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Schloß Hillstett im Jahr 1905 (Abb. aus A. Zisler, Chronik der Gemeinde
Hillstett, 1952)
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Der
Rötzer Ortsteil Hillstett liegt etwa 3 Kilometer westlich des Stadtzentrums
über dem von der Schwarzach gespeisten Exendorfer See, gegenüber des
Schwarzwihrberges mit der Ruine der Schwarzenburg. Von Rötz
kommend, unmittelbar am Ortseingang, steht auf der rechten Seite - mit der
Giebelseite zur Einfallsstrasse - ein grosses, langgestrecktes Bauernhaus
inmitten eines grossen Hofraumes.
Westlich dieses Anwesens zweigt eine Strasse
nach Norden ab, die zum Gasthaus Wutzschleife und ins Tal zum Oberpfälzer
Handwerksmuseum führt. Unmittelbar hinter der Abzweigung liegt, innerhalb des
zum beschriebenen Anwesen gehörigen Gartenzauns, ein kleiner Weiher. Zwischen
dem südlichen Ufer des Weihers und der Einfallsstrasse stand das Herrenhaus des
Schlossgutes Hillstett, dessen letzte Reste im Jahr 1972 abgetragen wurden.
Eine Ansicht aus dem Jahr 1905 zeigt ein mächtiges, drei bis vier Etagen hohes
Gebäude mit Krüppelwalmdach, dem auf der dem Betrachter sichtbaren Ostseite ein
wohl quadratischer, etwas niedrigerer Anbau mit einem Dachreiter angefügt war.
Auf der nördlichen Traufseite war dem Hauptgebäude ein pultbedachter Erker,
vielleicht ein jüngerer Abortanbau, angefügt.
Bereits in einer Urkunde vom 28. April 1017 erscheint
Zihullisteti
(d.h. zu Hillstetten) als ursprüngliches Königsgut im Nordgau, welches Kaiser
Heinrich II. dem Bistum Bamberg schenkte. Im 13. Jahrhundert erscheint dann ein
Ministerialengeschlecht, welches sich
de Hulsteten
nannte und in besonderer Beziehung zum Augustinerkloster Schönthal stand.
Nachdem noch 1389
Heinrich Hulstetaer
als Zeuge eines Güterverkaufs aufgetreten war, erscheint 1390 erstmals
Hans der Gruber von Hulsteten.
1419 waren Hillsett und das benachbarte Thann in den Händen von Ulrich Gruber;
1440 war dessen Sohn Ludwig im Besitz beider Güter, ihm folgte Balthasar
Gruber, der 1474 erscheint.
1474 bestätigt ein Heiratsbrief die eheliche Verbindung zwischen Ludwig Grubers
Tochter Barbara mit Achatz I. aus der Bodensteiner Linie der Familie Notthafft.
Dieser war ein Sohn von Engelhard d.J. Notthafft zu Woppenhof. Am 17. Mai 1500
einigte sich dieser vor dem Hofgericht in Amberg mit Hans von Schlammersdorf,
wahrscheinlich seinem Schwager, wegen der Sitze Hillstett und Thann, die sich
fortan im Besitz der Familie Notthafft finden. Sein Urenkel Alexander Notthafft
von Weissenstein tauschte 1616 sein freieigenes Landsassengut Hüllstetten im
Landgericht Neunburg mit der Behausung, Stallung und anderen Gebäuden zu Dorf
und zu Feld, der Jurisdiktion und niederen Jagdgerechtigkeit, sowie allen
zugehörigen Mannschaften und Gütern gegen das im Landgericht Kötzting gelegene
Schloß Grueb des Wolff Albrecht Notthafft von Wernberg. Während das Gut Grueb
auf einen Wert von 3100 Gulden geschätzt wurde, kam das Gut Hillstett nur auf
einen Wert von 976 Gulden. Deswegen kam Alexander Notthafft mit einer
Aufzahlung von 600 Gulden noch recht glimpflich davon. Wolff Albrechts Sohn,
der spätere Reichshofrat, kaiserliche Gesandte und erste Graf der Wernberger
Linie, Johann Heinrich Notthafft v. Wernberg verkaufte 1622 seinen Hillstetter
Besitz um 600 Gulden an Wolf Georg v. Schönstein. Von den 19 Anwesen in
Hillstett, die noch zu Beginn des Dreissigjährigen Krieges existierten, kamen
im Verlauf der Kriegswirren drei in die Ödschaft, darunter auch die Mühle, die
"ufm Podten ruinirt"
war.
Nach
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Die Ruine des Schlosses Hillstett 1939 (Foto: Fam. Spießl, Hillstett)
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dem Tode Georg Wilhelms v. Schönstein kam Hillstett in die Hände von
dessen Schwiegersohn Gottfried Wolf Auer. Dieser legte 1664 die
Landsassenpflicht ab, veräusserte den Besitz jedoch schon 1673 an seinen
Schwager Sigmund Prenner, der das Gut zum Witwensitz seiner Ehefrau Maria
Magdalena, geb. v. Leoprechting, bestimmte. Von dieser kam Hillstett 1679 an
Gerhard Christoph Zollner, der das Landsassengut 1688 an seinen Schwager Johann
Lorenz v. Leoprechting veräusserte. Im Besitz von dessen Nachkommen blieb
Hillstett bis es 1751 um 500 Gulden von Christoph Ignatz Philibert Schrenck v.
Notzing erworben wurde. 1783 gab es in Hillstett 3 Höfe, 28 Häuser und 174
Einwohner, die allesamt dem Hofmarksherrn unterstanden. Joseph v. Destouches
beschreibt das Dorf Hillstett 1809 in seiner statistischen Beschreibung der
Oberpfalz folgendermassen:
"Hillstetten (Landgericht Neunburg), an einem Vizinalweg nach Rötz, jenseits
der Schwarzach zwischen der Stadt Rötz und dem Landsassengut Thann, eine halbe
Stunde von Rötz entfernt. In 30 Häusern wohnen 167 Seelen. Ihre
Grundbesitzungen bestehen in 127 Tagwerk Aeckern, 70 Tagwerk Wiesen, 204
Tagwerk Waldung, ½ Tagwerk Weyher.
Ihr
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Hinter dem Gartenzaun auf der Wiese, in unmittelbarer Nähe zum südlichen Ende
des Schlossteiches standen bis 1972 die letzten Reste des Schlosses Hillstett.
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Viehstand beläuft sich auf 2 Pferde, 42
Ochsen, 58 Kühe, 41 Rinder, 30 Schaafe und 38 Schweine. Die Grundbesitzungen
betragen 3 Höfe."
Im 19. Jahrhundert verkauften die Schrenck v. Notzing das Gut in bürgerliche
Hände. Im Jahre 1905 berichtet der Kalender für katholische Christen:
"Zuletzt besaßen diese Hofmark, welche mit Thann ein sogen. Patrimonialgericht
II. Klasse bildete, die Familie Schrenk. Die Mutter des ehemaligen bayr.
Ministers Excellenz Freiherrn von Schrenk, gest. 1803, ist in Seebarn begraben,
ihr Grabstein an der Kirchenmauer eingelassen, ist noch vorhanden. Seit ca. 30
Jahren (ca. 1870) ist das große Schloßgut mit schönen Waldungen verkauft und
zertrümmert. Das Schloßgebäude selbst ist im Besitz eines Bauern. Nach wenigen
Jahren wird das ehemals hübsche Gebäude gänzlich zerfallen sein, nachdem jetzt
bereits der Regen ungehindert eindringen kann".
1924 stürzte das baufällige Schlossgebäude ein und wurde in der Folge als
Steinbruch benutzt. Die letzten Reste verschwanden im Jahr 1972.
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