Nördlich von Wiesent (Landkreis Regensburg), in Höhe des Pangerlhofes, hoch
über dem sich später als "Wiesent" bei Tiefenthal in die Donau ergießenden
Wildbach, liegt idyllisch im Wald, die Burgruine Heilsberg.
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Grundriss der Burgruine Heilsberg aus dem Kunstdenkmälerband BezA. Regensburg,
1910
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Heute abseits der
Straßen gelegen, bewachte Heilsberg im Mittelalter, zusammen mit der schon früh
abgegangenen Burg Neuhaus und den zwei Brennberger Burgen, einen wichtigen
Handelsweg.
Die Ruine Heilsberg liegt auf einer kurzen Bergzunge, die über dem westlich des
Bachtales sich erhebenden Bergmassiv vorspringt. Ein sehr tiefer Halsgraben
schied den Mauerbering an der West - und der Nordseite vom Hinterland. Nach
Osten und Süden fällt der Burgplatz sehr steil ab. Der Mauerbering auf der
beschriebenen Bergzunge gleicht weitgehend einem Oval, dessen Maße in
Ost-West-Richtung ungefähr 35 Meter und in Nord–Süd-Richtung ungefähr 25 Meter
betragen. Ungefähr in der Mitte der Westseite erhebt sich der Rumpf des aus
Granitquadern erbauten, mächtigen romanischen Bergfrieds mit einer
ursprünglichen Seitenlänge von etwa 7,5 x 8,1 Meter. Der Einstieg befand sich
an der Ostseite. Kurz vor 1910 besaß der Bergfried, wie dem Band XXI der
Kunstdenkmäler Bayerns, Bezirksamt Regensburg zu entnehmen ist, noch die
respektable Höhe von zehn bis 12 Meter. Davon zeugt gegenwärtig bloß noch ein
kümmerlicher Rest. Die Überbleibsel eines im Südosten gelegenen Torbogens, der
in einen Keller geführt haben dürfte und der Stumpf des ehemaligen Bergfrieds,
sind alles was von der Burg, die Abt Stephan von Frauenzell bereits 1644
"ein uraltes von Quaterstücken gebauets eingefallnes Schloß"
nennt, auf unser Zeit gekommen ist. Der ganze Burgplatz ist mit Bäumen
bestanden. Eigentümer der Burgruine Heilsberg ist heute das Fürstliche Haus von
Thurn und Taxis. Die Gemeinde Wiesent, auf deren Areal die Ruine liegt, bemüht
sich seit einiger Zeit darum, den Burgstall käuflich zu erwerben und
anschließend die spärlichen Reste fachgerecht zu sanieren.
Seit Mitte des 12. Jahrhunderts erscheinen die Truchsessen von Heilsberg,1
die identisch sind mit den Truchsessen von Eggmühl, abwechselnd unter der einen
oder der anderen Bezeichnung. Pfalzgraf Friedrich von Wittelsbach verleiht im
Jahr 1186, ehe er in das Gelobte Land abreist,2 der Matrone Bertha und ihren
Söhnen das Gut Eckmühl. Als Zeugen kommen vor
"Ulricus de Heilsperg",
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Der Stumpf des Bergfrieds 2003
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Eckbert von Eckmühl und Gözwein von Eckmühl. Damit wird der erste Heilsberger
namentlich faßbar. Nachfolger von Ulrich I. oder Mitinhaber des Amtes ist
Eckbert von Eggmühl, sein Bruder, der sich Truchseß zu Eggmühl nennt und 1199
als Truchseß des Herzogs Ludwig des Kelheimers genannt wird, aber 1229 wieder
als Truchseß von Heilsberg erscheint. Um 1235 ist Eckbert wahrscheinlich
verstorben. 1213 kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Regensburger
Bischof, unter dessen Hoheit Heilberg sich befindet, und dem bayerischen Herzog
Ludwig dem Kelheimer, der in der Nähe eine neue Burg bauen wollte, was nach
einem Schiedsspruch aber nicht geschehen ist.
Der Sohn Eckberts, Ulrich II. nennt sich Herzog Ottos von Bayern Truchseß und
vermacht 1245 dem Kloster St. Emmeram in Regensburg einen Weinberg zu Wörth an
der Donau. Mit den ihm vom Regensburger Domkapitel verliehenen Vogteileuten
scheint er alles andere als gerecht umgegangen zu sein, was seine
Exkommunikation nach sich gezogen hat. Später bereut er und versichert durch
Eid, die armen Leute nicht mehr zu behelligen, wodurch er wieder in die Kirche
aufgenommen wird. Durch seine Zuwendungen zur Vergrößerung der Regensburger
Dominikanerkirche, wird ihm gestattet, sein Familienbegräbnis in dieser Kirche
zu errichten.
Ulrich II. hat zwei Söhne und eine Tochter. Der eine Sohn Heinrich, nennt sich
Truchseß von Eggmühl. Agnes wird die Gattin von Friedrich von Siegenhoven. Der
zweite Sohn Ulrich III. ist der letzte Truchseß von Heilsberg. Beide Brüder
haben sich vermutlich vertraglich geeinigt, ihre Burgen unter sich zu teilen,
da sie fast immer gleichzeitig als Zeugen auf Urkunden mit den
Namenserweiterungen Truchseß von Heilsberg, bzw. Truchseß von Eggmühl
erscheinen. Ulrich III. hat sich sehr stark verschuldet. Möglicherweise hat er
daher seinem Schwiegersohn, dem Konrad Schenk zu Reicheneck Heilsberg anstatt
einer Mitgift pfandweise überlassen.
Anfang des 14. Jahrhunderts sitzt auf Heilsberg Ludwig, Schenk zu Reicheneck,
vermutlich der Sohn des erstgenannten Schenk. Im Mai 1327 verschrieb sich
dieser Ludwig dem Bischof Niklas von Regensburg mit seiner Veste Heilsberg.
Eine andere Quelle gibt an, dass Ludwig das Erbschenkenamt des Hochstifts
Regensburg versehen habe und deshalb vom Bischof mit der Burg Heilsberg belehnt
wurde.
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Blick vom Bergfried über das Burgplateau, 2003
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Um 1328 bietet Ludwig der Stadt Regensburg, die zu dieser Zeit mit dem
bayerischen Herzog in Fehde liegt, seine Hilfe an. Dieser Wankelmut gereicht
ihm nicht zum Vorteil, denn bald darauf wird Heinrich der Truchseß von Eckmühl
und Bruder von Ulrich III. wieder mit Heilsberg belehnt.
Nach dessen Tod im Jahr 1333 verkauft seine Witwe Bertha die Herrschaft
Heilsberg an Konrad von Notthafft, der ein Enkel von Eckhard II. Notthafft von
Wildstein ist. Einer seiner Brüder ist der Landcomtur des Deutschen Ordens,
Johann Nothafft von Wernberg. Fünf Jahre später erwirbt Konrad die Pflege
Abbach und 1344 wird er als Pfleger von Regenstauf erwähnt. Im selben Jahr
erhält er auch von dem im Exil von Avignon residierenden Papst Clemens VII. für
seine Burgkapelle auf Heilsberg einen Ablaßbrief. 1348 stellt Konrad dem
Pfarrer von Wörth an der Donau einen Brief über den Weinzehent von Ettersdorf
und Pettenkoven aus und bemerkt zudem, daß die Burgkapelle Heilsberg und die
Kapelle zu Wiesent Zukirchen zur Mutterpfarrei St. Peter in Wörth sind. Konrad
Notthafft ist mit Elisabeth von Barbing, einer verwitweten Kraetzer
verheiratet, die drei Töchtern das Leben schenkt. Die ältere Katharina ist in
erster Ehe mit Johann von Fraunberg, in zweiter Ehe mit Buslaw von Hertenberg
verheiratet. Die jüngere Elisabeth heiratet Friedrich Auer den Jüngeren von
Brennberg. Von einer dritten Tochter Agnes ist wenig bekannt.
Nach dem Tod Konrads wird seine Tochter Katharina mit ihrem Sohn Wilhelm
Fraunberger mit Heilsberg belehnt. Wilhelm einigt sich mit seinem Stiefbruder
Kaspar von Hertenberg, für den Fall, dass er ohne männliche Erben sterbe, dass
alles dem Hertenberger zufalle, was im Jahr 1400 auch geschieht. Um 1429 ist
Kaspar Hertenberger gestorben, was seinen Sohn Georg veranlasst, mit seinem
Vetter Heinrich II. Notthafft von Wernberg, der Anspruch auf Heilsberg erhebt,
die Fehde zu eröffnen, die zugunsten des Hertenbergers ausgeht, der sich noch
1435 nach Heilsberg nennt, in diesem Jahr aber die ganze Herrschaft Heilsberg
an Wieland von Freiberg, einen illegitimen Sohn von Herzog Ludwig im Bart von
Ingolstadt verkauft.
Fünf Jahre vorher hat Heinrich Notthafft II. von Wernberg das Erbtruchsessenamt
des Bistums Regensburg mit der Burg Eggmühl, aber ohne die Burg Heilsberg
erhalten. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wird Heilsberg mit Wiesent
vereinigt.
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Blick vom Burgplateau über die hangseitigen Gräben, 2003
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Von Wieland gelangt Heilsberg an Herzog Albrecht III., der die Burg
1451 dem Hans Rindsmaul überläßt, der sie 1458 an Herzog Ludwig den Reichen von
Landshut verpfändet.3
Herzog Ludwig der Reiche verpfändet die Burg im Jahr 1461 an den Sohn von
Heinrich Notthafft II, Heinrich Notthafft den Jüngeren zu Aholming der mit
Margarethe von Ortenburg verheiratet ist und dessen Epitaph sich am Eingang zur
Ölbergkapelle im Psalierchor der Straubinger Karmelitenkirche befindet.
Von Herzog Ludwig dem Reichen gelangt Heilsberg an Georg den Reichen, der die
Burg an Jörg Notthafft von Wernberg, Pfleger zu Heilsberg und Schärding gibt,
von dem folgende Episode überliefert ist:
"...wegen eines wilden Schweins im Forst geriet man in den ersten Tagen der
Regierung Herzog Georgs mit dem Pfleger Jörg Notthafft zu Heilsberg in Irrung,
weil derselbe einem diesseitigen Untertan einen Ochsen als Pfand weggenommen
hatte."4
Im Jahr 1518 kommt Heilsberg durch Kauf an die Kolb, die aber wahrscheinlich
noch in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts die ungastliche Burg aufgeben
und sich im bequemeren Schloß Wiesent niederlassen.
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1
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Der Truchseß war der vornehme Hofbeamte, der für die Verwaltung von Küche und Ökonomie der Hofhaltung zuständig war. Zu unterscheiden ist zwischen herzoglichen, bischöflichen, oder Reichs-truchsessen. Üblicherweise war das Truchsessenamt erblich. Heilsberg, zunächst Sitz herzoglicher Truchsessen, wurde später Sitz des bischöflichen Truchsessenamtes.
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2
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Nachdem dies drei Jahre vor Beginn des dritten Kreuzzugs (1189 bis 1192) unter der Führung Friedrich Barbarossas, der dabei 1190 ertrinkt geschieht, dürfte es sich um eine private Pilgerreise gehandelt haben.
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3
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Alle Angaben und Daten zur Geschichte von Heilsberg aus "Hailsberg und die Truchsessen" von Joseph Rudolph Schuegraf, veröffentlicht im Band VI der Verhandlungen des Historischen Vereins der Oberpfalz und von Regensburg, Regensburg, 1841; und "Die Kunstdenkmäler von Bayern" Heft XXI, Bezirksamt Regensburg, Regensburg, 1910.
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4
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Carl Theodor Gmeiner, "Regenburgische Chronik", Unveränderter Nachdruck der Originalausgabe, Verlag C. H. Beck, München, 1987, Band III Seite 620, Anmerkung 1257
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Herbert Maurer 06/2003
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