Wappen Notthafft Familie Notthafft

Oberpöring (von 1673 - 1746 für 73 Jahre in Familienbesitz)

Schloss Oberpöring
Das Schloss Oberpöring - Kupferstich von Michael Wening
Das nur rund 7 Kilometer südwestlich von Aholming an der Isar gelegene Oberpöring wird schon um 800 im "Breviarius Urolfi" erstmals genannt, wobei es ungewiss ist, ob es bei dem hier genannten Ort "Peringe" oder "Peringas" um Ober- oder Unterpöring gehandelt hat. Die nächste Erwähnung des Ortsnamens erfolgt dann jedoch erst im Jahr 1075. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts tauchen dann erste Vertreter des Ortsadels auf. In den Traditionen des Klosters St. Georgen am Längsee in Österreich erscheint zum Jahr 1152 ein Bertholdus de Peringen als Ministeriale des Grafen Rapoto von Ortenburg.
Im 14. Jahrhundert kam der Sitz Oberpöring an die Tuschel von Söldenau. 1401 erwarb Conrad Aichperger die Veste Oberpering von Landgraf Johann d. Ä. von Leuchtenberg; 1407 ist Conrad Kamerawer zu Pering belegt. 1439 erwarb Hans Ecker die Feste Oberpöring, die - so wird es in der betreffenden Urkunde bestimmt - den Tuscheln ein offenes Haus bleiben sollte. Durch Heirat mit Genoveva Ecker kommt um 1580 Burkhard von Perlaching zu Geltolfing in den Besitz der halben Hofmark Oberpöring; die andere Hälfte
Reste von Schoss Oberpöring
Nur dieser mächtige Pfeiler, der einst wohl zum Hoftor gehörte, erinnert heute noch an das Schoss Oberpöring
(Foto: Harald Stark, 2009)
gehört Georg von Sandizell zu Edlhausen. Seit 1602 war dann Hans Bernhard von Perlaching, Pfleger und Kastner zu Osterhofen, Alleinbesitzer von Oberpöring. Bald darauf findet sich die Hofmark im Besitz der Familie Elsenheimer, von der sie durch Heirat an Johann Matthias von Pienzenau gelangt. Dessen Tochter Maria Eleonora wiederum war mit Franz Joseph Notthafft Frhr. v. Weißenstein aus der Bodensteiner Linie der Familie verheiratet. Nach dem Tode seines Schwiegervaters 1673 erbte Franz Joseph die Hofmark Oberpöring. 1690 erscheint Franz Joseph Frhr. v. Weißenstein auf Ober- und Niederhatzkofen, Neubeuern und Oberpöring als kurfürstlicher Kämmerer, Hofrat und Pfleger zu Mattighofen im Innviertel sowie als Landsteuerer im Rentamt Straubing. Die Pflege Mattighofen hatte er bis 1701 inne. Franz Joseph starb am 19. Dezember 1707; seine Frau Maria Eleonora, die in Oberpöring wohnte, überlebte ihren Mann um knapp 37 Jahre. Sie starb in Oberpöring am 19. Juli 1744 im Alter von 101 Jahren; bis zu ihrem Ende war sie noch ganz munter gewesen, aß und trank alles, hatte alle ihre vollständigen Sinne und fühlte nie eine Krankheit. 1
Zur Zeit Franz Josephs beschrieb Michael Wening die Hofmark Oberpöring. Er schreibt: "Obernpöring ist ein Hofmarch vnd ein Schloß welches, obwohl es alt, hat es doch wegen vilen Zimmern, ein grosses Underkommen vnd neben bey einen hohen vnd weiten Thurn. Ist vor Zeiten, vermög eines Briefs von Herzog Heinrichen in Bayrn etc., datiert zu Landshuet am nächsten Freytag nach St. Michaels Tag Anno 1429 vor eine Vestung genennt und angehalten worden, die dermahlen Herr Frantz Joseph Nothafft Freyherr von Weißenstain zu Obernpöring besitzet, heroberhalb deß Schloß Niderpöring auff einer Höhe situirt, vnd hat einer Seyts den vorbey fliessenden Iserstrohm sambt schönen Auen, ander Seyts aber in der Weite auf einem starcken Feld-Weeg vnnd der Länge nach über zwey Meil ebnen Traidtboden.
Deß bey dem Schloß stehenden hohen vnd weiten Thurns hat man sich absonderlich in verwichnen Schwedischen Feinds-Zeiten Anno 1648 nutzlich bedinen können. Umb das Schloß ist ein schöner Graben, der anjetzo mit allerhand Obst-Bäumen besetzt, an statt eines Gartens dienet. ... Was zum Schloß gehörig, hat einen guten, erträglichen Feldbau, warbey auch ein zimblicher Vichzügl vnd gute Fischwasser in der nächst vorbey fliessenden Iser. In der allda vorhandenen Schloß-Capellen wird die hochheiligste Dreyfaltigkeit angebettet, in der Hofmarchs befindlichen Filial-Kirchen aber wird als Schutz-Heiliger verehrt St. Martinus."
2
Franz Joseph war durch seinen Sohn Johann Joseph Anton Ignatz beerbt worden; 1720 hatte ihm seine Mutter auch das Landgut Oberpöring - wohl ihr Heiratsgut - übertragen. 3 1739 verkaufte er seinen Anteil an Neubeuern und auch die Anteile seiner Schwestern Violanta und Josepha an die Grafen von Preysing. 4 Johann Joseph Anton Ignatz hatte drei Ehefrauen: Charlotte Frfr. v. Closen; Maria Anna Franzsiska Ambrosia Antonia Isnardi de Castello Contessa di Sanfre und Maria Susanna Reichsgräfin v. Klenau. Er starb am 24. Mai 1746 und wurde in der Kirche zu Oberpöring begraben, wo noch sein Grabstein an ihn erinnert. Seine einzige Tochter Maria Anna Josepha Eleonore verheiratete sich mit Max Joseph Christoph v. Closen, dem sie Oberpöring mit in die Ehe brachte. Dessen Tochter Carolina wurde mit dem Grafen Karl August von Yrsch vermählt. 5 Nachdem das Schloss 1829 an die Freiherrn von Hofmühlen gekommen war, wurde der Besitz 1834 zertrümmert und das Schloß bis auf geringe Reste abgebrochen. An seiner Stelle befindet sich heute das Autohaus Scheick in der Landauer Straße.

Grabstein des Johann Joseph Anton Ignatz Notthafft An Johann Joseph Anton Ignatz Notthafft erinnert heute noch ein origineller Grabstein
in der Kirche zu Oberpöring, der den Verstorbenen in Rokoko-Tracht
vor einem aus 34 Wappenschildern gebildeten Stammbaum darstellt.
Darunter befindet sich folgende Inschrift:

Hir Ligt Begraben Der Hoch und Wohlgebohrne
H. H. JOHAN[N] JOSEPH ANTON NOTTHAFFT Frey Herr
Von Weissenstein ut Neupeüern, H. zu Oberpöring, Edling, Gneiding,
Westerndorff, Meissenthall u. Hiechlasperg, bey der Churf. Durch. in Bayern u Cölln
Commend des Hohen Ordens H: Georgii Ritter, dann Gemainer Löb. Landschafft in
Bayern Anwesend Verordneter Unterlandt (?), welcher den 24. Maii Anno 1746
in GOtt Seelig Endschlaffen ist.
REQUIESCAT IN PACE:


Harald Stark

1 FamG. I., S. 544 ff.
2 Michael Wening , Rentamt Landshut, S. 43 f.
3 StA. Landshut: A 3220: Das Testament der verwittibten Notthafftin zu Obernpöring & A 3221 Schenkung der Hofmark Oberpöring durch Maria Eleonora v. Notthafft, geb. v. Pienzenau, an ihren Sohn, Johann Joseph Anton Ignatz Freiherrn v. Notthafft, 1720
4 Vgl. Exkursionsunterlage 2008, S. 46
5 FamG. I., S. 548 ff.

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