Wappen Notthafft Familie Notthafft

Notthafft-Exkursion 2012
München

Samstag 20. Oktober 2012:

Ernst Albrecht Notthafft Frhr. v. Weißenstein auf dem Münchner Waldfriedhof
Das Familiengrab von Ernst Albrecht Notthafft Frhr. v. Weißenstein auf dem Münchner Waldfriedhof
Wie man in den Medien erfahren konnte, hat es schon lange kein so warmes und aushaltend sonniges Herbstwetter gegeben, wie in diesem Jahr. Dies war ein ausgesprochenes Glück für uns, denn noch nie waren wir mit einer Notthafft-Exkursion so spät im Jahr unterwegs, wie heuer. Dies hatte seine Ursache im Oktoberfest und verschiedenen Messen, während denen man für die Übernachtung in München erheblich tiefer in die Tasche greifen muss, als außerhalb dieser Massenveranstaltungen.
Auf der Autobahn war es bis hinter Nürnberg noch ziemlich neblig gewesen. Doch noch weit vor München klarte es auf und die Sonne ließ sich blicken. Gegen 11.30 Uhr konnte ich im Hotel Kriemhild, das in ruhiger Lage unweit des ausgedehnten Nymphenburger Schlossparks aber auch nahe an verschiedenen Trambahnhaltestellen gelegen ist, mein Zimmer beziehen. Per pedes ging es dann in den nur etwa 100 Meter entfernten "Königlichen Hirschgarten", wo wir uns zur "Auftakts-Mittagstafel" verabredet hatten. Bei angeregten Gesprächen verging die Mittagspause im sonnigen Biergarten wie im Flug. Gegen 14.30 Uhr machten wir uns in Fahrgemeinschaften auf zum Waldfriedhof, wo wir zwei Notthafft-Gräbern einen Besuch abstatteten.
Gerade im bunten Herbstkleid seiner Bäume vermittelte uns der in den Jahren 1905 bis 1907 nach Plänen des damals führenden Friedhofsarchitekten Hans Grässel entstandene Friedhof einen unvergesslichen Eindruck. Das erste Grab, welches wir hier besuchten, ist die Ruhestätte der Familie des Freiherrn Ernst Albrecht Notthafft von Weißenstein. Neben ihm und seiner Gattin Berta Marie ruht hier auch deren älteste Tochter, die uns allen unvergessen bleibende Marie Therese Notthafft Freifrau von Weißenstein. Sie war es, die nach ihrer Versetzung in den Ruhestand unermüdlich an der Transkription der umfangreichen Familienchronik ihres Großonkels Franz Notthafft Freiherrn von Weißenstein arbeitete und dieselbe bis auf ihre Generation ergänzte. Wir hatten das Glück, dass sie die Notthafft-Exkursionen der Jahre 1998, 2000 und 2001 mit ihrem umfassenden Wissen um die Familiengeschichte bereichert hat. Unsere Aktivitäten rund um die Notthafft'sche Familiengeschichte hat sie stets mit Interesse begleitet und nach Kräften unterstützt. Die schlichte Sandsteinplatte trägt unter dem Familienwappen folgende Inschriften:

ERNST ALBRECHT
NOTTHAFFT FREIHERR VON WEISSENSTEIN
* 9. 9. 1881 + 5. 5. 1949

BERTA MARIE
NOTTHAFFT FREIFRAU VON WEISSENSTEIN
GEB. FREIIN VON MAUCHENHEIM
GEN. BECHTOLSHEIM
* 31. 1. 1890 + 5. 10. 1982

MARIE THERESE
NOTTHAFFT FREIFRAU VON WEISSENSTEIN
* 22. 3. 1922 + 7.4.2010


Das Grab von Ernst Albrechts Eltern, Benno Notthafft Freiherrn von Weißenstein und dessen Gemahlin Katharina, geb. Thumer, befand sich auf dem Regensburger Friedhof und wurde, wie uns Herr von Bechtholsheim berichtete, im 2. Weltkrieg zerstört.
Das zweite Notthafft-Grab auf dem Waldfriedhof ist - wie uns seine Urenkelinnen Trudi Graßmann und Eva Sanfilippo zu erzählen wussten - für den am 9. Mai 1910 in München verstorbenen Albrecht Notthafft Freiherrn von Weißenstein und dessen am 15. Mai 1892 in Würzburg unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommene Ehefrau Laura, geb. Nobiling, angelegt worden. Ihre Namen sind heute zwar nicht mehr auf den Inschrifttafeln verzeichnet, doch - so äußerte sich Harald Stark - könnten diese vielleicht noch auf den nicht sichtbaren Rückseiten derselben zu lesen sein. Das Grabmal ist von einem Bildstock bekrönt, dessen Gehäuse von einer gedrehten Säule getragen wird. Das Gehäuse zeigt auf der Vorderseite in einer flachen Nische das Hüftbild einer Madonna mit Kind. Darunter stehen in Großbuchstaben die Familiennamen VON NOTTHAFFT und GRASSMANN geschrieben. Im Sockelbereich sind drei Marmortafeln mit folgenden Namen und Daten eingelassen:
Familiengrabstätte v. Notthafft/Grassmann
Die Familiengrabstätte v. Notthafft/Grassmann
auf dem Münchner Waldfriedhof
Links: TOSKA FRFR.v.NOTTHAFFT
GEB. DESSAUER
* 3.7.1879 ZU ASCHAFFENBURG
+ 7.12.1925
DR ALBRECHT FRH.v.NOTTHAFFT
A.O.UNIVERSITÄTSPROFESSOR
* 10.9.1868 + 22.10.1950
Rechts: PETER GRASSMANN
OBERFORSTMEISTER
* 20.6.1865 + 6.8.1931
MARIE GRASSMANN
9.10.1869 + 14.3.1935
MARIANNE GRASSMANN
*1.1.1943 + 7.7.2000
Mitte: DR. HANS GRASSMANN
* 31.7.1902 + 10.3.1977
LORE GRASSMANN
* 20.3.1935 + 20.7.1993
PRAXEDIS GRASSMANN
GEB.v.NOTTHAFFT
* 24.7.1909 + 2.4.1995
Burg Hohenberg an der Eger
Miniatur der Burg Hohenberg a. d. Eger aus dem Jahr 1902 im Besitz der Familie Grassmann
Besonders für unseren Forstmann Norbert Reger war es interessant zu hören, dass Peter Grassmann Förster in Hohenberg an der Eger gewesen war und Dr. Hans Grassmann dort auch geboren ist, denn von einer Forstdienststelle in diesem Ort hatte er bisher noch nichts gehört gehabt. Norbert Sack wusste auch, dass schon 1814 Carl Magnus Hutschenreuther bei seinem späteren Schwiegervater, Förster Reiß, einem gebürtigen Weidenberger, in Hohenberg zu Besuch war. Durch diesen ergab es sich auch, dass in Hohenberg eine Porzellanfabrik entstand, weil es gute Tonerde in der Nähe gab. Johanna Reiß, die älteste Tochter des Försters, wurde später die Frau Hutschenreuthers. Trudi Grassmann hat Harald Stark schon vor längerer Zeit das Foto einer sehr schönen Miniatur der Burg Hohenberg zukommen lassen, die an die dortige Tätigkeit ihres Großvaters erinnert.

Angesichts dieser Gräber jüngerer Notthafft'scher Familienmitglieder wurde auch die Frage nach dem Begräbnisort des Familienchronisten Franz Notthafft Freiherr von Weissenstein aufgeworfen, die aber weder Dr. Hartmann von Bechtolsheim noch Harald Stark auf Anhieb beantworten konnten. Nach der von Marie Therese von Notthafft überarbeiteten Familienchronik starb er am 25. November 1925 in Eglfing. Wahrscheinlich wurde er zusammen mit seinen Geschwistern in St. Georgen bei Dießen am Ammersee bestattet. Ob es die dortige Familiengrabstätte eventuell noch gibt, muss allerdings erst noch geklärt werden.
Den Abend verbrachten wir auf Einladung von Frau Elisabeth Lamberts im Restaurant Neue Fasanerie am Hartmannshofer Park, wo uns unsere Gastgeberin mit einem vorzüglichen Menü bewirten ließ, als dessen Hauptgericht wir uns selbstverständlich eine Fasanenbrust mit Schupfnudeln und Champagnerkraut schmecken ließen. Es war ein wunderschöner Abend mit vielen interessanten Gesprächen, für den wir Frau Lamberts den herzlichsten Dank schulden.

Sonntag 21. Oktober 2012:

Das Antiquarium der Münchner Residenz
Das Antiquarium der Münchner Residenz
Der Sonntag-Vormittag stand im Zeichen der Münchener Residenz. Der Glanz des bayerischen Herzogshofes war es, der den Adel und natürlich auch die Familie von Notthafft einst nach München lockte. Wir danken Frau Dr. Sabine Heym, der Leiterin der Museumsabteilung der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, dass sie sich dazu bereit erklärt hat, uns persönlich in den Räumen der Münchener Residenz den Glanz des Hoflebens, das Hofzeremoniell und die damit verbundenen Aufgaben des Adels näher zu bringen.
Anders, als etwa die Residenz in Würzburg, ist das Münchner Herzogsschloss nicht aus einem Guss entstanden. Mit der Vereinigung aller im Mittelalter entstandenen Teilherzogtümer und dem Erlass des Primogeniturgesetzes, wonach Bayern in Zukunft unteilbar und der männliche Erstgeborene der Regent des Landes sein sollte, hatte Herzog Albrecht IV. 1506 die Weichen zur Entwicklung Bayerns zum mächtigsten Territorium Süddeutschlands gestellt. Die Residenz in München wurde damit zum herrschaftlichen und kulturellen Zentrum des Landes. Fast jeder Regent fügte dem sich um die ab 1385 entstandene Neuveste entwickelnden Gebäudekomplex etwas hinzu. Dabei gingen die traditionsbewussten Wittelsbacher jedoch mit dem Erbe ihrer Vorgänger meist sehr pietätvoll um, so dass bis heute von der Renaissance bis zum Klassizismus alle Kunststilrichtungen in der Münchener Residenz vertreten sind.
Tafel der bayerischen Herzöge im Antiquarium der Münchner Residenz
Die Estrad im Antiquarium - Schauplatz der offenen Tafel der bayerischen Herzöge
Als Herzstück der Münchner Residenz kann zweifelsfrei das Antiquarium bezeichnet werden, das um 1570 als Heimstatt der umfangreichen Antikensammlung Herzog Albrechts V. errichtet worden ist. Dessen Sohn, Herzog Wilhelm V., ließ den Sammlungsraum ab 1584 zu einem riesigen Bankett- und Festsaal umgestalten. Auf einer um 6 Stufen über dem Saal erhöht gelegenen Estrade stand einst die von einer aus Rotmarmor gefertigten Ballustrade umschrankte Fürstentafel. Hier pflegte der Herzog die im 16. Jahrhundert an den europäischen Fürstenhöfen übliche "offene Tafel" zu zelebrieren. Vor den Augen der im Saal versammelten Hofgesellschaft pflegte der Fürst mit gleichrangigen Mitgliedern seiner Familie oder hochrangigen Gästen zu speisen. Bedient wurde er dabei von den ranghöchsten Mitgliedern des Hofstaats. Ganz Bayern sollte hier der herzoglichen Familie huldigen, denn immerhin schmücken von Hans Donauer 1583 gemalte Ansichten von 102 bayerischen Städten, Märkten, Burgen und Schlössern die Fensternischen des Antiquariums, das mit seinen 69 Metern Länge als der größte Renaissancesaal nördlich der Alpen gilt.
Das innere Audienzzimmer der Reichen Zimmer
Das innere Audienzzimmer der Reichen Zimmer
War die Münchener Hofkultur im 16. Jahrhundert besonders am Renaissance-Hof der Medici in Florenz orientiert, so richtete sich das Zeremoniell seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts nach dem Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. von Frankreich aus. In den Reichen Zimmern, die der nach der Kaiserwürde strebende Kurfürst Karl Albrecht um 1730 durch Joseph Effner und François Cuvilliés d. Ä. neu gestalten ließ, konnte uns Frau Dr. Heym einige sehr interessante Einblicke in das damalige Hofzeremoniell vermitteln. Herbert Brunner schilderte diese Räume und ihre Funktion 1960 folgendermaßen:
"Die »grausambe brunst in den neugebaueten Zimmern der Residenz«, 1729, erforderte schleunigen Ersatz, denn gerade diese Räume im Obergeschoß (über der Ahnengalerie) galten doch dem seit Louis XIV. gebräuchlichen Hofzeremoniell, das die Person des Kurfürsten zu umkreisen hatte, sie galten dem streng geordneten höfischen Tageslauf, der es dem Fürsten auferlegte, sich zwischen dem feierlichen »Lever« und dem nicht minder solennen »Coucher« — symbolträchtigen Zeremonien in Gegenwart der höchsten Würdenträger — den obligaten Konferenzen, Audienzen und so weiter hinzugeben. Francois Cuvilliés erhielt die Aufgabe der Wiederherstellung, die einer Neugestaltung gleichkam. So entstanden von 1730 bis 1737 die »Reichen Zimmer«, in denen auch wieder die Schnitzmeister Miroffsky, Dietrich, Pichler und der Stukkateur Johann Baptist Zimmermann ihr Wirkungsfeld bekamen. Die neue Raumfolge gipfelt im Paradeschlafzimmer, dessen Bettapsis mit rotem goldbesticktem Lyoner Samt ausgeschlagen ist. Die Raumzier behandelt, im Weiß-Gold-Akkord der Schnitzerei und Stukkatur, das Thema der Jahres- und Tageszeiten, die der fürstlichen Gnadensonne ihre Huldigung darbringen. Kostbarstes Mobiliar — französische Kommoden mit chinesischer Lackmalerei, feingeschnitzte Konsoltische, Prunkuhren und porzellanene Ziergegenstände — erfüllt das Sanctissimum absoluter Fürstenherrlichkeit. Diesem folgt, gegen Westen, das Geheime Kabinett, ein Spiegelkabinett, wie es der Illusionismus dieser Zeit liebte, und ein besonders kostbarer Nebenraum, der als »Miniaturenkabinett« eine Gemäldegalerie en miniature darbietet. Die Stelle eines Ausgangs besetzte ein großer Spiegel, um die Raumflucht, die auf der Gegenseite ebenfalls mit einem Spiegel antwortete, ins Unendliche zu erweitern.
Das Paradeschlafzimmer der Reichen Zimmer
Das Paradeschlafzimmer der Reichen Zimmer
Die Vorräume des Paradeschlafzimmers ordnen sich nach hergebrachtem »Kanon«: vor dem mit rotem Genueser Seidendamast ausgespannten Konferenzzimmer, in dem »nur Geschäfte von der ersten Wichtigkeit abgehandelt« werden, liegt ein »Inneres Audienzzimmer«, »da nur Gesandte vom ersten Rang empfangen werden«. In dieses münden, rechtwinkelig von Norden, die Effnerzimmer mit einem »Äußeren Audienzzimmer«, dem »gewöhnlichen« (wie Rittershausen berichtet), und der »Antichambre«. Gegen Osten schließt sich, zunächst in der Flucht der Reichen Zimmer (also an das Innere Audienzzimmer anstoßend), doch dann gegen Süden umknickend, die große Gemäldegalerie, »Grüne Galerie« geheißen. Sie erforderte einen ganz neu errichteten Trakt, der den südlichen Kabinettsgarten hälftete. Und dieser Galerietrakt, für den Cuvilliés eine seiner feinsten Palastfassaden ersann, war Eingang in die Reichen Gemächer Carl Albrechts, des Reichsadministrators und römischen Kaisers. Aus würdevoller, säulenbesetzter Erdgeschoßhalle leitete ursprünglich eine marmorne Prunktreppe hinauf zur Grünen Galerie, die mit den Reichen Zimmern verband." (Die Residenz zu München, Sonderausgabe der Zeitschrift »Bayerland«, München 1960, S. 17)
Bedeutende Besucher wurden vom Kurfürsten also im Konferenzzimmer oder gar im Paradeschlafzimmer des Kurfürsten empfangen; Gäste von geringerem Rang kamen höchstens bis in das äußere oder innere Audienzzimmer. Im Rahmen höfischer Festlichkeiten waren die Reichen Zimmer auch für die höheren Chargen der Hofgesellschaft geöffnet. Das Personal in den persönlichen Bereichen des Fürsten, der Fürstin, der Prinzen - sofern sie bereits einen eigenen Hof hielten - war den Hofmeistern, bzw. Hofmeisterinnen untergeordnet. Den persönlichen Dienst bei den Mitgliedern der herzoglichen Familie versahen die adeligen Kämmerer und Hofdamen. Junge Adelige wurden als Kammerjungfrauen oder Pagen zur Erziehung an den Hof geschickt. Diese und die höchsten Hofbeamten, wie die Hofmeister und Hofmeisterinnen wohnten in der Residenz in der Nähe der fürstlichen Personen, für deren Wohlergehen sie verantwortlich waren. Dass um diese Zeit auch die Familie Notthafft größtes Ansehen am kurfürstlichen Hof genoss, mag der Umstand erhellen, dass Kurfürst und Erzbischof Joseph Clemens von Köln und dessen Neffen, der damalige Kurprinz Karl Albrecht und Herzog
Die Feldherrnhalle am Münchener Odeonsplatz
Die Feldherrnhalle am Münchener Odeonsplatz
Ferdinand Maria von Bayern, im Jahr 1718 für den Generalleutnant Maximilian Emanuel Notthafft von Weißenstein beim Grafen von Haimhausen als Heiratswerber auftraten. (BayHStA. München, Notthafft-Lit. 165)
Neben der Ahnengalerie, dem Antiquarium und den Reichen Zimmern hatte uns Frau Dr. Heym auch in die Trierzimmer, zur Kaisertreppe und in den Kaisersaal der Residenz geführt. Zweieinhalb Stunden, in denen wir viel Wunderschönes gezeigt und noch viel mehr Interessantes erzählt bekamen, sind dabei wie im Fluge vergangen. Wir dankten unserer Führerin und verabschiedeten uns von der Residenz, um uns beim "Franziskaner" für das Nachmittagsprogramm zu stärken.
Der Nachmittag gehörte dann dem ehemaligen Hausbesitz der Notthaffte und verwandter Familien. Zunächst warfen wir aber noch einen Blick auf die große Freifläche des Max-Joseph-Platzes vor der Oper und der Residenz. Bis 1802 stand
Der Bankpalast der Bayerischen Staatsbank in München
Der Bankpalast der Bayerischen Staatsbank in der Kardinal-Faulhaber-Straße
hier das Münchner Franziskanerkloster, in dem drei Notthaffte ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten: Die Hofmeisterin Barbara Notthafft, geb. Truchseß von Waldburg (+ 1531), Maria Juliana Regina Notthafft von Weißenstein (+ 1663) und Marquard Ludwig Notthafft von Weißenstein (+ 1712). Das unweit davon, gegenüber der Residenz gelegene Preising-Palais, wurde als Beispiel eines zumindest von der Fassade her erhalten gebliebenen Adelspalais näher in Augenschein genommen. Leider war das rekonstruierte, sehr sehenswerte Treppenhaus am Sonntag verschlossen. Direkt in der Nachbarschaft befindet sich seit 1844 die Feldherrnhalle, an deren Stelle in bester Lage, in nächster Nähe zur fürstlichen Residenz und zum Schwabinger Tor, einst ein Palais stand, welches sich von 1667 bis um 1690 in Notthafft'schem Familienbesitz befand.
Nach einem kurzen Besuch in der Theatiner-Kirche, wo sich 1801 im "Winterchor" Karl Philipp Notthafft von Weißenstein und Maria Ludowika von Gumppenberg das Jawort gaben, ging es weiter in die Kardinal-Faulhaber-Straße. Im dortigen Gebäude der Bayerischen Staatsbank hatte unser hochverehrter Dr. Hartmann Frhr. von Bechtolsheim gleich links neben dem Eingang sein Büro. Interessanter Weise war das Vorgängergebäude dieses Bankpalastes einst im Besitz der mit den Notthafften verschwägerten Grafen von Perusa. Am nahen Promenadenplatz, dort wo sich heute die Commerzbank befindet, hatte einst der Hofrat Wolf Heinrich Notthafft Graf von Wernberg seinen Wohnsitz.
Die Dreifaltigkeitskirche in München
Die Dreifaltigkeitskirche
Das Alte Rathaus am Münchner Marienplatz mit dem berühmten Glockenspiel
Das Alte Rathaus am Münchner Marienplatz mit dem berühmten Glockenspiel
Die Dreifaltigkeitskirche in der Pacellistraße, die einst auch als Klosterkirche der Karmelitinnen diente, entstand zwischen 1711 und 1718 an Stelle eines Hauses, das sich für einige Zeit ebenfalls in den Händen der Grafen von Perusa befunden hat. Im Münchner Karmelitinnenkloster wirkte Josefa Antonia Notthafft Gräfin von Wernberg von 1713 bis 1730 als Superiorin. Da in der Kirche gerade Messe gefeiert wurde, wagten sich nur zwei Exkursionsteilnehmer ins Innere, während die Übrigen den Ausführungen von Harald Stark außerhalb der Kirche lauschten. Nach einem kurzen Blick auf den Turm der Maxburg, der als einziges Relikt von diesem ehemaligen Wittelsbacher-Schloss übrig geblieben ist, ging es durch die Ettstraße zur Kaufinger Straße. Unterwegs erzählte uns Frau Lamberts, dass ihr Vater, Ernst Albrecht Notthafft von Weißenstein, nach dem I. Weltkrieg hier kurzzeitig im Polizeigefängnis einsitzen musste, weil bei ihm im Zuge einer Personenkontrolle ein feststehendes Messer gefunden wurde. Am Marienplatz angekommen, fanden wir Platz im Café Glockenspiel, wo wir bei Kaffee und Kuchen sowie hausgemachter Limonade das Turnierstechen und den Schefflertanz des Glockenspiels in Augenhöhe verfolgen konnten. Beim 2. Durchgang stieß Caspar Notthafft von Wernberg auf Aholming seinen Gegner vom Sattel. Der Tag fand seinen würdigen Abschluss wieder im „Königlichen Hirschgarten“, wo wir uns im kleinen Kreis im warmen Inneren das Abendessen schmecken ließen.

Montag 22. Oktober 2012:

Urkunden im Magazin des Bayerischen Hauptstaatsarchivs
Die Regale mit den Notthafft-Urkunden im Magazin des Bayerischen Hauptstaatsarchivs
Am Montag trafen wir uns in der Schönfeldstraße um 10.00 Uhr zu einer Führung durch das Bayerische Hauptstaatsarchiv, wo in der Abteilung I das Familienarchiv der Notthafft aufbewahrt wird. Archivrätin Dr. Monika von Walter begrüßte uns sehr herzlich und führte uns dann in den 2. Stock, wo wir in einem Raum mit alten Herrscherportraits eine allgemeine Einführung bekamen. Dann hatte sie schon 2 Kisten mit alten Büchern und Dokumenten aus dem Notthafft-Archiv bereitgestellt. Alle standen nun hochinteressiert um die seltenen Stücke herum, und warteten gespannt darauf, was in den verschnürten Päckchen oder im aufgeschlagenen Folianten zum Vorschein kam. Manche Urkunden waren noch recht gut beisammen samt gut erhaltenen Siegeln. Bei anderen war der Zustand schlechter und das Siegel in mehrere Teile zerbrochen. Eine Urkunde wurde gar nicht aufgefaltet, da die Gefahr bestand, dass sie dabei weiter kaputt gehen könnte. Glücklicherweise existiert von dieser Urkunde eine Abschrift. Bei den Chroniken waren natürlich die mit den gemalten Wappen und Figuren die interessantesten.
Im Magazin für großfarmatige Karten und Pläne
Im Magazin für großfarmatige Karten und Pläne
Die älteste dieser Chroniken ist die 1531 von Pfarrer Rettinger in Aholming verfasste und behandelt die Wernberger Linie. Diese ist noch in 3 Exemplaren vorhanden, wovon sich 2 in Familienbesitz befinden. Die beiden anderen reich bebilderten Familienchroniken verfasste Johann Sigmund Prechtl von Sittenbach um 1625. Von der Chronik der Weißenstein-Bodensteiner Linie gibt es noch ein Exemplar im Besitz der Familie, während von der Chronik der Wernberger Linie nur das eine im Hauptstaatsarchiv sich befindliche Exemplar bekannt ist. Alle 3 genannten Familienchroniken wurden von Harald Stark transkribiert und können bei Franz Hofmann als Faksimile mit der Stark´schen Abschrift bezogen werden. Anschließend gingen wir durch den Lesesaal ins Magazin. Im ganzen Hauptstaatsarchiv mit sämtlichen Außenposten lagern über 50 km Archivalien, wobei sich der Bestand jährlich um rund 500 m erweitert. Wir besuchten den Ort, wo die Notthafft-Urkunden lagern - die Dokumente sind in praktischen Urkundenkisten aus Aluminium in Papierumschlägen verwahrt. Dann enthüllte uns Frau von Walter die älteste Urkunde im ganzen Archiv. Diese wurde 794 ausgestellt und von Kaiser Karl dem Großen abgezeichnet. Weiter zeigte sie uns einen Siegeligel; so nennt man Urkunden mit sehr vielen Siegeln - bei dem uns
Das Stadtschreiberhaus in München
Das Stadtschreiberhaus in der Burggasse ist das älteste erhalten gebliebene Bürgerhaus Münchens
gezeigten waren es weit über hundert. Zum Abschluss gingen wir noch in die Plankammer, wo die überformatigen Pläne an verschiebbaren Vorhangstangen an der Decke hängen. Da gab es zwei Notthafft-Stammbäume in Form eines Pfaus. Diese beiden Stammbäume sind 1768 in einem uns oben auch vorgelegten Nachlaßinventar von Runding erwähnt. Es gab sogar einen Stammbaum dort, der bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht - diesen hatte sogar unser Notthafft-Experte Harald Stark an diesem Tag zum ersten Mal gesehen.
Zum Mittagessen versammelten wir uns im 1. Stock des ältesten noch erhaltenen Wohngebäudes in München: Dem sogenannten Stadtschreiberhaus in der Burggasse, das mit seiner bemalten Fassade und den "Ohrwatschelhäuschen" auf dem Dach noch
Innenhof der Münchner Kaiserburg
Im "Alten Hof", der Innenhof der Münchner Kaiserburg
einen Eindruck der alten Münchner Bürgerhäuser vermittelt. Hier begrüßt heute der Stadtwirt Hofer seine Gäste und bewirtet sie mit einheimischen Spezialitäten. Nur wenige Schritte vom Stadtschreiberhaus führt ein Torturm ins Innere des Alten Hofes. Ludwig der Strenge hatte diesen Gebäudekomplex bald nach 1255 als erste Wittelsbachische Residenz im Münchner Stadtgebiet gegründet. Da Kaiser Ludwig der Bayer (1328 - 1347) sich hier am liebsten aufhielt und sich mit diesem Titel sicher auch besser werben lässt, wird der "Alte Hof" heutzutage als "Münchner Kaiserburg" bezeichnet. Viel ist von seiner alten Pracht jedoch nicht mehr übrig geblieben. Ein Teil des Gebäudekomplexes dient heute - betitelt in gediegendstem "Denglisch" - als "infopoint museen & schlösser in bayern". In der Tat ist ein Besuch dieses Informationszentrums absolut lohnend. Denn man erhält dort nicht nur aktuelles und umfassendes Material zum Museums- und Schlösserland Bayern sondern findet in den historischen Gewölben des Untergeschosses eine interessante Ausstellung und
Isartor in München
Auf dem polygonalen Geschützturm des Isartors ist das Notthafft-Wappen zu sehen
sehenswerte Tonbildschauen zur Geschichte Münchens und des Alten Hofes. Nach dem Motto "In der Kürze liegt die Würze" erhalten Touristen und Einheimische wissenswertes über die Hauptstadt Bayerns vermittelt.
Vis á vis des Alten Hofes hatte Herzog Albrecht V. in den Jahren 1563 bis 1567 das Marstall- und Kunstkammergebäude errichtet, ab 1809 diente das Gebäude als Münze und heute befindet sich das Bayerische Landesamt für Denkmalpfege in seinen Mauern. Wir bewunderten den Renaissance-Innenhof der "Alten Münze" mit seinen sich über drei Etagen erstreckenden Arkaden und Laubengängen. Als nächste Station wurde das "Platzl" angesteuert, wo im Bereich des heutigen Orlando-Hauses einst der berühmte Hofkapellmeister Orlando di Lasso und der Hofmaler Peter Candid wohnten. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war auch dieses Gebäude für einige Jahre in den Händen der schon bekannten Grafen von Perusa. Seinen Abschluss fand die Notthafft-Spurensuche in München beim Isartor. Dieses 1833 in historischen Formen wiederhergestellte Bauwerk wurde nicht allein mit einem großen Fresko, welches den Einzug Ludwigs des Bayern nach dem Sieg von Mühldorf und Ampfing in die jubelnde Stadt München zeigt, sondern auch mit den Wappen der Adelsgeschlechter, Städte und Märkte, die an diesem Sieg Anteil hatten, geschmückt. Am südwestlichen Flankierungsturm der Barbakane findet sich auch das Notthafft'sche Wappenschild als Mosaik ausgeführt.
Text: Norbert Sack und Harald Stark
Fotos: Harald Stark



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