Wappen Notthafft Familie Notthafft
Thierstein
Schon durch die Heirat Engelhards I. Nothaft v. Wildstein mit Katharina, einer Tochter Künzels v. Hohenberg, war es der Familie gegen Ende des 13. Jahrhunderts gelungen im Süden des inneren Fichtelgebirges Fuß zu fassen. 1291 erscheinen Güter in Thiersheim, Braunersgrün, Stemmas und Kothigenbibersbach in den Händen Engelhards I. und auch der Ursprung der Notthafftischen Senioratslehen in Schirnding, Oschwitz, Arzberg, Röthenbach, Garmersreuth und Grafenreuth dürfte in der Hohenberger Erbschaft zu suchen sein.
1310 wurde Albrecht VI. Nothaft durch König Heinrich VII. mit dem Reichsforstmeisteramt im Egerland betraut. Dieses Reichsamt benutzten er und sein Sohn Albrecht XI. um den Einflußbereich ihrer Familie weiter in das nordwestliche Fichtelgebirge auszudehnen. Inmitten der ihnen anvertrauten weiten Forstgebiete zwischen der oberen Eger und der Röslau errichteten sie gleichsam als Verwaltungs- und Herrschaftmittelpunkt die Burg Thierstein. Am 16. Juli 1343 belehnte Kaiser Ludwig der Bayer Albrecht XI., der sich bereits 1340 erstmals "Albrecht der Nothaft von Tirstein" genannt hatte, mit der auf "des Reichß Perg vnd Poden" errichteten Burg. Nach dem Tode Albrechts XI. einigten sich seine Söhne Albrecht XII., Peter und Hans II. Notthafft am 9. Oktober 1373 wegen ihres väterlichen Erbes. Der älteste der Brüder, Albrecht XII. erhielt die Herrschaft Weissenstein; Peter und Hans II. übernahmen den Thiersteiner Besitz.
Thierstein
Aquarell von R. Schirmer nach einer Ansicht um 1880
Schon die konkurrierende Verleihung des Forstmeisteramtes 1340 an Albrecht XI. und die Bürger der Stadt Eger hatte zu ernsten Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien geführt. Die Annäherung von Albrechts Söhnen an die Burggrafen von Nürnberg, die seit 1285 immer tiefer in das Egerland vordrangen und dem Einfluß der seit 1322 an Böhmen verpfändeten Reichsstadt immer mehr Güter entzogen, führte bald zu unüberwindlichen Konflikten zwischen den Egerern und den Notthafftischen Brüdern. Im Jahre 1382 gerieten mehrere Helfer der Nothafte in die Hände der Egerer. Friedrich Neyperger bekannte, das Hans Nothaft ihn gerufen habe, als die Egerer zum König nach Nürnberg reiten wollten. Nothaft bat ihn, beim Überfall des Zuges mitzuhelfen, er wolle ihm dafür einen Teil der Beute abgeben. Ein anderer Gefangener, "des Schesliczers knecht", berichtet von einem Überfall bei Rauschensteig und Rügersgrün. Der Anführer wäre der Gailstorf gewesen und mit ihm ritten Nikel Behem, der Kotenawer, der Pflug, des Herrn Peter Notthafts Scheiber Wolffel, des Hans Nothafts Schreiber Johannes, der Koch der Nothafte und der Rabensteiner. Er erwähnte auch, das die beiden Schreiber und der Koch in Eger spionierten - sie mußten melden, wenn die Egerer Handelszüge aussandten oder erwarteten. Der beim Überfall bei Rügersgrün erwähnte Nikel Behem bekannte seine Mitwirkung bei dieser Tat und berichtete, das er mit Peter Nothaft und sechzehn anderen in einem anderthalb Meilen von Eger entfernten Dorf auf der Lauer gelegen habe, auch wären sie zu Thierstein ein- und ausgeritten, "da sie czum Rauschensteige vnd czu Rüdgersgrün heten genummen vnd auch darnach". Schließlich wurde Hans Nothaft selbst gefangen genommen. In einer Urkunde vom 15. März 1385 schwor er dem Egerer Rat wegen seiner Gefangennahme durch die Rabensteiner im Egerer Geleit und der Festsetzung durch den Egerer Rat, keine Rache üben zu wollen. Um dem wachsenden Druck zwischen der exzessiven Erwerbspolitik der Hohenzollern und den Hegemoniebestrebungen der Stadt Eger auszuweichen, entschlossen sich Hans und Peter Nothaft zum Verkauf ihrer Thiersteiner Besitzungen. Wohl mit Rücksicht auf die Stadt Eger traten sie nicht mit den zollerischen Burggrafen von Nürnberg in Verkaufsverhandlungen, sondern mit dem Markgrafen Wilhem I. von Meißen. Dieser hatte jedoch schon 1385 testamentarisch verfügt, daß im Falle seines söhnelosen Todes neben Voitsberg, Ölsnitz, Adorf und Wiedersberg auch Thierstein und Thiersheim an den Burggrafen Friedrich V. fallen solle. Dennoch zogen sich die Verkaufsverhandlungen noch etliche Jahre hin; erst durch einen am 8. März 1398 zu Rochlitz gefällten Schiedsspruch waren die Ansprüche der Familie Nothaft an die Herrschaft Thierstein endgültig abgefunden.
Nach dem 1407 erfolgten Ableben Markgraf Wilhelms I. kam es wegen dessen Testament zu einer mehrere Jahre andauernden Auseinandersetzung zwischen den Burggrafen Johann III. und Friedrich VI. von Nürnberg, den Söhnen des inzwischen ebenfalls verstorbenen Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg, und den Neffen Wilhelms, den Landgrafen Friedrich IV., Wilhelm II. und Friedrich dem Friedfertigen von Thüringen. Erst am 12. Juni 1412 kam endlich eine Einigung zustande, indem die Nürnberger Burggrafen gegen eine Zahlung von 20.000 rheinischen Gulden auf ihre Erbansprüche verzichteten. Gut drei Jahre später, am 12. Oktober 1415, veräußerten die genannten Thüringer Landgrafen das Schloß Thierstein mit dem Markt Thiersheim und allen anderen Zugehörungen an die Burggrafen von Nürnberg. Während Ölsnitz, Voigtsberg, Adorf und Wiedersberg, die im Herzen des Vogtlandes gelegenen Teile der Erbschaft, bei den Markgrafen und Landgrafen von Meißen und Thüringen verblieben, hatten es die Nürnberger Burggrafen geschafft, die zur Arrondierung ihrer fichtelgebirgischen Besitzungen notwendige Herrschaft Thierstein in ihre Hände zu bringen. Fortan diente die Thiersteiner Burg als Amtssitz zollerischer Amtleute.
Im Krieg des Markgrafen Albrecht Achilles gegen den Herzog Ludwig IX. von Bayern-Landshut wurde Thierstein 1462 von böhmischem Kriegsvolk belagert. Friedrich v. Dobeneck, der damalige Thiersteiner Amtmann, hatte das am Fuße der Burg gelegene Kirchdorf selbst anzünden lassen, um dem Gegner die Möglichkeit zu nehmen, sich in den Häusern zu verschanzen. Dennoch wurde v. Dobeneck bald gezwungen, die Burg dem Feind auszuliefern. In einer wenig später erlassenen Anordnung über die zu treffenden Maßnahmen "so die Behem oder ander einen Zuge vorhetten", wurde die Burg Thierstein zum Zentrum der Fichtelgebirgischen Landesverteidigung bestimmt, denn "so die Wart angezunt wirt, das die Sechs Ampt zu Stund an zu Hauffen ziehen und ihr Sammlung machen bey dem Schloß Tirstain". 1554 - im Bundesständischen Krieg - stand wieder böhmisches Kriegsvolk vor der Burg Thierstein und diese konnte demselben, angesichts der Waffentechnik des 16. Jahrhundert wohl kaum Widerstand entgegensetzen. Nach dem Bericht des Egerer Chronisten und Zeitzeugen Pankranz Engelhart hatte "Herr Bohuslaw Felix, Herr zum Hasenstein, etlich marggrefisch Schlösser und Flecken (eingenommen), nemlich das Schloss Hohenburg (Hohenberg), das Schloss Tierstein, die Statt Wunsidel, die Statt Weissenstat und daselbst umb (die Umgebung dortselbst)".
Nach dem Tod des letzten Thiersteiner Amtmanns Beringer von Kotzau im Jahr 1575 wurde Thierstein dem Amt Wunsiedel einverleibt. 1602 wurde die alte Burg, die nun fast 30 Jahre unbewohnt geblieben und recht baufällig geworden war, offiziell aufgelassen und Markgraf Georg Friedrich befahl den Bau eines neuen Amtshauses ausserhalb des Ortes, inmitten der zur Schloßökonomie gehörigen Grundstücke. Vor der Auflassung hatte der Markgraf befohlen, Kostenvoranschläge zu einer Reparatur der alten Burggebäude sowie zum Neubau eines Amtshauses einzuholen. Im Zuge der daraufhin erfolgten Begutachtung der Burg Thierstein durch den Kastner und verschiedene Handwerksmeister aus Wunsiedel entstand eine detaillierte Beschreibung der Raumeinteilung, so daß man aus derselben ein eindrucksvolles Bild vom Innenausbau der alten Burg gewinnen kann:
Erstlich steht am Eingang des Schlosses zur linken Hand ein gemauerter Turm, aber aus keinen behauenen Steinen, doch stark 6 Gaden (Stockwerke), ungefähr 72 Schuh (1 Schuh = 29,78 cm), hoch aufgeführt. Die Mauerdicke beträgt in den unteren beiden Gaden auf jeder Seite 9 Schuh, die lichte Weite 6 Schuh, mithin beträgt der Durchmesser des Turmes 24 Schuh, In den oberen 4 Gaden springt die Mauer um je 1 Schuh zurück, so daß die Mauer oben noch 5 Schuh dick bleibt. In diesem Turm sind inwendig Stiegen, welche aber fast eingegangen, so daß man nicht mehr recht hinaufkommen kann. Oben ist der Turm zugewölbt und das Gewölbe mit einem Loch versehen, durch welches man auf den oberen Rand kommen und steigen kann. Obenauf ist ein rundes, mit Schindeln gedecktes Dach, welches aber auch fast eingegangen. Sonst aber findet sich kein Gemach, Stube oder Kammer darauf, in welcher jemand Wohnung haben könnte.
Das eigentliche "altväterische und finstere" Schloßgebäude lag linker Hand auf dem östlich des Bergfrieds gelegenen Areal. Es hatte eine Länge von 105 Schuh. In der Breite hatte es am Anfang, gegen Westen 38 Schuh, in der Mitte 45 Schuh und weiter, bis es in der Länge 81 Schuh erreichte, 36 Schuh. Von da an hatte es eine "zugeeckte Spitzen, die ist 25 schuch lang, damit also die Lenge der 105 schuch erfüllet worden". Im Erdgeschoß des Schlosses befand sich damals ein Roßstall. Er war 28 Schuh lang und 24 Schuh breit. Dem Roßstall folgte ein 33 Schuh langer und 24 Schuh breiter Keller, dem sich ein 28 Schuh langes und 24 Schuh breites "Gemach hinter dem Keller" anschloß. Im ersten Stockwerk befand sich die "Stuben ob er Stallung" mit 28 Schuh in der Länge und 24 Schuh in der Breite. Der Hausplatz und eine dabei liegende "speiß Cammer" waren 33 Schuh lang und 24 Schuh breit. Außerdem befand sich in diesem Geschoß noch eine weitere Kammer mit 28 Schuh Länge und 24 Schuh Breite. Im 2. Stockwerk befand sich das beste Gemach im Schloß, die sogenannte Hofstube. Sie war 25 Schuh lang und 32 1/2 Schuh breit. Diese Stube besaß sogar einen hölzernen Erker (Aborterker ?), "so 8 schuch in der Vierung, ist aber eingefaulet". Daran schloß sich "ein kleines Stüblein neben der Hoff-Stuben, 20 schuch in die preith vnd 34 lang. Dabei auch eine Cammer mit ebener maß vnd größ." Über das ganze Schloßgebäude erstreckte sich ein Dach mit zwei Böden. Diese Böden waren aber durch Regen und Schnee "erfaulet". Der Keller, der nur mit Holz überdeckt gewesen war, befand sich ebenfalls in äußerst bedenklichem Zustand. Die "Innengemach" waren, weil sie schon seit vielen Jahren nicht mehr bewohnt wurden, verrottet und verstockt, die Öfen und Fenster fehlten und an den Türen waren nur wenige alte Schlosser vorhanden.
Nicht "vnter der Circumferenz (im Umfang) des Schlosses begriffen", war eine damit wohl an das beschriebene Hauptgebäude angebaute Küche, von der ein 34 Schuh langer und 5 Schuh breiter hölzerner Gang in die Hofstube (2. Stockwerk!) führte. Die Küche selbst war 21 Schuh lang und 14 Schuh breit. Die 28 Schuh lange und 13 Schuh breite "Thorstuben" scheint sich über dem Eingang von der Vorburg zur Hauptburg befunden zu haben und war ebenfalls mit einem 34 Schuh langen, hölzernen Gang mit der erwähnten Küche verbunden. Ein weiterer Roßstall war "an das Schloß von Holzwerckh gepauet". Er hatte eine Länge von 44 Schuh und eine Breite von 14 Schuh, war 2 Gaden hoch und hatte oben einen Boden von "Seulwerckh".
Im Bereich der Vorburg befand sich der "Viechstall bey der Eussern prucken". Er hatte eine Breite von 30 Schuh und war 91 Schuh lang. Dabei befand sich noch ein 40 Schuh langer und 14 Schuh breiter Schweinestall. Das "Bestendners Wohnhaus neben dem Schloß, so vff der evssern noch stehenden Ringmauern ist", war 80 Schuh lang und 12 Schuh breit. Um die ganze Burg führte damals, wie heute noch an spärlichen Resten zu erkennen ist, eine Ringmauer, die im westlichen Bereich der Burg den langgestreckten Zwinger der Vorburg bildete. Auch diese Mauer zeigte schon damals größere Beschädigungen.
Auf Grund der festgestellten Schäden errechneten die beiden zugegen gewesenen Handwerksmeister einen Kostenvoranschlag, nachdem sich, würde das alte Schloß "in besserung gericht werden muessen", die Baukosten auf 1674 fl. belaufen hätten. Außerdem wäre noch eine große Menge Bauholz benötigt worden. Errichtete man aber "vnter dem Berg, Zu einer dürren wießen" ein neues Wohnhaus, "darauff ein Ambtmann neben dem pawman des feldtpaues seine wohnung haben köndt", so wäre für den Neubau nur ein Kostenaufwand von 1158 Gulden nötig. Sollte die Entscheidung dennoch zu Gunsten des alten Schlosses fallen, "so ist und bleibt es doch das alte finstere werck vnd unbequeme wohnung, darinnen Ire Fürstl. Durchlaucht auf zutragendes Vorüberfahren, kein richtig Gemach und Losament (Logis), auch ein Ambtman um Mangel an Wasser, sich kümmerlich droben zuenthalten haben würde, wie auch sonderlich kein Raum im Schloß oder außerhalb ist, wo man einen Wagen umwenden könnte". Die Entscheidung des Markgrafen Georg Friedrich fiel am 9. Februar 1602 zu ungunsten der Burg Thierstein. Der Fürst befahl, unterhalb des Marktes ein neues Gebäude für den Amtmann und den Schloßpächter zu errichten, das den zum Schloß gehörigen Äckern näher gelegen sei und mit einem fließenden Röhrenwasser versehen werden sollte. Die Arbeiten an
Trotz des fürstlichen Befehls zur Auflassung wurden an der Thiersteiner Burg auch weiterhin die notwendigsten Reparaturen ausgeführt, um damit der umliegenden Bevölkerung eine in Kriegszeiten wichtige Rückzugsmöglichkeit zu erhalten. Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammen folgende Zeilen des fürstlichen Lehenprobstes Johann Wolfgang Frank, der sich damals mit der Landesdefension zu beschäftigen hatte: "Das Schloß Thierstein, welches auf hohen Felsen und ganz frei lieget, so mit einem hohen, starcken Thurm, der wohl wann's möglich im Schloß Hohenberg zu wünschen, auch das innere Gebäu mit einem ziemlichen hohen Gemäuer versehen. Welcher Ortt, dafern er nach meinem Project und Entwurff in etwas wieder und zwar mit geringer Hülffe restituiret, man daselbst vor Partheyen, 4 in 5000 Mann stark, genugsam versichert würde. Hat zwey weite Vorhöffe, darinnen viel Viehe stehen kann; ermangelt zwar inwendig frischen Wassers, hat aber eine Cisterne; so kann man auch den außerhalb liegenden Brunnquell vom Schloß aus mit Musqueten defendiren. Dieses Platzes könnten sich Thierstein, Thürßheimb, Höchstätten, Stemmes, Neuenreut und dortherumb solcher Ortter mehr, uffm Fall bedienen". 1703 - anläßlich des Spanischen Erbfolgekrieges, wurde die alte Burg noch einmal für den Verteidigungsfall gerüstet; die Mauern wurden mit hölzernen Wehrgängen versehen und der Turm erhielt eine Wachstube mit einem Schindeldach. Die hölzernen Turmaufbauten erwiesen sich im Jahre 1725 als besonders verhängnisvoll. Am 16. April war nachts gegen 10 Uhr im Pfarrhaus Feuer ausgebrochen. Der Wind trug Funken auf das Dach des alten Bergfrieds, wodurch auch dessen Holzschindeln zu brennen anfingen. Die vom Turmdach sprühenden Funken verteilten das Feuer dann über den ganzen Ort. Nach dieser Brandkatastrophe wurde es einigen Thiersteiner Einwohnern erlaubt, sich im Bereich der Vorburg anzusiedeln. Aus einem Bericht des Thiersheimer Amtsrichters Johann Georg Eyl vom 6. März 1777 erfahren wir: "Der Schloßberg dahier zu Thierstein, der in den ehemaligen Bayerischen Kriegen noch fortificirt, im Vertheidigungs-Stand und von dem Obrist Mallet mit drey Fahnen besetzt war, ist nun seit wenig Jahren, seitdem nehml. der Eigennutz und ein gewisses unüberlegtes Betragen, alles nach seiner Willkühr durchzusetzen sucht, größtenteils mit elenden Hütten und Häusern angebauet worden".
Damit war der weitere Verfall der Burg Thierstein nicht mehr aufzuhalten. Der Hofer Rektor Johann Theodor Benjamin Helfrecht konnte 1795 nur noch die umfangreichen Ruinen der Bergveste beschreiben: "Die Grundlage dieser Veste und den Prospect seiner Ruinen giebt die beygefügte Zeichnug, Tab. IV. Ein 30 Fuß breiter Schloßgraben A, in Basalt gehauen, von welchen der ganze länglichte Hügel Ausbrüche zeigt, führte auf einer Zugbrücke in das Thor B. Jenseits lag die Burghuth, welche jezt zu einem Wohnhause gemacht worden.
Burg Thierstein Grundriß
Grundriß und Ansichten aus J. Th. B. Helfrechts Ruinenbuch, 1795
Diesseits deckte das Thor und die Brücke der kleine Thurm C auf einem etwas höhern Felsen, welcher auf jeder Seite 14 Fuß Breite hat. Der äußere Schloßhof auf dem in etwas vertieften Bergrücken war auf beyden Seiten mit einer Mauer umschlossen und diese Mauer zog sich dann um das Schloß herum und bildete den Zwinger. Von dieser Mauer siehet man noch einige Ruinen, und auf dem Hofraume selbst hat man einige kleine Wohnhäuser erbaut, wozu ein Theil der Ringmauer benutzt worden ist. Am Schlosse ziehet sich der Berg wieder aufwärts, und man kommt in den innern Schloßhof oder Zwinger E. - In a war vermuthlich das Thor, von welchem nichts mehr vorhanden ist. Von der Mauer, die diesen Hof umgiebt, steht noch des Eck in k. Bis l ist sie dann dem Erdboden gleich; dann erhebt sie sich zu einer der eigentlichen Schloßmauer gleichen Höhe. In diesem Hofe ziehet sich noch eine Mauer in einem Bogen herein, welche in b und c Fenster und vermuthlich nach d hin eine Pforte hatte. In diesem inneren Raume liegt der 110 Fuß hohe Schloßthurm, dessen Mauern 7 Fuß dick sind. Er hatte, wie gewöhnlich, unten keinen Eingang, sondern ohngefähr in der Mitte in m. Von diesem Eingange an ist abwärts Gewölb auf Gewölb und ganz unten das Burgverließ. Die Küsten (Kisten), die man in der Tiefe entdeckt haben wollte, existiren in der Einbildung. In e war ehedem die Cisterne: denn das Schloß hatte kein lebendiges Wasser; der Markt mußte sein Wasser fast 1/2 Meile weit von Braunersgrün hereinleiten. G und H machen dem Platz des Hauptgebäudes aus. Die Scheidewand zwischen beyden Abtheilungen ist in i verfallen. Das übrige Gemäuer steht noch meistens. Beyde Haupttheile haben 3 hohe Etagen. Bey dem Theile des Gebäudes G erkennt man noch im mittlern Geschosse die hohen Salonfenster. H enthielt vermuthlich die Wohn-, Schlaf und andere Zimmer. In h war hierzu der Eingang. Von dem Eingange d kommt man in den Raum I, welcher in der Mitte durch eine Querwand f getheilt ist. Beyde Räume mögen in der Höhe Anlagen zur Vertheidigung enthalten haben. Die äußere Mauer D hat oben eine Brustwehr. K, der äußerste Theil des Gebäudes, zieht sich in einem unregelmäßigen Bogen herum, hat eine tiefere Lage und 5 etwas niedrigere Etagen. An dem äußersten Ecke war das Gebäude durch einen starken Pilaster gesichert, deren mehrere vermuthlich verfallen sind. Die ganze Länge der Veste biß an den jenseitigen Felsen des Grabens beträgt 370 bis 380 Fuß; das Schloß selbst hat in der Länge 145 Fuß."

Als 1805 das Preußische Königspaar im Fichtelgebirge weilte, stattete es auch der Burgruine Thierstein einen Besuch ab. Trotz des öffentlichen Interesses, welches das Zeitalter der Romantik im 19. Jahrhundert gerade den alten Burgruinen entgegenbrachte, wurde ein weiterer Verfall des Thiersteins nicht verhindert. 1834 mußten große Teile der Ringmauer abgetragen werden, da diese - dem Einsturz nahe - die darunterliegenden Häuser gefährdete. 1858 wurde der heutige ebenerdige Eingang des Turmes in das ehemalige Burgverlies gebrochen und die steinerne Wendeltreppe im Turminneren errichtet. 1896 mußte auch das östliche, abgerundete Ende des ehemaligen Wohnbaues wegen Einsturzgefahr abgebrochen werden; weitere Zerstörungen im Innenbereich der Burgruine und vor allem die Störung der für eine archäologische Bearbeitung des Geländes notwendigen Stratigrafie brachte der Einbau eines Wasserhochbehälters in den Jahren 1919/20 mit sich.
Heute ist die weithinsichtbare, an der Autobahn Hof - Regensburg (A 93) gelegene Burgruine Thierstein ein beliebtes Ausflugsziel. Der 24 Meter hohe Bergfried bietet einen herrlichen Rundblick über das Fichtelgebirge und in den drei oberen Turmetagen hat der Arbeitskreis Heimatforschung Thierstein ein kleines Museum mit bäuerlichen und handwerklichen Geräten sowie mit Exponaten und Informationstafeln zur Geschichte von Ort und Burg Thierstein eingerichtet. Der Schlüssel zur Burg ist beim Burgwart zu holen, dessen Adresse man den Hinweischildern im Bereich der Auffahrt zur Burgruine entnehmen kann.
Harald Stark, Juni 2001

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