Wappen Notthafft Familie Notthafft

Vom Egerland in die Oberpfalz

Landkarte Egerland Ministerialen im Egerland

Als König Heinrich IV. 1061 seinem Ministerialen Otnand ein Rodungsgebiet am Südrand des Kösseinestockes schenkte, wird als östliche Abgrenzung dieses Waldbezirkes eine aus der Kemnather Gegend nach Eger führende Straße erwähnt. Dies ist nicht nur der älteste Nachweis über kolonisatorische Tätigkeiten im Bereich des Fichtelgebirgsraumes, sondern auch die älteste Erwähnung der Siedlung Eger selbst. Eger war damals nur eine kleine Furtsiedlung im Bereich der späteren "Brucktorvorstadt". Diese Siedlung dürfte jedoch nicht erst im 11. Jahrhundert entstanden sein, da man - wie Heribert Sturm darlegt - "aus den für die Jahre 623 und 631 bezeugten Handelsbeziehungen zwischen den Franken und den Slawen Böhmens folgern kann, daß das Egerer Becken und insbesondere die Egerer Furt auch schon in der Völkerwanderungszeit eine beachtliche Bedeutung hatte".
Mit dem 12. Jahrhundert setzte dann die planmäßige Kolonisierung des 1135 erstmals als "Regio Egere" bezeichneten Gebietes an der oberen Eger ein. Dieses Gebiet war der dem Nordgau einverleibten Mark Nabburg zugehörig. Diepold III. von Giengen-Vohburg hatte nach 1078 das Markgrafenamt angetreten - neben der Mark Nabburg war ihm auch die Mark Cham anvertraut worden. Im Jahre 1118 gründete Markgraf Diepold das Benediktinerkloster Reichenbach, welches er zum Hauskloster mit der Begräbnisstätte seiner Familie bestimmte. Bei der Furtsiedlung Eger, auf einem nach Norden und Westen steil abfallenden, von der Eger umspülten Felsen, hatte der Markgraf zu Beginn des 12. Jahrhunderts, an der Stelle einer älteren slawischen Befestigungsanlage, die Egerer Burg errichten lassen; eine jener Grenzburgen, die als Basis der ostwärts gerichteten Kolonisationsbestrebungen errichtet wurden. Als Diepold um 1125 dem prosperierenden Kloster Reichenbach ein an der Naab gelegenes Gut Steinbach übergab, werden Udalricus de Egere und dessen Bruder Pilgrimus an erster Stelle unter den Urkundenzeugen genannt. Dies legt den Schluß nahe, daß Markgraf Diepold, der seinen Wohnsitz zu Cham hatte, in Nabburg und Eger Ministeriale als Statthalter eingesetzt hatte. Später erscheinen die beiden Urkundenzeugen als Udalricus de Libenstein und Pilgrimus de Valkenberg und haben deshalb als Ahnherren dieser Reichsministerialenfamilien zu gelten. 1133 folgte dann die Gründung des Zisterzienserklosters Waldsassen, welches im südlichen Egerland und im Raum um Schönbach/Watzgenreuth kolonisatorisch wirkte. Im Egerer Umland hatten inzwischen eine Reihe von Ministerialen mit ihren Siedlern die Kolonisationsarbeit begonnen. Es entstanden weitere Burgen zum Schutz des neuerschlossenen Siedellandes. Nach der, wie schon erwähnt, 1125 erstgenannten Markgrafenburg in Eger, erscheinen noch im gleichen Jahr Birk, 1145 Liebenstein (bei Tirschenreuth), 1150 Waldstein, 1154 Brambach und Falkenberg, 1163 Wunsiedel und Beidl. Markgraf Diepold III. starb am 8. April 1146 im Kloster Reichenbach, wo er als Laienbruder eingetreten war und wo er auch begraben liegt.
Nach dem Tod des Markgrafen unterstellte König Konrad III., der erste Herrscher aus dem Haus der Hohenstaufen, das Egerland der unmittelbaren Reichsgewalt.
Kaiserburg Eger (Ansichtskarte um 1930)
Kaiserburg Eger (Ansichtskarte um 1930)
Die Söhne des verstorbenen Markgrafen herrschten weiterhin im benachbarten Regnitzland, das nach dem Aussterben der Diepoldinger zu Beginn des 13. Jahrhunderts an die Herzöge von Andechs-Meranien kam, welche die Vogtei über das Regnitzland den Herren von Weida übertrugen, die seitdem den Vogtstitel führten. Das Egerland selbst wurde unter den Staufern zu einem straff organisierten und von Ministerialen verwalteten Reichsland umgestaltet. Die alte Markgrafenburg zu Eger wurde zur Kaiserburg (1183: castrum imperatoris ) umgestaltet. Zum Schutz des Reichslandes und der Kaiserburg sowie zur Fortsetzung der unter Diepold III. begonnenen Erschließung des Gebietes wurde das Burgennetz des Egerlandes weiter verdichtet. Es werden folgende neue Ministerialensitze kundbar: 1199 Fleißen, 1217 Kinsberg, 1219 Berg und Mühlessen 1221 Zettendorf, 1222 Hohenberg, 1224 Haslau, 1225 Wildstein und Markhausen. Der Inhaber des Sitzes zu Wogau wird 1257 ausdrücklich als Reichsministeriale bezeichnet. Diese Burgen und Ministerialensitze waren, wie Heribert Sturm ausführt, "trotz ihrer offensichtlich durch strategische Gesichtspunkte bestimmten Lage, zugleich auch Ansatzkerne für den internen Landesausbau, zumal das ganze Wirtschaftssystem damals noch vorwiegend auf den Verbrauch und die Verwendung lebenswichtiger Grundgüter aus der in nächster Umgebung betriebenen Landwirtschaft angewiesen war."

Die Notthafft von Wildstein und Falkenau

Bald nach dem Übergang des Egerlandes an Kaiser Friedrich I. (1157) erscheinen 1163 neben Adelbertus de W(u)nsidil und Adelbertus de Bidil, auch Adelbertus de Egre und Chunradus de Egre, die damals zur Besatzung der Reichsburg Eger gehörten. Später bewohnten die Ministerialen die inmitten ihres Dienstgutes erbauten Burgen. Jener 1163 in Erscheinung getretene Adelbertus de Egre ist höchstwahrscheinlich identisch mit dem 1166 in einer Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas auftretenden Zeugen Adalbertus Nothaft.
Unter Markgraf Diepold III. waren besonders im Südegerland und an verkehrswichtigen Stellen im Fichtelgebirgsraum Burgen und Ministerialensitze entstanden. Das von Sümpfen durchzogene, nördlich von Eger gelegene Gebiet, war um die Mitte des 12. Jahrhunderts wohl noch weitgehend unkultiviert. Hier, wurden Adalbertus Nothaft und seine Nachkommen tätig, gründeten die Burg Wildstein und kümmerten sich vor allem um die Kultivierung des Landes zwischen Scheibenbach und Eger.
Wildstein
Wildstein (Ansichtskarte um 1910)

Der egerländische Stammsitz der Familie, die Burg Wildstein, fand im Jahr 1225 seine erste urkundliche Erwähnung. In der Zeugenreihe einer am 25. April dieses Jahres ausgestellten Urkunde findet sich Albrecht, der seit 1220 bezeugte Sohn des "alten Nothaft" als Albertus Nothaft de Wiltstein. Von hier aus engagierte sich die Familie im Landesausbau der umliegenden Gebiete. Ihre Tätigkeit erstreckte sich dabei vor allem auf das Gebiet der Pfarreien Mühlbach, Haslau, Oberlohma, Wildstein, Schönberg i. Sa. und Klinghart, doch auch das Gebiet der Pfarrei Markneukirchen im Vogtland muß vor 1300 zum Einflußbereich der Notthafft gehört haben, denn noch 1378 war bekannt, daß Nuwenkirchen einst Nothafft geheißen habe.
Falkenau
Falkenau (Ansichtskarte aus dem Egerlandmuseum Marktredwitz, gestempelt 1917)
Im Verlauf des 13. Jahrhunderts stießen die Nothaft in das Gebiet jenseits der Ostgrenze des Egerlandes vor und gründeten rund um die von ihnen errichtete Burg Falkenau eine ansehnliche Herrschaft. Am 13. April 1279 erscheint erstmals Albertus dictus de Valkenow nebst seinem Vetter Eckehardus und seinem Bruder Engelhardus, welch letztere sich in anderen Urkunden nach der Burg Wildstein nennen. Der Einflußbereich der Notthafft von Falkenau begann an der Wondreb bei Kulsam und erstreckte sich nördlich des Kaiserwaldes bis zum Egerknie bei Elbogen. Er umfasste etwa die Pfarrsprengel Königsberg, Schönficht, Kirchenberg, Falkenau, Frohnau und Elbogen. Nach dem Aussterben der verschwägerten Familien v. Hohenberg und v. Liebenstein erhielten die Notthafft gegen Ende des 13. Jahrhunderts ansehnlichen Besitzzuwachs im südlichen Fichtelgebirge, um Albenreuth und eventuell um Königswarth.
Wohl infolge der sich seit dem Interregnum ausbildenden Hegemonie der Stadt Eger beschloß die Familie Notthafft gegen Ende des 13. Jahrhunderts ihren egerländischen Stammsitz Wildstein zu verlassen. Engelhard II. Notthafft v. Wildstein veräußerte die Burg an seinen Schwiegersohn Johannes Rabe von Mechelgrün und zog auf die neu erworbene, zwischen Weiden und Nabburg gelegene Burg Wernberg.
Falkenau blieb bis in die dreißiger Jahres des 14. Jahrhunderts in den Händen der Nothaft. 1339 findet sich Niklas Winkler im Besitz von Falkenau. Allerdings war noch Albrecht (XI.) Nothaft von Thierstein bis 1360 im Besitz von Rechtsansprüchen an der Stadt und Veste Falkenow und der Veste, genannt der Satel, welche er im genannten Jahr an Thomas Winkler abtrat. Trotz des Verkaufs der Stammsitze in Wildstein und Falkenau blieb die Familie Notthafft bis in das frühe 19. Jahrhundert im Besitz der sogenanten Reichsafterlehen oder Senioratslehen im Egerland und Elbogener Kreis.

Das Forstmeisteramt im Egerer Reichsforst und die Burg Thierstein

Engelhard I. von Wildstein erwarb durch seine Heirat mit Katharina, einer Erbtochter des letzten Hohenbergers, Güter im Bereich um Thiersheim und legte so den Grundstock zur späteren Herrschaft Thierstein. Am 28. Juli 1310 betraute König Heinrich VII - dem Beispiel seines Vorgängers König Albrecht I. folgend - Engelhards I. Sohn, den festen Mann Albrecht, genannt Nothaft mit der Aufsicht über den Wald in der Umgebung von Eger. In einer Zeit, da die Wohnhäuser überwiegend aus Holz gebaut und mit Schindeln gedeckt waren, die Wälder das zum Überleben im Winter wichtige Brennholz und die Rohstoffe zu zahlreichen Gegenständen des täglichen Gebrauchs gaben und der von den in hohlen Baumstämmen lebenden wilden Bienen gesammelte Honig der einzige bekannte "Süßstoff" war, bedeutete dieses Amt eine hochgeschätzte Einnahmequelle, das seinem Inhaber Ansehen und Wohlstand versprach. Umsomehr, wenn in diesen Wäldern - wie es damals im Fichtelgebirge der Fall war - reger Bergbau betrieben wurde und große Mengen von Grubenholz und vor allem an Holzkohlen zur Verarbeitung des gewonnenen Erzes benötigt wurden.
Ursprünglich mag sich das Forstmeisteramt über sämtliche Wälder im Reichsland Eger ausgedehnt haben; im 14. Jahrhundert zeigt sich sein Umgriff - zumindest im Innenraum des Fichtelgebirgsbeckens - bereits eingeschränkt. Es scheint, als ob der nothaftische Ein-flußbereich hier im Norden und im Westen durch die Eger begrenzt war. In südlicher Richtung dürften die Orte Neudes, der Rosenhof bei Rauschensteig, Stemmasgrün und Korbersdorf am Rand des nothaftischen Reichsforstes gelegen sein, doch auch der Seißnerforst und der Kohlwald südlich von Arzberg unterstanden nothaftischer Obhut.
Thierstein
Thierstein (Ansichtskarte um 1910)
Nachdem Kaiser Ludwig der Bayer am 1. Juli 1340 Albrecht XI. Nothaft - den Sohn Albrechts VI. - mit dem Forstmeisteramt belehnt hatte, fühlte sich König Johann von Böhmen am 26. August desselben Jahres berufen, die Stadt Eger in die gleiche Funktion einzusetzen, was in der Folge zu größeren Auseinandersetzungen mit den Egerern führte. Um diese Zeit war auch die auf des Reiches Berg und Boden erbaute Burg Thierstein fertiggestellt worden, welche die Nothaft wohl als Verwaltungs- und Herrschaftsmittelpunkt im Herzen der von ihnen zu verwaltenden Reichsforste errichtet hatten. Am 16. Juli 1343 hatte Kaiser Ludwig seinen Forstmeister mit der neuen Burg belehnt.
Albrecht XI. versuchte den wirtschaftlichen Ertrag seines Amtes zu vermehren. An den Ausfallstraßen der jungen, 1326 gegründeten Bergstadt Wunsiedel, vergrößerte er bestehende Siedlungen und legte neue Dörfer an. Die rege Bergbautätigkeit im Arzberger Revier veranlaßten den Forstmeister zur Anlage von vier Hammerwerken an der Eger. Diese Aktivitäten Nothafts führten 1368 zu einer Klage der Stadt Eger vor Kaiser Karl IV.
Albrechts XI. Söhne, Albrecht XII., Peter und Hans Nothaft, veräußerten nach und nach ihre Reichsforstanteile und die zur Herrschaft Thierstein gehörigen Orte. So kam etwa die Burg Thierstein selbst gegen Ende des 14. Jahrhunderts an die Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen und von diesen 1415 an die zollerischen Burggrafen von Nürnberg, bzw. Markgrafen zu Brandenburg. Ab 1471 trennten sich die Nothaft endgültig vom ehemals Egerer Reichsforst. Den letzten Rest veräußerte Hans IV. Nothaft 1492 an die Markgrafen Friedrich und Sigmund zu Brandenburg.

Stammbaum Weissenstein, Bodenstein und Wernberg Stammbaum Wildstein und Falkenau
Harald Stark, März 2001



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