j Burgruine Weissenstein
Wappen Notthafft Familie Notthafft
Weißenstein 1995 bis 2002 – Sanierung der Burgruine
Ruine Weissenstein
Ruine Weissenstein 1993
Noch 1995 waren von der Burgruine Weißenstein kaum mehr als der auf einer hohen Felsenklippe errichtete Bergfried, sowie zwei bereits akut einsturzgefährdete, etwa 4 Meter hohe an den Felsen nordöstlich unterhalb des Bergfrieds gelehnte Mauerreste erkennbar. Weitere Mauerzüge waren für den interessierten Burgbesucher allentfalls in Form von wallartigen Bodenerhebungen erkennbar. Dass auch die umliegenden Felsenklippen in die Burganlage einbezogen waren, konnte man an diversen Mauerresten sehen, die da und dort aus den Felsspalten lugten. Ansonsten zeugten vor allem riesige Schutthalden und überall herumliegende behauene Steine, die teilweise auch zur Anlage von Treppen der "Besteigungsanlage" benutzt wurden, von der einstigen Größe der Burganlage.
Alte Ansichten und Fotos aus dem 19. und dem frühen 20. Jahrhundert zeigen, daß damals noch weit mehr aufgehendes Mauerwerk vom Weissenstein Zeugnis gab. Die um die Mitte des 19. Jahrhunderts erwachte touristische Anziehungskraft des Weißensteins, die um die Jahrhundertwende auch durch Theatervorführungen und gesellige Veranstaltungen im Ruinengelände verstärkt wurde, trug wesentlich zur Beschleunigung des Verfalls der Burgruine bei.
Die Befürchtung, daß vom Wahrzeichen des Steinwaldes bald nicht viel mehr zu sehen sein würde, als der ebenfalls bereits marode Bergfried, führte sowohl beim Eigentümer der Burgruine, dem Baron v. Gemmingen-Hornberg in Friedenfels, als auch bei der Gesellschaft Steinwaldia Pullenreuth e.V. zu der Einsicht, daß hier schnelles Handeln gefragt sei. So trafen sich am 15. Mai 1995 Vertreter der Güterverwaltung Friedenfels als Grundeigentümer, der Gesellschaft Steinwaldia, die zuständigen Referenten der Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, des Landratsamtes Tirschenreuth, der Gemeinde Waldershof und des Naturparks Steinwald sowie der Kreisheimatpfleger, diverse Burgenfachleute (u.a. Dr. Zeune aus Bamberg) und Heimatforscher zu einem ersten Lokaltermin auf dem Weißenstein um, sich wegen der geplanten Sanierungsmaßnahmen an den Mauerresten und der Erforschung der Burganlage zu beraten. Bevor man jedoch an die Arbeit gehen konnte, mußten erst noch zahlreiche bürokratische und finanzielle Hürden aus dem Weg geschafft werden; am Tag des Offenen Denkmals am 8. September 1996 wurde das Projekt erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Innere Ringmauer 95 Innere
Ringmauer
1995
Äußere Ringmauer 95 Äußere
Ringmauer
1995
1. Bauabschnitt 1997
Innere Ringmauer 97
Sanierung der inneren Ringmauer 1997
1997 begannen die ehrenamtlichen Helfer der Gesellschaft Steinwaldia in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Firma Doreth aus Neustadt/Waldnaab mit dem 1. Bauabschnitt. Ziel war es, die Reste der äußeren Ringmauer so in wieder standfest zu errichtendes Mauerwerk einzubinden, daß ein Eindruck der ehemaligen Mauer entstehen konnte. Zuerst wurden die losen Steine aus dem Mauerwerk gebrochen und die wie einzelne Zähne stehenden Originalmauerreste gestützt. Dann wurden die Fundamente freigegraben. Dabei war auf zu erwartendes Fundgut zu achten. In dem meist aus Abbruchmaterial bestehenden Aufschüttungen fanden sich dann auch viele Keramik-, Glas- und Eisenreste. Sie wurden sorgfältig geborgen und nach Fundorten geordnet gereinigt und eingelagert. Auch unzähige rote Tonziegeln der Bedachung kamen zum Vorschein, die vor Ort gelagert wurden. In Zusammenarbeit eines erfahrenen Maurers der Firma Doreth ging es dann an die Wiederherstellung des Gemäuers. Unter Anleitung wurde ein dem im Mittelalter benutzten Mörtel entsprechender Kalkmörtel aus ungelöschtem Kalk und Granitsand gemischt, der unter erheblicher Hitzeentwicklung über Nacht ablöschen konnte. Über die vorgerichteten Steige wurde dieser dann mit Schubkarren an den Ort des Geschehens transportiert. Dort waren "eingefuchste" Helfer damit beschäftigt immer genügend vorher mit dem Hochdruckreiniger gesäuberte Steine bereit zu halten, um die "Sonderwünsche" der Maurer befriedigen zu können. Nachdem die Mauern in alter Technik, zwei Schalen mit Füllmauerwerk, hochgemauert waren, galt es die Fugen der neuen Mauern wie auch die der mitverwendeten alten Teile nach deren Säuberung zu verputzen und die Fugen am nächsten Tag auszukratzen - ganz im alten Stil.
Schon Ende Mai war der erste Teil des Jahreszieles geschafft. Ein Teilstück der äußeren Ringmauer war in ihrer ursprünglichen Art wieder aufgebaut und die
Innere Ringmauer 97
Sanierung der inneren Ringmauer 1997
Originalmauerteile mit den neuen so verbunden, daß man nur mit genauer Kenntnis des Urzustandes diese voneinander unterscheiden kann. Ein wirklich gelungenes Stück Arbeit. Gewaltiger, wuchtiger und höher als ehedem angenommen steht sie nun vor uns, die äußere Ringmauer. Sie ist wie ehedem ca. 7 Meter hoch, etwa 1,10 Meter dick und hatte oben abgesetzt eine Brüstung von circa 1,3 Meter Höhe, hat Balkenlöcher und eine Schießscharte. Für die wissenschaftliche Dokumentation und Nachbearbeitung wurden selbstverständlich alle Arbeitsschritte fotografiert, z.T. auch auf Video festgehalten. Es wurden einzelne Aufmaße gefertigt, die den fachgerechten Wiedereinbau herausgenommener Steine dokumentieren. Auch die im Schutt angetroffenen Schichten wurden nach ihrer Lage vermessen und dokumentiert. Interessant war, daß auf eine tieferliegende Brandschicht eine Schicht folgte, wie sie bei Bauarbeiten entsteht: Mörtelreste mit kleineren Steinen verbacken. Dies deutet auf einen Wiederaufbau nach einem Brand hin. Auch die Fundorte der verschiedenen Funde wurden nach ihrer Lage und der Fundtiefe kartiert. Dies wird vielleicht mit der später noch erfolgenden Datierung und Zuordnung der Funde durch das LfD helfen, das Alter der Anlage und die Art der Nutzung etwas zu erhellen. Ein weiteres Ergebnis der Arbeiten war, daß die Situation des historischen Zugangs geklärt werden konnte. Dieser lag nördlich unterhalb des Bergfrieds, wo ein natürlicher Felsspalt zu einem geräumigen Eingang verbreitert wurde.
Nach der "Äußeren Ringmauer" wurde dann in der beschriebenen Weise die "Innere Ringmauer" in der Nähe des früheren Eingangsbereichs in Angriff genommen. Die war und ist ein "dicker Brocken" im wahrsten Sinne des Wortes. Wollte man doch offensichtlich die zu derselben gehörigen, hoch auf dem Felsen des Bergfrieds gelegenen Mauerreste mit einbinden, so war der Bau einer sehr hohen Mauer nötig. Bei einer derartigen Rekonstruktion besteht jedoch die Gefahr, daß man etwas aufbaut, von dem man nicht weiß, ob es früher einmal so war. Um dies nach Möglichkeit zu vermeiden, entschloß man sich dazu "nur" einen steil nach oben getreppten Keil zu bauen, der die Einbindung und damit statische Verfestigung aller noch bestehenden Mauerteile ermöglichte. Dieser Keil ist an der Basis 6 Meter lang, 1,7 Meter dick und etwa 12 Meter hoch. Er hat ein Volumen von rund 120 Kubikmetern! Davon sind 90% neuerrichtetes Mauerwerk.
Im Gegensatz zur äußeren Ringmauer, bei der auch die Fundamente aus relativ kleinen Steinen gemauert waren, war das Fundament und ein Großteil der inneren Ringmauer im unteren Bereich aus großen, sauber behauenen Granitsteinen gemauert. Leider hatte der starke Druck der innenliegenden Schuttmenge diese Mauer nach außen verschoben. Sie mußte deshalb abgetragen und Stein für Stein wieder in Originallage gebracht werden. Eine vorher nicht erwartete scharfkantige Ecke im Mauerverlauf erforderte dies. Doch diese Aufgabe wurde, obwohl sie schwierig war, von dem zwischenzeitlich zu "Spezialisten" herangereiften "Rentnertrupp" in vorbildlicher Weise gemeistert. Auch diese Mauer wurde in bewährter Manier hochgezogen, verfugt und in ihrem waagrechten Teil gegen das Eindringen von Wasser mit einer Kappe geschützt.

2. Bauabschnitt 1998
Äußere Ringmauer 98
Sanierung der Äußeren Ringmauer 1998
Pforte Äußere Ringmauer 98
Pforte der äußeren Ringmauer 1998
1998 wurde mit der im Vorjahr begonnenen Sanierung der äußeren Ringmauer fortgefahren. Bei der Freilegung der Mauerfüße fand sich eine durch Erzählungen bekannte ehemalige kleine Schlupftüre in der Ringmauer. Wie sich später herausstellte, hatte man sie schon in früherer Zeit außenbündig mit einer schwächeren Mauer wieder zugemauert. In der freigelegten äußeren Ringmauer fanden sich auch die noch gut sichtbaren Ansätze von zwei Schießscharten und beim östlichen Anschluß der Ringmauer an den Felsen neue, unerwartete Spuren früherer Mauern. Man hatte die Felsspalten ausgemauert und so auch die Fundamente für vielleicht weiteres aufgehendes Mauerwerk geschaffen. Auch das Fundament einer im Innenraum senkrecht auf die Ringmauer führenden alten Mauer wurde angegraben, sein weiterer Verlauf und die sich vielleicht daraus ergebende Bedeutung sind noch nicht bekannt. Bei den Freilegungsarbeiten fanden sich an bestimmten Stellen konzentriert, aber auch vereinzeit im gesamten Bereich, viele Scherben, Glasteile, Eisenreste, Tierknochen und Reste der früheren Bedachung, die schon bekannten Tonziegel des Typs "Mönch" und "Nonne".
Auch an der inneren Ringmauer wurden die Arbeiten fortgesetzt. Dabei wurde eine große Grube hinter der "Großen Mauer" ausgehoben. Dabei zeigte es sich, daß diese nicht, wie ehedem angenommen, verfallen war und deshalb mit ihren Schuttmassen die davor liegende Mauerschale zum Einsturz gebracht hatte. Die Innenschale der Mauer zeigte sich in einem hervorragenden Zustand. Die Außenschale der etwa 1,90 Meter starken Mauer war bis in eine große Tiefe völlig verbrochen. Dies läßt sich nach heutigem Kenntnisstand dadurch erklären, daß das eindringende Wasser in Verbindung mit der Frosteinwirkung seine zerstörende Wirkung auf die nicht durch davor liegendes Abbruchmaterial gestützte Vorderschale ausübte. Die hintere Mauerschale aber war durch die Auffüllung mit Bauschutt geschützt. Nach der Abtragung des Schuttberges war man auf Teile des ehemaligen Bodenbelages gestoßen, der aus großen flachen Steinen bestand, die teilweise in einer Sandbettung gelagert waren. Nirgends fanden sich Spuren einer ehemaligen Bebauung innerhalb der "Großen Mauer", so daß die Theorie von dem einst hier befindlichen "Haus-Nr. 1" aufgegeben werden mußte.
Nach Abschluß der Arbeiten an den beiden Ringmauern wandte man sich dem südlich des Bergfriedfelsens gelegenen Felsmassiv zu, das einst von einem mächtigen Wohngebäude (Arbeitsbezeichnung: Haus-Nr. 2) überbaut war.
Innenseite der Felsklippe 95
Innenseite der Felsklippe (Treppenhaus) im Norden von Hs.-Nr. 2 (1995)
Eine hohe Felsklippe trennt diesen Bereich von dem durch die innere Ringmauer umzogenen Gelände. Wie aufgelesene Napfkachelscherben belegen, war auch das südlich dieses durch eine von Osten nach Westen erweiterte Felsspalte gebildeten Innenraums erhöht gelegene Felsplateau in dieses Gebäude mit einbezogen. Man begann mit der Verfestigung und Ausbesserung der Mauerreste an der Außenseite der nördlichen Felsklippe. Hierzu mußte ein bis zu 10 Meter hohes Gerüst mit verschiedenen Arbeitsplattformen geschaffen werden. Auf der dem Innenraum des Gebäudes zugewandten Teil dieser Felsklippe konnten zwei parallel verlaufende, noch gut erhaltene Mauerfundamente mit einer dazwischenliegenden Steintreppe freigelegt werden. Wie sich herausstellte, war es der historische Zugang zum Bergfried, den man da entdeckt hatte.
Außenseite der Felsklippe
Außenseite der Felsklippe im Norden von Hs.-Nr. 2 (1995)
Eine in der südlichen Mauer sichtbare rechteckige und oben offene Vertiefung, die sich höchstwahrscheinlich in dem ehemals höher aufgehenden Mauerwerk fortsetzte, könnte auf einen Kamin in diesem Bereich hinweisen. Zwischen den beiden Mauern kamen eine Menge von Keramikscherben, Glas- und Eisenresten zum Vorschein.
Östlich dieser Mauern durchzieht ein senkrechter, nach oben hin kaminartig ausgearbeiteter Spalt den Felsen. Es handelt sich bei diesem wahrscheinlich um die Reste eines engen, vielleicht nur mit leiterartigen Stiegen begehbaren Treppenhauses. Ältere Leute erinnerten sich noch an die Reste eines gemauerten Bogens, der auf der Nordseite der Felsklippe im Bereich eines Felsspalts an der Besteigungsanlage sichtbar gewesen war. Wenn es sich hierbei um ein Eingangsportal gehandelt hatte, konnte dieses auf der Innenseite des Gebäudes nur im Bereich dieses Treppenspalts gemündet haben. Hier versperrte jedoch ein großer Schutthaufen den Weg. Insbesondere die jungen Helfer waren mit Eifer bei der Sache. Schubkarren um Schubkarren loser humoser und sandiger Erde wurden aus dem sich immer mehr verbreiternden und vertiefenden Spalt herausgeschafft. Als man etwa Mannshöhe erreicht hatte, stieß man dann auf seitliche Mauerreste und auch auf behauene Felsseiten, die an dem Durchgang keinerlei Zweifel mehr aufkommen ließen.
Sanierung Nordseite Waldhorn aus Ton, 15. Jhd.
Sanierung der Nordseite von Hs.-Nr. 2 (1998) Archäologischer Fund: Waldhorn aus Ton, 15. Jhd.


3. Bauabschnitt 1999
Am Anfang dieses Bauabschnittes wurden wieder riesige Schuttmassen bewegt. Der meterhohe Schuttkegel zwischen der inneren Ringmauer (große Mauer) und dem Bergfried-Felsen, sowie der Schutt zwischen der inneren und der äußeren Ringmauer wurden entfernt.
Nordseite Haus Nr. 2 Torhaus 97
Nordseite von Hs-Nr. 2 in saniertem Zustand, 1999 Situation Torhaus 1997
Zahlreiche große, bossierte Quader, die ohne Zweifel zum Bergfried gehörten, konnten aus dem Schutt geborgen werden. Die Innenseite der großen Mauer zeigte sich daraufhin bis in die Tiefe gut erhalten. Die äußere Schale der 1,8 Meter starken Mauer war jedoch bis in eine Tiefe von 3,5 bis 4 Metern stark verbrochen oder nach außen verschoben. Im Bereich des anstehenden Mauerwerks konnten keine Hinweise auf den ehemaligen Zugang des von der inneren Ringmauer umgebenen Raumes gefunden werden; er lag also sicherlich über dem heutigen Niveau.
Auch im Bereich des ehemaligen Wohnhauses "Haus-Nr. 2" wurde wieder gearbeitet. Ziel war es, die westliche Außenmauer des Gebäudes zu finden. Man entdeckte sie im Bereich der Hangkannte und stellte fest, daß sie im Innenbereich noch recht gut erhalten war. An der Außenseite stieß man auf eine fundträchtige Brandschicht in der auch wieder große Mengen zum Teil noch gut erhaltener Dachziegeln zum Vorschein kamen.
Im weiteren Verlauf dieses Bauabschnittes wurden dann die Mauerreste der Torhauses unterhalb des Bergfrieds freigelegt:
Torhaus 99 Torhaus 99
Freigelegtes Torhaus 1999
Dabei kamen völlig unerwartete Mauerbefunde und bauliche Einzelheiten zum Vorschein. Es wurden Auflagen für die Zugbrücke und eingerückte Mauerbacken für die Aufnahme der Brücke vor der Durchfahröffnung gefunden. Auf den Lagern der Zugbrücke fand man Einkerbungen, in denen die Eisenbolzen der Brücke liefen. Ein solcher Eisenbolzen wurde gefunden. Auch für das innere Tor fanden sich alle baulichen Merkmale. Ein Stein mit einem Bolzenloch, in dem das Tor unten gelagert war. Vor dem Gebäude, direkt an der Stelle wo er abgestürzt war, fand sich ein Stein mit einem runden Loch; er nahm einst die obere Angel des Tores auf. Anstelle des ausgebrochenen Torgewändes ist leider nur noch die für dasselbe im Mauerwerk vorgesehene Aussparung vorhanden, die so regelmäßig aussieht, daß man sie anfangs für die Nut eines Fallgitters gehalten hat. Den unteren Abschluß dieser Aussparung bildet auf beiden Seiten je ein noch in situ vorgefundener steinerner Radabweiser. Von der einst aus Balken bestehenden Fahrspur zeugen noch die Auflager. Der darunter befindliche kellerähnliche Raum nahm im hochgezogenen Zustand den mit einem Gegengewicht versehenen unteren Teil der Zugbrücke auf. Wurde die Balkenlage der Fahrspur entfernt, war dieses "Kellerloch" ein zusätzliches Hindernis.
Ansicht aus Nordosten 1999
Ansicht aus Nordosten 1999
Angespornt durch diesen Fund wurden auch noch die drei Brückenpfeiler vollständig ausgegraben. Solche im Eifer geschaffene Zustände machen es fast zwangsläufig notwendig, das Freigelegte auch so zu verfestigen, daß es den folgenden Winter überdauert. Dies war die erste Überlegung. Denn bei schon überzogenem Jahresetat lassen sich so aufwendige Maurerarbeiten nicht mehr durchführen. Doch man hatte nicht mit der Energie der ehrenamtlichen Helfer gerechnet. Sie wollten keinen "Pfusch" für einen Winter machen, sondern das Torhaus in gewohnter solider Weise sanieren. Ohne Firmenhilfe unter Leitung des Poliers Michael Schlicht wurden diese Arbeiten in nur 6 Arbeitstagen fertiggestellt. Es wurde ein Schmuckstück. Das sagte auch Frau Dr. Codreanu vom Landesamt für Denkmalpflege bei einem Besuch. Sie war von dem Torhaus so begeistert, daß sie im ersten Überschwang der Gefühle schon von der Möglichkeit der vollständigen Rekonstruktion des Torhauses sprach.

4. Bauabschnitt 2000
Haus Nr. 2 im Jahr 2000 Haus Nr. 2 im Jahr 2000
Westliche Aussenmauer und "Kellerhals" von Hs.-Nr. 2 (2000)
Für diesen Bauabschnitt waren vor allem Arbeiten im Bereich des ehemaligen Wohngebäudes "Haus-Nr. 2" vorgesehen. So etwa das Vertiefen des Zugangs, Abgraben von Schutthalden und das Freilegen der Innenseite der westlichen Außenwand. Beim Ausräumen der Schutthalden tat sich plötzlich ein Loch im Boden auf, durch welches Sand und Steingrus in die Tiefe rieselte. Nach der vorsichtigen Erweiterung der Öffnung wurde – zur größten Überraschung aller - ein noch intaktes größeres Gewölbe erkennbar. Die Arbeiten an dieser Stelle wurden nun vorerst eingestellt, um mit dem Landesamt für Denkmalpflege das weitere Vorgehen abzustimmen; an der westlichen Außenwand des Wohngebäudes kam es dann zur nächsten Überraschung. Etwa in der Mitte derselben fand sich eine nachträglich vermauerte schartenartige Fensteröffnung, der auf der Innenseite eine abgebrochene ältere, etwa 1 Meter starke Mauer vorgelagert war. Im weiteren Verlauf der Schutträumung fanden sich auch die Ansätze eines großen, eingebrochenen Gewölbes. Schließlich wurde auch das erhaltene Gewölbe freigelegt; es stellte sich als der zu dem großen, eingestürzten Keller führende Kellerhals heraus. Auch bei diesen Arbeiten fanden sich wieder große Mengen an Keramik- und Eisenresten.
Keller mit Schießscharte 2000
Keller mit "Schießscharte", 2000
Über dem Kellerhals, im Bereich des Aufstiegs zu dem südlichen, ebenfalls in das Gebäude mit einbezogenen Felsplateau, fanden sich Mauerreste einer früheren Türe. Die unteren Mauern waren noch gut erhalten und zeigten Aussparungen für den Türanschlag. Bei den "Feinarbeiten" wurden noch Mauerteile gefunden, die vielleicht zur Abstützung des Kellereinganges gedient hatten oder die Mauern von Gebäuden eines frühen Bauzustandes waren. Die vermuteten in Fels gehauenen Treppen in den Keller fanden sich jedoch nicht. Es war wohl früher hier eine Stiege oder eine einfache Leiter als Zugangshilfe angebracht.
Wie sich am nunmehr gewonnenen Baubefund feststellen ließ, hatte der Wohnbau in diesem Bereich drei Vollgeschosse über dem Keller. Die Aussparungen für Treppen oder Leitern lassen sich feststellen. Viele einbezogene Felstürme hatten Vormauerungen, die die Innenräume fast rechtwinklig erscheinen ließen. Auch waren die Mauern verputzt - am Keller sind noch Putzflächen vorhanden.
Nachdem alle Teile im Innenraum freigelegt und gesäubert waren, hatten sich neue Probleme eingestellt. Beide Gewölbeenden des Kellerhalses waren sehr gelockert und deshalb sehr instabil. Beim Gewölbe am Kellereingang entschieden wir uns zu einer Verfestigung durch sehr sorgfältiges und tiefgreifendes Ausfugen. Am anderen Ende musste etwas mehr getan werden, um die Stabilität wieder herzustellen. Hier entschied man sich für eine Verlängerung um etwa 1,5 Meter; die vorhandenen historischen Widerlager rechtfertigten dieses Vorgehen. Das nächste Problem welches sich darstellte, war die Frage wie man die Gewölbe und Gewölbeansätze, die ja nun ihrer bis zu 4 Meter mächtigen Schutzschicht aus Bauschutt und Erdreich beraubt waren, wieder wasserdicht und damit frostsicher bekommen sollte. Hier hat man sich für eine zwar etwas aufwendige, aber dafür dauerhafte Lösung entschieden. Die Gewölbeoberseite wurde mit einer starken Steinlage übermauert und die Oberfläche grob geglättet. Nun wurde in Kreuzlagen eine durch Kupfereinlage verstärkte Schweißbahn fachmännisch aufgebracht, deren Enden zur besseren Abdichtung an den umgebenden Felsen hochgezogen wurden. Auf diese Dichtungslage brachte man nochmals eine in einem satten Mörtelbett vermauerte Steinschicht auf, die so angelegt ist, dass durch ihr Gefälle zum offenen Kellerbereich hin, das Wasser dorthin abfließen kann. Durch sorgfältiges Verfugen und Kratzen der schon fast ausgehärteten Fugen wurde der Ablauf des Wassers noch gefördert. In gleicher Weise wurde auch bei den Gewölbeansätzen für den "großen Keller" verfahren.
Torhaus 2000
Saniertes Torhaus, 2000
Im weiteren Verlauf dieses Bauabschnittes wurde die Außenmauer des Torhauses bis zum Felsengrund freigelegt und das sehr gut erhaltene Mauerwerk gesäubert. Es wurde ausgefugt und nur die Mauerkrone übermauert und in bewährter Art wasserabweisend ausgeformt. Auch wurde es wieder, wie früher, an die aus einem früheren Bauzustand stammende starke Ringmauer angebaut, nicht eingebunden. Die schon im Vorjahr aufgemauerte östliche, an die Felsen angelehnte Außenwand wurde weiter erhöhrt, um den "Lochstein", die obere Türangel, für das innere Tor an der richtigen Stelle und in der richtigen Höhe einmauern zu können. Um den Besuchern eine bessere Erkennbarkeit der gesamten Anlage zu vermitteltn, wurde auch die westliche Ringmauer, die unter den Schuttmassen noch teilweise gut erhalten ist, auf einer Länge von etwa 15 Metern innen und außen bis auf den gewachsenen Felsen freigelegt, gesäubert, neu ausgefugt, ausgebessert und – wo nötig – aufgemauert und die Mauerkrone wasserabweisend verfestigt.
5. Bauabschnitt 2001
Die in den Fels gehauene Treppe und die nördliche Außenmauer
Die in den Fels gehauene Treppe und die nördliche Außenmauer von "Haus-Nr. 2"
Der 5. Bauabschnitt stand vor allem im Zeichen der südlichen Ringmauer und dem Einbau einer "Besteigungsanlage", die den Besuchern der Burgruine ein gefahrloses passieren des im Vorjahr freigelegten des Kellergeschosses von "Haus-Nr. 2" sowie das Besteigen des in diesen Wohnbau einst integriert gewesenen Felsens ermöglichen soll. Bereits im Vorjahr waren im Bereich des Pfades, auf dem man schon bisher auf diesen Felsen gelangen konnte, die Reste
Holzbrücke und Treppe
Holzbrücke und Treppe in "Haus-Nr. 2"
eines Türanschlags sowie eine granitene Treppenstufe entdeckt worden. Nun wurde im Bereich hinter diesem Türanschlag das Erdreich abgetragen, wobei nicht nur die Reste der nördlichen Außenmauer dieses Gebäudes, sondern auch mehrere in den Granit geschlagene Treppenstufen freigelegt werden konnten. Aus dem Schutt konnten wieder zahlreiche Keramikscherben und insbesondere eine größere Menge von grün glasierten Ofenkacheln geborgen. Brandschichten mit verkohlten Holzbalken wurden durch das Landesamt für Denkmalpflege dokumentiert. Zur Sicherung des freigelegten Mauerwerks wurde wieder einmal ein Stangengerüst errichtet; schon in der zweiten Junihälfte 2001 waren die Sicherungsarbeiten vollbracht.
Ab Mitte Juni wurde ein weiterer Teil der südlichen Ringmauer freigelegt, wobei sich auf fast direkter Linie zur Plaggeisterquelle die schon vermutete Mauerpforte fand, welche die Versorgung des Weissensteins mit Frischwasser erheblich erleichtert haben dürfte. Von der Tür haben sich nicht nur der untere Sockel mit den beidseitigen Türanschlägen, sondern auch eine Steinplatte mit drei Vertiefungen, in denen früher die eisernen Türangeln der Pforte liefen, erhalten. Besonders eindrucksvoll erscheint auch das freigelegte südwestliche Eck der Ringmauer, welches auf einem besonders starken Fundament ruht.
Die freigelegten Abschnitte der südlichen Ringmauer Die Pforte zur Plaggeisterquelle Das Lager für die untere Türangel
Die freigelegten Abschnitte der südlichen Ringmauer Die Pforte zur Plaggeisterquelle Das Lager für die untere Türangel
6. Bauabschnitt 2002
Kran und Gerüst im Juli 2002
Kran und Gerüst im Juli 2002
In einem 6. und letzten Bauabschnitt stand 2002 vor allem die Sanierung des Bergfrieds auf dem Programm. Das vielfältige Schadensbild am Natursteinmauerwerk der Aussenwände aber auch an der als obere Abdeckung und Aussichtsplattform dienenden Stahlbetondecke, machte eine Sperrung des Turmes und des Turmumgriffs wegen der Gefahr herabfallender Mauerteile absehbar. Lag in den vergangenen Jahren die Bauleitung und Bauausführung der
Der eingerüstete und bereits erhöhte Bergfried
Der eingerüstete und bereits erhöhte Bergfried
Weissensteinsanierung vor allem in den Händen der rührigen Gesellschaft Steinwaldia e. V., so waren mit der Planung, Leitung sowie der Ausführung der Turmsanierung diesmal Fachfirmen beauftragt worden.
Um die Aufstellung eines Kranes im nordöstlichen Grabenbereich zu ermöglichen, musste hier ein Teil des bergseitig um die Burg führenden Walls abgegraben werden. Es zeigte sich bei den hierzu notwendigen Arbeiten, dass es sich bei diesem um eine reine Erdaufschüttung handelt, die im Inneren keine Mauerzüge enthält. Nach dem Aufstellen des Krans, wurde mit der Einrüstung des Turmes begonnen. Von Juli bis Oktober dauerten dann die eigentlichen Sanierungsarbeiten, bei denen nicht nur die alte Stahlbetonabdeckung entfernt und die Schäden am historischen Mauerwerk behoben wurden. Durch Aufmauerung mit abgestürzten Buckelquadern, die sich in dieser Form nur im Mauerwerk des Turmes finden, wurde dieser um etwa 3 Meter erhöht und erhielt im Inneren eine neue Treppenanlage sowie eine neue hölzerne Aussichtsplattform.
Doch auch die erprobte Weissenstein-Mannschaft der Gesellschaft Steinwaldia
Das Turmfundament vor der Freilegung
Das Turmfundament vor der Freilegung
e.V. war keineswegs untätig. Ihre Bemühungen konzentrierten sich auf die Grundmauern des auf verschiedenen Kartenminiaturen des 16. Jahrhunderts sichtbaren Rundturms im Nordosten der Anlage, dessen Grundriss sich im Laufe der Grabungen allerdings als hufeisenförmig erwies. Auf der westlichen, zum Zwinger gerichteten Seite, war das Mauerwerk des Turmes bis auf ein kleines Eck vollständig abgegangen, doch zeigte sich sein Verlauf deutlich durch die an dieser Stelle in den abhängigen Felsen eingetieften Widerlager, die sich von einer deutlich erkennbaren Türschwelle unterbrochen zeigten. Diese heute ins
Die Widerlager der Westwand
Die Widerlager der Westwand
Nichts führende Tür ist ein weiteres sicheres Indiz dafür, das sich im Bereich der sekundär - aber noch in historischer Zeit - vermauerten Pforte am nordöstlichen Ende der äusseren Ringmauer, ein Gebäude befand, auf dessen Existenz bereits die im 2. Bauabschnitt 1998 in diesem Bereich ausgegrabenen, aber nicht weiter verfolgten Grundmauern hingewiesen haben. In der zum
Die restaurierten Turmfundamente
Die restaurierten Turmfundamente
Hauptgebäude gerichteten geraden Mauer im Südwesten des Turmes, fand sich im Erdgeschossbereich desselben ein weiterer Zugang. Weitere Öffnungen konnten im Mauerwerk nicht nachgewiesen werden. Auf der Innenseite der Ostwand erscheint eine pfeilerartige Verstärkung bemerkenswert, deren Zweck wahrscheinlich statischer Natur gewesen ist.
Zum Abschluss der Sanierungsarbeiten lud Burgbesitzer und Bauherr Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg die Presse und die Öffentlichkeit am 15. Oktober 2003 zu einer Einweihungsfeier auf dem Weissenstein ein. Die Frankenpost berichtete in ihrer Ausgabe vom 18. Oktober 2002 von diesem Ereignis:

DAS ERGEBNIS NACH SECHS JAHREN HARTER ARBEIT KANN SICH SEHEN LASSEN:
Die Burgruine Weißenstein ist attraktiver denn je
Das Ergebnis nach sechs Jahren harter Arbeit kann sich wahrlich sehen lassen: Die Burgruine Weißenstein ist zu einem Kleinod und attraktiven Ausflugsziel im Steinwald für Wanderer aus Oberfranken und der Oberpfalz geworden.
WALDERSHOF - Der sechste und -vorerst - letzte Bauabschnitt war die Sanierung des einsturzgefährdeten Aussichtsturms. Jetzt ist der Turm drei Meter höher und saniert. Alleine der letzte Bauabschnitt kostete 125000 Euro. Untrennbar verbunden sind mit der Sanierung der Burgruine Weißenstein zwei Namen: Der des Besitzers Baron Eberhard von Gem-mingen-Hornberg und des "Steinwaldia"-Vorsitzenden Norbert Reger mit seinem Team an freiwilligen Helfern.

Weißenstein 2002
Die Burgruine Weißenstein ist ein attraktives Ausflugsziel für Wanderer aus Oberfranken und der Oberpfalz.
   In seinen Begrüßungsworten zeigte von Gemmingen-Horn-berg seine Freude über das Interesse der Bevölkerung an der Burgruine. Im Bauabschnitt sechs wurde der einsturz-gefährdete Turm der Burg mit einem Aufwand von etwa 125000 Euro saniert. Zuschüsse dazu werden bis zu 50 Prozent erwartet, die andere Hälfte übernehme er sowie die Gesellschart "Steinwaldia", die auch zahlreiche Arbeiten bei der Bergfriedsanierung übernahm, sagte der Baron. Der Bergfried zeigt sich nach der Sanierung um rund drei Meter höher, da abgestürzte Steine mittels eines Kranes nach oben gebracht und wieder eingebaut wurden. Darüber flatterten im Herbstwind die Banner mit den Farben der Familie.
   Freiherr von Gemmingen-Hornberg wies darauf hin, dass die Gesellschaft Steinwaldia im Nordosten des Areals einen aus alten Bildern erahnten Turm in seinen Fundamenten
frei gelegt habe. Diese wurden, wie im Gesamtwerk, andeutungsweise wieder aufgemauert.

Weißenstein 2002
Das Kleinod im Steinwald wurde restauriert, nach sechs Jahren harter Arbeit und hohen Investitionen erstrahlt dir Ruine nun im neuen Glanz.
    Die Burgruine Weißenstein zeige sich nicht als "fertige Anlage". Die Phantasie der Besucher sei gefordert, sagte von Gemmingen-Hornberg. Jeder könne sich selbst ein Bild davon machen, wie es hier früher einmal ausgesehen habe, so der Besitzer. Auch Norbert Reger, der Vorsitzende der Gesellschaft "Steinwaldia" ging auf die in vielen tausend Stunden ehrenamtlich geleistete Arbeit ein.
   Vorgenommen habe man sich zu Beginn der Arbeiten ein Jahr. Seit 1997 hat die Gesellschaft "Steinwaldia" in sieben Bauabschnitten die Burg mit wachsender Begeisterung restauriert. Er bedankte sich für die stete moralische und finanzielle Unterstützung des Besitzers sowie des Landesamtes für Denkmalpflege. Besonders wies Reger darauf hin, dass in den mehr als 11000 Arbeitsstunden kein Unfall zu beklagen war.
   Regierungspräsident Dr. Wilhelm Weidinger sprach namens der Bezirksregierung der Oberpfalz, für den Tourismusverband Nordbayern und im Zeichen der Heimatpflege. Die nördliche Oberpfalz brauche Anziehungspunkte, er gratulierte zum "Schmuckstück". Auch Kreisrat Toni Dutz zog den Hut vor so viel Engagement und fachlichem Know-how. Dr. Silvia Codreanu vom Landesamt für Denkmalpflege lobte die Ausdauer der Weissenstein-Arbeiter.
C. L.
Diesem Bericht liegen die Ausführungen zu den jeweiligen Bauabschnitten aus der Feder von Norbert Hönick in den "Wir am Steinwald"-Heften 4/1996 bis 9/2001 sowie eigene Beobachtungen zugrunde.
Harald Stark, Juni 2001, Juli 2002, Dezember 2002



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