz v. Giese.13 Dessen Nachkommen erbauten sich um 1730 ein neues Schloss im Markt; die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte Burg blieb sich selbst überlassen. Der 1753 geborene Baron Philipp Wilhelm v. Giese, Herr auf Lutzmannstein, kurf. bayerischer Kämmerer und ehemaliger Landesdirektionsrat, der Letzte seines Stammes, adoptierte im Jahr 1805 den Legationsrat Friedrich August Frhr. v. Koch auf Teublitz, dessen Nachkommen das Schloss Lutzmannstein bis 1916 besaßen.16 In diesem Jahr kaufte das kgl. Bayerische Forst-Ärar das große, hauptsächlich aus Wald bestehende Gut. Das Obergeschoss des östlichen Schlossflügels diente fortan als Forstdienstwohnung. Während des II. Weltkrieges wurde das Schloss als Kunstdepot des Münchener Stadtmuseums. Nach Kriegsende waren im Schloss fünf Flüchtlingsfamilien untergebracht. Bei der Erweiterung des Truppenübungsplatzes Hohenfels im Jahr 1951 wurde der Markt geräumt. Ab 1953 wurde das Schlossgebäude vom Militär als Schieß-Ziel benutzt. Bereits beim ersten Beschuss wurde es weitgehend zerstört und brannte mit dem Dorf vier Tage lang.17 Von der 1633 zerstörten Burg Lutzmannstein waren schon im späten 18. Jahrhundert nur noch wenige Reste übrig. Auf einer um 1800 vom Kallmünzer Künstler Johann Georg Hämmerl (1770 - 1838) geschaffenen Ortsansicht von Lutzmannstein sind auf dem Burgberg, neben der Schlosskirche St. Ottilia und dem 1662 wieder aufgebauten Torhaus, nur spärliche Mauerreste zu sehen. Und auch der 1830 aufgenommene Katasterplan bietet, außer den genannten Gebäuden und einem westlich davon gelegenen breiten Halsgraben, keinen Hinweis auf damals noch vorhandene Ruinenreste. Das 1906 von Friedrich Hermann Hofmann erarbeitete Kunstdenkmälerinventar des Bezirksamts Parsberg beschreibt die damalige Situation auf dem Schlossberg
In der Pfarrkirche St. Maria und St. Lucia im Markt Lutzmannstein diente am Eingang in den Turm ein Grabstein als Stufe. Von der fast völlig abgetretenen Inschrift war 1906 in gotischen Minuskeln noch zu lesen: heinrich no ///. Friedrich Hermann Hofmann vermutete, dass es bei diesem Grabdenkmal aus dem 15. Jahrhundert um das für Heinrich Nothaft v. Wernberg handeln könnte, der 1433 die Burg Lutzmannstein erworben hatte.19 Wir aber wissen, dass Heinrich V. Notthafft v. Wernberg im Straubinger Karmelitenkloster begraben liegt. Heute liegt Lutzmannstein inmitten des militärischen Sperrgebietes des Truppenübungsplatzes Hohenfels. Von der noch 1951 wohl erhaltenen Schlosskirche St. Ottilien und dem Torhaus der alten Burg sind heute nur noch traurige Ruinenreste vorhanden, denen die amerikanischen Soldaten, die sich hier auf ihre Kriegseinsätze vorbereiten, wohl kaum Beachtung schenken. Für die Überlassung der Fotos danke ich der Stadt Velburg und Herrn Eckehart Griesbach.
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Harald Stark 01/06 |
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