Irnsing
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Die Kirche in Irnsing ist aus einer mittelalterlichen Burgkapelle
hervorgegangen. (Foto: H. Stark, 2010)
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Wie der verdienstvolle Regionalhistoriker Joseph Rudolf Schuegraf 1858
ausführte, soll auch das Dorf Irnsing - unweit des bekannten Römerkastells
Eining am westliche Ufer der Donau gelegen - aus römischen Ruinen erwachsen
sein. Er verweist dabei auf die nordöstlich des Dorfes gelegen "Bürg", die
lange Zeit als Römerkastell angesehen wurde, heute aber als eine
ungarnzeitliche Fliehburg aus dem 9. oder 10. Jahrhundert gilt.
Dies korrespondiert auch mit der ersten urkundlichen Erwähnung der Siedlung,
denn im Jahr 900 tauschte Bischof Tuto von Regensburg den Ort Tann sowie einen
Pernloch genannten Wald bei
Eringesigun
gegen das dem Grafen Luitpold gehörige
Imaristet,
das mit Immenstetten in der Gemeinde Freudenberg im Landkreis Amberg-Sulzbach
identifiziert wird. 1012 schenkte Kaiser Heinrich II.
Erinesigun
im Kelsgau dem von ihm gestifteten Bistum Bamberg. Bis zur Mitte des 14.
Jahrhunderts lässt sich dann ein nach dem Ort benanntes Edelgeschlecht
nachweisen; noch 1350 trat ein
Rudiger de Vrisinge
in einer Urkunde auf. Es folgten dann wechselnde Besitzer, bis Irnsing 1490 an
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Wappen der Präntl von Irnsing aus Siebmachers Wappenbuch des abgestorbenen
bayerischen Adels
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Grabstein aus dem 17. Jahrhundert mit dem Präntl'schen Wappen in der Kirche zu
Irnsing (Foto: H. Stark, 2010)
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Jakob Präntl, Pfleger zu Altmannstein und Landrichter zu Dachau gelangte, bei
dessen Familie der Ort bis 1669 verblieb. 1524 wurde die präntl'sche Hofmark
Irnsing in die Landtafel aufgenommen. Sie bestand damals aus dem Sitz, einem
Sedelhof und sieben Sölden, doch wurde der Besitz nach dem Dreißigjährigen
Krieg durch Zukäufe erheblich vermehrt.
Adam Franz Präntl zu Irnsing, Hienheim, Peterfecking und Löwenstein,
kurbayerischer Hofrat, Hofoberrichter und Truchseß sowie Landrichter des
kaiserlichen Landgerichts Hirschberg, war mit Maria Magdalena Kammerloher
verheiratete. Ihr Vater war der Hofzahlgegenschreiber Bathasar von Kammerloher,
die Mutter Katharina Khöpflinn. Ihr Gatte setzte sie in seinem letzten Willen
als Universalerbin ein. 1690 verheiratete sie sich in der Peterskirche in
München zum zweiten Mal mit dem kurfürstlichen Kämmerer und Hofrat Marquart
Ludwig Ferdinand Notthafft Freiherrn von Weißenstein1 und brachte den Besitz
ihres ersten Gemahls mit in die Ehe. 1695 wurde ihr durch Karl Jakob Frhr. von
Siegershoven, dem kurfürstlichen Pfleger in Neustadt an der Donau die
Edelmannsfreiheit über 12 zu ihrer Hofmark gehörigen Sölden zugestanden,
"soweit die Hofstatt und etwa das Gärtchen reichte, nicht aber über die Wiesen
und Felder".
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Maria Magdalenas zweiter Gemahl war einer der älteren Brüder unseres
Berchtesgadener Fürstpropstes Cajetan Anton Notthafft;3 sie starb wohl bald nach
dem 5. April 1700, an welchem Tag sie ihr Testament errichtet hatte. Auch
Marquart Ludwig Ferdinand trat ein zweites Mal in den Stand der Ehe und zwar
mit Maria Magdalena v. Pappenheim. Kurz vor seinem Tod, am 10. August 1712,
verglich sich Marquard Ludwig mit den im Testament seiner ersten Gemahlin
bedachten Erben. Er starb zwölf Tage später, am 22. August 1712, und wurde im
Kreuzgang des Münchener Franziskanerklosters (nach der Säkularisation
abgebrochen) beigesetzt.
Obgleich Marquard Ludwig mit seiner ersten Frau mehrere Söhne und Töchter
gezeugt hatte, von denen Johann Albert Achatz Ludwig und Marquart Ludwig das
Erwachsenenalter erreichten, hatte deren Mutter in ihrem Testament bestimmt,
dass das von ihr in die Ehe eingebrachte pränlt'sche Erbe ihren Verwandten, der
Familie Kammerloher, zufallen sollte. Marquart Ludwigs Nachlass, den seine
Witwe und die Kinder erhielten, wurde im September 1712 inventarisiert. Er
bestand außer dem Hausrat aus 9000 Gulden an Kapitalien und 539 Gulden an
Bargeld. Diesem Vermögen standen Schulden, fromme Legate und Beerdigungskosten
in Höhe von 1457 Gulden und 43 Kreuzern entgegen.4
Michael Wening berichtet zu dieser Zeit:
"Irnsing - Ein Adelicher Sitz vnd Sedl sambt einem Schloß in Ober Bayrn,
Renntambt München, Gericht Neustatt, Bistumb Regensburg, eine kleine Stund von
gemelter Statt, jenseits der Thonau gelegen. Ist ein große Dorffschafft vnnd
ligt theils am Fueß deß Bergs, theils in der Höhe neben disem Sitz, darzue 36
Underthanen gehörig, die übrige 18 seynd anderen Herrschafften zuständig. Gegen
Aufgang (Osten) und Mitternacht (Norden) hat es ebne und fruchtbare Feldungen,
gegen Nidergang (Westen) aber den sogenannten Hienhammer-Forst, allwo auch ein
kleines Wassers, die Ach genannt, entspringt vnd nach 500 Schritt weitem Lauff
in die Thonau fallet. Anderwerts gibt es in diser Gegend schöne Auen, Gehülz,
Weinberg vnd Wiesen, sambt einem doch nit sonders bekandten Schweffel-Brunnen.
Das Schloß sambt einem neu erbauten Bauhof vnd anderer Zugehör, befindet sich
dermahlen in gutem Stand, worbey auch ein schöner grosser Garten vor Wurtz-
vnnd Ops-Gewächs versehen liget.
Anno 1612 hat disen Sitz Herr Johann Georg Prändtl, geweßter Regiments-Rath vnd
Castner zu Burghausen, Anno 1628 dessen Sohn Wolf Bernhardt Prändtl, Chur-Cölln
etc. Mundschenck vnd Hauptmann inngehabt, von disem ist es nachmahlen an Herrn
Adam Frantz Präntl, Hof-Oberrichter vnd Rath in München etc. erblich gelanget.
Nach seinem Ableben ist Irnsing auff dessen nachgelassene Wittib, welche
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Das Schloss Irnsing - Der Dachstuhl stammt aus dem Jahr 1677.
(Foto: H. Stark 2010)
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dermahlen Herrn Marquard Ludwig Nothhafft, Freyherrn von Weissenstein,
verehelicht, durch erblichen Titl kommen. Vermög der vorhandenen Landt-Matricuk
Anno 1640, fol. 23 & 53 ist dises Geschlecht der Prändtl zur
Nidergerichtsbarkeit auff disem vnd andern einschichtigen Gütern berechtet,
auch solche Jurisdiction vnnd Freyheit ihnen von Ihro Churfürstl. Durchl. laut
neuer Matricul An. 1640 bestättiget worden, nachdem schon Anno 1524 die
Prändtlischen in die Landt-Taffel einkommen seynd.
In dem Gottshauß allhier, so ein Filial nach Hienheimb ist, vnnd dahin
Pfarrgehörig, wird die Mutter Gottes als Schutz-Frau verehret; allda findet
sich auch die Grabstatt Herrn Adam Frantz Prändtls vnnd dessen Ahnherrn Johann
Georg Prändtls zu Irnsing vnd Hienheimb. Das Orth vnnd die Gegend ist übrigens
von gesunden Lufft vnd einer fruchtbaren Landung."5
Mit dem kurbayerischen Regimentsrat Joseph Marquart Eustach Leonhard Frhr. v.
Kammerlohr von Weiching auf Irnsing, Hienheim, Wagegg, Burchberg und Englsdorf
starb am 3. Oktober 1771 der letzte Kammerlohr auf Irnsing. Er hatte seinen
Adoptivsohn Joseph Frhr. v. Speidl zum Erben bestimmt. Im 19. Jahrhundert kam
auch Schloss Irnsing in bürgerliche Hände.
Harald Stark
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1
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FamG. I, S. 447
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2
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Hubert Freilinger: Historischer Atlas Ingolstadt, München 1988, S. 297
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3
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Vgl. die Stammtafel in der Exkursionsunterlage 2008, S. 4
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4
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FamG I, S. 450 - 452; Anton Baumgartner: Beschreibung der Stadt und des Gerichtes zu Neustadt an der Donau, München 1784, S. 53 - 59; Georg Schwaiger: Die Pfarrei Hienheim in Geschichte und Gegenwart, Hienheim 1986, S. 49 - 53, 86 - 88
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5
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Michael Wening: Beschreibung des Rentamts München, München 1701, S. 76 f.
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