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Ettling

Grundriss des Wasserschlosses Ettling
Grundriss des Wasserschlosses Ettling
Am 1. November 1007 hatte König Heinrich II. den Ort Pförring im Chelsgau zur Ausstattung des Bamberger Domkapitels gestiftet und diesem das Recht eingeräumt über Pförring nach eigenem Gutdünken einen Vogt einzusetzen. 1 Diese Vogtei mag der Grund gewesen sein, warum sich eine vielfach mit dem Bistum Bamberg und dem ostfränkischen Raum verbundene edelfreie Familie in dem Pförring benachbarten Ort Ettling niederließ und sich nach der dortigen Burg nannte.
Als erster Vertreter dieser Familie erscheint ein nobilis homo nomine Reginolt de Ottlingin, der 1090 im nahen Vohburg mit dem Kloster Münchsmünster Hörige tauschte. Verheiratet war dieser mit Hemma, die aller Wahrscheinlichkeit nach eine Tochter jenes Markgrafen Diepold III. von Giengen-Vohburg war, der im frühen 12. Jahrhundert die Kolonisation des Egerlandes forcierte, 1135 das Kloster Waldsassen stiftete und 1146 in dem von ihm 1118 gegründeten Kloster Reichenbach am Regen die letzte Ruhe fand. Bei der Notthafft-Exkursion 2000 standen wir dort an seinem Grab.
Reginolds I. Söhne Adelvolk, Reginold II. und Eberhard stifteten 1145 das Kloster Speinshart. Während Adelvolk und Reginold II. in der Zeugenlisten der Urkunden ihrer Zeit stets unter den liberi und nobiles rangierten, brachte es ihr Bruder Eberhard, der die geistliche Laufbahn eingeschlagen hatte, als Eberhard II. zum Bischof von Bamberg (1146 - 1170). Hatten sich die Brüder bisher stets als de Otelingen genannt, bezeichnete sich Reginold II. 1151 erstmals als de Rifenberc, nach seiner wohl neu gebauten Burg Reifenberg bei Ebermannstadt in der Fränkischen Schweiz. Über ihre namentlich bisher unbekannt gebliebene Schwester waren die drei Ettlinger mit dem Walpoten Adelold IV. verschwägert, der ebenfalls aus einer mächtigen und sogar im Steinwald begüterten 2 edelfreien Familie stammte. 3
Während die fränkischen Reifenberger mit den im 3. Kreuzzug gebliebenen Söhnen Reginolds II., Eberhard II. und Reginold III., um 1190 ausstarben, finden sich ihre Ettlinger Verwandten im 13. Jahrhundert in wittelsbachischen Diensten wieder. Ihren Stammsitz hatten die Ettlinger wohl im Bereich des "Sedelbauernhofs" (Burgstraße 2), wo die Uraufnahme des Katasterplans aus dem Jahr 1813 noch einen geräumigen Burgstall mit rings umlaufenden Wassergraben darstellt. Wie Wiguläus Hund gegen Ende des 16. Jahrhunderts berichtete, hatte Ettling „vor Jahren zwen siz gehabt, den Ain die Oettlinger, den Ain die von Lamingen innen gehabt.“ 4 Tatsächlich finden sich nordwestlich des heute verschwundenen alten Burgstalls noch die Reste einer wohl spätmittelalterlichen Wasserburg. Wenige Meter unterhalb des Kelsbach-Quelltopfes wurde ein rund drei Meter hoher künstlicher Hügel aufgeschüttet, auf dem die viereckige, etwa 30 Meter im Quadrat messende Anlage errichtet wurde.
1405 ist noch Jorg Ettlinger als Besitzer der Burg bezeugt. Ein Jahrzehnt später nannte sich dann Hans der Sandersdorfer zu Ettling. 1418 erwarb der Ritter Hans Laiminger den Sitz. Nach 1470 kam Ettling dann in den Besitz von Degenhart Ofenstetter. 5 Er vererbte die Schlösser Ofenstetten und Ettling seiner Gemahlin Brigitta, geborene Zenger, die sich bald darauf mit dem Vohburger Pfleger Wolfgang v. Schmiechen verheiratete. Dieser einigte 1493 sich mit Degenhard d. J. Ofenstetter, dem letzten seines Namens, und löste dessen Erbansprüche an Ofenstetten und Ettling mit der Zahlung von 3000 Gulden ab. 6
Wolfgang v. Schmiechen starb 1497; sein Sohn Stefan erhielt darauf Ettling, während dessen Bruder Christoph Wackerstein in seinen Besitz nahm. Christoph übergab Wackerstein seinem Bruder Stefan, wodurch beide Güter zu einer Herrschaft vereinigt wurden. Diese gelangte nach 1534 durch Heirat in den Besitz von Heimeran IV. Notthafft v. Wernberg zu Aholming. 1576 verzichtete Wolf Heimeran v. Schmiechen auf sein Wiederlösungsrecht an Ettling, das seitdem mit der Herrschaft Wackerstein verbunden blieb. 7
Aus den letzten Jahren Heimerans IV. ist eine Abbildung der Ettlinger Wasserburg überliefert. Es handelt sich um eine Miniatur auf Philipp Apians Landtafeln von 1568, die trotz aller Stilisierung eine recht naturgetreue Wiedergabe des damaligen Baubestandes darstellt. Die viereckige Baugruppe erhebt sich aus einem kleinen See. Innerhalb der Ringmauer sind drei Gebäude mit hohen Satteldächern zu erkennen; zwei derselben stehen parallel zueinander, das dritte längs der Rückfront.
Reste des Wasserschlosses Ettling
Auf einem künstlichen Hügel im „Quelltopf" des Kelsbaches befinden sich die Reste des Wasserschlosses Ettling
Rest der Schlosskapelle St. Peter
Der Rest des Chorbogens und die Sakramentsnische der ehemaligen Schlosskapelle St. Peter
Rest der Innenbebauung
Rest der Innenbebauung innerhalb der viereckigen Ringmauer. Im Inneren hat sich ein Gewölbe erhalten

Hier finden Sie eine Historische Landkarte der Gegend.

1 Franz Anton Jäger: Annales Pfoerringenses oder merkwürdigste Begebenheiten aus dem Markt Pförring, S. 3
2 Vgl. Harald Stark: Die Walpoten zwischen Radenzgau und Nordgau - ein Beitrag zur "Zwerenz-Problematik" in: Wir am Steinwald Heft 6/1998, S. 65 - 74
3 Franz Machilek: Kloster Speinshart und seine Stifter, in: 850 Jahre Prämonstratenserabtei Speinshart 1145 - 1995, Pressath 1995, S. 29 - 50 (Mit einer Stammtafel)
4 Dr. Wiguleus Hundt's bayrischen Stammenbuchs Dritter Theil, mit den Zusätzen des Archivar Libius, Neustadt/Aisch 1999, S. 500
5 Helmut Rischert: Die Burgen im Gemeindegebiet von Pförring, in: Pfoerring - 1850 Jahre Römerort Celeusum, Kipfenberg 1992, S. 128
6 Wiguleus Hund: Bayrisch Stammenbuch, Teil I, Ingolstadt 1585, S. 288, Teil II. Ingolstadt 1586, S.285
7 Wiguleus Hund: Bayrisch Stammenbuch, Teil II. Ingolstadt 1586, S.285 f.
Harald Stark 3/06

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