Wappen Notthafft Familie Notthafft

Die Senioratslehen im Egerland und Elbogener Kreis

An die kolonisatorische Tätigkeit der Notthafft erinnern insbesondere die im Egerland und in der Umgebung von Falkenau und Elbogen gelegenen sogenannten "Senioratslehen" der Familie. 1373 einigten sich Albrecht XII., Peter und Hans II. Notthafft bezüglich ihres väterlichen Erbes. Dieser erste bekannte und in seinem Wesen über Jahrhunderte gültige "Hausvertrag" bestimmte zunächst, daß alle Lehen des Geschlechts, insbesondere die im Eger- und Elbogener Land, stets vom Familienältesten verliehen werden sollten. Dieser sollte die ihm aus diesen Lehen zufließenden Einnahmen in gleichen Teilen unter seine Brüder beziehungsweise deren Nachkommen aufteilen. Von dieser Regel ausgenommen waren die zum Weißenstein gehörigen Lehen; diese sollten demjenigen zufallen, der in der künftigen Erbteilung den Weißenstein erhalten würde. In der bald darauf erfolgten Erbteilung erhielt Albrecht XII. die Burg Weißenstein mit den zugehörigen Gütern, während sich seine Brüder Peter und Hans II. die Thiersteiner Besitztümer teilten. Die Lehen im Egerland und Elbogener Kreis fielen dem "Senior" unter den dreien, Albrecht XII. von Weißenstein zu; in den Händen seiner Nachkommen blieben sie bis zum Tod Johann Paul Notthaffts im Jahr 1718.
Diese Egerer und Elbogener Senioratslehen waren Lehen der Böhmischen Krone und wurden vom Böhmischen König jeweils an den Ältesten unter den Nachkommen Albrechts XII. von Weißenstein verliehen. Dieser reichte sie nun als sogenannte "Afterlehen" an eigene Lehensnehmer weiter. Um 1650 berichtete Adam Heinrich Notthafft, daß infolge des Dreißigjährigen Krieges und besonders wegen der Egerer Belagerung im Jahr 1647 zahlreiche Lehenleute geflohen und noch abwesend seien. Deswegen wären viele Lehenstücke mit Holz angeflogen. Eine Durchsicht der Lehenbücher, in denen alle Besitzwechsel dokumentiert waren, hatte ergeben, daß im Elbogener Kreis seit 50 Jahren kein Lehen mehr empfangen worden sei. Adam Heinrich befürchtete, daß er nicht einmal die Hälfte der vor dem Krieg in die Lehenbücher eingetragenen Lehen würde behaupten können, da die übrigen von den Besitzern als allodial ausgegeben würden oder infolge der über so viele Jahre undokumentiert gebliebenen Besitzveränderungen, nicht mehr ermittelt werden könnten.
Nach dem Aussterben der Weißensteiner Linie im Jahr 1718 fiel deren Erbe, nach langanhaltendem Streit mit den Fürsten Lobkowitz, an die von Hans II. von Thierstein abstammende Bodensteiner Linie der Familie. 1785 erhielt Maximilian Cajetan Notthafft den Auftrag, die durch Schuld seiner Vorfahren im Elbogener Kreis und im Egerer Bezirk abhanden gekommenen Lehenstücke wieder beizubringen und der deutschen Lehenschranne in Prag anzuzeigen. Schon unter Maximilian Emmanuel Notthafft (1752-1763) war damit begonnen worden, die seit dem Dreißigjährigen Krieg in Vergessenheit geratenen Lehen wieder unter die Lehensherrschaft der Familie zurückzuführen. Doch erst in der Zeit vom 6. bis zum 20. August 1787 beschäftigte sich eine kaiserliche Lehenskommission ausführlich mit diesem Problem. Alle ermittelten Besitzer notthafftischer Lehen wurden befragt und die in ihrem Besitz befindlichen Unterlagen gesichtet und mit den alten Lehenbüchern verglichen.
Der Preßburger Friede von 1805 beendete die Jahrhunderte alte Geschichte der Notthafftischen Senioratslehen im Egerland; Österreich verlor damals jeglichen Einfluß in Süddeutschland womit auch die gegenseitigen Lehensverbände aufgelöst wurden. Davon betroffen waren die burgegerischen Lehen im Sechsämterland, die seit dem Übergang der preußischen Provinz Bayreuth an das Königreich Bayern im Jahr 1810 der Bayerische König verlieh, und die Senioratslehen der Notthafft, die dadurch für die Familie verloren gingen.

Landkarte Afterlehen Egerland <-- Landkarten --> Landkarte Afterlehen Falkenau
Harald Stark, März 2001



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