Wappen Notthafft Familie Notthafft
Das Familienarchiv
Urkunde 1572
Auschnitt aus einem Vergleich zwischen Wolff Christoff v. Nanckenreuth zu Poppenreuth und den waldsassischen Untertanen zu Walbenreuth, Masch und Wolfersreuth wegen strittigen Holz- und Weiderechten. 1572 (Privatbesitz)
Im Allgemeinen bezeichnet man Archive als Gedächtnis der Verwaltung; bei einem Adelsarchiv kommt zum Aspekt der Verwaltung noch die Funktion als Gedächtnis der Familie hinzu. Bei der Familie Notthafft reicht dieses Gedächtnis, zumindest was die Urkunden anbelangt, bis in das 13. Jahrhundert zurück. Im Vergleich zu den Archiven anderer freiherrlicher Familien zählt das Notthafft-Archiv zu den reichhaltigsten.
Schon in der Erbteilung zwischen Albrecht XIII., Peter und Hans Notthafft im Jahr 1373 wurde bezüglich der vom Vater ererbten "Briefe", also wegen des Familienarchivs, vereinbart, daß jeder Bruder die für seinen Besitz relevanten Urkunden erhalten solle. So bildeten sich innerhalb der verschiedenen Linien der Familie eigene Archive heraus.
Das Weißensteiner Archiv, für das ein altes Archivinventar aus dem Jahr 1572 vorliegt, war damals in Thumsenreuth untergebracht und kam später nach Friedenfels. Das Rundinger Archiv, welches der Oberpfälzer Historiker Schuegraf als eines der ältesten und besterhaltendsten Archiv des Bayerischen Waldes bezeichete, wurde nach dem Verlust Rundings im Jahr 1829 zum größten Teil nach Friedenfels gebracht. Nur die auf die Verwaltung des Gutes Runding bezug nehmenden Unterlagen blieben größtenteils am Ort, wurde aber bald darauf zerstört oder verstreut. So erwarb Graf Hugo von Walderdorff in Hauzenstein eine Partie Saalbücher der Herrschaft Runding aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Das Archiv des jüngeren Bodensteiner Astes ging im Dreißigjährigen Krieg, zusammen mit dem Schloß Niederhatzkofen, bis auf geringe Reste in Flammen auf und auch das Aholminger Archiv ist heute größtenteils verloren.
Bis zum Tod Karl Sigmund Notthaffts im Jahr 1855 waren die inzwischen in Friedenfels vereinigten Archivbestände der Familie im dortigen sogenannten kleinen Schloß (heute Sitz der Güterverwaltung Friedenfels) sicher verwahrt. Nun zog der jüngere Bruder des Verstorbenen, Ernst, sowie dessen Familie ins kleine Schloß und das Familienarchiv wurden zerstreut auf die Speicher und in das alte Schloß geworfen, das seit dem Brand im Jahr 1816 teilweise noch nicht ausgebaut war. In diesen unverschlossenen und allen verderblichen Witterungseinflüssen ausgesetzten Räumen, wurden nun die Archivalien gelagert.
Als nach dem Tode Ernsts im Jahr 1866 Albrecht Notthafft Senior und Chef der Familie geworden war, ging er daran, das überall zerstreute Familienarchiv zu sammeln und an einem geeigneten Ort unter Verschluß zu bringen. Zusammen mit seinen Söhnen Max und Franz (dem Verfasser der jüngsten und umfangreichsten Familiengeschichte), sowie dem Neffen Benno, wurden die Akten und Urkunden gereinigt, wenn notwendig getrocknet und in Aktendeckel verpackt. Zwar wurde auch damit begonnen, dem Archiv eine neue Ordnung zu geben, doch durchkreuzte der Verlust des letzten angestammten Familienbesitzes, der Herrschaft Weißenstein, im Jahr 1882 die Durchführung dieses Vorhabens. 1881 hatte die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank als Hypothekengläubiger das Familienarchiv pfänden und versiegeln lassen. Da durch das Ergebnis der Zwangsversteigerung von Poppenreuth und Friedenfels alle Schulden gedeckt werden konnten, wurde das Archiv der Familie zurückgegeben.
Um weitere Bedrohungen des Archivs für die Zukunft auszuschließen, schloß die Familie Notthafft am 8. März 1882 einen Vertrag mit dem Reichsarchiv München und deponierte das Familienarchiv dort als ungeteiltes und unveräußerliches Eigentum der Familie.
Bis 1884 wurde das Archiv nun unter der Leitung von Archivassessor Primbs von verschiedenen Praktikanten geordnet. Die 1184 großtenteils auf Pergament geschriebenen Urkunden, deren Reihe im Jahr 1210 beginnt, wurde im 70 Faszikel eingeteilt; die Akten wurden nach Personen und Gütern in drei Serien geordnet. Die erste umfasste vorzugsweise Prozeßakten in 69 Faszikeln mit 329 Unterabteilungen, die zweite Familiensachen und verwandte Geschlechter in 31 Faszikeln mit 242 Abteilungen, die dritte die Güter in 10 Faszikeln mit 110 Abteilungen. Heute sind die 1457 als "Literalien" bezeichneten Akten und Bände des Notthafft-Archivs nach folgendem Schema geordnet:

       A. Kopialbücher
       B. Genealogie und Familiengeschichte
       C. Die Linie der Notthafft von Weissenstein (auf Weissenstein, Friedenfels, Poppenreuth, später auch auf Runding)
       D. Die Linie der Nothaft von Wernberg (insbesondere auf Runding)
             1. Vor Graf Johann Heinrich Nothaft
             2. Das Archiv des Grafen Johann Heinrich Nothaft, Reichshofrat
                    a) Prozeßakten etc.
                    b) Akten, herrührend aus seiner Tätigkeit als Reichshofrat
                    c) Akten, herrührend aus seinen Beziehungen zu österreichischen Adelsgeschlechtern
                    Sammelakten (fast ausschließlich von Johann Heinrich Notthafft stammend)
             3. Nach Johann Heinrich Notthafft
       E. Verschiedenes
       F. Chroniken, Abhandlungen, Manuskripte, Repertorien.

Mit dem Tode des letzten männlichen Vertreters der Familie Notthafft v. Weissenstein erlosch der Eigentumsvorbehalt der Familie und das Archiv ging in das Eigentum des Bayerischen Staates über. Es befindet sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München und ist dort, wie jeder andere Archivfonds zu benutzen.
Harald Stark, Mai 2001



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