Wappen Notthafft Familie Notthafft

Auf den Spuren des Berchtesgadener Fürstpropsts
Cajetan Anton und die Notthafft im Salzburger Land

- Nachlese zur Notthafft-Exkursion 2008 -

Prozession der Grassauer Bruderschaften
Maria Juliane, deren Schwiegertochter Maria Magdalena und Enkel Achatz Ludwig d. J. bei der Prozession der Grassauer Bruderschaften - Fresko aus dem Jahr 1707 in der Kirche zu Grassau
Freitag, 12. September

Vor zehn Jahren starteten erstmals Nachkommen der bayerischen Uradelsfamilie Notthafft und Forscher, die sich mit diesem Geschlecht beschäftigen, zu einem gemeinsamen Ausflug. Anlässlich dieses Jubiläums haben sich die Organisatoren diesmal etwas besonderes einfallen lassen: Eine Tour durch die herrliche Bergwelt Berchtesgadens auf den Spuren des Fürstpropstes Cajetan Anton Notthafft.
Der bewährten Tradition folgend begann die Exkursion auch in diesem Jahr mit einem gemeinsamen Mittagessen. Zu diesem trafen sich die Exkursionsteilnehmer nach und nach im Gasthaus Sperrer in Grassau, wo die auf der Speisenkarte angebotenen Dampfnudeln mit Vanillesauce besonderen Anklang fanden. Beim anschließenden Besuch der Grassauer Kirche konnten wir die Aussage des Schnell & Steiner'schen Kunstführers, wonach dieselbe zu den eindrucksvollsten und kunstgeschichtlich wertvollsten Gotteshäusern des Chiemgaues zählt, voll bestätigen. Von 1655 bis 1763 übten über drei Generationen hinweg Mitglieder der Familie Notthafft das Pflegeramt im benachbarten Marquartstein aus. Dass sie damals auch nachhaltigen Einfluss auf das kirchliche Leben in Grassau nahmen, beweist die Gründung der Skapulierbruderschaft im Jahr 1700 durch Maria
Grabstein für Achatz Ludwig d. Ä. Drei-Königs-Relief
Grabstein für Achatz Ludwig d. Ä.
(† 1698)
Das von Maria Magdalena Notthafft gestiftete Drei-Königs-Relief
Juliane Notthafft Freiin v. Weißenstein und deren Schwiegertochter Maria Magdalena. Beide finden sich auf dem 1707 vom Priener Maler Jacob Carnutsch geschaffenen Bild an der Unterseite der Westempore abgebildet. Bei dem jungen Mann, der seiner Großmutter Maria Juliane das Parasol trägt, handelt es sich um Achatz Ludwig d. J. Notthafft, der bis zu seinem Tod 1763 die Pflege Marquartstein inne hatte.
Leider fanden wir den Chorraum abgesperrt und die Alarmanlage aktiviert vor, so dass wir den Grabstein des 1698 verstorbenen Marquartsteiner Pflegers Achatz Ludwig Notthafft, der zudem von einem Leuchter verstellt war, nicht näher in Augenschein nehmen konnten. Der Verstorbene war ein Schwager Maria Magdalenas und ein Onkel Achatz Ludwigs d. J.
Auch das zur Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges von Maria Magdalena Notthafft gestiftete Relief mit der Anbetung der Hl. Drei Könige im äußeren südlichen Seitenschiff der Kirche konnten wir nur von der Ferne betrachten.
Burg Marquartstein
Burg Marquartstein
Nun ging es weiter nach Marquartstein, wo die Notthafft von 1655 bis 1763 das Pflegamt ausübten. Das Burgtor blieb uns verschlossen; so konnten wir nur einen kurzen Blick von außen auf die Burg werfen, in der am 23. Juni 1670 der spätere Berchtesgadener Fürstpropst Cajetan Anton als jüngstes der zehn Kinder des Pflegers Achatz Adam Notthafft und dessen Frau Maria Juliane, geb. Kapfer v. Pileck, das Licht der Welt erblickt hatte.
Die rund 70 Kilometer lange Fahrt auf der "Deutschen Alpenstraße" (B 305) nach Ramsau erwies sich als nicht unproblematisch. Reit im Winkl war so stark mit wild durcheinander laufenden Touristen überfüllt, dass mancher Exkursionsteilnehmer die Wegweiser übersah und sich plötzlich im österreichischen Kössen wieder fand. In Reit im Winkl war es, wo Cajetan Anton 1705, damals noch einfacher Kapitular im Chorherrnstift Berchtesgaden, an der Spitze einer bayerischen Miliz die Österreicher zurückwarf. Wie ein in der dortigen Kirche ausliegendes Faltblatt über die Kirchen und Kapellen Reit im Winkls berichtet, war das nach einem Blitzschlag im Jahr 1718 weitgehend zerstörte Gotteshaus nach dem Wiederaufbau "von Fürstprobst Anton von
Deckengemälde in der Kunterweg-Kirche
Das Deckengemälde in der Kunterweg-Kirche verherrlicht die Vertreibung der Berchtesgadener Protestanten durch Cajetan Anton
Berchtesgaden neu eingeweiht" worden. Dabei kann es sich eigentlich nur um unseren Cajetan Anton handeln, der von 1732 bis 1752 Fürstpropst in Berchtesgaden gewesen ist.
Im Ramsau angekommen ließen wir uns zunächst etwas Zeit, um unser Quartier beim Oberwirt zu beziehen. Wir logierten in einer im frühen 16. Jahrhundert vom Berchtesgadener Propst Gregor Rainer (1508 - 1522) gegründeten Stiftstaverne. Kurz vor 16.00 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Wallfahrtskirche Maria Kunterweg. Beim Binderhäusl parkten wir unsere Fahrzeuge und wanderten den tief in den Felsengrund eingeschnittenen Lattenbach entlang bis zur Kirche. Leider war auch hier - trotz vorherigem Telefonat mit dem Pfarrer - das Gitter zum Kirchenraum verschlossen, so dass das Deckenbild, in dem Cajeten Anton, der am 9. Juli 1731 den Grundstein zum Kirchenbau gelegt hatte, die Vertreibung der Protestanten aus dem Berchtesgadener Stiftsland verherrlichen ließ, kaum zu sehen war. Schon bald nach seiner Wahl - am 26. Oktober 1732 - hatte Cajetan Anton ein Emigrationspatent erlassen, dem zufolge alle Protestanten das Land innerhalb von drei Monaten verlassen sollten. Der Protestantismus war von Salzburg/Hallein aus in das Berchtesgadener Stiftsland vorgedrungen und hatte sich vor allem in dessen Randgebieten, die von den Geistlichen in Berchtesgaden und Marktschellenberg nur unzureichend seelsorgerisch betreut werden konnten, festgesetzt. Gerade diese Bereiche waren nach dem Exodus in den Jahren 1732/33, während dessen rund 1000 Berchtesgadener - das entspricht etwa einem Viertel der damaligen Bevölkerung des Stiftslandes - das Land verließen, nahezu völlig entvölkert.
Zurück in Ramsau, statteten wir der dortigen Pfarrkirche noch einen Besuch ab. Diese hatte während der Regierung von Fürstpropst Cajetan Anton im Jahr 1743 einen neuen Hochaltar erhalten. Seinen Ausklang fand der übrigens völlig verregnete erste Exkursionstag beim gemeinsamen Abendessen beim Oberwirt.

Der Schnitzaltar in der Kirche zu Gampern
Der Schnitzaltar in der Kirche zu Gampern
Samstag, 13. September

Nachdem für diesen Tag längere Überland-Fahrten nach Österreich geplant waren, holte uns der Bus der Firma Färbinger in Berchtesgaden, den wir für das Wochenende gebucht hatten, schon um 8.30 Uhr bei unserem Quartier ab. Bei Grödig ging es auf die österreichische Autobahn und nach etwa anderthalbstündiger Fahrt erreichten wir Gampern, das erste Ziel des Tages. Hier hatte der Passauer Dompropst Wilhelm Notthafft um 1500 einen prächtigen Schnitzaltar gestiftet, der dem Gmundener Bildhauer Leonhard Astl oder dem Passauer Meister Martin Kriechpaum zugeschrieben wird. Auf dem an der linken Seite der Predella angebrachten Tafelbild mit der Darbringung Jesu im Tempel ist am unteren Bildrand der Stifter des Altars mit dem notthafft'schen Familienwappen dargestellt.
Wilhelm Notthafft - der Stifter des Gamperner Altars
Wilhelm Notthafft - der Stifter des Gamperner Altars
Neben dem auf einer vor 1490 entstandenen Votivtafel im Diözesanmuseum Trient dargestellten Kanoniker Georg Notthafft, ist die Darstellung Wilhelms auf der Gamperner Predella das älteste bisher entdeckte Portrait eines Notthafft'schen Familienmitgliedes. Von Frau Gebetsberger, die uns kompetent und anschaulich Kirche und Altar erläuterte, wurden wir allerdings noch auf den 1512 verstorbenen Salzburger Domherrn Christoph Notthafft als möglichen Stifter des Altars hingewiesen. In einer ihr vom Verfasser zur Verfügung gestellten Diplomarbeit werde aufgrund von angeblichen Unterschieden an dem auf der Predella dargestellten Wappen der genannte Christoph Notthafft als Stifter ins Gespräch gebracht. Wir konnten jedoch keine Abweichung von der üblichen Darstellung des Notthafft'schen Familienwappens feststellen. Frau Gebetsberger will uns die entsprechenden Seiten der Arbeit als Kopien zur Verfügung stellen.
Schloss Goldegg im Pongau
Schloss Goldegg im Pongau
Von Gampern ging es nun in wiederum etwa 90minütiger Fahrt nach Goldegg im Salzburger Pongau. Hier ging es zunächst in die Dorfschänke zum Mittagessen. Bei der anschließenden Schlossbesichtigung hatte sich Organisator Harald Stark etwas mit der Zeit verkalkuliert. Bei der Vorbesichtigung hatte er nur den Wappensaal sowie die unter demselben liegenden spätmittelalterlichen Bohlenstuben besichtigt und dafür eine Stunde Zeit eingerechnet. Nun führte uns die Führerin aber zunächst in das Heimatmuseum, von dessen Existenz Stark nichts wußte. Hier erhielten wir zunächst eine Erläuterung zur Geschichte der Burg, dann ging es durch die einzelnen Räume, die sich über das Obergeschoss des Süd-, West- und Ostflügels bis zum Wappensaal im Nordflügel hinziehen. Die Räume des Museums sind mit bäuerlichem Interieur und volkskundlichen Exponaten ausgestattet.
Wappensaal im Schloss Goldegg
Der Wappensaal im Schloss Goldegg
Im Wappensaal, der 1536 im Auftrag des Schlossherrn Christoph Graf gestaltet wurde, erklärte Dr. Hartmann v. Bechtolsheim das an der Wappendecke angewandte Quaternionen-System, bei dem man die Reichsverfassung in Vierergruppen - hier in Form von Wappen - sichtbar machen wollte. Hier befinden sich anschließend an das Wappen Christoph Grafs und seiner Vorfahren - darunter auch das Notthafft'sche Familienwappen - von West nach Ost jeweils die Wappen der vier Burgen, der vier Bauern, der vier Dörfer, der vier Städte, der vier Ritter, der vier Freiherrn, der vier Grafen, der vier Burggrafen, der vier Landgrafen, der vier Markgrafen, der vier Vikare, der vier Herzöge, der vier weltlichen Kurfürsten, der drei geistlichen Kurfürsten und des Podesta von Rom sowie die Wappen der Königreiche Ungarn und Böhmen, des Deutschen Reiches, des römischen
Notthafft-Wappen
Das Notthafft-Wappen im Wappensaal zu Goldegg
Kaisers und der habsburgischen Erbländer. An den Hohlkehlen zwischen Decke und Wänden finden sich schließlich die Wappen der um 1536 im Salzburger Landtag vertretenen Familien, der Salzburger Suffraganbistümer und der Mitglieder des Domkapitels.
Unter den Ausführungen unserer Führerin und den Betrachtungen im Wappensaal verging die Zeit wie im Fluge und erst als es hieß, dass wir erst in einer Viertelstunde die Bohlenstuben in der 1. Etage des Nordflügels besichtigen könnten, weil der davor liegende Saal bis dahin von den Teilnehmern einer Tagung besetzt sei, mussten wir feststellen, dass wir zeitlich fast eine Stunde in Verzug geraten waren. So hieß es schnell zum Bus zurück, um unserem nächsten Ziel zuzueilen.
Winklhof in Oberalm bei Hallein
Der Winklhof in Oberalm bei Hallein
Trotz unserer Verspätung blieb uns das Schloss Winkl in Oberalm bei Hallein, das sich als Erbe der Familie Wispeck im 16. Jahrhundert für dreißig Jahre in Notthafft-Besitz befunden hatte, nicht verschlossen. Frau Dr. Zaisberger und die Direktorin der heute im Winklhof untergebrachten landwirtschaftlichen Fachschule, Frau Schwaighofer, hatten auf uns gewartet! Das Innere des Winklhofes bot manche Überraschung. Das stattliche, auf rechteckigem Grundriß errichtete zweigeschossige Hauptgebäude enthält im Erdgeschoss einen gotisch gewölbten Raum, dessen mit Gurtbögen aus Nagelfluh gegliedertes Kreuzgratgewölbe auf einer achteckigen Mittelsäule aus Rotmarmor ruht. Eine Treppe in diesem Raum führt hinunter in einen Keller, dessen gotisches Gewölbe ebenfalls von einer freistehenden achtseitigen Säule unterstütz wird. Diese ist diesmal aus Nagelfluh gearbeitet und verfügt über
Gotisches Kellergewölbe im Winklhof
Gotisches Kellergewölbe im Winklhof
zwei Konsolen zum Aufstellen von Lichtern. Hier in diesem Keller hatten wir die unerwartete Begegnung mit einer Kröte, die direkt unterhalb der untersten Treppenstufe saß und von unserer jüngsten Exkursionsteilnehmerin, Alexandra Stark, kurzerhand auf den Namen Fridolin getauft wurde.
Das erste Obergeschoss ist durch eine gerade Treppe aus Rotmarmor mit dem Erdgeschoss verbunden. Über der gotisch gewölbten Stube im Erdgeschoss befindet sich ein gleich großer, ebenfalls gewölbter Raum. Allerdings fehlen hier die Gurtbögen und das Gewölbe ruht auf einer runden Marmorsäule. Der Nebenraum verfügt über eine hölzerne Kassettendecke auf Mittelunterzug. Der die gegenüberliegenden Räume erschließende, vom Hausflur abzweigende Mittelgang, weist zwei leicht spitzbogige Türgewände aus Nagelfluh aus. Insgesamt deuten die Baudetails im Erdgeschoss und Keller auf eine Entstehung im 15. Jahrhundert hin, während das Obergeschoss wohl im 16. Jahrhundert umgestaltet wurde.
Wispeck-Grabmäler in der Kirche zu Oberalm
Wispeck-Grabmäler in der Kirche zu Oberalm
Die in der Nachbarschaft zum Schloss Winkl gelegene Kirche in Oberalm besichtigten wir unter der Leitung von Frau Dr. Zaisberger. Hier interessierten besonders die Grabsteine von Wilhelm Wispeck (+ 1399), Conrad Wispeck (+ 1405) - mit dem teilweise aus weißem Kunststein ausgeführten Familienwappen der Wispecken - und Hans Wispeck (+ 1481).
Wir verabschiedeten uns von Frau Dr. Zaisberger und starteten zur Rückfahrt nach Ramsau. Der fortgerückten Stunde wegen verzichteten wir auf einen Besuch der Wallfahrtskirche Maria Ettenberg und begaben uns auf dem kürzesten Weg zurück ins Quartier.

Sonntag, 14. September
Am Sonntag ging es erst um 9.00 Uhr mit dem Bus ins nahe Berchtesgaden. Herr Spiegel-Schmidt, der sich uns für diesen Tag als Führer zur Verfügung gestellt hatte, geleitete uns zunächst in die Pfarrkirche St. Andreas und gab uns dort eine Einführung in die Geschichte des Marktes und des Stifts Berchtesgaden. Die St. Andreas-Kirche war im 14. Jahrhundert als Pfarrkirche für die Gemeinde Berchtesgaden errichtet
Stiftskirche und Propstei Berchtesgaden
Stiftskirche und Propstei vom äußeren Schlosshof aus
worden, da die Stiftskirche für die täglichen geistlichen Verrichtungen der Augustinerchorherren benötigt wurde und deshalb für die normalen Seelsorgebedürfnisse der Bevölkerung nicht zur Verfügung stand.
Als nächstes stand eine Führung durch das "Schloss" Berchtesgaden auf dem Programm. Als solches werden die seit der Säkularisation von den Wittelsbachern als Jagd- und Sommersitz genutzten ehemaligen Konventgebäude des Augustinerchorherrenstifts bezeichnet. Die Räume des von Cajetan Anton umgestalteten Südflügels im Bereich des äußeren Schlosshofes wurden im 19. Jahrhundert zu königlichen Wohn- und Repräsentationsgemächern umgestaltet. In den Fluren hängen Jagdtrophäen, teilweise aus fränkischer (Ansbacher) Provenienz. Das von Cajetan Anton erbaute Balbierstöckl wird noch heute von der bayerischen Herzogsfamilie als Wohnraum genutzt. Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869 - 1955) hatte die sich um den Kreuzgang gruppierten ehemaligen Klostergebäude teilweise museal eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Berchtesgadener Kirchenschatz
Der Berchtesgadener Kirchenschatz
Nach der Schlossbesichtigung ging es in die Stiftskirche. In der Sakristei erwartete uns schon der Meßner, der uns den von Fürstpropst Cajetan Anton angeschafften Kirchenschatz präsentierte. Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes hatte er mehrere Monstranzen, Kelche und andere Vasa Sacra aufgebaut. Die einzelnen Teile des Festantependiums, das noch heute die Kirche an den hohen Feiertagen - zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten - schmückt, sind in einem großen, 1736 eigens für diesen Zweck angeschafften Sakristeischrank aufbewahrt. Der Wert der von Cajetan Anton für das Stift Berchtesgaden angeschafften Silbergeräte, entsprach etwa den Baukosten einer der zu seiner Zeit errichteten kleineren Wallfahrtskirchen.
Am Grabmal Cajetan Antons
Am Grabmal Cajetan Antons
Der ebenfalls zu diesem festlichen Altarschmuck gehörige, vom Augsburger Goldschmied Franz Thaddäus Lang aus vergoldetem Silberblech gefertigte Tabernakel, ziert heutzutage den Hochaltar das ganze Jahr. Aber auch die silberne Ampel mit dem Ewigen Licht im Presbyterium, sowie die beiderseits des Hochaltars aufgestellten Reliquienkästen und die darüber aufgehängten Gemälde des Münchener Hofmalers Johann Zick, die einst als Altarblätter für zwei heute verschwundene Seitenaltäre dienten, wurden im Auftrag Cajetan Anton Notthaffts angeschafft. Aber auch die untere Reihe der Oratorien an der Südseite von Chor und Langhaus wurden in seiner Regierungszeit eingebaut. Das prächtigste unter diesen, das 1740 an der südwestlichen Ecke des Chorraumes errichtete Fürstenoratorium, ist mit dem fürstpröpstlichen Wappen Notthaffts bekrönt. Unweit davon, an der nördlichen Seite des Chorbogens befindet sich auch sein aus rotem, schwarzen und weißen Marmor komponiertes Grabdenkmal, in dessen Nähe - vor den Stufen zwischen Kreuzaltar und Rosenkranzaltar - er 1752 bestattet wurde.
Wallfahrtskirche Maria Ettenberg
Ausschnitt aus dem Deckenfresko der Wallfahrtskirche Maria Ettenberg: Bei dem Kapitular der unmittelbar hinter Fürstpropst v. Rehlingen steht und mit der linken Hand auf dessen Wappen deutet handelt es sich wahrscheinlich um den damaligen Stiftsdekan Cajetan Anton Notthafft.
Anschließend ging es noch einmal zurück in den in seinen romanischen Teilen gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstandenen Kreuzgang, wo uns Herr Spiegel-Schmidt die Hintergründe der von ihm entschlüsselten mittelalterlichen religiösen Symbolik erklärte. Der an Eindrücken reiche Vormittag endete mit dem gemeinsamen Mittagessen im Gasthof Goldener Bär. Um 14.00 Uhr wurden wir wieder von unserem Bus abgeholt. Den geplanten Spaziergang durch den historischen Ortskern Berchtesgadens ersparten wir uns wegen des schlechten Wetters. Lieber wollten wir noch den am Vortag ausgefallenen Besuch der Wallfahrtskirche auf dem Ettenberg nachholen. Zunächst aber fuhren wir zur Wallfahrtskirche Maria Gern, die als die schönste Wallfahrtskirche im Berchtesgadener Land gilt. Hier hatte Cajetan Anton 1715, also noch als einfacher Stiftskapitular, aus eigenen Mitteln den Hochaltar finanziert. 1737 beziehungsweise 1739 ließ er dann noch die beiden Altäre in den Seitenkonchen aufrichten.
Am Gut Friedensberg vorbei, das 1742 für kurze Zeit im Besitz Cajetan Antons gewesen war, ging es schließlich zu der hoch über Marktschellenberg gelegenen Wallfahrtskirche Maria Ettenberg, zu der Cajetan Anton zusammen mit dem seinem Mit-Chorherrn Sigmund Carl Graf Saur 1723 den Grundstein legte. Auf dem großen, von Innozenz Anton Worath wohl 1725 geschaffenen Deckenfresko, das die Fürbitte Mariens vor der Dreifaltigkeit für das Volk Gottes thematisiert, ist auch Fürstpropst Julius Heinrich von Rehlingen zusammen mit einigen Kapitularen und Stiftsbeamten dargestellt. Darunter befindet sich sicherlich auch der damals 55jährige Stiftsdekan Cajetan Anton Notthafft. Wahrscheinlich ist er mit dem direkt hinter dem Fürstpropst stehenden Geistlichen zu identifizieren, der mit seiner linken Hand auf das wohl von einem Novizen gehaltene Wappen Rehlingens weist. Damit hätten wir auch ein lange vermisstes Portrait Cajetan Anton Notthaffts ausfindig gemacht.
Auf schmaler Straße über dem gähnenden Abgrund ging es wieder hinunter nach Marktschellenberg und von dort über Berchtesgaden - wo wir uns von unserem Führer Alfred Spiegel-Schmidt verabschiedeten - zurück nach Ramsau, wo die Notthafft-Exkursion 2008 gegen 16.15 Uhr ihr Ende fand.
Harald Stark

Weitere Fotos finden Sie hier:  Fotoalbum Exkursion 2008



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