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Der Fuchssteiner des Amberger Schlosses
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Freitag, der 11. Mai
Als "Standquartier" für die diesjährige Notthafft-Exkursion haben wir uns die
Stadt Sulzbach ausgewählt, wo wir gleich unterhalb des ehemaligen
Residenzschlosses im Hotel "Bayerischer Hof" herzliche Aufnahme fanden. Nachdem
wir unserer Wiedersehensfreude bei einem trefflichen Mittagsmahl hatten freien
Lauf lassen können, holte uns pünktlich um halb zwei Uhr unser Bus beim
"Bayerischen Hof" ab und chauffierte uns nach
Amberg.
Dort erwartete uns schon unsere Stadtführerin, Frau Zapf-Wolf, die sich
wirklich hervorragend auf die doch sehr speziellen Interessen und Wünsche
unserer Gruppe vorbereitet hatte. Sie erläuterte uns die Baugeschichte des
neuen kurfürstlichen Schlosses und wies uns auf den "Fuchssteiner" hin, jenen
Turm, in den 1629 Christoph Adam Notthafft von Weißenstein gesperrt worden war,
um seine "halsstarrige" Tante Amalie zum Übertritt zur katholischen Konfession
zu zwingen.
An der kurfürstlichen Kanzlei vorbei, die sich teilweise von Baugerüsten
verhüllt zeigte, ging es auf die Hauptachse der Amberger Altstadt, die
Georgenstraße, auf der wir nach Überquerung der Krambrücke auf den Marktplatz
mit dem gotischen Rathaus kamen. Hier besaßen die Notthafft bis 1580 ein
"Eckhaus vorne am Markt am Rathaus", das sie von der verschwägerten Familie
Kastner ererbt hatten. In der großen Stadtpfarrkirche St. Martin suchten wir
dann vor allem Spuren dieser einst reichen und mächtigen Amberger
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Grabstein Hans Kastners in der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle
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Grabstein für Maria Josepha Theresia Walburga Frfr. v. Franck in der
Magdalenenkapelle
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Patrizierfamilie. Eufemia, die Witwe Georg Kastners, deren Tochter Genoveva mit
Albrecht Notthafft v. Wernberg auf Altrandsberg und Blaibach (+ 1580)
verheiratet war, rettete diesem nach seinen Bürgschaftsleistungen für die
Wittelsbacher zumindest die Herrschaft Altrandsberg, in dem sie ihm diese
abkaufte und nach ihrem Tode wieder vererbte. Hans Kastner d. Ä. hatte 1423
eine Kapelle "zur next hindter der neuen Kirchenthür gegen den Markt
heraufwerttz" in der Amberger Martinskirche einwölben und mit einem Altar
versehen lassen. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um die sogenannte
Barbara-Kapelle, deren Gewölbe mit zwei Kastner-Wappen an den Schlußsteinen
verziert ist. Ein laut Kunstdenkmäler-Inventar mit der Jahreszahl 1467
bezeichneter und mit dem Kastner-Wappen versehener und im Boden eingelassener
Rotmarmorgrabstein ist heute von einem in der Kapelle stehenden modernen
Beichtstuhl überdeckt. Von dem einst über dem Nordportal angebrachten
geschnitzten Triptychon aus dem 15. Jahrhundert, auf dessen Seitenteilen die
ganze Familie Kastner dargestellt war, konnte uns unsere Führerin nur ein altes
Schwarz-Weiß-Foto zeigen. Wo dieses Kunstwerk hingekommen ist, war ihr
unbekannt. In der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle im Chor liegt der - laut
Kunstdenkmäler-Inventar - mit der Jahreszahl 1394 bezeichnete
Rotmarmorgrabstein von Hans Kastner auf dem Boden. Er stammt aber wohl aus dem
späten 15. Jahrhunderts.
In der Magdalenenkapelle gelang es dann Frau Heitland doch tatsächlich einen
Grabstein mit einem Notthafft-Wappen zu entdecken. Er erinnert an die am 27.
Januar 1729 im 34. Lebensjahr verstorbene Maria Josepha Theresia Walburga
Freifrau von Franck, eine geborene Freiin von Rummel. Als einzige mit einem
Baron Rummel verheiratete Notthafftin erscheint in Franz v. Notthaffts
Familienchronik die 1709 geborene Maria Anna Eleonora Christina Notthafft. Sie
war eine Tochter von Johann Abraham Notthafft v. Weißenstein und dessen
Gemahlin Anna Barbara v. Sparneck und hatte sich 1727 mit Johann Ludwig Rummel
auf Lonnerstadt, Zandt und Zell verheiratet.
Unweit des südlichen Seitenportals der St. Martinskirche benutzten wir einen
Steg über die Vils, um auf den teilweise von Bäumen beschatteten, idyllisch
gelegenen Eichenforstplatz zu gelangen. Die ehemalige kurfürstliche Residenz
"am Eichenforst" bestand aus mehreren Gebäuden, die sich im 15. Jahrhundert
auch einmal in notthafftischem Lehensbesitz befanden. Die sogenannte "alte
Veste", die in den 1980er Jahren beinahe abgerissen worden wäre, heute aber
gottseidank als Verwaltungsgebäude der Stadtbau Amberg GmbH dient, ist an ihrer
Westseite mit zwei hochgotischen Arkadenfenstern aus dem 13. Jahrhundert
geschmückt. Erst bei der letzten Renovierung wurden diese wiederentdeckt und
freigelegt. Über dem Eingangsportal zur Alten Veste erinnert ein Allianzwappen
Egker / Holnstein an eine 1784 durchgeführte Renovierung des Gebäudes. Herrn
Haller fiel der seltsame rote "Balken" im Holnstein-Wappen auf. Unsere Führerin
erläuterte uns, dass der damalige Hausherr, ein Regierungsrat Baron von Egker
mit einer illegitimen Kurfürstentochter, der Gräfin von Holnstein, verheiratet
war und diese deshalb den "Bastardbalken" zwischen den bayerischen Wecken im
Wappen geführt habe.
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Die Hauskapelle im "Klösterl" am Eichenforstplatz
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Im benachbarten "Klösterl" oder "Pfalzgräfinnenhaus", das heute ein Museum
beherbergt, dass sich mit dem lebensspendenden Element "Luft" beschäftigt,
durften wir die Hauskapelle besichtigen. Diese umfasst drei Joche mit
Rippengewölbe; die Rippen ruhen auf runden Wanddiensten. Diese sind mit
profilierten Sockeln und Laubkapitellen geschmückt. Die beiden westlichen
Dienste zeigen statt des Laubes je zwei phantastische Tiergestalten. Am
eindrucksvollsten aber war das eingezogene, sich außen auf einem polygonen
Sockel über die Vils erhebende Kapellenchörlein. Nicht nur, daß es die ältesten
Glasgemälde Ambergs in sich birgt; der obere Abschluß desselben besteht aus
einem unter der Flachdecke hängenden, mit Krabben verzierten freihängenden
Rippenwerk. Durch den Hof des Amberger Zeughauses, wo wir uns von unserer
Stadtführerin verabschiedeten, ging es nach rund anderthalb Stunden zurück zum
Bus, der am Kurfürstenbad auf uns wartete.
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Das Portal zur ehem. Torkapelle des Bergfrieds der Burg Dagestein
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Das zweite Ziel dieses Nachmittags war die Burg Dagestein in
Vilseck,
die von 1430 bis 1442 als Pfand in notthafftischen Händen war. Den
sehenswertesten Überrest des Mittelalters bildet der Bergfried der Burg, der
durch die Aufstockung einer stauferzeitlichen Torhalle mit darüber gelegener
Torkapelle entstand. Als der Bergfried wohl im 14. Jahrhundert aufgestockt
wurde, mussten die rundbogigen Tore des Erdgeschosses und die Chornische der
wohl einst flach gedeckten Torkapelle aus statischen Gründen vermauert werden.
Das Innere der Torhalle zeigt noch ein romanisches Kreuzgewölbe mit Wulstrippen
über Eckvorlagen. Den Zugang zur Torkapelle vermittelte ein aufwändig
gearbeitetes Rundbogenportal mit Tympanon. Die Liliendarstellung auf dem
Tympanon brachten unsere Spezialisten als Symbol der Unschuld mit Mutter Maria
in Verbindung und damit mit dem Zisterzienserorden. Deutliche stilistische
Bezüge wurden auch zum fränkischen Zisterzienserkloster Ebrach und zum
Bamberger Dom hergestellt, dessen Bauhütte am Bau der bambergischen Amtsburg
Vilseck beteiligt gewesen sein soll. In der bis vor kurzem noch vermauerten
Chornische der Torkapelle konnten Reste von gotischen Wandmalereien freigelegt
werden; zu sehen sind der mit dem Drachen kämpfende Hl. Georg und der die
Seelenwaage haltende Erzengel Michael. Abschließend besahen wir uns noch das zu
Veranstaltungsräumen hergerichtete Innere des aus dem 16. Jahrhundert
stammenden Getreidekastens.
Nach unserer Rückkehr im Quartier fand der ereignisreiche Tag einen würdigen
Abschluß bei Speise und Trank im "Bayerischen Hof" im Herzen der Herzogsstadt
Sulzbach.
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Die Grabsteine von Isabella Eleonora Genoveva Frfr. v. Ravignant und ihres
Gemahls, des Pfaffenhofener Pflegers Claude von Ravignant
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Nun ging es weiter nach
Pfaffenhofen bei Kastl,
wo uns vor der Martinskirche Frau Sabine Palesch, unsere Führerin erwartete.
Sie zeigte uns zunächst die romanische, im 18. Jahrhundert jedoch in ihre
heutige Gestalt gebrachte Kirche St. Martin. Schon 2003 habe ich hier einen
bisher unbekannten Grabstein mit Notthafft-Wappen entdeckt. Es handelt sich um
das Grabdenkmal für die 1719 verstorbene Isabella Eleonora Genoveva Freifrau
von Ravignant. Diese war am 27. November 1651 als Tochter von Achatz Adam
Notthafft von Weißenstein zu Grub und Thalersdorf und dessen Gemahlin Maria
Juliane Kapfer von Pileck zur Welt gekommen. Nicht weit von ihrer, leider zum
Teil von der Emporenstiege verdeckten Marmorplatte entdeckten wir auch den
Grabstein ihres 1695 verstorbenen Ehemanns Claudius Johannes Antonius Frhr. von
Ravignant.
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Das Martyrium des Hl. Sebastian - Wandmalerei in der Karnerkapelle von
Pfaffenhofen bei Kastl
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Eine Sehenswürdigkeit von seltener Art ist der neben der Martinskirche stehende
romanische Karner. Über dem eigentlichen Beinhaus im Untergeschoss befindet
sich die Karnerkapelle mit ihren leider sehr restaurierungsbedürftigen
gotischen Wandmalereien. Nachdem wir die teilweise als Abstellraum mißbrauchte
Karnerkapelle ausreichend besichtigt hatten, stiegen wir hinab in das Reich der
Toten, in das - heute allerdings bis auf einen Stoß Dachziegeln und einer
geheimnisvollen Steinplatte völlig leergeräumten - Karnergewölbe. Bei der
Steinplatte, die unweit des Eingangs in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes
liegt, soll es sich um eine heidnische Opferplatte mit mysteriösen Rinnen und
Vertiefungen handeln. Diese hat man in christlicher Zeit dann einfach umgedreht
und mit einem eingemeißelten Kreuz versehen. Da die Platte mit der "Kreuzseite"
nach oben liegt, konnten wir die geheimnisvolle Unterseite nicht in Augenschein
nehmen. Ich halte sie schlicht für einen mittelalterlichen Grabstein.
Da wir noch gut in der Zeit lagen, versammelten wir uns vor der romanischen
Kirchentür von St. Martin zu einem Gruppenfoto. Dann statteten wir noch der
über Pfaffenhofen gelegenen "Schweppermannsburg" einen Besuch ab. Diese gehörte
einst den Söhnen des legendären Feldhauptmanns von Ludwig dem Bayern, Seyfried
Schweppermann. Dieser selbst hatte seinen Ansitz im rund 13 Kilometer
entfernten Deinschwang bei Lauterhofen, weilte aber wohl öfters, wenn er den in
Kastl weilenden König besuchte, in Pfaffenhofen. Von der Burg haben sich vor
allem die Ringmauern und der früher ebenfalls höhere Bergfried erhalten. Die
übrigen Gebäude wurden 1846 abgetragen. Leider wurde die Mauer des Vorhofs erst
in letzter Zeit sehr unsachgemäß mit einem bereits wieder bröckelnden Putz
beworfen.
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Die Klosterkirche Kastl mit ihrem Wappenfries
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Im nahegelegenen
Kastl
sorgten wir dann zunächst für unser leibliches Wohl. Im Gasthof "Zum Schwarzen
Bären" waren die Tafeln in den notthafftischen Wappenfarben "Gelb" und "Blau"
festlich gedeckt. Die Freude über diese Aufmerksamkeit konnte nur noch durch
die Delikatessen übertrumpft werden, die uns die Wirtin bald auftragen ließ.
Nach empfangener Atzung trugen wir unsere wohlgefüllten Mägen hinauf zur
Klosterburg, wo am Portal zur Kirche unsere Führerin, Frau Palesch, erwartete.
Diesmal war sie in ein historisches Gewandt und in die Rolle der Markgräfin
Luitgard, die eine von den Stiftern des Klosters gewesen war, geschlüpft. So
berichtete uns Luitgard von der Gründung des Klosters im Jahr 1098, vom bald
darauf erfolgten Einzug der Benediktinermönche ins Kloster und von der
benediktinischen Reformbewegung die hier im letzten Drittel des 14.
Jahrhunderts ihren Ausgang nahm und deshalb als die Kastler Reform bekannt
geworden ist. Aber auch von der Aufhebung ihres Klosters im Jahr 1566 erzählte
uns die wieder auferstandene Klostergründerin und von der Übernahme des reichen
Klosterbesitzes durch die Amberger Jesuiten im Jahr 1636 sowie den Übergang an
die Malteser 1782. Sie führte uns durch die Klosterkirche, die unter den
Jesuiten barocke Formen annahm, die aber durch die Kirchenrenovierungen im 19.
und 20. Jahrhundert wieder reduziert wurden. Sie zeigte uns den 1782 vom
Maltester-Komtur Maximilian Graf von Törring-Seefeld gestifteten Hochaltar und
machte auch einen kurzen Halt bei ihrem Steinsarg, der in einer Nische im
Südchor Platz gefunden hat. Uns interessierte natürlich besonders der Kastler
Wappenfries mit seinen 69 Wappenschildern. Der Wappenfries entstand wohl um die
Wende von 13. zum 14. Jahrhundert und wurde im späten 16. Jahrhundert von einer
zweiten Fassung überdeckt. Im Zuge der barocken Umgestaltung der Kirche wurde
er 1715 übertüncht. Vorher aber kopierte man die Wappenschilder auf zwei
Holztafeln, die heute ebenfalls in der Kirche hängen. 1902 wurde der
Wappenfries wiederentdeckt und rekonstruiert. Ein Notthafft-Wappen konnte uns
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Seyfried Schweppermanns Ehrengrab
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Luitgard zwar nicht darauf präsentieren, dafür aber die Wappen mehrerer
verwandter Familien, wie das der Nußdorfer, der Grafen von Orttenburg, der
Paulsdorfer, Raitenbucher und Satzenhofen.
Abschließend machten wir dann noch einen Abstecher ins Paradies. Hier, in einer
gotisch gewölbten Halle mit einer mächtigen Säule im Zentrum, sind heute die
vom Zahn der Zeit verschonten Grabdenkmäler aus der Klosterkirche zusammen
geführt worden. In einem Holzschrank hinter ihrer gotischen Steintumba ruht die
mumifizerte Prinzessin Anna, eine Tochter Ludwigs des Bayern, die hier 1319 im
Alter von etwa anderthalb Jahren ihr Leben aushauchte. Früher konnte man die
Überreste des Kindes in seinem Glassarg sehen. Heute ist dieser aus
konservatorischen Gründen verschlossen und man hat sich mit einem großen
Farbfoto des Mädchens zu begnügen. Nicht weit davon befindet sich ein weiteres
kleines, sarkophagähnliches Hochgrab auf einem Steinsockel. Es ist das 1782 vom
Malteser-Komtur Maximilian Graf von Törring-Seefeld gestiftete und - nach
Ludwigs des Bayern bekanntem Ausspruch "Jedem ein Ei, dem frommen Schweppermann
aber zwei" - mit zwei Eiern bekrönte Ehrengrab für Seyfried Schweppermann.
Unmittelbar dahinter an der Nordwand befindet sich die originale Grabplatte des
1337 verstorbenen Helden von Gammelsdorf und Mühldorf mit dem
Schweppermannwappen: Ein mit Eisenhutveh belegter Schragen auf dem Schild.
Nun war es Zeit von unserer Begleiterin Luitgard und ihrem Kloster zu scheiden.
Wir bedankten uns für die lebendige Führung und erfuhren dabei, dass die
Führung in Pfaffenhofen für Frau Palesch eine Premiere war. Im Bus ging es nun
an der Wallfahrtskirche auf dem Habsberg vorbei nach
St. Coloman,
wo uns Herr Haber auf das Dorfkirchlein aufmerksam gemacht hat, in dem sich
Hans Georg Asam (1649 - 1711), der Vater von Cosmas Damian und Egid Quirin
Asam, als Faßmaler am Hochaltar betätigt haben soll. Dies ist aber schlecht
möglich, da das Kirchlein nach übereinstimmender Meinung des 1906 erschienenen
Kunstdenkmälerinventars des Bezirksamtes Parsberg, als auch des Handbuchs der
Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern Bd. V: Oberpfalz und Regensburg, erschienen
1991, erst 1732 erbaut worden ist. Zu dieser Zeit aber war Hans Georg Asam
bereits mehr als 20 Jahre tot. Dennoch waren wir erfreut, als es Frau Köglmeier
gelungen war, den Schlüssel zu dem durchaus sehenswerten Kirchlein zu
organisieren. Mir wird vor allem die mit Rosen und anderen farbigen Blüten
übersäte Kanzel im Gedächtnis bleiben.
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Stadt und Burg Velburg - Emporenmalerei in der Pfarrkirche
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Vom Parkplatz bei St. Coloman ist es nur noch ein Fußweg von rund 10 Minuten
bis zum Eingang zur König-Otto-Höhle. Am 30. September 1895, dem Namenstag des
schwermütigen Königs Otto I. von Bayern, wurde sie von einem Hirten, der seinen
Hund verfolgte, zufällig entdeckt. Doch ist es die in der Vorweihnachtszeit
1972 erstmals von einem Menschen betretene "Adventhalle", welche die
König-Otto-Höhle zu einer der schönsten Besucherhöhlen Bayerns macht. Nach
einer originellen, rund vierzigminütigen Führung kamen wir wieder ans
Tageslicht und beeilten uns, weiter in das nahe
Velburg
zu kommen, wo wir von Stadtarchivar und Altbürgermeister Schmidt vor der
Johanneskirche bereits erwartet wurden.
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Die Wappentafel vom ehemaligen Pfleghaus in Velburg
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Die Kirche erhielt ihr heutiges barockes Aussehen im Zuge einer Vergrößerung
durch Anbau des rechten Seitenschiffes in den Jahren 1717 - 1721. Das
Glanzstück der Ausstattung ist der Akanthusaltar im rechten Seitenschiff, mit
dem es dem Velburger Bildhauer Johann Michael Schaller gelang, "den böhmischen
Akanthus-Altar in die Stilsprache des Rokoko umzusetzen". (Dehio's Handbuch der
Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern Bd. V: Oberpfalz und Regensburg,
München/Berlin 1991, S. 752) Für uns von besonderer Bedeutung waren hier die
Grabdenkmäler für den 1518 verstorbenen Georg Wispeck von Velburg und dessen
Sohn Hans Adam, der hier 1560 seine letzte Ruhe fand. Georg Wispeck, aus einer
alten Salzburger Familie stammend, hatte Velburg als Dank für seine Verdienste
als pfälzischer Feldhauptmann im Landshuter Erbfolgekrieg erhalten. Seine
Gemahlin Catharina war eine Tochter von Georg d. Ä. Notthafft von Wernberg zu
Aholming und Ratzmannsdorf (+ 1511) und dessen Gemahlin Regina Stauff von
Ehrenfels. Diese hatte ihm einen Teil von Wernberg in die Ehe eingebracht. 1509
erwarb er von dessen Brüdern und Vetter auch die übrigen Besitzanteile an deren
Stammburg. Durch zahlreiche Erwerbungen erweiterte er auch die Herrschaft
Velburg beträchtlich. Sein Grabdenkmal, eine Rotmarmorplatte, befindet sich im
linken Seitenschiff und zeigt den Ritter in voller Rüstung mit seinem Wappen
und vier Ahnenwappen.
Gegenüber im rechten Seitenschiff befindet sich der Grabstein seines Sohnes
Hans Adam. Auch er ist auf der Rotmarmorplatte in voller Rüstung und mit
Streitkolben in der Hand dargestellt. Leider ist das bärtige Gesicht völlig
zerschlagen. Zu beiden Seiten Hans Adams befinden sich je vier Ahnenwappen,
darunter auch das Wappen seiner Mutter Catharina Notthafft von Wernberg. Hans
Adams Gemahlin, Anna Erlbeck von Trausnitz, hatte ihm einen Sohn Georg Hektor
geschenkt. Dieser hatte Anna von Freyberg zur Ehe und verheiratete seine
einzige Tochter Amaley 1565 mit Johann Heinrich Notthafft von Wernberg. Nach
dem Tod seiner Schwiegereltern im Jahr 1574 erhob dieser Erbansprüche auf die
Herrschaft Velburg, die von Pfalzgraf Philipp Ludwig als heimgefallenes
Mannlehen eingezogen worden war. Es kam zu einer blutigen Auseinandersetzung
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Der Hochaltar in der Friedhofskapelle St. Anna mit den Wappen Wispeck und
Notthafft auf der Predella
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mit dem Wittelsbacher. Nach einem Spruch des Reichskammergerichts verzichtete
Johann Heinrich Notthafft schließlich 1584 auf Velburg und erhielt dafür eine
Entschädigung von 35.500 Gulden. Amalie, die letzte Wispeck von Velburg, starb
1597 auf Schloss Wackerstein und fand ihre letzte Ruhe neben ihrem Gemahl in
der Brabanter Kapelle des Benediktinerklosters zum Heiligen Kreuz in
Donauwörth. Ihr goldener Ring mit dem in Kristall geschnittenen Allianzwappen
Notthafft/Wispeck war im vergangenen Jahr als Leihgabe des Bayerischen
Nationalmuseums München bei der Notthafft-Ausstellung in Marktredwitz zu sehen
gewesen.
Hinter der Kirche steht das um 1900 errichtete ehemalige Rentamtgebäude. Seinem
Neubau mußte das aus dem 16. Jahrhundert stammende "Alte Pfleghaus" weichen,
von dem noch ein als Spolie in das Rentamtsgebäude eingemauerter Wappenstein
übrig geblieben ist. Dieser zeigt die von einem geharnischten Ritter gehaltenen
Wappen der Wispeck und der Notthafft. Wie uns Herr Schmidt berichtete, wurde
das Alte Pfleghaus wohl 1526 von Hans Adam Wispeck erbaut. Aber warum sollen
auf dem Wappenstein, der ja sicherlich an den Bau des Gebäudes erinnerte, die
Wappen der Familien Wispeck und Notthafft angebracht worden sein, wenn Hans
Adam Wispeck mit Anna Erlbeck von Trausnitz verheiratet gewesen war? Auch die
vier Wappen, die sich an einer Säule im Obergeschoss angebracht fanden, weisen
auf Georg von Wispeck und seine Frau Catharina Notthafft als Erbauer des
Gebäudes hin: Wispeck als sein eigenes Wappen und das seines Vaters, Notthafft
als das Wappen seiner Gemahlin und seines Schwiegervaters, Gumppenberg als das
Wappen seiner Mutter Luneta von Gumppenberg und Stauff von Ehrenfels als das
Wappen seiner Schwiegermutter. Auch wenn in der Säule - wie Brunner in seiner
Chronik von Velburg bezeugt - das Jahr 1526 eingehauen war, so findet sich doch
keine Spur vom Wappen der Anna Erlbeck von Trausnitz, der Frau Hans Adams, oder
deren Agnaten.
Nun mussten wir uns leider von Herrn Altbürgermeister Schmidt verabschieden.
Die vorgerückte Zeit erlaubte nur einen kurzen Besuch in der Friedhofskirche
St. Anna, die gleich drei wunderschöne spätgotische Schitzaltäre aufzuweisen
hat. Der Hochalter trägt die Wappen der Familien Wispeck und Notthafft. Daraus
ist zu schließen, dass auch dieser Altar eine Stiftung von Georg Wispeck und
seiner Frau Catharina Notthafft gewesen ist. Er stammte ursprünglich, wie der
Velburger Chronist Brunner überliefert hat, aus der Kapelle der hoch über
Velburg gelegenen Burg, die seit dem Dreißigjährigen Krieg eine Ruine ist.
Nun beeilten wir uns, nach
Ittelhofen
zu kommen, wo Pfarrer Reiner die Meßnerin gebeten hatte, uns seine Kirche
aufzuschließen. Die Kirche St. Jakob wurde gerade renoviert und wir fanden das
Gotteshaus ohne Gestühl und mit Folien verhängt und die in den Wänden
eingelassenen Grabsteine mit Plastik verklebt. Vom Schloss Ittelhofen, aus dem
im Herbst 1748 der jugendliche Maximilian Cajetan Notthafft von Weißenstein
enführt worden und in österreichische Kriegsdienste verschleppt worden war,
finden sich keine Überreste mehr. 1804 ist es von den damaligen Besitzern, den
Grafen von Holnstein, abgerissen worden. Hinter der Kirche, dort wo es einst
stand, beschatten große Kastanienbäume heute einen leeren Platz. Nur der
verwahrloste Eingang zu einem alten Keller ist noch zu sehen.
Sonntag der 13. Mai
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Auf der Festung Rothenberg bei Schnaittach
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Nach einem ereignisreichen Tag waren wir am Vorabend noch lange in froher Runde
und bei angeregten Gesprächen im "Bayerischen Hof" in Sulzbach beisammen
gesessen. Ein Glück, dass wir am Sonntag ein wenig länger schlafen durften, da
unser Programm die Abfahrt erst um 9.30 Uhr vorsah. Nach dem Frühstück ließen
sich einige, die ihr Gepäck bereits in den Autos verstaut hatten, von Frau
Eberwein-Hetz zum Sulzbacher Schloß führen. Pünktlich um 9.30 Uhr ging es dann
mit Privat-PKW`s los, weil wir um 11.00 Uhr zur Führung auf der
Festungsruine Rothenberg
bei Schnaittach bestellt waren.
Die Fahrzeit und der Fußweg vom Parkplatz zur Festungsruine waren doch etwas zu
großzügig bemessen gewesen, denn wir waren bereits um 20 nach 10 Uhr auf dem
Rothenberg und mussten eine geschlagene dreiviertel Stunde warten, bis uns das
Festungstor geöffnet wurde. Conrad Bayer, der bis vor sieben Jahren das Herz
und die Seele des Rothenbergs gewesen war, sich dann aber der Schauspielerei
verschrieben hat, hatte gehört, dass Harald Stark - sein alter Freund und
Kollege als "Festungskommandant" auf der Plassenburg - mit einer Gruppe auf den
Rothenberg kommen würde und ließ es sich nicht nehmen, wieder einmal den
Festungsberg zu erklimmen und die Teilnehmer der Notthafft-Exkursion zu
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In der Karls-Kaserne auf dem Rothenberg waren die Arreste für politische
Gefangene untergebracht.
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begrüßen. Als der Festungsführer den "Conni" bei unserer Gruppe sah, sagte er
zu ihm, "Die Führung die übernimmst jetzt Du". Und obwohl Konrad schon seit
Jahren keine Festungsführung mehr gehalten hatte, ließ er sich von seinem alten
Freund Harald nicht lange bitten und begann in seiner unnachahmlichen Weise,
uns in die Geheimnisse der Bergfestung einzuweihen.
Wir erfuhren, das Georg Notthafft der Ältere und Georg Notthafft der Jüngere
von Wernberg als einzige Oberpfälzer unter jenen 44 sonst fränkischen Rittern
waren, die 1478 den Rothenberg vom Pfalzgraf Otto II. von Moosbach gekauft und
damit die "Ganerbschaft" Rothenberg gegründet hatten. Wir hörten von der
bayerischen Belagerung des Rothenberges im Dreißigjährigen Krieg und dessen
Besetzung mit bayerischen Truppen. 1662, so berichtete uns Conni weiter, fiel
der Rothenberg endgültig an Bayern und wurde so zum bayerischen Pfahl im
Fleisch des fränkischen Kreises. Als sich 1703 - im Spanischen Erbfolgekrieg -
die Gelegenheit dazu bot, zerstörten die fränkischen Nachbarn den Rothenberg.
Erst 1730 begann Kurfürst Karl Albrecht, der spätere Kaiser Karl VII., mit dem
Wiederaufbau des Rothenbergs als moderne Festungsanlage. Nach dreizehnjähriger
Bauzeit war die Festung fast fertig gestellt, als der ausbrechende
Österreichische Erbfolgekrieg zu übertriebener Eile anspornte. Statt die
Gewölbe der riesigen Kasemattenanlagen anständig mit Lehm abzudichten, konnten
weite Teile derselben nur mit wasserdurchlässigem Sand überschüttet werden.
Dadurch wurde der Keim zum Untergang der Festung gelegt, denn schon ein
Jahrhundert später war der Mörtel aus den Kasemattengewölben ausgespült und
diese deswegen dem Einsturz nahe. So gab König Ludwig I. 1838 den Befehl zur
Auflassung der Festung und der Rothenberg wurde zur Ruine.
Vom Torhaus zwischen den Ruinen der Kasernen Amalie und Karl hindurch auf den
Platz zwischen der einstigen Festungskommandantur und dem ehemaligen Schul- und
Pfarrhaus führte uns unser Führer. Hier erzählte er uns, dass in der
Karlskaserne auch die Zimmer für die Staatsgefangenen zu finden waren und wir
erinnerten uns an Maximilian Cajetan, der sich schon kurz nach seiner Rückkehr
aus österreichischen Kriegsdiensten im Frühjahr 1751 als Gefangener auf dem
Rothenberg wieder fand, wo ihn sein eigener Onkel, der gelehrte Herr Antoni,
hatte einsperren lassen. Durch das mittlere Tor des früheren Zeughauses
hindurch ging es nun auf das westlich gelegene Hornwerk mit den Wehrköpfen
Kersbach, Nürnberg und Schnaittach, wo wir bei herrlichstem Sonnenschein die
wunderbarste Aussicht genossen, bevor wir in den beeindruckendsten Teil der
Festungsruine Rothenberg hinabstiegen: Die rund 5 Meter breiten und 9 Meter
hohen Kasematten, die sich einst an der Innenseite der Wehrmauern um die
gesamte Festungsanlage herum zogen. Diese finsteren und kühlen Gewölbe, deren
Baufälligkeit 1838 zur Auflassung der Festung führten, sind auf der Nordseite
vollständig restauriert und begehbar gemacht. Mit Grausen lauschten wir Konrads
Schilderungen über die Bevölkerung, die sich in Kriegszeiten auf die Festung
geflüchtet hatte und in den Kasematten auf eingezogenen hölzernen
Zwischendecken untergebracht wurde, während darunter die Geschütze unter
infernalischem Lärm ihre todbringende Ladung dem Feind entgegen spuckten. An
den Ecken, wo keine Zwischendecken eingezogen waren, zog der beißende
Pulverqualm hinauf zu den ängstlich zusammengekauerten Zivilisten, bevor er
sich durch die ovalen Rauchabzüge in der Kasemattendecke verdünnisierte.
Durch einen Teil der eingestürzten Zentralkasematte, die einst die Kasematten
im Norden mit denen im Süden verband und in den Burggraben der 1703 zerstörten
Ganerbenburg eingebaut worden war, kamen wir unter der Ruine des
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Der Wappensaal im Wenzelsschloss in Lauf
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Kommandantenhauses wieder ans Tageslicht. Der fortgeschrittenen Zeit wegen
machten wir uns auf den Abstieg zum Parkplatz, weil beim Igelwirt im nahen
Osternohe das Mittagessen auf uns wartete.
Leider verloren wir bei den kulinarischen Leckerbissen, die uns an diesem stark
frequentierten Muttertag beim Igelwirt wirklich zügig aufgetragen wurden, die
Zeit aus den Augen. Nach dem Essen richtete Baron Hartmann von Bechtolsheim
einige Worte des Dankes an Harald Stark, den Organisator der Fahrt, der den
Dank in einer kurzen Ansprache erwiderte. Als wir der fortgeschrittenen Zeit
gewahr wurden, beeilten wir uns, die Zeche zu bezahlen, schleppten unsere
wiederum wohlgefüllten Mägen hinauf zum Parkplatz und machten uns mit etwa 15
Minuten Verspätung auf den Weg nach
Lauf an der Pegnitz.
Natürlich konnten wir den Zeitverlust auch auf der Autobahn nicht wett machen
und so kamen wir schließlich 20 Minuten zu spät am Parkplatz Pegnitzwiesen an,
wo natürlich kein Führer mehr auf uns wartete. Wir gingen also zum Eingang des
Wenzelsschlosses und fanden auch da das Tor verriegelt. Die einzige
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Das falsch tingierte Wappen der Landgrafen von Leuchtenberg
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Telefonnummer, die ich von Herrn Glückert, der uns den Wappensaal im
Wenzelsschloss zeigen wollte, hatte, war die von seiner Dienststelle im
Stadtarchiv Lauf. Wir riefen also dort an und trafen den Stadtarchivar am
Muttertag-Nachmittag in seiner Dienststelle an. Wir baten ihn unsere Verspätung
zu entschuldigen und fragten, ob er uns denn trotzdem das Wenzelsschloss zeigen
wolle. Herr Glückert ließ sich nicht lange bitten und sagte, er komme in fünf
Minuten.
Wenig später öffnete sich das Tor zum Wenzelsschloss und Herr Glückert ließ uns
ein in den engen, aber an diesem herrlichen Tag doch vom Licht der Sonne
benetzten Burghof. Hier gab er uns zunächst eine Einführung in die Geschichte
der um 1360 von Kaiser Karl IV. in seiner Eigenschaft als König von Böhmen vor
den Toren der Stadt Nürnberg erbauten Burg. Sie diente ihm als Residenz,
Repräsentations- und Rückzugsort, wenn er bei Reichstagen oder zu sonstigen
Geschäften in der benachbarten Reichsstadt weilte. Während die meisten Räume
heutzutage von einer Akademie für bildende Künste genutzt werden, ist der
kunsthistorisch bedeutsamste Raum des Schlosses, der Wappensaal, für Gruppen
auf Anmeldung zugänglich. Hier hinein also führte uns Herr Glückert und es war
wirklich der abschließende Höhepunkt unserer Fahrt. Man kann den Eindruck, den
die warmen sandsteinfarbenen Wände mit den farbig tingierten, als Reliefs aus
den Steinquadern herausgearbeiteten Wappen auf uns machten, nicht mit Worten
beschreiben. Es herrscht eine eine einfach Ehrfurcht gebietende Atmosphäre in
diesem Raum, der - um es mit den Worten Vladimir Ruzeks auszudrücken - durch
seine Wappen das "ständische Sechema mit allen staatsbildenden Gliedern der
Monarchie des Königreiches Böhmen" repräsentiert. Als besondere Kuriosität
bemerkten wir hier das falsch tingierte Wappen der Landgrafen von Leuchtenberg.
Während diese tatsächlich einen blauen Balken auf silbernem Schild zeigt, ist
es im Laufer Wappensaal mit einem blauem Balken auf goldenem Schilde - also in
den notthafftischen Wappenfarben dargestellt!
Nach diesem beeindruckenden Schlußakkord unserer Exkursion begleiteten wir
Herrn Glückert noch in das alte Glockengießerspital, wo er nicht nur das
Stadtarchiv sondern auch das Museum der Stadt Lauf zu betreuen hat. Hier hatten
wir Gelegenheit noch etwas Literatur und Ansichtskarten einzukaufen und dann
war es Zeit, uns von einander zu verabschieden. Unsere dreitägige,
ereignisreiche und überaus harmonisch verlaufene Exkursion war wieder einmal
viel zu schnell zu Ende gegangen.
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