Wappen Notthafft Familie Notthafft
Falkenau
Schloß Falkenau
Historische Ansichtskarte um 1900 (Egerlandmuseum Marktredwitz)
Hatte sich die Tätigkeit der Familie Nothaft bisher auf den Raum zwischen Eger, Haslau und dem Waldsassener Gebiet um Schönbach im Norden des Egerlandes konzentriert, so stieß sie in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in das Gebiet jenseits des Leibitschbaches vor, welcher etwa die östliche Grenze des historischen Egerlandes markierte. Bereits König Ottokar I. hatte zu Beginn des 13. Jahrhundert deutsche Kolonisten nach Böhmen geholt; unter seinem Sohn Wenzel I. (1228-1253) erfolgten dort erste deutsche Stadtgründungen, darunter die unweit gelegene Stadt Königsberg an der Eger. Im Gebiet zwischen Kaiserwald und Erzgebirge gab es damals noch weite unbebaute Flächen, in denen nun die Nothafte und die mit ihnen bald zu einem Familienverband verknüpften Hertenberger kolonisatorisch tätig wurden. In einer Urkunde vom 13. April 1279 erscheinen erstmals Eckehardus, Engelhardus, Albertus frater eiusdem dictus de Valkenawe, qui dicuntur Nothaft. 1282 wird Albertus de Valkenow als avunculus, also als Onkel, von Isentrud, der Gemahlin des Landgrafen Friedrich II. von Leuchtenberg, erwähnt. Diese vermählte sich in zweiter Ehe mit Albertus nothaftus dictus Grenselo (so 1272), wohl einem Bruder des genannten Falkenauers.
Zu Beginn des Jahres 1993 hatte man bei Bauarbeiten in den Kellern des heutigen Falkenauer Schlosses Überreste der alten nothaftischen Burg entdeckt. Bei den darauf folgenden archäologischen Ausgrabungen wurde im südlichen Teil des Ostflügels ein ausgemauerter Brunnenschacht aus dem späten 15. Jahrhundert freigelegt. In der Nähe des Brunnens stieß man auf eine ältere Steinmauer, welche - wie sich im Verlauf der umfangreichen Ausgrabungen herausstellte - zur kreisförmigen Ummauerung einer Niederungsburg gehörte, die feldseitig mit einem 4 Meter breiten Wassergraben umgeben war. Die in der Umgebung dieser Ringmauer gefundene Keramik datiert deren Gründung in die Mitte des 13. Jahrhunderts.
Eine weitere Grabungskampagne im Herbst 1994 sollte die Frage nach der Bebauung innerhalb der Ringmauer klären. Im Untergrund des heutigen Schloßhofes stieß man dabei auf die Fundamente eines geräumigen, rechteckigen Wohngebäudes, das in West-Ost-Richtung orientiert war. Dieses Gebäude stand nicht in der Mitte des durch den Bering gebildeten ehemaligen Burghofes, sondern näherte sich mit seiner Ostseite der Ringmauer. Das Gebäude war 22 Meter lang, 12,5 Meter breit und wies eine Mauerstärke von 2 Metern auf. Die Masse der gesamten Bausubstanz deutet auf ein zwei- bis dreistöckiges Gebäude hin.

Grundriss des Schlosses Falkenau mit Einzeichnung der Grabungsschnitte und der dabei entdeckten Mauern (Abb. Karel Halla)

Bis in die dreißiger Jahre des 14. Jahrhunderts blieb die Burg Falkenau in den Händen von Albrecht Falkenauers Nachkommen. 1339 findet sich Niklas Winkler im Besitz von Falkenau. Hans "der Valkenauer" veräußerte seine verbliebenen Lehen vor 1345 an seinen Vetter Albrecht XI. Nothaft von Weißenstein. Dieser einigte sich am 30. Mai des genannten Jahres mit seinem Vetter Conrad Nothaft von Heilsberg wegen der Ansprüche, welcher dieser auf den Weissenstein, die zwischen der Eger und der Röslau gelegenen Güter und den von Hansen dem Valchnauer und von Egkhart Nothafft von Wildstain gekauften Lehen erhoben hatte. Das älteste Nothaftische Lehensbuch berichtet hierzu in einem Eintrag aus der Zeit um 1370: Item daz sint svnderleich lehen in dem Elpogerlant, di wir kauften von vnserm vetter, dem Nothaftt von der Levbathz:
5 Höfe, 1 Herberge und 1 Mühle in Wudinggrün
7 Höfe und 4 Herbergen in Nothaftsgrün
2 Tagwerk Wiesen zu Schaben
5 Höfe zu Reichenau
1 ½ Höfe zu Theißau
verschiedene Grundstücke und der Pfaffenberg bei Königsberg
Es scheint, also ob Hans Falkenauer nach dem Verkauf von Falkenau seinen Sitz in Leibitsch seinen Sitz genommen hat. Noch 1359 wird ein Albrecht Nothaft von der Leubatsch erwähnt.
Bald nach 1363 hat die Familie Winkler ihren Falkenauer Besitz aufgegeben, denn 1366 befanden sich Stadt und Burg Falkenau im Besitz der königlichen Kammer.
Der Falkenauer Schloßhof im Jahr 2001
Der Falkenauer Schloßhof im Jahr 2001
1434 übertrug Kaiser Sigismund das Gut Falkenau mit allen seinen Zugehörungen seinem Kanzler Caspar Schlick und dessen Bruder Matthäus. Um 1480 ließ Graf Nikolaus Schlick mit dem Neubau des Schlosses Falkenau beginnen. Die damals entstandenen Gebäude sollen den Kern der heutigen Schloßanlage bilden, doch weist der um den viereckigen Schloßhof angeordnete Vierflügelbau mit seinen teilweise doppelstöckigen Arkaden auf eine grundlegende Umgestaltung der Gebäude in manieristischem Stil, wohl nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges hin. 1542 berichtet Caspar Bruschius in seiner Beschreibung des Fichtelgebirges und des Laufes der Eger: "Volget weitter an d[er] Eger / Falckenaw ein Stetlein sambt einem fast schonen Schlos / herren Wolffgang schlickens auff der rechten seitten des flusses auff einen fast fruchtbarn vnd getreidreichen poden gelegen. Alda ist abermals ein steine prucken mit dreien pfeilern vber die Eger geschlagen. Es fallen auch bey gemelte[n] stetlein in offtgedachten strom ein pach die Lobsa genandt / so aus dem Behemischen vnd der stat nach gelegenen gebirg entspringt / vnd ein fluslein die Zuuota genandt / von dem wirt hernach mehr folgen." Das Ende der über 180 Jahre lang währenden Schlick'schen Herrschaft über Falkenau brachte der Dreißigjährige Krieg. Graf Johann Albin Schlick hatte sich dem böhmischen Aufstand angeschlossen und war am Ende der Belagerung und Beschießung der Stadt Falkenau durch kaiserliche Truppen 1621 außer Landes geflüchtet.
Stadt und Schloß Falkenau
Stadt und Schloß Falkenau auf einem Gemählde aus dem 18. Jhd. (Museum Schloß Falkenau)
Bereits am 7. Juli des folgenden Jahres verkaufte die königliche Kammer das Gut Falkenau um 45.000 Schock meißner Groschen an den kaiserlichen Reichshofrat und deutschen Unterkanzler des Königreichs Böhmen, Otto von Nostitz auf Neudorf. 1663 begann Hans Hartwig von Nostitz mit dem Wiederaufbau des durch die Einwirkungen des Krieges stark in Mitleidenschaft gezogenen Schloßkomplexes; 1785 liefert Jaroslaus Schaller im zweiten Teil seiner Topographie des Königreichs Böhmen, welcher den Elbogener Kreis behandelt, eine kurze aber interessante Beschreibung desselben:
"Das Schloß, Königsberg genannt, welches der Graf Nikolaus Schlick im J. 1780 angelegt (Caspar Bruschius Beschreibung des Fichtelbergs), dessen Nachfolger aber erst zu Stande gebracht haben, ist ein solides und nach den Regeln der zu jenen Zeiten üblichen Bauart aufgeführtes Gebäude mit einer öffentlichen Kapelle unter dem Tit. Verklärung Christi. Die Ecken sind mit eben so vielen Thürmen versehen. Mitten auf dem Schloßplatze ist ein von Stein gehauener und mit dem Neptunsbilde gezierter großer Sprüngbrunn. Das ganze Schloß ist endlich mit einem Wassergraben, darin häufige Goldfische und vier Kaskaden zu sehen sind, und einer Ringmauer umgeben. Gleich daran stößt ein weitschichtiger, und mit doppeltem Treibhause versehener Lust- und Ziergarten, welchen der an Perlen reiche Bach Lobes durchströmet. Nicht ferne von dannen ist ein geraumer Thier-, wo ehedem Dammhirschen aufbehalten wurden, und zwey Phasangärten zu sehen, deren einer gegen Königswärt, der zweyte aber gegen dem Dorfe Teisau angelegt und mit einem Jägerhause versehen ist."
Im Jahre 1805 wurde das Schloß einer grundlegenden Modernisierung unterzogen. Doch Johann Gottfried Sommer, welcher im 15. Band eine umfangreiche Beschreibung der Herrschaft Falkenau liefert, bezeugt 1847, daß das Schloß noch damals von einem Wassergraben, über den drei steinerne Brücken führten und von einer Ringmauer umgeben war. Heute beherbergt das Schloß ein Museum über die Natur und die Geschichte der Region der heutigen Stadt Sokolov, dessen besonderer Schwerpunkt auf der Entwicklung des Erz- und Kohlenbergbaus liegt. In einer angegliederten Kunstgalerie finden Wechselausstellungen zeitgenössischer Künstler statt.
Karel Halla und Harald Stark, September 2001

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