Wappen Notthafft Familie Notthafft
Nachlese zur Notthafft-Exkursion 2002
Die letzten drei Notthafft-Exkursionen fanden in Bayern bzw. Böhmen statt und waren unvergessliche Tage für alle Freude, die daran teilgenommen hatten. In diesem Jahr nun haben wir uns mal ins benachbarte Württemberg getraut, denn dort, gab es auch Nothafte bis 1687.
Unsere Experten Maria Heitland und Harald Stark sowie Baron Hartmann von Bechtoldsheim und Herbert Maurer haben bereits im März dieses Jahres die Fahrt so gründlich vorbereitet, daß wir uns in Schwaben nur noch verwöhnen lassen brauchten. Umsomehr als wir das Glück hatten, daß der Schwager von Norbert Reger, Josef Sticht, seit Jahrzehnten in Hochberg am Neckar wohnt und uns nicht nur die Busfahrt organisierte sondern auch die besten Gaststätten für uns reservierte.

Freitag 31. Mai

Eigentlich war es vorgesehen, daß sich die Exkursionsteilnehmer am Stuttgarter Hauptbahnhof vom Bus abholen lassen. Fünf von uns warteten aber bereits in Hochberg auf den bestellten Bus, der uns jedoch vollkommen vergessen hatte und geradewegs nach Stuttgart gefahren wäre, wenn nicht Herr Sticht per Handy das Busunternehmen an die in Hochberg Wartenden erinnert hätte. So kamen wir noch gerade rechtzeitig, um die anderen Freunde in Stuttgart am Bahnhof abzuholen
Grabstein des Reinhart v. Kaltenthal  und seiner Frau Anna Maria, geb. Nothaft v. Hohenberg
Grabstein des Reinhart v. Kaltenthal (+ 1580) und seiner Frau Anna Maria, geb. Nothaft v. Hohenberg (+ 1607)
und einigermaßen pünktlich zum Mittagessen im "Schiff" in Aldingen einzutreffen.
Nach dem Mahl begaben wir uns zunächst in die St. Margarethenkirche in Aldingen, wo wir viele alte Sandsteingrabmäler bestaunen konnten. Auf den meisten war das Wappen der Kaltenthaler zu sehen, doch auch zwei Damen aus der Familie der Nothaft von Hochberg liegen hier begraben. Danach steuerte uns unser Busfahrer bravourös durch die engen Gassen zum Aldinger Schloss, das heute die Gemeindeverwaltung beherbergt. Über dem Portal waren wieder die Hirschstangen der Kaltenthaler zu sehen und im Eingang machten wir uns Gedanken, aus welchem Holz wohl die alte Treppe gezimmert war. Schade daß Norbert Reger erst am folgenden Tag zu uns stoßen konnte, denn er als Förster hätte uns bestimmt darüber Aufschluß geben können.
Ganz entgegen unseres sonstigen Gebahrens erreichten wir unser nächstes Ziel,
St. Veit in Mühlhausen
Blick in den Chor von St. Veit in Mühlhausen
die Veits-Kirche im Stuttgarter Ortsteil Mühlhausen gut eine halbe Stunde zu früh. Die Pfarrerin, die eigentlich Urlaub hatte und mit den verfrühten Gästen nicht gerechnet hatte, sperrte uns trotzdem die Kirche auf und begann schon mal mit der Erläuterung des Schnitzaltars im Chor. Die St.-Veits-Kirche ist ein Stiftung des Prager Bürgers Reinhard von Mühlhausen, der zusammen mit seinem Bruder Eberhard nach Böhmen an den Hof Kaiser Karls IV. gezogen war. Dort waren die beiden besonders in Finanzgeschäften des Kaisers tätig und brachten es zu Reichtum und Macht. So bezog etwa Reinhard von Mühlhausen 1385 Einkünfte aus 15 Häusern in Prag. Mit dem Bau der St.-Veits-Kirche in Mühlhausen war 1380 begonnen worden. 1385 stiftete Reinhard von Mühlhausen einen gemalten Altar aus der damals führenden Prager Werkstatt des Meisters Theoderich für seine Kirche in Mühlhausen, dieser wurde 1510 durch den heutigen Schnitzaltar ersetzt und befindet sich heute als besonderes Prunkstück in der Staatsgalerie Stuttgart.
Bilder aus dem Veits-Zyklus von 1428
Bilder aus dem Veits-Zyklus von 1428
Zwischenzeitlich war auch der eigentlich für uns bestellte Führer, Herr Straub, erschienen und erklärte uns die alle Wände des Kircheninneren auschmückenden Wandmalereien. Die im frühen 15. Jahrhundert entstandenen Fresken im Kirchenschiff zeigen in zwei Reihen übereinander Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Der wichtigste Bilderzyklus findet sich aber an den Wänden des Chorraumes: Die 1428 datieren Bilder aus dem Leben des Heiligen Veit. Von
Grabmal für Engelbold und Maria v. Kaltenthal
Grabmal für Engelbold (+ 1586) und Maria v. Kaltenthal
besonderem Interesse für uns war das Grabdenkmal für den 1586 verstorbenen Engelbold v. Kaltental und dessen Ehefrau Maria, geb. v. Degernau. Diese waren die Eltern der Kunigunda v. Kaltental, die sich 1593 mit Georg Wilhelm v. Eyb und in zweiter Ehe 1613 mit Johann Albrecht Notthafft v. Wernberg verheiratete. Ihr Grabstein im fernen Zenching hatte bei der Notthafft-Exkursion im Jahr 2000 unsere Aufmerksamkeit erregt, denn mit dieser Eheschließung hatte Johann Albrecht Notthafft nicht nur Anteile an der Erbschaft des Engelbold v. Kaltental in Mühlhausen erhalten, sondern auch die Herrschaft Runding in den Familienbesitz zurückerworben. Die Bemühungen Johann Albrecht Notthaffts in Mühlhausen wieder die Gegenreformation durchzuführen, brachten Streitigkeiten mit seinem Schwager Kaspar v. Plato und beeinflußten wohl auch später das Scheitern der von Graf Johann Heinrich Notthafft v. Wernberg propagierten Erbeinigung seiner Familie mit den Nothaft von Hohenberg. Später übergab Johann Albrecht Notthafft seinen Anteil an Mühlhausen seiner Stieftochter Maria Magdalena v. Eyb und deren Ehemann Georg Stephan v. Closen. So kommt es, daß die bayerische Familie v. Closen bis 1721 im Besitz von Mühlhausen war. Ein Portrait der Maria Magdalena v. Eyb hängt noch heute in der Veitskirche.
Am späten Nachmittag stand dann noch ein Besuch im Ludwigsburger Ortsteil Oßweil auf dem Programm, wo wir zunächst dem Schloß einen Besuch abstatteten. Oßweil stand in mehrfacher Beziehung zu den schwäbischen Nothaften. Die Ehefrau
Schloss Oßweil
Schloß Oßweil
des im Jahr 1300 genannten Stammvater der Familie, Werner I. Nothaft, war Agnes v. Oßweil. Andererseits erwarb Johann Erasmus Nothaft von Hohenberg 1621 das Schloß Oßweil, konnte es aber in Folge der immensen Verluste, die er durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges erlitt, nicht halten. In der 1491 neu erbauten Kirche St. Januarius mit ihrem wunderschön gewölbten Chorraum aber sonst recht nüchternem Inneren, haben sich Reste des ehemaligen spätgotischen Lettners erhalten. Neben dem noch erhaltenen farbigen Wappenstein des Heinrich von Kaltental ist vom ehemaligen Lettner auch noch die Inschrift "A[nn]o 1504 Daniel Nothaft" überliefert; dieser war damals Schutzherr der "Unser-Frauen-Pfründe" zu Oßweil und hatte wohl deswegen seinen Teil an der Verschönerung des Gotteshauses beigetragen. Nach dem Besuch der Kirche statteten wir noch der Holderburg, einem weiteren Adelssitz im Ort, der allerdings nichts mit den Nothaften zu tun hatte, einen Besuch ab. Das sehr romantisch aussehende Gebäude zog vor allem die Fotografen unter uns in ihrem Bann und plötzlich war Baron von Bechtolsheim verschwunden. Seine Frau machte sich auf die Suche nach ihm und ging auf dem gleichen Weg, den wir gekommen waren, zurück zum Bus, während das Gros eine andere Route einschlug. Wir waren alle sehr erleichtert, als wir beide am Bus wiederfanden.
Gegen 19.00 Uhr kamen wir dann nach Beihigen zum Gasthof "Rößle", wo wir unsere Quartiere bezogen. Nachdem das wegen seiner Maultaschen berühmte Restaurant im Hause am Freitag Ruhetag hatte, zogen wir in den benachbarten "Kuhstall", wo wir mit hervorragender italienischer Pasta verwöhnt wurden.

Samstag 1. Juni

St.-Amandus-Kirche zu Beihingen
Blick in die St.-Amandus-Kirche zu Beihingen
Nach dem Frühstück ging es zu Fuß am gerade eingerüsteten alten Beihinger Rathaus vorbei, über steile Treppen empor zur Beihinger St.-Amandus-Kirche. Dort empfingen uns gleich am "Emporen-Anbau" die offenen Flüge des schwäbischen Nothaft-Wappen; die darunter angebrachte lateinische Inschrift erinnert daran, daß der Mainzer Kanoniker Peter Nothaft im Jahr 1500 eine Kapelle an das Gotteshaus hatte anfügen lassen. Gleich daneben aber erfährt man auf einer zweiten Inschrifttafel, daß es sich hierbei nicht um den Emporen-Anbau handelt, da dieser erst 1620 errichtet wurde.
Grabmal für Werner VI. Nothaft
Grabmal für Werner VI. Nothaft (+ 1492)
Das Innere der Kirche besticht durch seine doppelstöckigen, mit biblischen Szenen bemalten Emporen, den flächig erhaltenen Wandmalereien aus dem 16. – 18. Jahrhundert, dem im Turmchor stehenden Orgelprospekt aus dem Jahr 1766 und nicht zuletzt durch die zahlreich erhalten gebliebenen Grabdenkmäler des Ortsadels. Unter diesen befinden sich auch die Grabmäler für den 1467 verstorbenen Bernhard I. Nothaft und den 1492 verstorbenen Werner VI. Nothaft. Auf dem Grabstein des Letztern findet sich unten rechts ein interessantes Wappen, zu dem Frau Heitland einiges zu berichten hatte. Es handelt sich dabei um das Phantasiewappen der aus bürgerlichem Stand stammenden Enlin Schieberin; nach Gabelkofer zeigt es "drey Wiselin in der straß". Sie war in zweiter Ehe mit Endriß von Weiler verheiratet und die Großmutter von Werner VI. Nothaft. Nach Gabelkofers Bericht, ließ sich Werners Bruder Peter III., dessen Wappen am Emporenanbau der Beihinger Kirche bereits erwähnt wurde, 1473 als Domherr in Mainz aufschwören, dabei bewiesen 7 Standesgenossen, daß sein Vater ein
Hofansicht des Fachwerkbaus im Alten Schloß
Hofansicht des Fachwerkbaus im Alten Schloß
Nothaft, seine Mutter eine v. Weyler und des Vaters Mutter eine v. Urbach gewesen sei. Den Namen der mütterlichen Großmutter aber fand Gabelkofer unleserlich!
Am Hang, gegenüber der auf einem Bergsporn gelegenen Amandus-Kirche, liegt das Alte Schloß. Dieses war schon im frühen 14. Jahrhundert von den verschwägerten Oßweilern an die Nothaft übergegangen. Im Grundriß des Schlosses zeichnet sich im Nordwesten ein unsprünglicher Wohnturm ab, dessen Bogenfries im Giebelbereich vielleicht sogar noch in die romanische Epoche weist. Der südlich, jenseits des schmalen Burghofs errichtete große Fachwerkbau soll um 1480 unter den Nothaften entstanden sein. Heimeran Nothaft veräußerte seinen Beihinger Besitz 1532 an seinen Schwager Ludwig v. Freiberg und zog nach Kleiningersheim. Heute ist das Alte Schloß im Besitz der Gemeinde.
Portal des Neuen Schlosses mit dem Allianzwappen Breitenbach - Freiberg
Portal des Neuen Schlosses mit dem Allianzwappen Breitenbach - Freiberg
Das dem Alten Schloß gegenüber gelegene Neue Schloß Beihingen wurde 1573 von Ludwig v. Freibergs Schwiegersohn Friedrich v. Breitenbach erbaut. Der Schloßbesitzer Hans Jörg v. Graevenitz hatte uns einen Blick ins Erdgeschoß gestattet, wo mehrere Wappensteine von den ehemaligen Schloßtoren in der Wand eingelassen sind. Im geräumigen Hausflur mit seiner aus der Bauzeit stammenden Balkendecke entdeckten wir auf einem dort stehenden Schrank ein Wappen mit zwei offenen Adlerflügen und dachten schon, ein nothaftisches Möbelstück vor uns zu haben. Doch machte uns unser "Hofheraldiker" Norbert Sack diese Illusion schnell zu nichte, da sich auf dem Wappenschild die falsche Helmzier befand. Er identifizierte das Wappen mit den Adlerflügeln als das der Herren v. Hallweil; auf der anderen Schranktür befindet sich das Wappen der Göler von Ravensberg.
Der untere Schloßhof in Kleiningersheim
Der untere Schloßhof in Kleiningersheim
In Kleiningersheim wurden wir von der Schloßherrin, Frau Leibrecht, empfangen. Die mittelalterliche Burg Kleiningersheim, von der vor allem noch der Bergfried (Wohnturm) und die um den "oberen" Schloßhof situierten Gebäude (zumindest im Kern) erhalten geblieben sind, wurde in den Jahren nach 1576 durch Kaspar Nothaft von Hohenberg großzügig erweitert. Unter ihm entstand der "untere" Schloßhof mit seinen ballustergeschmückten, hölzernen Laubengängen im Obergeschoß. Hier erinnert auch noch ein 1582 datierter Wappenstein sowie eine Bauinschrift an seine Bautätigkeit. Unsere Gastgeberin führte uns vom unteren Schloßhof zunächst in den inmitten von Weinbergen hoch über dem Neckartal gelegenen Schloßgarten, wo wir die herrliche Aussicht genossen und uns zu einem Gruppenfoto aufstellten.
Gartenansicht von Schloß Kleiningersheim
Gartenansicht von Schloß Kleiningersheim
Sein heutiges Aussehen mit runden Eckerkern und Zwerchgiebeln im Stil der Neorenaissance sowie einem über quadratischem Grundriß erbauten "neuen" Bergfried erhielt das Schloß in den Jahren 1911/12. Carl v. Ostertag-Siegle, der Schwiegersohn des Geheimen Kommerzienrates Gustav v. Siegle, der einige Jahre vorher den ehemaligen Besitz der Familie v. Notthafft im Steinwald erworben hatte, hatte Schloß Kleiningersheim gekauft. Er ließ das Gebäude im Geist der Burgenromantik umgestalten. Der Ingersheimer Umbau, den das Stuttgarter Architekturbüro Eitel & Steigleder leitete, ist gekennzeichnet von dem in dieser Zeit wieder geschätzten Bewahren der alten Bausubstanz. Kein völliger Neubau wurde angestrebt, sondern nur gezielte Akzente gesetzt, die den Charakter des alten Bauwerks als Schloß betonen sollten. 1963 erwarb Prof. Dr. Walter Leibrecht das Schloß und richtete darin eine private Hochschule ein. Das Schiller College, später nach der staatlichen Anerkennung (USA) Schiller International University, bietet an 8 Standorten in 6 Ländern eine Reihe von international ausgerichteten Studiengängen bis zum Master-Abschluß und wird von Studierenden aus aller Welt besucht. Heute wird das denkmalgerecht renovierte Schloß von der Familie Leibrecht bewohnt und für Verwaltungsbüros der Hochschule genutzt.
Im um 1700 barock gestalteten Laubengang
Im um 1700 barock gestalteten Laubengang
Dem Gartenrundgang folgte eine ausgiebige Besichtigung des stilvoll eingerichteten Schlosses. Besonders der freie Blick durch die Glasfenster der Laubengänge in den unteren Schloßhof sorgte bei herrlichem Sonnenschein für eine "burgenromantische" Stimmung und der klare Blick aus den Fenstern des von Caspar Nothaft erbauten Schloßfügels über das weite Neckartal, ließ die besonders reizvolle Lage des Schlosses erkennen. Im großen Saal, der sich im "Altbau" des Schlosses befindet, wurden wir dann noch trefflich mit Erfrischungsgetränken bewirtet. Hier gab es auch zwei vom Schloßherrn Thomas Leibrecht gebaute Papiermodelle des Schlosses zu Besichtigen, die dessen Zustand vor und nach dem Umbau von 1911/12 präsentieren. Nachdem uns Frau Heitland an die fortgeschrittene Zeit erinnert hatte, entschlossen wir uns zum Aufbruch. Zuvor aber bedankten wir uns bei Frau Leibrecht für den herzlichen Empfang, den sie uns im Schloß Kleiningersheim bereitet hatte.
Die Kapelle auf Burg Lichtenberg
Die Kapelle auf Burg Lichtenberg
Als nächstes stand das Mittagsmahl in Oberstenfeld auf dem Programm, wo Norbert Hönick, die Regers sowie Herr und Frau Sticht auf uns warteten. Es gab feine schwäbische Gerichte und angeregte Gespräche und die Zeit verging im Flug, so daß Harald Stark bald auf den nächsten Termin hinweisen mußte. So kamen wir gerade noch rechtzeitig zur Burg Lichtenberg, die wir nach kurzem Fußmarsch vom nahe gelegenen Parkplatz aus erreichten. Baron von Weiler und seine Gemahlin waren beim Grafen Zeppelin zur Hochzeit eingeladen, hatten aber unser Kommen den Pächtern der Gastronomie angekündigt, die gerade mit den Vorbereitungen zu einer anderen Hochzeitsfeier voll beschäftigt waren. So bestiegen wir den auf quadratischem Grundriß aus Buckelquadern errichteten staufischen Bergfried und nahmen die Burgkapelle mit ihren teilweise noch aus dem 13. Jahrhundert stammenden Wandmalereien unter die Lupe. Danach wurden wir zu einem Glas Wein eingeladen und setzten uns in den von mächtigen Bäumen beschatteten Teil des Burghofes. Gerade als wir aufbrechen wollten, kamen Herr und Frau von Weiler herein und wir freuten uns sehr, daß die Schloßherren uns noch persönlich begrüßen konnten. Auch hier bedankten wir uns für die freundliche Aufnahme in den Burgmauern und strebten dann unserem nächsten Ziel, der romanischen Stiftskirche Oberstenfeld zu.
In der Stiftskirche Oberstenfeld
In der Stiftskirche Oberstenfeld
Hier war Herr Schedler, den wir für die Führung hatten gewinnen konnten, zunächst einmal sehr erfreut und erstaunt zu gleich, als er uns kommen sah. Man hatte ihm nämlich mitgeteilt, daß die Führung ausfallen würde, da Frau Heitland verunglückt sei! Glücklicherweise war er dennoch gekommen und wir waren alle heilfroh, daß es sich bei dieser Nachricht um eine "Ente" gehandelt hatte. Nachdem wir die Kirche von außen in Augenschein genommen hatten, bat uns Herr Schedler in das Innere und schilderte uns bewegt und anschaulich die Geschichte des Stiftes Oberstenfeld im Kontext mit der Württembergischen Landesgeschichte. Die Kirche zählt zu den wichtigsten Monumenten romanischer Baukunst in Württemberg und wirkt besonders interessant durch den stufigen Aufbau vom Langhaus, über den auf der Krypta erhöht gelegenen Chor bis zum Presbyterium im "Turmchor". Ein besonderes Kleinod der Kirche ist die romanische Krypta. Überall in der Kirche stießen wir auf das Wappen der Freiherrn von Weiler. In
Die Krypta der Stiftskirche
Die Krypta der Stiftskirche
der Krypta erzählte uns Frau Heitland dann die Geschichte des Ritters Hans VI. Nothaft von Hohenberg, der den Grafen Eberhard V. von Württemberg 1468 auf seiner Fahrt ins Heilige Land begleitet und auf dieser Reise die Zuneigung des Fürsten erworben hatte. In der Folge bekleidete Hans Nothaft wichtige Ämter am Württemberger Hof in deren Ausübung er wahrscheinlich auch verschiedene Klöster im Land besucht hatte. Wohl beim Besuch in einem Kloster in Gmünd lernte er die Nonne Cäcilie Vetzerin kennen und lieben und bemühte sich daraufhin bei Graf Eberhard um eine Versetzung derselben in das ihm von der Entfernung her günstiger gelegene Damenstift Oberstenfeld. So suchte Graf Eberhard im Stift Oberstenfeld um zwei Pfründen für die beiden Gmünder Nonnen Margaretha und Cäcilie Vetzer nach. Beide entstammten der im Heidenheimer Raum begüterten Familie Vetzer von Oggenhausen. Anfangs verweigerte die Oberstenfelder Äbtissin dem Grafen die Erfüllung seiner Bitte mit dem Hinweis darauf, daß es sich bei ihrem Stift um ein adeliges Fräuleinstift handle, daß keine echten Nonnen bei sich aufnehme. Schließlich aber gab die Äbtissin dem Drängen des Fürsten nach und ab 1478 sind die Schwestern Vetzer in Oberstenfeld anzutreffen. Hier kam es
Grabmal für Hans VI. Nothaft in der Kirche zu Hochberg
Grabmal für Hans VI. Nothaft (+ 1507) in der Kirche zu Hochberg
zu einer innigen Verbindung zwischen Cäcilia und Hans Nothaft, der sogar Nachkommen entstammten: Zwei Töchter, nämlich Cäcilia und Anna wurden jung ins Kloster "gestossen"; eine dritte Tochter heiratete "ganz liederlich", nämlich einen Hintersassen des Klosters Blaubeuren. Der einzige Sohn, Hans Eytel, durfte nur "ex gratia et consensu" von Georg Nothaft auf der Burg Klein-Ingersheim wohnen. Die weitere Bestimmung war, daß nach seinem Tod der ganze Besitz an Wolf Nothaft fallen sollte. Eine Frage, ob auch Hans' Sohn, Hans Bernhard, erbberechtigt sei, entfiel, da dieser um 1537 bald nach seinem Vater starb. Hans VI. Nothaft aber starb in den Armen seiner geliebten Cäcilia im Juni 1507 im Stift Oberstenfeld und wurde in der Kirche in Hochberg begraben, wo sein Grabdenkmal noch erhalten ist.
Wandmalereien in St. Peter in Oberstenfeld
Wandmalereien in St. Peter
Nach der Besichtigung der Stiftskirche Oberstenfeld besuchten wir noch ein weiteres Kleinod im Ortsbereich, die Friedhofskirche St. Peter. Trotz gotischer Veränderungen aus der Zeit um 1400 ist die ursprüngliche Dreikonchenanlage der um 1100 entstandenen Kirche noch gut erkennbar. Im Inneren der Kirche haben sich Reste von Wandmalereien aus der Zeit um 1300 erhalten. Diese sparen auch die Vermauerung der romanischen rundbogigen Fenster nicht aus und bei einer Renovierung im 19. Jahrhundert wurden nicht nur die Wandmalereien sondern in einer der zugemaurten Fensternischen auch ein romanischer hölzerner Fensterladen gefunden, der zu den ältesten Zeugnissen seiner Art in Deutschland gehörte aber leider im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart dem 2. Weltkrieg zum Opfer fiel. Zuletzt gab uns Herr Schedler noch eine kleine Läutprobe (per Glockenseil, heute fast überall durch elektrisches Läuten ersetzt), das die Mesnerin extra erlaubt hatte.
Seinen krönenden Abschluß fand der zweite Exkursionstag bei der Einkehr in einer Besenwirtschaft in Helfenberg mit sehr zivilen Preisen. Die dortige Burg – heute eine Ruine – war ebenfalls für kurze Zeit im Besitz der Schwäbischen Nothaft gewesen. Bei Trollinger, Zwiebelkuchen und anderen Köstlichkeiten fand der ereignisreiche Tag ein gemütliches Ende.

Sonntag 2. Juni

Blick in die Hochberger Kirche
Blick in die Hochberger Kirche
Der Sonntag-Vormittag war dem namengebenden Sitz der schwäbischen Nothaft, der Burg Hochberg am Neckar, heute zur Gemeinde Remseck gehörig, gewidmet. Gegen 9.00 Uhr kamen wir nach Hochberg und nutzten die halbe Stunde bis zum Beginn des Gottesdienstes zu einem Besuch der Kirche. Der heutige neugotische Bau aus dem Jahr 1854 ersetzte eine alte kleinere Chorturmkirche, aus der einige Grabdenkmäler von Gliedern der Familie Nothaft in die neue Kirche transferiert worden sind.
Das Torhaus von Schloß Hochberg
Das Torhaus von Schloß Hochberg
Das Schloß Hochberg, das sich seit 1337 in den Händen der Familie Nothaft findet, wurde 1593 im Auftrag von Wolf Jakob Nothaft durch den herzoglichen Baumeister Heinrich Schickardt umgebaut und beträchtlich erweitert. Sein heutiges Aussehen erhielt das Schloß durch eine weitere Aufstockung unter Uriel von Gemmingen und seiner Ehefrau Ursula Esther, der Tochter des letzten schwäbischen Nothaft, um 1700. Nachdem uns Frau Kosa, die Tochter der Schloßbesitzerin begrüßt hatte, betraten wir den äußeren Schloßhof durch das 1593 von Schickardt erbaute Torhaus; ein spitzbogiges Torgewände im Inneren der Torgasse zeigt aber, daß hier ein älterer Torbau in den Neubau integriert wurde. Deutlich sind im Eingangsbereich noch die Widerlager für die ehemals vorhandene Zugbrücke zu sehen. Eine kleine, noch aus der Bauzeit stammende Holztür, führt auf der Südseite der Torgasse in das ehemalige Kriminalgefängnis. Leider ist der kleine Raum völlig mit Holzbrettern angefüllt, so daß wir nicht tiefer eindringen konnten, doch soll es sich um den "Vorraum" zu einem im Untergeschoß liegenden "Lochgefängnis" handeln.
Portalgewände aus bossierten Quadern im inneren Schloßhof
Portalgewände aus bossierten Quadern im inneren Schloßhof
Früher standen auf der Nordseite des äußeren Burghofes diverse Wirtschaftsgebäude. Auf einem Plan im Staatsarchiv Ludwigsburg aus dem Jahr 1812 sind sie noch eingezeichnet; auf dem 1832 erstellten Katasterplan von Hochberg fehlen sie bereits. Durch das Tor beim ehemaligen Bandhaus betraten wir dann den Inneren Burghof. Ein in der Nord-Ostecke dieses Hofes festgestelltes vermauertes rundbogiges, aus bossierten Quadern bestehendes Türgewände könnte vielleicht noch der romanischen Stilepoche zugehören. Leider ist die Pforte durch die Mauer des ehemaligen Pferdestalls halb verdeckt und auch von innen war an das Gewände bei unserem Besuch leider nicht heranzukommen. Jedenfalls ist wohl hier der älteste Kern von Schloß Hochberg zu vermuten.
Nach dieser interessanten Entdeckung ging es dann auf einer durch den Transport schwerer Weinfässer völlig abgeschliffenen Treppe hinunter in den großen Keller unter Bandhaus und Scheune. Ein weiterer unter dem – wie oben dargelegt – ältesten Gebäudetrakt gelegener Keller war mangels Taschenlampen für uns leider nicht begehbar. Nun ging es zurück in den äußeren Schloßhof, wo wir dann durch
Der Vorraum zum Rittersaal in Schloß Hochberg
Der Vorraum zum Rittersaal in Schloß Hochberg
den Treppenturm in das 1. Obergeschoß des Schlosses gelangten. Hier kamen wir in einen sehr großen Vorraum, dessen Decke von zwei mächtigen Unterzügen, auf jeweils zwei Säulen ruhend, getragen wird. Hölzerne, teilweise wappengeschmückte Wandverkleidungen, Wandschränke und Podeste im Stil des 19. Jahrhunderts zeugen von der einst reichen Ausstattung dieses Raumes, wahrscheinlich mit Zinngeräten, Gemälden und anderer Kleinkunst. 1934 wurde die gesamte wertvolle Ausstattung des Schlosses in einer drei Tage lang dauernden Versteigerung im Stuttgarter Auktionshaus Hartmann unter den Hammer gebracht. Der anschließende Rittersaal ist noch geräumiger. Hier gibt es runde Säulen mit schönen Kapitellen. Diese, der schwere Mitteltragbalken und die Decke sind mit Stuck verziert. Der große Saal ist durch die heutige Einrichtung (Möbel, Teppiche) in mehrere Bereiche gegliedert. An einer Wand hängen viele Familienbilder der heutigen Besitzer. Über einem Portal befindet sich ein farbiges Doppelwappen Gemmingen – Nothaft. Rechts davon über dem Kamin ein weiteres Doppelwappen; wohl das der Grafen von Beroldingen und der Familie von Hügel.
Der Rittersaal in Schloß Hochberg
Der Rittersaal in Schloß Hochberg
Vom Rittersaal gingen wir über einige Stufen abwärts in den Schloßgarten hinter der Kirche. Hier war es sehr angenehm unter den schattigen Bäumen. An der Kirchenmauer gab es zwei stark verwitterte Grabmale zu sehen, die Wappen teilweise noch zu erahnen. Der eine Grabstein gehört der Enkelin Philipp Jacob Nothafts, nämlich Ursula Esther von Gemmingen. Der zweite ist der ihres Sohns Karl Ludwig von Gemmingen. Die Inschriften sind heute nicht mehr zu lesen, wurden aber früher von Pfarrer Stocker abgeschrieben und den Text kann man in der Exkursionsunterlage nachlesen.
1876 hatte Graf Clemens von Beroldingen hier in Hochberg eingeheiratet. Seine Braut war Alexandrine von Hügel, eine Nachkommin des württembergischen Außenministers Carl von Hügel, der 1841 Schloß Hochberg erworben hatte. Die Grafen von Beroldingen waren die letzten adeligen Besitzer Hochbergs. Graf Egon von Beroldingen verkaufte 1936 das ganze Areal an Frau Berta Ortlieb aus Obertürkheim, die hier mit ihrem Mann Karl eine Hühnerfarm einrichtete. Die Hühnerfarm ist verschwunden, aber die Nachkommen der Familie Ortlieb sind heute noch im Besitz von Schloß Hochberg. Der Zustand des Schlosses ist renovierungs-bedürftig, doch sind zur Zeit nicht die nötigen Mittel für ein so großartiges Vorhaben vorhanden. Schön wäre es, so einen Goldesel, wie aus dem Märchen "Tischlein deck dich" zur Hand zu haben. Wir wünschen jedenfalls dem uns liebgewordenen Schloß Hochberg eine gute und baldige Lösung zu seiner Erhaltung. Wir dankten Frau Kosa für die tiefen Einblicke, die sie uns in das Schloß Hochberg gewährt hatte und begaben uns zum Mittagessen, welches schon im nahegelegenen Gasthof "Gengenbachs Adler" bestellt war.
Anschließend fuhren wir zum naheglegenen Schloß Neckarrems, das jedoch gar nicht so leicht zu finden war. Wir liefen dann noch ein gutes Stück bis zum Schloß, standen jedoch bald vor einem verschlossenen schmiedeeisernen Tor und konnten die Umrisse des Schlosses durch die Bäume nur von weitem und teiweise erkennen. Die Besitzer sollen sehr selten hier sein und unser Vortrupp hatte auch keinen Kontakt zu ihnen herstellen können. Die Burg Rems oder Neckarrems, von der sich im Schloßgarten noch einige Mauer- und Grabenreste befinden sollen, zählt zu den ältesten Besitzungen der Grafen von Württemberg in dieser Gegend. Die Schwäbischen Nothafte sollen hier als Ministerialen Dienst getan und sich deshalb auch "Nothaft von Rems" genannt haben. Nach einer Zerstörung im 14. Jahrhundert hat Hans Nothaft von Hohenberg die Burg 1437 wieder aufbauen lassen; schon 1576 wurde diese jedoch bis auf einen Turm wieder abgebrochen. Dieser rund 18 Meter hoch gewesene Turm stürzte 1792 ein, so daß von der Burg nur noch spärliche Reste übrig geblieben sind. Leider war es uns nicht
Schloß Hochdorf
Schloß Hochdorf
vergönnt, diese näher zu untersuchen; unser Busfahrer kam uns rückwärts fast bis zum Schloss entgegen und wir setzten die Fahrt fort zum letzten Ziel unserer Exkursion, dem Schloß und der Kirche in Hochdorf.
Wir parkten auf dem Platz zwischen Schloß und Kirche und wandten uns zuerst dem Hochdorfer Schloß zu, welches wir allerdings nur von außen besichtigen konnten. Heute ist dort die Gemeindeverwaltung untergebracht. Das Gebäude befindet sich in vorbildlich gutem Zustand und liegt in exponierter Lage beherrschend über dem Ort, nur die Kirche und einige wenige Häuser liegen noch oberhalb des Schlosses. Anschließend galt unsere letzte Besichtigung der benachbarten Kirche St. Wendelin. Für uns interessant war der Grabstein der Mechthild von Bernhausen, die 1511 verstorben ist. Sie war die Tochter des Georg Nothaft von Hochberg, der 1513 seinem Schwiegersohn Jakob von Bernhausen den Hochberger Besitz verkaufte. Als wir uns zum Gehen wandten, kam die Organistin und wollte uns eine Kirchenführung anbieten. Das war durch unser verfrühtes Kommen nun nicht mehr nötig und so führten wir mit der guten Frau noch ein schönes Gespräch.
Damit war unser gemeinsames Programm zu aller Zufriedenheit beendet und der Bus fuhr zunächst nach Hochberg, wo die Habers sowie Harald Stark und Norbert Sack verabschiedet wurden. Die anderen wurden dann zum Stuttgarter Hauptbahnhof gebracht und begaben sich von dort auf die weitere Heimreise.

Norbert Sack & Harald Stark, Juli 2002



 Inhaltsverzeichnis "Archiv"


Hauptinhaltsverzeichnis Familiengeschichte Familiensitze Familienmitglieder
Archiv Aktuelles Forum Links