Wappen Notthafft Familie Notthafft

Die Familie Notthafft und Regensburg

Von den vermeintlichen Regensburger Wurzeln der Familie v. Notthafft

Nach Johann Prechtl v. Sittenbach findet sich der Beiname "Nothaft" erstmals bei einem Grimoldus dictus Nothaft in einer Regensburger Urkunde aus dem Jahr 984. Dresslin berichtet dazu in seinem Stemma Nothafftianum:
Faksimile aus Joh. Dresslins Stemma Nothafftianum, fol. 65 b Faksimile aus Joh. Dresslins Stemma Nothafftianum,
fol. 65 b
"Aber schon vmb daß Jahr 984 hat Joh: Sigm. Brechtelius diser Landten, Nemblich Zu Regenspurg, in alten Brieffen, wie Er in seiner beschreibung andeuttet, Vermuetlich bey St. Haimeran, albereith einen Grainoldum oder Grimoldum dict., id est genandt, Nothafft pro teste allegirt gefundten."1 Franz Notthafft Frhr. v. Weissenstein setzt diesen Grimoldus dictus Nothaft in den Familienverband der jüngeren Babenberger und identifiziert ihn als einen Bruder oder nahen Verwandten jenes Grafen Berthold, dem König ... (Otto I.?.) um 950 die Grafschaften im Nordgau übertragen hatte und der als Stammvater der Grafen von Schweinfurt gilt. Dessen Bruder Liutpold war zunächst Graf im Donaugau, Sundergau und Traungau, wurde jedoch 976 als marchio in der bayerischen Ostmark im heutigen Österreich eingesetzt, die sich entlang der Donau von der Enns bis zum Wienerwald erstreckte und zu der noch der südöstliche Teil des Donaugaues, wohl bis Deggendorf kam. Der nordwestliche Teil des Donaugaues, von der kleinen Laaber bis zum Regen, wurde dem Grafen Babo, dem Ahnherren der königlichen Burggrafen von Regensburg, übertragen, die am Ende des 12. Jahrhunderts ausstarben. Andere Autoren leiten die Abstammung des Grafen Liutpold aus dem altbayerischen Herzogshaus der Liutpoldinger (Arnulfinger) her, denen die Ottonen in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts die genannten Grafen von Schweinfurt als Gegengewicht entgegengesetzt hatten. Die These dieser Abstammung vertrat schon Aventinus in seinen Annalen der bayerischen Herzoge, wo er schreibt, Liutpold sei ein Sohn Herzog Eberhards, ein Enkel Herzog Arnulfs und ein Urenkel des 907 von den Ungarn erschlagenen Markgrafen Liutpold gewesen.2
In Graf Albert III. vermutet Franz v. Notthafft einen Sohn jenes Grimoldus dictus Nothaft von 984. Wörtlich schreibt er im 1. Band seiner Familienchronik: "Grimoldus I. genannt Nothaft, von Prechtl in seinen Kollektaneen 984 als Zeuge in Regensburg aufgeführt, dürfte ebenfalls ein Sohn Alberts II. von Babenberg und Bruder der zuvor angeführten gewesen sein. Dessen Sohn dürfte Graf Albert III. gewesen sein, dem am 11. April 1000 Kaiser Otto III. einen Hof in der Nähe von Obermünster (Anm.: in Regensburg) in der Grafschaft des Babo (Anm.: Pabo I. Burggraf v. Regensburg) gab. Seit 1003 erscheinen Grafen im Nordgau, die nach den urkundlichen Daten weite Striche von der Regensburger Gegend nordwärts bis zum Fichtelgebirge besaßen. Diese neuen Grafen lassen sich keinem der bekannten Geschlechter zuordnen. Die Annahme, daß die seit 1003 bis 1091 als Grafen im Nordgau urkundlich erscheinenden Söhne und Nachkommen des Grafen Albert III. sind, dürfte die wahrscheinlichste sein. Demnach dürften sich als Söhne Alberts III. ergeben:
1. Odalschalk: Am 9. September 1003 schenkte König Heinrich II. dem Bischof von Freising Güter in Beßinga (Poesing), Friedinga (Frieding) und Mantalachi (Mantlach) im Nordgau sub Odalschalki comitatu. Im selben Jahr erscheint Hersbruck im Nordgau in der Grafschaft Odalschalks. Am 8. Februar 1004 schenkte König Heinrich II. der alten Kapelle in Regensburg ein im Nordgau, im Lpmitat des Grafen Otalschalk gelegenes Gut nebst seinen Besitzungen in den Dörfern Durrin (Theuern) und Mantlach.
2. Berengar: am 1. November 1007 schenkte König Heinrich II. dem Bischof von Bamberg Schambach, Beilengries, das Nonnenkloster Bergen und den Ort Fürth (locus Furti), sämtliche im Nordgau im Komitat des Grafen Peringer".3
Gotische Stifterfiguren in der Kastler Klosterkirche
Die gotische Stifterfiguren in der Kastler Klosterkirche, von links: Otto v. Kastl, Graf Friedrich v. Kastl, Graf Berengar v. Sulzbach
Dieser Graf Berengar ist nun der Stammvater der Grafen von Sulzbach, von dem Karl Bosl in seinem Beitrag über das Nordgaukloster Kastl sagt, dass kein anderes Nordgaugeschlecht einen Vertreter gleichen Namens aufweist.4 Dieser findet sich, wie schon aus dem Zitat aus Franz Notthaffts Familienchronik hervorgegangen ist, 1007 im westlichen Nordgau, aber auch im Atter- und Mattiggau. Schon 1009 hatte er diese Grafschaft jedoch nicht mehr inne. 1023 trat er zusammen mit seinem Bruder Gebhard, der 1010 als Graf im Grabfeldgau und 1017 als Graf im Banzgau genannt wird, als Zeugen bei einem Rechtsgeschäft im Volkfeldgau auf. Heinrich Wanderwitz bemerkt: "Die Grafen Berengar und Gebhard erlangen offensichtlich nach dem Aufstieg des bayerischen Herzogs Heinrich IV. zum König und nach der zeitweiligen Ausschaltung der Schweinfurter umfangreiche Grafschaftsrechte im fränkisch-nordgauischen Raum, im ehemaligen Wirkungsbereich der Schweinfurter. Gebhard gibt seine Grafschaft im Mattiggau und seine dortigen Lehen auf und übernimmt die Grafschaft im Grabfeld und im Banzgau, wohl als Erbe seines Verwandten, des Grafen Otto im Grabfeld. Als Ausgleich für seine südostbayerischen Lehen, die wohl ebenso wie die Grafschaft an den Vornbacher Pilgrim kommen, dürfte Gebhard mit Lehen des Hochstifts Bamberg versehen worden sein, weswegen er auch (1015 zusammen mit Berengar) unter den Vasallen dieses Hochstifts Erwähnung findet. Berengar dagegen, wahrscheinlich der jüngere Bruder Gebhards, erhielt nach der Niederwerfung des Schweinfurter Aufstandes (1003) die Grafschaft im westlichen Nordgau übertragen. Nach der Restitution der Markgrafen mußte er diese Position wieder aufgeben, scheint aber mit umfangreichen bambergischen Hochstiftslehen und Vogteien auf dem Nordgau versorgt worden zu sein."5 Die von Franz Notthafft konstruierte Abstammung des Grafen Berengar, wird jedoch durch die jüngeren Forschungsergebnisse nicht bestätigt. Wahrscheinlich stammt er von dem Nordgaugrafen Ernst (829-861) ab, der mit dem Konradiner Grafen Gebhard (832-879) im Lahngau verschwägert war, der wiederum einen Sohn Berengar hatte.6 Der Graf Udalschalk wird in den mir zur Verfügung stehenden jüngeren Publikationen zum Thema nicht mit den Brüdern Gebhard und Berengar in Zusammenhang gebracht. Überhaupt kann die von Franz Notthafft dargebrachte Einbindung des auch sonst in der Literatur nicht erscheinenden Grimoldus dictus Nothaft nach der gegenwärtigen Forschungslage nicht bestätigt werden.
Bei der nächsten Nennung des Beinamens Nothaft bezieht sich Franz Notthafft auf die Antiqua Lectiones des Heinrich Canisius (Tom 1 - 6, Ingolstadt 1601-1604), indem er schreibt: "Als Sohn des Grafen Heinrich IV. auf dem Nordgau, 1043 bis 1094, dürfen wir endlich auch Albert IV. betrachten, der wie seine Vettern Rapoto V. und Udalschalk als Gesandter des Königs an den Papst in Novara 1073 genannt wird, und zwar wie die beiden anderen ohne Beisatz (Riezler: Bayerische Geschichte, Bd. I., S. 536, Anm. 1). Nach Canisius stellte ein Albinus genannt Nothaft Bodenstein um 1075 wieder her und nannte es Albinenstein (vide Vitam St. Otonia apud Canissium et antiqua apud Monasterium Aldersbach, wohl nach H. Canisii Lectiones antiquae, Ingolstadt 1601). Albinus, wohl gleich mit Albert IV. ist der erste Nothaft, den die Familiengeschichte nach Grimoldus I. 984 nennt."7 Bei dieser Aussage bezieht sich Franz Notthafft augenscheinlich auf Johann Dresslin, der auf fol. 39 seines Stemma Nothafftianum schreibt: "Vermög Einer nach anZaig Brechtelii Vnlangst noch bey dem Closter Alderspach vorhandten gewester alten beschreibung Vnderschidener, dises Closters geschäffte mit Bamberg, solle Albinus Nothafft die Vesten Podenstein in Franckhen auß damahligen ruderibus vmb daß Jahr Christi 1075 widerumb erhoben vnnd nach Ihme Albinenstein genent; Sein Sohn Grimoldus Nothafft aber, dieselbe
Ao. 1124 Graff Otten von Wolfertshausen verkhaufft haben, bey deme Sye den alten Nam[m]en widerumb bekhom[m]en, vnnd alß Er hernach vor Pauia mit einem Pfeill erschossen worden, auf Graf Conraden von Dachau, von deme aber an daß Stifft Bamberg gelanget (sein); Cum prioribus concordat vita S. Ottonis apud Canisium et alios, cum posterioribus Registratura Bambergensis, quamuis praedict. Canisius dicat, quod talis venditio iam ipsi Ottoni facta fuerit qui Ao. 1139 obiisse deprehenditur." Hierzu ergänzt Dresslin noch auf fol. 65': "So solle auch Einer deß Nam[m]ens Albinus, genandt Nothafft {wie hiruon in vita S. Ottonis apud Canisium, auch etwaß meldtung beschicht} die damahls destruirte Vesten Podenstein in Franckhen vmb dz Jahr 1075 widerumb erpauet, auch solche sein Sohn Grimoldus Nothafft {dergestaldt dises Nam[m]ens der Ander} Ao. 1124 widerumb verkhaufft haben, wie cap. 4. Zuuernem[m]en." Leider werden diese Angaben heutzutage nur noch schwer nachprüfbar sein!
Im genannten Grimoldus II. setzt sich nach Franz v. Notthafft die Stammreihe seiner Familie fort. In Gebhard, dem Stammvater der Landgrafen von Leuchtenberg, sieht Franz v. Notthafft einen Bruder von Grimoldus II.
Burg Leuchtenberg, 19. Jh.
Burg Leuchtenberg (Gemälde aus dem 19. Jhd. in Familienbesitz)
Nach der Ensdorfer Klosterchronik war Gebhard mit Helwica, der jüngeren Tochter des reich begüterten Dynasten Friedrich von Hopfenohe, Pettendorf und Lengenfeld verheiratet. Als dieser 1119 starb, kamen seine umfangreichen Besitzungen teils an die verschwägerten Wittelsbacher, teils aber an den Schwiegersohn Gebhard. Dieser wohnte bevorzugt auf der Burg Waldeck bei Kemnath, gilt aber auch als Erbauer der Burg Leuchtenberg, wo am 17. Mai 1124 durch den sich auf seiner ersten Missionsreise nach Pommern befindlichen heiligen Bischof Otto von Bamberg die Burgkapelle geweiht wurde. Zur Abstammung Gebhards mutmasst Illuminatus Wagner nach Inhalt einer Michelsberger Traditionsnotiz, dass er mit dem Grafen Beringar von Sulzbach verwandt sein könnte. Auffallend ist auch die Ähnlichkeit seines Wappens mit dem der Familie v. Notthafft. Die Landgrafen von Leuchtenberg führten einen blauen Balken auf silbernem Schild, sodass eine Stammverwandtschaft beider Familien durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Gebhard starb 1146 und wurde im Kloster Ensdorf, einer Stiftung seines Schwiegervaters, begraben.8
Schliesslich führt Franz v. Notthafft in seiner Familienchronik9 noch einen Grimoldus III. genannt Nothaft an, über den Johann Dresslin folgendermaßen berichtet: "Verner meldet Brechtelius in seiner Nothafftischen Geschlechts Beschreibung, dz Er in noch anndern alten Briefen Zu Regenspurg, circa Annum 1182 auch einen Grimoldum genant Nothafft gefundten hab, dessen Gemahlin Fr. Vrsula ein geborne Freyin von Weida gewesen {iezt fur Saxen gehörig} vnnd noch einen anndern, huius nominis circa Annum 1242, So Frau Gertraudt von der Schwarzenbürg {iezt rudera negst bey der Statt Rötz in der Obern Pfalz gelegen} Zur Gemahlin gehabt."10 Leider tauchen die bisher genannten Personen mit den Beinamen "Nothaft" bisher nur in den alten Notthafftischen Familienchroniken von Johann Sigmund Prechtl v. Sittenbach und Johann Dresslin auf. Franz v. Notthafft übernahm sie aus deren Werken und versuchte sie in die seinerzeit bekannten hochmittelalterlichen Grafenfamilien im Bereich der Nordgaues einzubinden, wobei er sich vor allem auf die Werke Döberl und Riezlers stützte. Da sich zu den in den alten Familienchroniken genannten "Nothaften" in den gängigen Urkundeneditionen bisher keine weiteren Belege finden liessen, können die Schlussfolgerungen und Filiationen Franz v. Notthaffts einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten. Dennoch bieten sie manche interessante Perspektiven und Ansatzpunkte für weitere Forschungen.

Von den vermeintlichen Regensburger Wurzeln der Familie v. Notthafft

Burg Stefling um 1840/45
Burg Stefling um 1840/45 (Zeichnung von Hans Kranzberger im Museum der Stadt Regensburg, G 1934/78 c)
Der 976 zum Burggrafen in Regensburg berufene Babo I., ist der Ahnherr der auch "Babonen" genannten Burggrafen von Regensburg. Wie bereits erwähnt, war er in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts als Graf in der nordwestlichen Hälfte des alten Donaugaues eingesetzt worden. Babos Urenkel, Burggraf Otto I. von Regensburg, war Mitstifter des Regensburger Schottenklosters und gestaltete 1142/43 das Chorherrnstift Walderbach zu einem Zisterzienserkloster um. Walderbach galt fortan als Familienstiftung, in dem die meisten Glieder des Hauses ihre letzte Ruhestätte fanden. Burggraf Otto I., der wohl 1142 starb, wurde jedoch im Kloster St. Emmeram in Regensburg bestattet. Nach seinem Tod begründeten seine Söhne Heinrich III. und Otto II. durch Erbteilung die beiden Linien des burggräflichen Hauses. Otto II. erhielt das Gebiet des unteren Regens und führte nach einem alten Eigengut der Familie den Titel eines (1156) lantgravius de Steviningen (Stefling); Heinrich III. führte die Linie der Burggrafen von Regensburg fort. Obwohl dieser in Graf Friedrich I. v. Riedenburg, Burggraf Heinrich IV. v. Regensburg und Burggraf Otto III. von Rohrbach drei Söhne hatte, starb das Haus der Burggrafen von Regensburg um 1185 mit diesen aus.
Während das Allodialerbe der genannten größtenteils an die landgräfliche Linie der Familie fiel, die 1196 jedoch ebenfalls ausstarb, fielen die Lehen, welche die Burggrafen vom Bischof von Regensburg getragen hatten, an diesen zurück. Das Reichsamt aber und die damit verbundenen Rechte und Güter wurden von Kaiser Friedrich I. Barbarossa eingezogen. Da jedoch der Herzog von Bayern Ansprüche auf dasselbe erhob, entwickelten sich langwierige Streitigkeiten um das Burggrafenamt, die erst 1205 durch einen Vergleich beigelegt wurden. In der Zeit dieser Auseinandersetzungen erscheint ein Albertus als kaiserlicher Burggraf von Regensburg, dessen Familienzugehörigkeit zunächst unklar erscheint. Manfred Mayer, der sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts um die Erforschung der Geschichte der Burggrafen von Regensburg verdient machte, widmete diesem Albert, Burggraf von Regensburg in den Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg einen Aufsatz, in dem er schrieb: "Dagegen dürfte es Franz Notthafft Freiherrn von Weißenstein, welcher sich seit Jahren eingehend mit dem Studium der Geschichte seiner Familie beschäftigt, gelungen sein, das Geschlecht des Burggrafen Albrecht von Regensburg festzusetzen. Hiezu führte in erster Linie, wie in vielen ähnlichen Fällen, der Rufname des Burggrafen. Um 1166 ist ein Albertus Notthafft Zeuge einer Urkunde Kaiser Friedrichs für das Kloster Reichenbach. Im Jahre 1182 bezeugt derselbe Albertus Notthafft am 29. September zu Regensburg wiederum eine Urkunde Kaiser Friedrichs für das Kloster Reichenbach. Im Jahre 1222 erscheinen der "alte Notthafft" sowie seine Sohne Albert und Heinrich als Bürgen und Zeugen bei dem Verkaufe des Gutes Pleißen. Am 10. November des Jahres 1223 werden als Zeugen und Mitglieder des Landgericht des Königs Heinrich VI. Albertus Notthafft, sowie sein Sohn Albertus genannt.
Nachdem nun einerseits urkundlich festgestellt ist, daß sich der Name Albrecht in der fraglichen Zeit bei der Familie Notthafft vertreten findet, andererseit gerade jener Albertus Notthafft in den Urkunden und somit in der Umgebung Friedrichs I. und Heinrichs VI., also gerade jener Fürsten erscheint, von denen der erste die Burggrafschaft von Regensburg nach dem Erlöschen der Stefflinger eingezogen, der andere dieselbe später dem Herzog Ludwig von Bayern übertragen hat, so dürfte es sehr wahrscheinlich sein, daß Burggraf Albrecht von Regensburg mit jenem Albert Notthafft identisch ist und somit dem Geschlechte der Notthafft einzureihen ist. Ein weiterer Beleg zu dieser Annahme vermag auch darin erblickt zu werden, daß Albertus vor 1185 und nach 1205 sind Notthafft urkundlich nennt, dagegen in dem Zwischenabschnitt von 1185-1205 ein Albert Notthafft nicht erschein, sondern derselbe, solange er das Amt eines Burggrafen von Regensburg bekleidete, in den Urkunden als »Adalbertus in Ratisbona praefectus urbis« aufgeführt wird. Mit dem Vollzug des Vergleiches über die Burggrafschaft vom Jahre 1205 scheint Albrecht als Burggraf zurückgetreten zu sein. Ob und welche Entschädigung derselbe hiefür erhielt, ist aus den Quellen nicht ersichtlich, höchst wahrscheinlich ward er für den Verlust der Burggrafschaft schadlos gehalten, denn seit dieser Zeit erscheint die Familie Notthafft in der Oberpfalz in bevorzugter Stellung und verblieb ein Zweig des genannten Geschlechts in der Stadt Regensburg."11
Franz Notthafft v. Weissenstein identifiziert diesen Burggrafen Albert von Regensburg mit jenem 1163 auftretenden Adelbertus de Egre, den wir schon bei unserer Exkursion ins Egerland kennengelernt haben und der sich in der oben genannten Urkunde Kaiser Friedrich Barbarossas für das Kloster Reichenbach 1166 Adalbertus Nothaft nannte. Wenn man für das erste Auftreten als Urkundenzeuge ein Lebensalter von 20 Jahren annimmt, so ist es höchst unwarscheinlich, dass dieser Albrecht Nothaft noch 1222 als Antiquus Nothaft Albertus auftreten konnte. Es muss sich also um zwei Personen namens Albrecht Nothaft gehandelt haben; wahrscheinlich um Vater und Sohn. Sie stehen am Anfang der als sicher geltenden Ahnenreihe der Familie v. Notthafft.

Die Notthafft als Erbtruchsessen des Hochstifts Regensburg

Die Wernberger Linie der Familie v. Notthafft war insbesondere durch das Hofamt des "Erbtruchsessen" mit dem Bistum Regensburg verbunden. Neben Marschall, Mundschenk und Kämmerer zählte der Truchsess seit der Merowingerzeit zu den höchsten Beamten des Hofes. Dem Beispiel des Königshofes folgten später auch die weltlichen und geistlichen Reichsfürsten bei der Einrichtung ihres Hofes. Dem Truchsess oblag dabei die wichtige Aufgabe der Aufsicht über die Tafel, die vielfältig im Mittelpunkt der fürstlichen Repräsentation stand. In späterer Zeit ging diese Funktion des Truchsess oft an den Hofmeister über; in manchen Territorien verschmolz das Amt mit dem des Küchenmeisters, in anderen
Burgruine Heilsberg, 2003
Burgruine Heilsberg, 2003
verschwand es völlig. Am deutschen Königshof und bei einigen Fürstenhöfen blieb der Erz- oder Erbtruchsess bis in die jüngere Vergangenheit ein erblicher Titel ohne besondere Funktion.
Das Erbtruchsessenamt des Bistums Regensburg findet sich im 13. Jahrhundert im erblichen Besitz der Truchsesse von Heilsberg und Eckmühl. Am 23. Juni 1333 bekundete Percht, Heinrich des Truchsessen zu Heilsberg Witwe, gegenüber dem Bischof Niklas von Regensburg den Empfang von 100 Pfund Pfennigen Regensburger Münze, die sie von Conrad Nothaft für den Verkauf der Veste Heilsberg erhalten hatte.12 Damit war auch das Truchsessenamt an Conrad Nothaft übergegangen. Nachdem dieser 1359 ohne männliche Erben verstorben war, fiel Heilsberg samt dem Erbamt an den Schwiegersohn Hans v. Frauenberg. Dessen Witwe Katharina, Conrad Nothafts Tochter, verehelichte sich in zweiter Ehe mit Buslaw v. Hertenberg. 1362 wurde ihr Sohn Wilhelm Frauenberger mit der Veste Heilsberg belehnt. Dieser einigte sich mit seinem Stiefvater dahingehend, dass Heilsberg für den Fall, dass er ohne männliche Erben sterben würde, an die Nachkommen Buslaw v. Hertenbergs gelangen sollte. So erscheint dann auch im Jahr 1400 Caspar Hertenberger als Lehensnachfolger Wilhelm Frauenbergers auf Heilsberg.
Heinrich V. Nothaft von Wernberg, den wir auch "den Reichen" oder "den Erwerber" nennen, trat 1408 zu Jahresbeginn die Nachfolge Hadmars von Laber als Bürgermeister in Regensburg an. Im Mai desselben Jahres erwarb er um 2600 Gulden den oberen Wörth und die Vorstadt am Hof als Pfand der Stadt. Nachdem er am 29. September 1408 zum Vicedom in Straubing bestellt worden war, trat er zu Jahresbeginne 1409 von seinem Regensburger Bürgermeisteramt zurück. Nach dem Tode Caspar Hertenbergers 1430 machte der Vicedom Heinrich V. Nothaft von Wernberg Ansprüche auf die Veste Heilsberg geltend und Bischof Conrad von Regensburg belehnte sowohl Heinrich Nothaft als auch Georg v. Hertenberg, den Sohn Caspars, mit Heilsberg. Die sich aus dieser Doppelverleihung entwickelnde blutige Fehde brachte Heinrich Nothaft zwar nicht in den Besitz von Heilsberg, doch blieb das Erbtruchsessenamt des Hochstifts Regensburg fortan, bis zum Aussterben des Wernberger Familienzweiges, in den Händen der Notthafft:
Am 9. Okt. 1430 zu Nürnberg verlieh König Sigmund dem Ritter Heinrich (V.) Nothaft zu Wernberg das Erbtruchsessenamt des Hochstifts Regensburg. (Abschr. im Familienarchiv)
Am 29. Juli 1444 verlieh Kaiser Friedrich IV. zu Regensburg dem Heinrich, dem zweitgeborenen Sohn von Heinrich V. Nothaft, das Truchseßenamt des Bistums Regensburg, "das von uns und dem Reiche zu Lehen rührt." (Vidimus von 1452 im Familienarchiv)
1512 und 1518 ist Albrecht Notthafft vom Bodenstein in dem einflussreichen Amt des bischöflichen Hofmeisters in Regensburg bezeugt. Damit war er der höchste Beamte am Hof des Bischofs. 1512 hatte ein Diener des Domherrn Eberhard v. Parsberg einen Badknecht getötet "und entkam auf des bischöflichen Hofmeisters Albrecht v. Nothafts Pferd, indem er mit demselben zum Ostentor sprengte, vom Pferd absetzte und über den Werren (= Verschanzung) hinausfiel" . 1518 besiegelte Hofmeister Albrecht Nothaft eine Urfehde.13
1542 (FamG II, 223) Am letzten Septemnber 1542 belehnte König Ferdinand den Christoph Joachim Notthafft v. Wernberg mit dem Erbtruchsessenamt des Hochstifts Regensburg. (Orig. im FamA) Dieses Erbamt hatte schon Heinrich V. (+ 1471) als Ältester der Wernberger Linie erhalten, dann dürfte es Christoph Joachims Großvater Heinrich (+ 1486) innegehabt haben und nach diesem sein Vater Kaspar II., doch sind hierüber keine Urkunden erhalten.
1565 (FamG II, 261) Am 8. Aug. 1565 belehnte Kaiser Maximilian II. den Heimeran IV. Nothaft von Wernberg mit dem Erbtruchsessenamt des Bistums Regensburg. (Orig. im FamA) Dieses erbte Heimeran von seinem Vetter Christoph Joachim Nothaft von Wernberg, der 1547 verstorben ist.
1599 nennt sich Hans Bernhard Notthafft von Wernberg auf Schönach und Aholming Erbtruchseß des Hochstifts Regensburg.
Am 15. Okt. 1630 belehnte Kaiser Ferdinand II. zu Regensburg den Hans Sigmund Notthafft von Wernberg und Aholming mit dem Erbtruchsessenamt zu Regensburg als dem Ältesten des Notthafftischen Namens. (Orig.im FamA)
1632 ererbte Johann Albrecht Notthafft von Wernberg auf Runding, Liebenstein und Zenching das Erbtruchsessenamt des Bistums Regensburg von seinem Vetter Johann Sigmund Notthaft zu Aholming als der älteste seines Familienzweiges.
Am 9. März 1660 belehnte Kaiser Leopold I. den Johann Heinrich Notthafft Graf v. Wernberg mit dem Erbtruchsessenamt des Bistums Regensburg. (Orig. im FamA)

Am 2. April 1716 erscheint Johann Heinrich Franz Emanuel Notthafft Graf v. Wernberg als Erbtruchseß des Bistums Regensburg.

Domkapitel und Domherren


Eine wichtige Rolle in der Bistums- und Hochstiftsverwaltung kam seit dem hohen Mittelalter den Domherren zu. Zunächst stand die um den Bischof gescharte Geistlichkeit ganz unter der Vormundschaft desselben. Im Lauf der Zeit gelang es den Domkanonikern jedoch, sich zu einer unabhängigen Körperschaft zu entwickeln. Die errungene wirtschaftliche Autonomie und das sich nach und nach ausprägende alleinige Recht zur Bischofswahl, bewirkten die Wandlung vom beratenden Organ zu einem in die Regierung des Bistums eingebundenen Gremium. Im Spätmittelalter war schließlich nicht mehr der Fürstbischof, sondern das sich stets erneuernde und eifersüchtig auf seine Gerechtsame bedachte Domkapitel die entscheidende Gewalt in Bistum und Hochstift.14
Der Regensburger Dom um 1850 Der Regensburger Dom um 1850

Conrad II. Notthafft v. Heilsberg war nach Dresslin15 vor seiner Hochzeit mit Elisabeth Kratzer Domherr in Regensburg, resignierte diese aber vor 1332.
In Franz Notthaffts Familiengeschichte erscheint in den Jahren 1395-1404 ein Niclas Nothaft als Regensburger Domherr.16
Nach Dresslin soll Conrad IV. Notthafft v. Weissenstein 1427 Domherr in Regensburg gewesen sein.17
Balthasar II. Notthafft von Bodenstein erscheint 1475 als Canonicus zu Freising und Regensburg, erscheint später aber als weltlicher Landstand der Herrschaft Kelheim.18
Christoph Notthafft d.J., aus der Linie Peter Notthaffts v. Thierstein, erscheint 1487 als Domherr in Regensburg.19
Georg I. Notthafft zu Thann starb 1504 als Domherr in Regensburg.20
Franz Notthafft Frhr. v. Weissenstein nennt in seiner Familiengeschichte Sebastian Nothaft von Bodenstein in den Jahren 1516 - 1529 Domherr in Regensburg.21
Von Niclas Georg Notthafft v. Wernberg heisst es, er sei schon als Domicellar in Regensburg angenommen gewesen, habe aber seine Religion verändert und die Stelle resigniert.22
Johann Notthafft v. Bodenstein erscheint 1532 als Domherr in Regensburg und 1540 als Pfarrherr zu Westkirchen. Er starb 1542 und liegt im Domkreuzgang zu Regensburg begraben.
Achatz III. Nothaft zu Thann und Flischbach unterzeichnete am 22. Juni 1579 als Achatius Nothaft Canonicus capitularius Ratisponensis. (Hund II, 183) 1584 hatte Achatz Nothafft zum Weißenstein, Domherr zu Regensburg, die zwei Sitze Thann und Flischbach inne. (Dresslin 116) 1585 vermachte der Domherr Achatz Nothafft eine Summe von 500 Gulden zur Unterhaltung des Lichtes auf dem Friedhof zu St. Ulrich in Regensburg, ließ das Behältnis, so wie es brannte, mit ganz neuen enkaustischen Fenstern verglasen und in denselben sein Wappen, seinen Namen und die Jahreszahl 1585 einschmelzen. (VHO XI, 198) Am 4. Juli stiftete er einen Jahrtag bei den Minoriten in Regensburg. Achatz hinterließ eine schöne Bibliothek, welche der Regensburger Dompropst an sich nahm. Sein Grabmal hat sich im Regensburger Dom erhalten.
Das Bischöfliche Zentralarchiv Regensburg verwahrt vier Aufschwörbücher des Regensburger Domkapitels, die von der 1. Hälfte des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reichen. In diesen gebundenen Papier-Handschriften sind alle Dokumente, welche die einzelnen adeligen Domkapitulare zur Aufnahme in das Domkapitel vorlegen mußten, in Form von Kopien festgehalten. Ein Namensträger "Notfhafft" findet sich nicht unter den Aufgeschworenen.
In der Regel ist den Personalunterlagen jedes Domherrn ein auf Pergament oder Papier gemalter Stammbaum beigeheftet. Diese Stammbäume wurden 1994 auf das Vorhandensein von Nothaft-Wappen durchsucht. Die Seitenangaben beziehen sich auf die Lage der jeweiligen "Treffer" in den Stammbäumen:

BDK 7165  
fol. 147 unter den Agnaten des Aufgeschworenen findet sich Maria Euphemia Notthafft v. Wernberg, verehel. mit Wolf Dietrich v. Maxlrain.
BDK 7166  
fol. 342 unter den Agnaten des Aufgeschworenen findet sich Leo Notthafft von Weissenstein.
fol. 354 unter den Agnaten des Aufgeschworenen findet sich Maria Euphemia Nothaft zu Wernberg, verehel.mit Wolf Dietrich v. Maxlrain.
fol. 392 unter den Agnaten des Aufgeschworenen findet sich Barbara Nothaft von Wernberg, verehel. mit Wolf Friedrich v. Closen.
  H. St.

Notthafftischer Hausbesitz in Regensburg

Regensburg auf einer Ansichtskarte von 1909
Das mittelalterliche Stadtbild Regensburg auf einer Ansichtskarte von 1909
Am 3. Dezember 1332 verkauften Conrad Notthafft v. Heilsberg und seine Ehefrau Elsbeth ihre Hofstatt unter den Sperren an Ulrich den Laberer, Bürger zu Regensburg.23 Nach der Familiengeschichte war Conrad Notthafft zunächst Domherr zu Regensburg, resignierte und verehelichte sich mit Elisabeth, geb. v. Baerbing, Karl Kratzers Witwe. Karl Kratzer war der Bruder des Regensburger Bischofs Leo. Durch diese Heirat, so heisst es bei Franz v. Notthafft, bekam Conrad Notthafft das schöne Eckhaus an dem Kramergäßchen, gegenüber dem Haupteingang des Domes.24 Laut Hugo Graf v. Walderdorff handelt es sich hierbei um das heutige Haus Heuport, dessen erster Besitzer der Hansgraf Karl Kratzer (+ vor 1335) gewesen ist. Am 13. September 1350 einigten sich Johann der Fraunberger, dessen Ehefrau Katharina und Friedrich d.J. Auer v. Prennberg sowie dessen Gattin Elisabeth mit ihrer Schwiegermutter, bzw. Mutter, Elisabeth, der Witwe Conrad Notthaffts, wegen dessen Erbe. In der Hinterlassenschaft des Verstorbenen finden sich u.a. "...die Hofstaet, die gelegen sint ze Regenspurg in der Stat, deren ettlich Lehen sint vom dem Pystum zu Saltzpurch vnd gelegen sind in der Awer Strazz vnd in der Zantstrazz, vnd derer auch ettlich Leipting sint von Gotzhaus zu Sant Haymeran vnd von dem Gotzhausze Obermünster ze Regenspurg, die gelegen sint vor Obermünster vnd in dem Pach...". Die Witwe bekam damals u.a. die Hofstatt in der Awer- und Zandtnerstrasse zugesprochen und erhielt das "Haus St. Kastel" als Witwensitz.25
Am 13. Juli 1363 einigte sich der Deutschherr Johann Nothaft mit Heinrich Willbrant, Komtur zu St. Gilgen26 in Regensburg, wegen des Hauses, "daz genant ist daz Ekhaus an sant Giligen hof". Johann Nothaft solle das Haus zeit seines Lebens als Leibgeding inne haben. Nach seinem Tod aber solle das Haus dem Komtur und Konvent zu St. Gilgen zufallen und niemand aus der Familie des Verstorbenen Anspruch darauf erheben.27
Das Haus an der Pforte vor St. Emmeram erbte Heinrich V. Notthafft "der Erwerber" von seiner Tante Siguna v. Preysing. Am 21. Juni 1410 vertrug er sich mit dem Miterben Sigmund Frauenberger zu Frauenberg dahingehend, dass ihm dieser das Haus gegen die Bezahlung einer Abfindungssumme überlassen solle.28 1426 veräusserte Heinrich Notthafft das Anwesen um 900 Gulden an Pfalzgraf Johann, weshalb dasselbe dann der "Pfälzer- oder Nordgauerhof" genannt wurde. 1537 erwarb das Kloster St. Emmeram das Anwesen, um es 1654 an das Bistum Freising zu veräussern. 1748 mietete der zum Prinzipalkommissär am Immerwährenden Reichstag ernannte und aus Frankfurt am Main kommende Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis das Haus vom Freisinger Bischof. Nachdem es 1792 durch Feuer total zerstört worden war, kaufte das fürstliche Haus 1804 die Brandstätte um 22.000 fl. um sie im selben Jahr an Carl v. Dalberg um 3000 fl. weiter zu verkaufen, da Fürst Carl Anselm von Thurn und Taxis die Kosten für einen Neubau zu hoch waren. Dalberg ließ durch Emanuel d' Herigoyen in den Jahren 1805 bis 1807 den heutigen Bau erstellen, der 1884 und 1896 verändert worden ist.29
1470 entschied ein Schiedsgericht zwischen Heinrich VI. Notthafft, dem Sohn Heinrich des Erwerbers, und dessen Neffen Georg und Heinrich Notthafft unter anderem, dass die Häuser und Städel, die sie in Regensburg, Landshut und Amberg besässen, zu gleichen Teilen unter ihnen geteilt werden sollen.30 Zu dieser Zeit besassen die Notthafft in der Paulswacht am Alten Kornmarkt ein von dem Schneider Erhard Schotz bewohntes Haus, das im Falle militäri scher Einquartierungen mit 16 Mann und 30 Pferden belegt werden sollte. Ein Balthazar Notthafft, vielleicht Balthasar I. Notthafft von Bodenstein, besass um 1470 ein Haus "im pach hinauff" in der Wildwercherwacht, das 12 Mann und 12 Pferde Quartier bot. Ein Steinmetz Lorentz Nothafft bewohnte schließlich ein Haus im Sauwinckel, das für 6 Söldner (ohne Angabe von Pferden) Platz bot.31

Regensburger Turniere

die stachen hie durch hohen muot
die andern dort wan umb daz guot
da tyostirt manges ritters lip
durch anders niht wan durch diu wip
so stachen die durch lernen da
jen durch pris dort anderswa.
(Die einen turnierten aus lauter Lust,
die andern aus Hoffnung auf weltliches Gut,
einige allein im Dienster der Damen,
Übung und wieder andere
der Ehre wegen.)32
Georg Rixners Turnierbuch, 1530
Das 15. Turnier in Regensburg - Seite aus Georg Rixners Turnierbuch, 1530
Mit diesen Worten sprach Ulrich von Liechtenstein in seinem "Frauendienst" über die Motivation der mittelalterlichen Turnierreiter. Die grossen Turniere fanden ausnahmslos in grossen Städten statt, welche die nötige Infrastruktur boten, um die zahlreichen, von überall her anreisenden Gäste samt ihrem Tross standesgemäss unterzubringen und zu verpflegen. Rixner berichtet in seinem berühmten, 1530 erschienenen Turnierbuch, von 36 in den Jahren zwischen 938 bis 1487 stattgefundenen turnieren, wobei das erste tatsächlich belegbare Turnier wohl erst 1127 vor den Toren Würzburgs stattgefunden hat. Dazu schreibt Josef Fleckenstein: Die früheste Erwähnung des Turniers in den deutschen Quellen "geht auf Otto von Freising zurück, einen unserer kundigsten und zuverlässigsten Geschichtsschreiber, der in einer vielzitierten Stelle seiner Gesta Friderici zum Jahre 1127 von einem tyrocinium berichtet, quod vulgo nunc turneimentum dicitur, einem sogenannten Turnier also, das die staufischen Herzöge Friedrich und Konrad vor den Toren Würzburgs exercendo mit den milites König Lothars von Süpplingenburg durchgeführt haben. Nimmt man die Quelle beim Wort, müßte dies das erste Turnier auf deutschem Boden gewesen sein. Obwohl dies häufig angenommen wird, ist es jedoch ebenso auch bestritten worden und zwar, wie uns scheint, mit gewichtigen Gründen. Denn was nach der Schilderung Ottos von Freising vor Würzburg vor sich geht, sieht geradezu nach einem ernsten Reiterkampf aus. Doch da der Kampf ausdrücklich als "Übung" (exercendo) bezeichnet wird, dürfte es sich wohl um ein älteres Kampfspiel gehandelt haben, das in ein feindliches Treffen übergeht - nicht jedoch um ein Turnier, zu dem bestimmte Merkmale, wie förmliche Einladung und der feste Rahmen des Spiels gehören..."33
Obgleich es sich bei den ersten Turnieren in Georg Rixners Turnierbuch um Legenden handelt, so gilt er für die späteren Jahrhunderte durchaus als zuverlässig. Das erste Turnier in Rixners Turnierbuch, das auch durch andere Quellen bestätigt wird, ist das 1284 abgehaltene 15. Turnier in Regensburg.34 Rixner schreibt: " Vnd als der thurnier platz / gleit / herbergen / vnd alle sach verordnet vnd zu gesagt was / da schrieben die bemelten Vier thurnier vögt (die Ritter Georg v. Barsperg, Wild Reuß von Weldaw, Ortlieb Zenger zum Schneberg und Ernfried Ebron zu Wildenberg) iren thurnier den vier landen zu vnnd liessen den nach ordnung im reich beruffen vnd verkünden / das menigklich so den selben Thurnir besuchen wölt / solt vff nächst künfftigen Suntag nach sant Michels tag zu Regenspurg an der Thunaw in der herberg sein / da solt man des mo[n]tags vfftragen / am Dinstag bereitten vnd beschawen / darnach vff Mitwoch vn[d] Donerstag thurniern / auch dänck außgeben vnd alles das enden das zu einem solchen Eerlichen Ritterspil gehört / damit der Thurnier mit eren gehalten werde.35 " Unter den Turnierteilnehmern verzeichnet Rixner unter den Rittern auch Johann Nothafft zu Wernberg und unter den Edeln Albrecht Nothafft zu Wernberg.36
Zum Jahr 1408 berichtet Gemeiner im 2. Band seiner Regensburgischen Chronik, dass die beiden adeligen Turniergesellschaften " von dem Hirss " und " von den Rütten ", bald nachdem Heinrich V. Notthafft zu Wernberg zum Regensburger Bürgermeister gewählt worden war, in der Stadt ein grosses Turnier veranstaltet hätten, wobei Bürgermeister Notthafft nebst anderen Rittern zu " Vorreissern " gewählt worden war.37 Rixner führt dieses Ereignis als das 25. Turnier, setzt es jedoch in das Jahr 1412. Heinrich Notthafft von Wernberg erscheint bei ihm als " die Zeit Kamerer oder Burgermeinster in Regenspurg38 ". 1442 wurde in Regensburg erneut "eine Kurzweil mit Stechen allhie veranstaltet". Dietrich Staufer zu Ehrenfels, der bei einem Turnier in Nürnberg den " Dank " errungen hatte, organisierte die Veranstaltung und begab sich zusammen mit einigen " rittermäßigen Genossen ", unter denen sich auch Heinrich VI. Notthafft v. Wernberg befand, zum Magistrat, "um der Stadt Schirm auf den Sonntag vor Pfingsten" zu erbitten. " Es wurden, wie gewöhnlich, die Verschreibungen gegen einander gewechselt und Sicherheit, daß der Hof (= das Turnier) gewiß vor sich gehen würde, gestellt, und nur des Königs Kunft (= Ankunft), Vordrung (= Forderung) und Gebot, oder aber der Fürsten und Herren Krieg, und anderer solcher Hindernisse, darum ein Hof billig abgestellt würde, vorbehalten ".39 Nach der Stadtrechnung von 1478 fand in Regensburg abermals ein "scharfes Rennen statt", "das der Abensberger und der Nothhaft dahin gelegt und der junge Herzog Georg mit seiner Gegenwart beehrt hatte40 ". Die Ausführungen Gemeiners zum Regensburger Turnier von 1487 geben einen interessanten Einblick in die Vorbereitungen und die äussere Organisation eines solchen Ereignisses: " Auf dem vorhergegangenen Stechen zu Bamberg war Wilhelm v. Wolfstein, Herzog Georgs Hofmarschall, zum Hauptmann, Vogt oder König des künfigen Turniers ausgerufen worden. An ihn und die Herzoge Georg und Albrecht hatte sich der Regensburger Rat bereits um September 1486 gewandt, mit der Bitte die Stadt Regensburg zum Austragungsort des nächsten Turnieres zu wählen. Es wurden daraufhin Unterhandlungen gepflogen und eine Übereinkunft getroffen, was die Stadt zu leisten habe und wozu sich die Ritterschaft verbindlich machen solle. Die Hauptobliegenheit des Rates war gewesen, Schirm zu halten, eine Rennbahn auszuersehen und dieselbige in gehörigen Stand zu setzen, zur Austeilung der Danke, Belohnungen oder Preise einen geräumigen Platz anzuweisen und für Lebensmittel und Herbergen zu sorgen. Hinwieder versprach der v. Wolfstein mit drei bayerischen Adelsgenossen, dem Freiherrn Sigmund von Fraunberg zum Hage, und den Rittern Hans von Stauf zu Erenfels und Andre Schwarzensteiner zu Engelburg, das Turnierrecht zu halten, alle Stöße und Zwietrachten, die sich ergeben möchten, mit Rat und Tat beilegen zu helfen und das gemeine Wesen zu entschädigen, wenn das Ritterspiel aus ihrem Verschulden keinen Fortgang gewänne oder nicht schon vor Weihnachten abgeschrieben würde. Tausend Gulden wurden für diesen Fall an Bürgschaft geleistet.
Der Sonntag nach Lichtmeß war zur Feierlichkeit anberaumt. Alle Einwohner bereiteten sich auf diesen Tag vor. Gleichwie in Reichstagen, so wurde jetzt den Bürgern angesagt, sich mit Lebensmitteln, und den Wirten, sich mit Betten zu versehen und auf einen Zufluß von Fremden gefaßt zu halten. Es wurde der Kornmarktplatz zur Rennbahn ausersehen und nicht nur durch die schwarwerkspflichtigen Stadtbauern und Klosterhöfe der benötigte Sand - 1200 Fuhren - darauf gebracht, sondern auch Gallerien, Bühnen und Gänge um das ganze große Viereck des Platzes zur bequemen Betrachtung der ritterlichen Spiele errichtet und mit vierfacherhöhten Sitzen versehen. Es mag eine ziemliche Einnahme davon gefallen sein, indem von jedem der Zuschauer, die nur gegen Vorweisung blechener Zeichen auf die Bühnen gelassen wurden, 2 oder 4 Groschen bezahlt werden mußten, wiewohl der Adel unentgeldlich eigene Plätze sich vorbehalten hatte. Ihm waren größtenteils die Plätze zu ebener Erde angewiesen, neben den Kammern der turnierenden Ritter und in der Nähe der großen Fürstenloge, in welcher beide Herzoge dem Stechen und Rennen zusahen. Herzog Albrecht nahm in derselben als Landesfürst den rechten Platz ein und war umgeben von den Grafen von Monfort, von Helfenstein, von Saarwerd, von den Staufern, von vielen Rittern, den Nothhaften , Seibolstorfern, Gumpenbergern, Torrern u. m. a. Herzog Georg von dem Grafen von Oeting, von Wilhelm v. Wolffstein, dem Hauptmann des Turniers und von vielen anderen."41
1 BayHStA. München, Notthafft-Archiv Lit. 903, fol. 65'
2 FamG. I, S. 102 ff., 237; Hans Erich Braune: Der Altstamm der handschriftlichen Nothafft-Familienchronik nach Franz Frh. Nothafft zu Weißenstein mit Relationen und Kommentaren zu heutiger Geschichtsforschung, Kassel 1996, Nr. 9-11; Karl Bosl: Nordgau und Oberpfalz als Reichsländer und Territorialstaaten, in: Oberpfalz und die Oberpfälzer, Kallmünz 1978, S. 24; Karl Lechner: Die Babenberger - Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Wien, Köln, Weimar 1996, S. 39 ff.
3 FamG. I, S. 104; Mon. Boica XXXI 1.271
4 K. Bosl: Das Nordgaukloster Kastl - Gründung und Gründer, in: Oberpfalz und die Oberpfälzer, Kallmünz 1978, S. 24S. 105
5 Heinrich Wanderwitz: Die Grafen von Sulzbach, in: Eisenerz und Morgenglanz - Geschichte der Stadt Sulzbach-Rosenberg, Band I, Amberg 1999, S. 21
6 Wanderwitz a.a.O., S. 20
7 FamG. I, S. 118
8 Illuminatus Wagner: Geschichte der Landgrafen von Leuchtenberg, 1. Teil Kallmünz 1940, S. 1 -9
9 FamG. I, 124
10 Dresslin: Stemma Nothafftianum, 1660, fol. 66
11 Manfed Mayer: Albert, Burggraf von Regensburg, in: Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg, Regensburg 1899, S. 102-106
12 RB VII, 49
13 Carl Theodor Gemeinder: Regensburgische Chronik, Bd. , Regensburg 1824, S. 193, 328
14 Karl Hausberger; Geschichte des Bistums Regensburg, I: Mittelalter und frühe Neuzeit, Regensburg 1989, S. 180; Karl Hausberger: Das Bistum Regensburg, Teil I: Mittelalter, Kehl 1991, S. 35
15 Dresslin: Stemma Nothafftianum, fol. 44b
16 FamG. I, Register Kirchliche Stellungen, Domherren (auf der angegebenen Seite ist nichts davon zu finden)
17 Dresslin, fol. 77
18 FamG. I, 499
19 FamG. I, 395
20 FamG I, 420
21 FamG. I, Register Kirchliche Stellungen, Domherren (auf der angegebenen Seite ist nichts davon zu finden)
22 FamG. II, 372
23 RB VII, 29
24 FamG I, 218
25 BayHStA, Notthafft-Archiv U 63
26 Heute St. Ägid. Gilg ist die deutsche Übertragung des französischen St. Gilles, bzw. des englischen St. Giles.
27 Urkunde im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg
28 BayHStA. München, U 239
29 Walderdorff, S. 532
30 BayHStA. München, Lit. 1074, fol. 96'-98
31 Helmut Wolff: Regensburgs Häuserbestand im späten Mittelalter, in:Stundien und Quellen zur Geschichte Regensburgs, Bd. 3, Regensburg 1985
32 Lotte Kurras: Ritter und Turniere, Stuttgart/Zürich 1992, S. 6
33 Josef Fleckenstein: Das Turnier als höfisches Fest im Hochmittelalterlichen Deutschland, in: Das ritterliche Turnier im Mittelalter, Göttingen 1985, S. 230
34 Lotte Kurras: Ritter und Turniere, Stuttgart/Zürich 1992, S. 16
35 Georg Rixner: Turnierbuch - Reprint der Prachtausgabe Simmern 1530, Solingen 1997
36 Wernberg kam bald nach 1280 wahrscheinlich von den Paulsdorfern an Engelhard II. Nothaft v. Wildstein.
37 Carl Theodor Gemeinder: Regensburgische Chronik, Bd. 2, Regensburg 1803, S. 378
38 Georg Rixner: Turnierbuch - Reprint der Prachtausgabe Simmern 1530, Solingen 1997
39 Carl Theodor Gemeinder: Regensburgische Chronik, Bd. 3, Regensburg 1821, S. 125
40 Carl Theodor Gemeinder: Regensburgische Chronik, Bd. 3, Regensburg 1821, S. 613
41 Carl Theodor Gemeinder: Regensburgische Chronik, Bd. 3, Regensburg 1821, S. 753
Harald Stark 6/2003


Der Name

Der sagenhafte Ursprung

Die Weissensteiner Linie

Die Bodensteiner Linie

"Versprengte" im Baltikum und in Rußland

Die Familie Notthafft und Regensburg

Das Wappen
Aus dem Egerland in die Oberpfalz

Die Wernberger Linie

Die Familie Notthafft und das Haus Wittelsbach

Die Notthafft von Hohenberg in Schwaben

Die Familiengeschichte in Versform
Ein Gedicht von Hans Flick


Bürgerliche Namensträger:
- Nothaft in Deutschland 1984/85
- Familie Nothhaft in Marktredwitz und Umgebung
- Familie Nothhaft in Wunsiedler Kirchenbüchern

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