Eine Notthafftin als Äbtissin des Klosters Himmelkron
Viele lesen den Ortsnamen Himmelkron im Vorbeifahren: Wer auf der Autobahn A 9
von Nürnberg kommend in Richtung Berlin unterwegs ist, kommt - wenn er den Berg
nach dem Autobahndreieck Bayreuth-Kulmbach und die mehr als einen Kilometer
lange Talbrücke bei Lanzendorf hinter sich gelassen hat - zur Autobahnausfahrt
Bad Berneck, wo auf dem Hinweisschild auch der nahe gelegene Ort Himmelkron
erwähnt wird.
Es lohnt sich die Autobahn hier einmal zu verlassen um dem alten
Zisterzienserinnenkloster Himmelkron mit seiner sehenswerten Stiftskirche, der
Ritterkapelle und dem Rest eines spätgotischen Kreuzganges mit musizierenden
Engeln einen Besuch abzustatten. Am Sonntag Nachmittag läd sogar ein
Stiftskirchenmuseum im ehemaligen Nonnensaal der Klosterkirche zu einem Besuch
ein.
Ursprünglich hieß der Ort Pretzendorf; erst allmählich wurde der Name des 1279
gestifteten Nonnenklosters Corona coeli = Krone des Himmels als Ortsname
übernommen. Der Stifter des Klosters war Graf Otto IV. von Orlamünde, die erste
bekannte Äbtissin dessen Enkelin, die Gräfin Agnes von Orlamünde. Sie starb
1354; ihr Grabstein hat sich im Chor der Klosterkirche erhalten.1
Als ihre
Nachfolgerin erscheint bereits in der ältesten, 1559 vom Melkendorfer Pfarrer
Johann Loer verfassten Klosterchronik eine Notthafftin:
Frau Künigund wird die ander sein,
Ein Nothafftin vom Weyssenstein.
Als Regiert dise Künegund/
Hat ein Greffin von Orlamund,
Die dan Fraw Agnes ward genant,
Dem Stifft Himmelcron zugewandt
Ein grossen Schatz an Barem gelt,
Hats Reych gemacht an gut und Veldt,
Dan sy Ime Schencket vnd zu worff
Zu Harßdorff, Kremitz und Lantzendorff,
Vil Lehen vnnd Gerechtigkeit,
Solchs ist geschehen nach Christi Zeit,
Als Tausent vnd Dreyhundert Jar
sambt Fünfftzigen vergangen war.2
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Ausschnitt aus Ms 152 des Historischen Vereins für
Oberfranken in der Universitätsbibliothek Bayreuth
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Recht viel mehr ist über sie auch aus den jüngeren Chroniken des Klosters3
nicht zu erfahren, allein dass sie dort mit dem Vornamen Catharina aufgeführt wird.
Johann E. Teichmann berichtet in seiner 1739 erschienenen "Historischen
Beschreibung des alten Frauen-Closters Himmelcron":
2.) Frau Catharina von Nothhafft auf dem Weisenstein. Sie war aus einem Uralten
adelichen Geschlechte, so sehr nahe mit der alten adelichen Familie derer von
Nothhafft zu Wernberg verwandt war. Dieses Geschlecht hat seinen Anfang gleich
nach Kayser Carl des Großen Zeiten genommen und viel Secula nach einander, ja
bis auf unsere Zeiten floriret. Diese Aebtißin stunde von 1350 bis gegen 1370
und also auf die 20 Jahre lang dem Closter Himmelcron mit grosser Treue vor. Zu
ihrer Zeit und gleich beym Antritt ihrer Würde, hatte Frau Agnes, eine geborne
Gräfin von Orlamünd und muthmaßlich des Stiffters Enckelin, dem Closter einen
großen Schatz an baarem Gelde und zugleich verschiedene freyeigene und
lehenbare Güter und Grundstücke zu Harßdorf, Cremitz und Lanzendorf vermacht
und dadurch die Einkünfte des Closters um ein merckliches verbessert.4
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Welcher Ruf, der Familie Notthafft damals beigemessen wurde mag daraus
erhellen, dass sowohl die Vorgängerin der Äbtissin Kunigunda/Catharina, die
Gräfin Agnes von Orlamünde, als auch ihre Nachfolgerin, die Burggräfin Anna von
Nürnberg aus hochadeligen Familien stammten. Leider erinnert in den
Klostergebäuden von Himmelkron kein Wappen, keine Inschrift an die rund
zwanzigjährige Regierungszeit der Notthafftin. Johann Dresslin (fol. 69, 73 b)
kennt sie ebenfalls unter dem Namen Kunigundt und Franz Notthafft Frhr. von
Weißenstein identifiziert sie in seiner Familiengeschichte der Notthafft (Band
I, S. 210) als eine Tochter des Egerer Forstmeisters Albrecht VI. und seiner
Gemahlin Anna von Waldau.
Harald Stark 08/10
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1
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Helmuth Meißner: Die Orlamünde-Epitaphien in Himmelkron, in, Archiv für
Geschichte von Oberfranken, 86. Band, Bayreuth 2006, S. 93 - 108, hier S. 105 -
108
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2
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Johann Loer: Kurtze Beschreibung des löblichen Jungkfrawen Closters Himelcron,
am Fluß des Mains bei Culmbach vffm Gebierg gelegen, in Deütsche Reymen
gestellet, 1559, Universitätsbibliothek Bayreuth, Historischer Verein für
Oberfranken, Ms 152, fol. 13
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3
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Bilabel: Beiträge zur Geschichte des ehemaligen Klosters Himmelkron, in: Archiv
für Geschichte & Alterthumskunde von Oberfranken, 15. Bd. 2. Heft, Bayreuth
1882, S. 275 - 317; Theodor Zinck: Himmelkron - Beschreibung seiner
Vergangenheit und Gegenwart, Bayreuth 1909
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4
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Johann E. Teichmann: Historische Beschreibung des alten Frauen-Closters
Himmelcron, Bayreuth 1739, S. 38
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