Wappen Notthafft Familie Notthafft

Güter Ober- und Unter-Wildstein, sammt Lehngut Fleißen

Dieses Dominium liegt im nordwestlichen Theile des Kreises, zwischen dem Voigtländischen Kreise des Königreichs Sachsen in Norden, der Herrschaft Walhof im Nordosten und Osten, und dem Gute Alten-teich in Süden und Westen.
Das Schloß Wildstein war im XIII. Jahrh. der Sitz der davon den Namen führenden Herren von Wildstein und gelangte an die Herren Nothhaft, welche sich davon Nothhaft von Wildstein schrieben. Von diesen kam es an Rüdiger Sparnek, welcher es mit seinen andern Gütern an K. Karl IV. überließ, sie aber von diesem wieder zu Lehen nahm. Im J. 1518 verkauften es die Erben des Nikolaus Gummerauer, an den das Gut 1443 gekommen war, an die Herren von Wirsperg. Wolf von Wirsperg brachte durch Kauf das Dorf Fleißen als ein zur Egerer Burg ge-höriges Kronlehen an sich. Von dieser Familie kam Wildstein an die Herren von Trautenberg, die es von 1613 bis 1799 besaßen. Im letztgenannten Jahre verkaufte Graf Lippmann Kasimir von Trautenberg das Gut Wildstein (Oberschloß) an Johann Georg Wilhelm, Herrn auf Altenteich, welcher 1792 vom Kurfürsten von Baiern, damaligem Reichsvikar, in den Reichsritterstand erhoben worden war, und das Gut Ober-Wildstein 1806 seinem Sohne Johann Adam käuflich überließ. Unter-Wildstein fiel nach dem Tode des Franz Karl von Trautenberg, 1792, sammt einem Drittel von Fleißen, an die Freiin Maria Anna von Schirnding, geb. von Trautenberg, welche es 1799 an Franz Maria von Trautenberg abtrat. Von diesem kaufte das Gut Unter-Wildstein noch in dem selben Jahre Oswald Friedrich und überließ es ebenfalls, käuflich seinen Söhnen Oswald und Michael. Nach des Erstern Tode kaufte Unter-Wildstein sammt FIeißen Georg Oswald Ritter von Wilhelm, welcher nach seines Vaters Johann Adam Tode auch Erbe von Ober-WiIdstein wurde und noch gegenwärtig beide Güter besitzt.
Die Güter reguliren sich mit den Grundbüchern des Egerer Königlichen Burggrafen-Amtes, welches die Real-Gerichtsbarkeit ausübt.
Das Gebiet gehört zum Abhange und Fuße des Erzgebirges. Bemerkenswerthe Höhenpunkte sind: der Hengberg, südwestlich von Fleißen, der Knolberg, westlich von Schnecken, der Kulmrang, auf welchem eine Triangulierungs-Pyramide angebracht war, südlich von diesem der Henneberg und nordwestlich der Hirschberg, dann der Sterlberg, westlich von Klinkhart, und im Hinter-Walde ein Berg, welcher die Ruine des Schlosses Neuhaus trägt. Die Felsarten an den genannten Bergen sind Granit; östlich von Fleißen, Schnecken, dann bei Gro0lohe und am Sterlberge tritt Glimmerschiefer auf. Bei Klinkhart und östlich von Wildstein, am Fuße des Gebirges, sind die Felsarten vom aufgeschwemmten Lande bedeckt.
Fließende Gewässer sind der Fleißen-Bach und der Soos-Bach. Beide strömen in südöstlicher Richtung der Eger zu, wo sich unweit von der Mündung des Fleißen-Baches der Soos-Bach mit ihm vereinigt.
Teiche mit Karpfen besetzt sind: der Moosteich, Schnecken-Teich, Großloh-Teich, Schwarzteich und Kreutteich. Der Mühlteich, bei Großloh, und der Ferres-, Weides- und Weißteich, bei Wildstein, sind zu Wiesen umgestaltet. Die Bäche liefern Forellen, Aalruppen und Krebse. Bei einigen Dörfern sind Sauerbrunnen, die als gewöhnliches Trinkwasser dienen.
Die Volksmenge beträgt bei beiden Gütern zusammen 5475 Seelen. Darunter befinden sich 196 protestantische Familien (Augsb. Conf.) und 3 israelitische Familien.
Ertrag und Nahrung fließen aus dem Betriebe des Landbaues, der Viehzucht und verschiedener Gewerbe, namentlich der Weberei. Der steinige und sandige Boden ist vornehmlich zum Korn-, Haber- und Gerstenbau geeignet. Waizen wird wenig gewonnen. Außerdem werden Erdäpfel und Klee, bei Fleißen aber viel Flachs gebaut. Obstbaumzucht findet nur in Gärten statt.
Die Obrigkeit hat in und bei Wildstein zwei Meierhöfe, in eigener Regie, und einen zeitlich verpachteten in Großloh. Zu den beiden erstern Höfen gehören Schäfereien.
Die obrigkeitlichen Waldungen sind in 3 Reviere getheilt: Vorderwald, Hinterwald und Aschwald. Die vornehmsten Holzarten sind Kiefern, Fichten und Tannen. Laubholz ist sehr wenig. Der jährliche Ertrag ist beiläufig 500 Klafter, von welchen etwas an die Unterthanen verkauft werden kann. Der Jagdertrag an Hasen und Rebhühnern ist unbedeutend. Rehe erscheinen zuweilen als Wechselwild. In den Wäldern stehen einige Granitbrüche im Betrieb, welche guten Baustein liefern.
Größere Gewerbsanstalten sind: 2 Bauwollgarn-Maschinenspinneeien in Wildstein, mit einfacher Befugnis, mit 55 Arbeiter; 6 Kattun-Fabriken, ebendaselbst, mit einfacher Befugnis und 135 Arbeitern, und 2 Strumpfwirker-Waaren- und Kattun-Fabriken, ebenfalls mit einfacher Befugnis, in Fleißen, 40 Arbeiter beschäftigend.
Außerdem wurden am Anfange des Jahres 1846 auf dem ganzen Dominium Polizei-, Commercial- und freie Gewerbe nebst etwas Handel von 262 Meistern und andern Gewerbsherren, 155 Gesellen, 61 Lehrlingen und Gehilfen betrieben. Darunter befanden sich: 28 Bäcker, 5 Bierschenker, 3 Drechsler, 4 Färber, 2 Faßbinder, 10 Fleischhauer, 6 Gärber, 3 Glaser, 1 Lohnkutscher, 3 Maurer, 8 Müller, 1 Nagelschmied, 1 Papiermüller, 2 Saitenmacher, 1 Sattler, 3 Schlosser, 4 Schmiedte, 10 Schneider, 12 Schuhmacher, 2 Seifensieder, 1 Seiler, 2 Steinmetze, 12 Strumpfwirker (20 Gesellen), 6 Tischler, 8 Töpfer, 2 Uhrmacher, 3 Wagner und 115 Weber (73 Gesellen). - Handelsleute waren 7 Besitzer von gemischten Waarenhandlungen, 6 Krämer und Hausierer.
Wildstein hat Privilegien auf 2 Jahrmärkte (Montag nach Johannis d. T. und nach Michaelis), auf welchen in 60 bis 65 Buden und Ständen die gewöhnlichen Artikel der Landmärkte feilgeboten werden. Sanitätspersonen sind 3 Wundärzte (2 in Wildstein, worunter 1 obrigkeitlich mit Wohnung und Natural-Deputat, und 1 in Fleißen), und 5 Hebammen (3 in Wildstein, 1 in Fleißen und 1 in Groß-Loh).
Das 1798 vom Wildsteiner Pfarrer P. Rödl gegründete Armen-Institut hatte Ende 1845 ein Stammvermögen von 1846 fl. 27 1/4 kr. C. M. und 3461 fl. 38 kr. W. W. Die Einnahme desselben Jahres war 383 fl. 19 1/2 kr. C. M. und 29 fl. 41 kr. W. W. Die Zahl der mit Almosen betheilten Armen 33.  Auch besteht in Wildstein ein im Jahr 1849 vom damaligen Besitzer des Gutes Ober-Wildstein Johann Adam Ritter von Wilhelm erbautes Armenhaus ("Ferdinands-Armenhaus"), worin 14 Arme freie Wohnung und Brennholz erhalten. Die Interessen des 200 fl. C. M. betragenden Stammvermögens werden zu Reparaturen verwendet.
Über Wildstein und Fleißen führt von Eger aus eine Halbchaussee nach Sachsen (ins Voigtland). Außerdem bestehen Landwege.  Die nächste Post ist in Eger. In Wildstein ist eine k. h. Aerarial-Briefsammlung.

Die Ortschaften sind:

1) Wildstein 6 St w. von Elbogen und 2 1/2 St. n. von Eger, auf der Straße von Eger ins Voigtland und am Soos-Bache, weitläufiges Dorf von 254 H. mit 2525 E., von welchen 103 H. Zum Gute Unter-Wildstein, 16 H. zur Königlichen Burg in Eger, 2 H. zum Gute Altenteich und die übrigen zum Gute Ober-Wildstein gehören, hat beim hiesigen Antheile 6 protestantische Familien und 3 Judenhäuser mit 3 Familien, beim Unter-Wildsteiner Antheile 10 und beim Antheile der Egerischen Burg 2 protestantische Familien; hier ist 1 Pfarrkirche zum heil. Johann d. Täufer, 1 Pfarrei und 1 Schule, sämmtlich unter dem Patronat von Ober-Wildstein, 1 Begräbnißkirche zum heil. Sebastian und 1 Kapelle zur heil. Dreifaltigkeit, 1 obrigkeitl. Schloß (Unterschloß", zu Unter-Wildstein gehörig), l do. Maierhof, 1 do. Schäferei, 1 do. Brauhaus (auf 9 Faß), 1 do. Branntweinhaus (auf 24 Maß) und 3 Wirthshäuser. Abseits liegen: a) der Unter-Wildsteiner Maierhof Wetterhütten oder Seehof, mit 1 Schäferei; b) das Ober-Wildsteiner Forst-haus am Stödtelberge, mit Gastnahrung und Garten, welche von Franzensbader Kurgästen besucht werden; c) die Ober-Wildsteiner Mattelmühle, auch Holz- oder Steinmühle genannt; d) die Ober- Wildsteiner Schloden- oder Schlottenmühle; e) die Unter-Wildsteiner Herrenmühle; f) die Unter-Wildsteiner Dorfteich-Mühle; g) die Unter-Wildsteiner Weißmühle und h) .die Schloß-Ruine Neuhaus oder das Alte Schloß, 1 St. nö., auf einem Berge im Hinterwalde.  Wann und von wem die Kirche gebaut worden, ist nicht bekannt. Doch waren hier im XVI. Jahrh. die ersten lutherischen Geistlichen im Egerlande thätig. Nach 1628 versahen die Egerer Dominikaner die Seel-Sorge; später gelangte das Patronat an die Stadt Eger und 1781 an die 0brig-keit von Ober-Wildstein. Die gegenwärtige Kirche ist 1705 u. ff. erbaut und nach dem Brande vom 6. Juli 1810, wo auch die Pfarrei, die Schule, das Schloß und der größte Theil des Dorfes in Flammen aufgingen, erneuert worden. Eingepfarrt sind, außer Wildstein selbst, das hiesige Dorf Grün und die Einschichten am Stödtelberge, Weißmühle und Wetterhütten, dann die Altenteicher Dörfer Altenteich, Großenteich, Mattelberg und Dürr, nebst Fonsau (Stift St. (Clara).  In der St. Sebastianskrche (Friedhofs-Kapelle"). welche Grabsteine aus dem XVII. Jahrh.. enthält, werden jährlich 26 gestiftete Messen gelesen. Die Dreifaltigkeitskirche ist 1716 von den Herren von Trautenberg gebaut worden. Das Oberschloß (zu Ober-Wildstein gehörig), ist 1843 zu einem Malzhause umgestaltet worden. Das jetzige Schloß (Unterschloß) besteht seit 1763.  In Wildstein sind 8 Fabriken und 85 Gewerbsleute, worunter allein 30 Weber. Auf dem Thürmchen der Schule hängt die sogenannte Irrglocke, welche in alter Zeit ein Ritter gestiftet .haben soll, damit in den Wintermonaten täglich Abends geläutet werde, um verirrte Wanderer in der damals ganz wilden Gegend zurecht zu weisen. Die Glocke wird aber schon längst nicht mehr geläutet. Wildstein ist die Station eines k. k. Finanzwach-Kommissärs der Section Nr. 13.

2) Fleißen, l 1/4 St. nnw. von Wildstein, an der Straße nach Sachsen, am Ursprunge des Fleißen=Baches, und an der Sächsischen Gränze, Kronlehn-Dorf von 160 H. mit 1430 E., von welchen 45 H. mit 31 protestantischen Familien zum Gute Unter-Wildstein, 43 H. mit 48 protestantischen Familien zum Gute Altenteich, 2 H. zur Kön. Burg in Eger und l H. zur Vogtei Stein gehören, ist mit den katholischen Einwohnern nach Klink-hart eingepfarrt und hat l katholische Schule. Die Akatholiken haben seit 1834 ein eigenes Bethaus mit einem Pastor, l Schule (seit 1829) und ein Pastorats-Gebäude (seit 1835.) Außerdem sind hier 1 k. k. Hilfs-Gränzzollamt, l Wirths-haus und 2 Mühlen (die Oben und Untere); abseits liegt a) 1/4 St. ö. die (zu Altenteich gehörige) Kohlmühle; b) 1/4 St. w. die zur Vogtei Stein gehörige Hegerwohnung am Hammerl"; c) l Papier-mühle; d) die Einschicht Fuchsberg, 3 Nrn., von welchen l Nr. zum Gute Altenteich und 2 Nrn. zur Herrschaft Eger gehören.  Das Lehngut Fleißen gehört zu drei gleichen Theilen den Gütern Ober-Wildstein, Unter-Wildstein und Altenteich.

3) Klinkhart, Klinkart, 1/2 St. nnö. von Wildstein, Dorf von 71 H. mit 547 E., von welchen 22 H. zum Gute Unter-Wildstein und 21 H. zum Gute Altenteich gehören, hat l Pfarrkirche zur heil. Katharina, l Pfarrei und l Schule, sämmtlich unter dem Patronate des Religionsfonds, und l Wirthshaus.  Die Kirche wurde schon 1273 gegründet und in den Jahren 1446 und 1780 erneuert. Das jetzige Gebäude besteht seit 1813. Nach Wiederherstellung des katholischen Gottesdienstes war sie eine Filiale von Wildstein; 1787 erhielt sie einen Lokalisten und 1805 wurde sie wieder zur Pfarrkirche erhoben. Sie hat ein gutes Altarblatt, die heil. Katharina, von einem unbekannten Meister. Gegenwärtig sind zwei Priester angestellt und, außer Klinkhart selbst die Dörfer Groß-Loh und Schnecken nebst den Katholiken von Fleißen, so wie das Dorf Neudorf (Hft. Eger) eingepfarrt. Die Pfarrei ist 1704 und die Schule 1816 neu gebaut worden.

4) Groß-Loh, auch Groß-Lohe, 1/2 St. n. von Wildstem, Dorf von 74 H. mit 541 E,, von welchen 31 H. zum Gute Unter-Wildstein gehören, ist nach Klinkart eingepfarrt und hat l (zu Unter-Wildstein gehöriges) Jägerhaus, l obrigkeitl. Maierhof, l do. Ziegelhütte und l Mühle. Unter den Einwohnern sind 30 Weber. In der Nähe des Ortes ist ein ergiebiger Torfstich.

5) Schnecken, l St nnw. von Wildstein. Dorf von 36 H. mit 513 E., von welchen 10 H. zum Gute Unter-Wildstein und 14 H. zum Gute Altenteich gehören, ist nach Klinkart eingepfarrt. Unweit vom Dorfe sieht man mitten im Walde schwache Spuren bes ehemaligen Schlosses der Ritter von Fleißen.

6) Grün, auch Nothhafts-Grün, 1/4 St. sö. von Wildstein, Dorf von 14 H. mit 69 E., von welchen 5 H. zum Gute Unter-Wildstein und 4 H. zur Kön. Burg in Eger gehören, ist nach Wildstein eingepfarrt.

Auch gehört zum Gute Ober-Wildstein

7) von Rohr (Hft. Eger) 1 Hof.

Joh. Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen statistisch-topographisch dargestellt, Prag 1847, S. 350-355

H. Stark 02/08



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