Wappen Notthafft Familie Notthafft

Der Name Notthafft

Der dtv-Atlas Namenkunde zählt den Namen Nothaft zu den aus einem Übernamen gebildeten Familiennamen. Im engeren Sinne wird der Begriff "Übername" dabei als Beiname definiert, der nicht zu den Herkunfts-, Wohnstätten- oder Berufsnamen gehört, sondern aus körperlichen, geistigen, charakterlichen Merkmalen eines Menschen oder aus Ereignissen seiner Lebensgeschichte gewonnen ist.1 In der Tat erklärt Matthias Lexers mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch das Adjektiv "nôthaft" als "nôt habend, leidend, bedrängt, dürftig".2 Alfred Götze setzt das Wort "nothaft" in seinem frühneuhochdeutschem Glossar mit "notwendig" gleich.3
Eine weitere Erklärung fügt das Deutsche Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm hinzu wo es unter anderem heißt: "NOTHHAFT, f., nôthaftî necessitas und tribulatio (GRAFF 2, 1041); nothwendige haftbarkeit, bürgschaft: die nothhaft der verwandten. MÖSER 5, 30 (vergl. 29: das eigentliche wehrgeld eines erschlagenen gehörte dessen nächsten verwandten, wenn er keinem herrn angehörig gewesen war, diese waren jedoch nun auch dagegen verbunden, für ihn zu haften); ein nothfall, der eine rechtmässige entschuldigung abgibt, im plur. die nothhaften (wie ehehaften) ADELUNG."4
Graf Johann Heinrich Notthafft von Wernberg (1604-1665), der sich ausgiebig mit der Bedeutung und Herkunft seiner Familie und seines Namens beschäftigte, war sich sicher, daß sich dieser sicher nicht von materieller Not ableiten ließe; die Familie lebte längst in Reichtum und war hoch angesehen. Der Anlaß zur Führung und Beibehaltung des merkwürdigen Beinamens mußte ein anderer gewesen sein. Er meinte dazu, daß er erst kürzlich in der Schweiz erfahren habe, daß "nothaft" soviel wie "ehrenfest und mannhaft" bedeute. Und so habe sich einer seiner Vorfahren wohl mannhaft und ehrenfest im Krieg bewährt. In ähnlicher Weise erklärt auch Franz Notthafft Frhr. v. Weißenstein in seiner in den Jahren 1874-1903 erarbeiteten Familiengeschichte (S. 77) die Etymologie seines Familiennamens als "durch Kampfnot verbunden" oder "die Kampfnot habend" und bringt damit auch (S. 76) den blauen Balken des Wappens, als "eine Hefte, die aus Not auf den Schild gelegt war" in Verbindung. Eine Namenserklärung aus bürgerlicher Tradition besagt, daß ein "Nothaft" jemand sei, der für einen andern in der (finanziellen) Not haftet, also eine Bürgschaft leistet. Den Streit für den von "Not" bedrängten Nächsten und für die Aufrechterhaltung von Ordnung und Recht thematisiert auch ein Rebus, der auf den Namen Nothaft gemacht wurde; Franz v. Notthafft hat ihn in seiner Familiengeschichte überliefert:

"Wen meine Erste schmerzlich drücket
Ruft fremde Hülfe gerne an.
Wer gerne hülft, wo er sie blicket
Den nenn ich einen braven Mann.
Wer wider Ordnung und Gesetze streitet
Für den ist meine Zweite schon bereitet.
Das Ganze darf ich Dir kaum nennen -
Du wirst wohl diesen Namen kennen."


Johann Dresslin berichtet in seinem 1660 verfassten "Stemma Nothafftianum" (fol. 65b), einer umfangreichen Notthafft'schen Familienchronik, deren Manuskript heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München aufbewahrt wird, daß Johann Sigmund Prechtl von Sittenbach, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts an der Familiengeschichte der Notthafft arbeitete, in alten Briefen, vermutlich im Archiv des Klosters St. Emmeram, bereits zum Jahr 984 einen Grainoldum oder Grimoldum dict[us] (= genannt) Nothafft als Urkundenzeuge gefunden habe. Im Egerland erscheint die Familie 1166 mit Adalbertus Nothaft. Fast ausschließlich in dieser Schreibweise - hin und wieder latinisiert in Nothaftus oder Nothafti - erscheint der Name bis zum Ende des 14. Jahrhundert; dann beginnt sich in den Quellen die Schreibweise Nothafft zu häufen. Seit 12255 tritt der Name in der Regel mit dem Ortsnamen des Sitzes der betreffenden Person in Zusammenhang, so daß sich unterschiedliche Linien heraus kristallisieren. Beispielsweise erscheinen am 25. Oktober 1298 Albertus de Valkenau dictus Nothaft und Eckhard de Wildstein dictus Nothaft als Zeugen in ein und derselben Urkunde. Wahrscheinlich zur Unterscheidung von den immer häufiger werdenden bürgerlichen und bäuerlichen Namensträgern setzte sich seit dem 16. Jahrhundert die noch heute gebräuchliche Schreibweise des Adelsnamens "Notthafft" durch. Durch die Urkunde über die Eintragung in die Freiherrnklasse der Adelsmatrikel des Königreichs Bayern vom 13. September 1813 wurde die Schreibweise "Notthafft Freiherr von Weißenstein" festgelegt.
Die Historikerin Maria Heitland, die sich seit 1982 mit den "Nothaften" beschäftigt, stellte in den 80er Jahren in einer großangelegten Telefon-Aktion fest, daß die bürgerlichen Namensträger "Nothaft", "Nothhaft", "Notthaft", gleich wo sie in Deutschland wohnten oder sich aufhielten, in der Regel aus dem oberpfälzischen oder niederbayerischen Raum stammten und zwar aus den Gegenden, in denen früher auch die adelige Familie Notthafft ansässig war. Im Jahr 2000 waren im amtlichen deutschen Fernsprechverzeichnis 348 Namensträger "Nothaft", 86 Namensträger "Nothhaft" aber nur 2 Personen mit der adeligen Schreibweise "Notthafft" vertreten.
Harald Stark, März 2001

1 Konrad Kunze, dtv-Atlas Namenkunde - Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet, München 1999, S. 139
2 Matthias Lexers mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, Zürich 1951, S. 153
3 Alfred Götze, Frühneuhochdeutsches Glossar, Bonn 1920, S. 168
4 Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Bd. 7, Leipzig 1889, Sp. 938
5 Albertus nothaft de wiltstein bezeugt 1225 einen Vertrag zwischen den Vögten von Weida und den Brüdern Hartmann und Hermann von Lobdaburg wegen des Patronats über die Kirchen zu Greiz und Elsterberg.


Der Name

Der sagenhafte Ursprung

Die Weissensteiner Linie

Die Bodensteiner Linie

"Versprengte" im Baltikum und in Rußland

Die Familie Notthafft und Regensburg

Das Wappen
Aus dem Egerland in die Oberpfalz

Die Wernberger Linie

Die Familie Notthafft und das Haus Wittelsbach

Die Notthafft von Hohenberg in Schwaben

Die Familiengeschichte in Versform
Ein Gedicht von Hans Flick


Bürgerliche Namensträger:
- Nothaft in Deutschland 1984/85
- Familie Nothhaft in Marktredwitz und Umgebung
- Familie Nothhaft in Wunsiedler Kirchenbüchern

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