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Maria Juliane, deren Schwiegertochter Maria Magdalena und Enkel Achatz Ludwig
d. J. bei der Prozession der Grassauer Bruderschaften - Fresko aus dem Jahr
1707 in der Kirche zu Grassau
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Freitag, 12. September
Vor zehn Jahren starteten erstmals Nachkommen der bayerischen Uradelsfamilie
Notthafft und Forscher, die sich mit diesem Geschlecht beschäftigen, zu einem
gemeinsamen Ausflug. Anlässlich dieses Jubiläums haben sich die Organisatoren
diesmal etwas besonderes einfallen lassen: Eine Tour durch die herrliche
Bergwelt Berchtesgadens auf den Spuren des Fürstpropstes Cajetan Anton
Notthafft.
Der bewährten Tradition folgend begann die Exkursion auch in diesem Jahr mit
einem gemeinsamen Mittagessen. Zu diesem trafen sich die Exkursionsteilnehmer
nach und nach im Gasthaus Sperrer in Grassau, wo die auf der Speisenkarte
angebotenen Dampfnudeln mit Vanillesauce besonderen Anklang fanden. Beim
anschließenden Besuch der Grassauer Kirche konnten wir die Aussage des Schnell
& Steiner'schen Kunstführers, wonach dieselbe zu den eindrucksvollsten und
kunstgeschichtlich wertvollsten Gotteshäusern des Chiemgaues zählt, voll
bestätigen. Von 1655 bis 1763 übten über drei Generationen hinweg Mitglieder
der Familie Notthafft das Pflegeramt im benachbarten Marquartstein aus. Dass
sie damals auch nachhaltigen Einfluss auf das kirchliche Leben in Grassau
nahmen, beweist die Gründung der Skapulierbruderschaft im Jahr 1700 durch Maria
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Grabstein für Achatz Ludwig d. Ä.
(† 1698)
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Das von Maria Magdalena Notthafft gestiftete Drei-Königs-Relief
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Juliane Notthafft Freiin v. Weißenstein und deren Schwiegertochter Maria
Magdalena. Beide finden sich auf dem 1707 vom Priener Maler Jacob Carnutsch
geschaffenen Bild an der Unterseite der Westempore abgebildet. Bei dem jungen
Mann, der seiner Großmutter Maria Juliane das Parasol trägt, handelt es sich um
Achatz Ludwig d. J. Notthafft, der bis zu seinem Tod 1763 die Pflege
Marquartstein inne hatte.
Leider fanden wir den Chorraum abgesperrt und die Alarmanlage aktiviert vor, so
dass wir den Grabstein des 1698 verstorbenen Marquartsteiner Pflegers Achatz
Ludwig Notthafft, der zudem von einem Leuchter verstellt war, nicht näher in
Augenschein nehmen konnten. Der Verstorbene war ein Schwager Maria Magdalenas
und ein Onkel Achatz Ludwigs d. J.
Auch das zur Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges von Maria Magdalena Notthafft
gestiftete Relief mit der Anbetung der Hl. Drei Könige im äußeren südlichen
Seitenschiff der Kirche konnten wir nur von der Ferne betrachten.
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Burg Marquartstein
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Nun ging es weiter nach Marquartstein, wo die Notthafft von 1655 bis 1763 das
Pflegamt ausübten. Das Burgtor blieb uns verschlossen; so konnten wir nur einen
kurzen Blick von außen auf die Burg werfen, in der am 23. Juni 1670 der spätere
Berchtesgadener Fürstpropst Cajetan Anton als jüngstes der zehn Kinder des
Pflegers Achatz Adam Notthafft und dessen Frau Maria Juliane, geb. Kapfer v.
Pileck, das Licht der Welt erblickt hatte.
Die rund 70 Kilometer lange Fahrt auf der "Deutschen Alpenstraße" (B 305) nach
Ramsau erwies sich als nicht unproblematisch.
Reit im Winkl
war so stark mit
wild durcheinander laufenden Touristen überfüllt, dass mancher
Exkursionsteilnehmer die Wegweiser übersah und sich plötzlich im
österreichischen Kössen wieder fand. In Reit im Winkl war es, wo Cajetan Anton
1705, damals noch einfacher Kapitular im Chorherrnstift Berchtesgaden, an der
Spitze einer bayerischen Miliz die Österreicher zurückwarf. Wie ein in der
dortigen Kirche ausliegendes Faltblatt über die Kirchen und Kapellen Reit im
Winkls berichtet, war das nach einem Blitzschlag im Jahr 1718 weitgehend
zerstörte Gotteshaus nach dem Wiederaufbau "von Fürstprobst Anton von
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Das Deckengemälde in der Kunterweg-Kirche verherrlicht die Vertreibung der
Berchtesgadener Protestanten durch Cajetan Anton
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Berchtesgaden neu eingeweiht" worden. Dabei kann es sich eigentlich nur um
unseren Cajetan Anton handeln, der von 1732 bis 1752 Fürstpropst in
Berchtesgaden gewesen ist.
Im Ramsau angekommen ließen wir uns zunächst etwas Zeit, um unser Quartier beim
Oberwirt zu beziehen. Wir logierten in einer im frühen 16. Jahrhundert vom
Berchtesgadener Propst Gregor Rainer (1508 - 1522) gegründeten Stiftstaverne.
Kurz vor 16.00 Uhr machten wir uns auf den Weg zur
Wallfahrtskirche Maria Kunterweg.
Beim Binderhäusl parkten wir unsere Fahrzeuge und wanderten den tief
in den Felsengrund eingeschnittenen Lattenbach entlang bis zur Kirche. Leider
war auch hier - trotz vorherigem Telefonat mit dem Pfarrer - das Gitter zum
Kirchenraum verschlossen, so dass das Deckenbild, in dem Cajeten Anton, der am
9. Juli 1731 den Grundstein zum Kirchenbau gelegt hatte, die Vertreibung der
Protestanten aus dem Berchtesgadener Stiftsland verherrlichen ließ, kaum zu
sehen war. Schon bald nach seiner Wahl - am 26. Oktober 1732 - hatte Cajetan
Anton ein Emigrationspatent erlassen, dem zufolge alle Protestanten das Land
innerhalb von drei Monaten verlassen sollten. Der Protestantismus war von
Salzburg/Hallein aus in das Berchtesgadener Stiftsland vorgedrungen und hatte
sich vor allem in dessen Randgebieten, die von den Geistlichen in Berchtesgaden
und Marktschellenberg nur unzureichend seelsorgerisch betreut werden konnten,
festgesetzt. Gerade diese Bereiche waren nach dem Exodus in den Jahren 1732/33,
während dessen rund 1000 Berchtesgadener - das entspricht etwa einem Viertel
der damaligen Bevölkerung des Stiftslandes - das Land verließen, nahezu völlig
entvölkert.
Zurück in
Ramsau,
statteten wir der dortigen Pfarrkirche noch einen Besuch ab.
Diese hatte während der Regierung von Fürstpropst Cajetan Anton im Jahr 1743
einen neuen Hochaltar erhalten. Seinen Ausklang fand der übrigens völlig
verregnete erste Exkursionstag beim gemeinsamen Abendessen beim Oberwirt.
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Der Schnitzaltar in der Kirche zu Gampern
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Samstag, 13. September
Nachdem für diesen Tag längere Überland-Fahrten nach Österreich geplant waren,
holte uns der Bus der Firma Färbinger in Berchtesgaden, den wir für das
Wochenende gebucht hatten, schon um 8.30 Uhr bei unserem Quartier ab. Bei
Grödig ging es auf die österreichische Autobahn und nach etwa
anderthalbstündiger Fahrt erreichten wir
Gampern,
das erste Ziel des Tages.
Hier hatte der Passauer Dompropst Wilhelm Notthafft um 1500 einen prächtigen
Schnitzaltar gestiftet, der dem Gmundener Bildhauer Leonhard Astl oder dem
Passauer Meister Martin Kriechpaum zugeschrieben wird. Auf dem an der linken
Seite der Predella angebrachten Tafelbild mit der Darbringung Jesu im Tempel
ist am unteren Bildrand der Stifter des Altars mit dem notthafft'schen
Familienwappen dargestellt.
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Wilhelm Notthafft - der Stifter des Gamperner Altars
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Neben dem auf einer vor 1490 entstandenen Votivtafel im Diözesanmuseum Trient
dargestellten Kanoniker Georg Notthafft, ist die Darstellung Wilhelms auf der
Gamperner Predella das älteste bisher entdeckte Portrait eines Notthafft'schen
Familienmitgliedes. Von Frau Gebetsberger, die uns kompetent und anschaulich
Kirche und Altar erläuterte, wurden wir allerdings noch auf den 1512
verstorbenen Salzburger Domherrn Christoph Notthafft als möglichen Stifter des
Altars hingewiesen. In einer ihr vom Verfasser zur Verfügung gestellten
Diplomarbeit werde aufgrund von angeblichen Unterschieden an dem auf der
Predella dargestellten Wappen der genannte Christoph Notthafft als Stifter ins
Gespräch gebracht. Wir konnten jedoch keine Abweichung von der üblichen
Darstellung des Notthafft'schen Familienwappens feststellen. Frau Gebetsberger
will uns die entsprechenden Seiten der Arbeit als Kopien zur Verfügung stellen.
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Schloss Goldegg im Pongau
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Von Gampern ging es nun in wiederum etwa 90minütiger Fahrt nach Goldegg im
Salzburger Pongau. Hier ging es zunächst in die Dorfschänke zum Mittagessen.
Bei der anschließenden Schlossbesichtigung hatte sich Organisator Harald Stark
etwas mit der Zeit verkalkuliert. Bei der Vorbesichtigung hatte er nur den
Wappensaal sowie die unter demselben liegenden spätmittelalterlichen
Bohlenstuben besichtigt und dafür eine Stunde Zeit eingerechnet. Nun führte uns
die Führerin aber zunächst in das Heimatmuseum, von dessen Existenz Stark
nichts wußte. Hier erhielten wir zunächst eine Erläuterung zur Geschichte der
Burg, dann ging es durch die einzelnen Räume, die sich über das Obergeschoss
des Süd-, West- und Ostflügels bis zum Wappensaal im Nordflügel hinziehen. Die
Räume des Museums sind mit bäuerlichem Interieur und volkskundlichen Exponaten
ausgestattet.
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Der Wappensaal im Schloss Goldegg
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Im Wappensaal, der 1536 im Auftrag des Schlossherrn Christoph Graf gestaltet
wurde, erklärte Dr. Hartmann v. Bechtolsheim das an der Wappendecke angewandte
Quaternionen-System, bei dem man die Reichsverfassung in Vierergruppen - hier
in Form von Wappen - sichtbar machen wollte. Hier befinden sich anschließend
an das Wappen Christoph Grafs und seiner Vorfahren - darunter auch das
Notthafft'sche Familienwappen - von West nach Ost jeweils die Wappen der vier
Burgen, der vier Bauern, der vier Dörfer, der vier Städte, der vier Ritter, der
vier Freiherrn, der vier Grafen, der vier Burggrafen, der vier Landgrafen, der
vier Markgrafen, der vier Vikare, der vier Herzöge, der vier weltlichen
Kurfürsten, der drei geistlichen Kurfürsten und des Podesta von Rom sowie die
Wappen der Königreiche Ungarn und Böhmen, des Deutschen Reiches, des römischen
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Das Notthafft-Wappen im Wappensaal zu Goldegg
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Kaisers und der habsburgischen Erbländer. An den Hohlkehlen zwischen Decke und
Wänden finden sich schließlich die Wappen der um 1536 im Salzburger Landtag
vertretenen Familien, der Salzburger Suffraganbistümer und der Mitglieder des
Domkapitels.
Unter den Ausführungen unserer Führerin und den Betrachtungen im Wappensaal
verging die Zeit wie im Fluge und erst als es hieß, dass wir erst in einer
Viertelstunde die Bohlenstuben in der 1. Etage des Nordflügels besichtigen
könnten, weil der davor liegende Saal bis dahin von den Teilnehmern einer
Tagung besetzt sei, mussten wir feststellen, dass wir zeitlich fast eine Stunde
in Verzug geraten waren. So hieß es schnell zum Bus zurück, um unserem
nächsten Ziel zuzueilen.
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Der Winklhof in Oberalm bei Hallein
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Trotz unserer Verspätung blieb uns das
Schloss Winkl in Oberalm
bei Hallein, das sich als Erbe der Familie Wispeck im 16. Jahrhundert für
dreißig Jahre in Notthafft-Besitz befunden hatte, nicht verschlossen. Frau Dr.
Zaisberger und die Direktorin der heute im Winklhof untergebrachten
landwirtschaftlichen Fachschule, Frau Schwaighofer, hatten auf uns gewartet!
Das Innere des Winklhofes bot manche Überraschung. Das stattliche, auf
rechteckigem Grundriß errichtete zweigeschossige Hauptgebäude enthält im
Erdgeschoss einen gotisch gewölbten Raum, dessen mit Gurtbögen aus Nagelfluh
gegliedertes Kreuzgratgewölbe auf einer achteckigen Mittelsäule aus Rotmarmor
ruht. Eine Treppe in diesem Raum führt hinunter in einen Keller, dessen
gotisches Gewölbe ebenfalls von einer freistehenden achtseitigen Säule
unterstütz wird. Diese ist diesmal aus Nagelfluh gearbeitet und verfügt über
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Gotisches Kellergewölbe im Winklhof
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zwei Konsolen zum Aufstellen von Lichtern. Hier in diesem Keller hatten wir die
unerwartete Begegnung mit einer Kröte, die direkt unterhalb der untersten
Treppenstufe saß und von unserer jüngsten Exkursionsteilnehmerin, Alexandra
Stark, kurzerhand auf den Namen Fridolin getauft wurde.
Das erste Obergeschoss ist durch eine gerade Treppe aus Rotmarmor mit dem
Erdgeschoss verbunden. Über der gotisch gewölbten Stube im Erdgeschoss befindet
sich ein gleich großer, ebenfalls gewölbter Raum. Allerdings fehlen hier die
Gurtbögen und das Gewölbe ruht auf einer runden Marmorsäule. Der Nebenraum
verfügt über eine hölzerne Kassettendecke auf Mittelunterzug. Der die
gegenüberliegenden Räume erschließende, vom Hausflur abzweigende Mittelgang,
weist zwei leicht spitzbogige Türgewände aus Nagelfluh aus. Insgesamt deuten
die Baudetails im Erdgeschoss und Keller auf eine Entstehung im 15. Jahrhundert
hin, während das Obergeschoss wohl im 16. Jahrhundert umgestaltet wurde.
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Wispeck-Grabmäler in der Kirche zu Oberalm
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Die in der Nachbarschaft zum Schloss Winkl gelegene
Kirche in Oberalm
besichtigten wir unter der Leitung von Frau Dr. Zaisberger. Hier interessierten
besonders die Grabsteine von Wilhelm Wispeck (+ 1399), Conrad Wispeck (+ 1405)
- mit dem teilweise aus weißem Kunststein ausgeführten Familienwappen der
Wispecken - und Hans Wispeck (+ 1481).
Wir verabschiedeten uns von Frau Dr. Zaisberger und starteten zur Rückfahrt
nach Ramsau. Der fortgerückten Stunde wegen verzichteten wir auf einen Besuch
der Wallfahrtskirche Maria Ettenberg und begaben uns auf dem kürzesten Weg
zurück ins Quartier.
Sonntag, 14. September
Am Sonntag ging es erst um 9.00 Uhr mit dem Bus ins nahe
Berchtesgaden.
Herr Spiegel-Schmidt, der sich uns für diesen Tag als Führer zur Verfügung
gestellt hatte, geleitete uns zunächst in die Pfarrkirche St. Andreas und gab
uns dort eine Einführung in die Geschichte des Marktes und des Stifts
Berchtesgaden. Die
St. Andreas-Kirche
war im 14. Jahrhundert als Pfarrkirche für die Gemeinde Berchtesgaden errichtet
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Stiftskirche und Propstei vom äußeren Schlosshof aus
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worden, da die Stiftskirche für die täglichen geistlichen Verrichtungen der
Augustinerchorherren benötigt wurde und deshalb für die normalen
Seelsorgebedürfnisse der Bevölkerung nicht zur Verfügung stand.
Als nächstes stand eine Führung durch das
"Schloss" Berchtesgaden
auf dem Programm. Als solches werden die seit der Säkularisation von den
Wittelsbachern als Jagd- und Sommersitz genutzten ehemaligen Konventgebäude des
Augustinerchorherrenstifts bezeichnet. Die Räume des von Cajetan Anton
umgestalteten Südflügels im Bereich des äußeren Schlosshofes wurden im 19.
Jahrhundert zu königlichen Wohn- und Repräsentationsgemächern umgestaltet. In
den Fluren hängen Jagdtrophäen, teilweise aus fränkischer (Ansbacher)
Provenienz. Das von Cajetan Anton erbaute Balbierstöckl wird noch heute von der
bayerischen Herzogsfamilie als Wohnraum genutzt. Kronprinz Rupprecht von Bayern
(1869 - 1955) hatte die sich um den Kreuzgang gruppierten ehemaligen
Klostergebäude teilweise museal eingerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht.
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Der Berchtesgadener Kirchenschatz
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Nach der Schlossbesichtigung ging es in die
Stiftskirche.
In der Sakristei erwartete uns schon der Meßner, der uns den von Fürstpropst
Cajetan Anton angeschafften Kirchenschatz präsentierte. Auf dem Tisch in der
Mitte des Raumes hatte er mehrere Monstranzen, Kelche und andere Vasa Sacra
aufgebaut. Die einzelnen Teile des Festantependiums, das noch heute die Kirche
an den hohen Feiertagen - zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten - schmückt, sind
in einem großen, 1736 eigens für diesen Zweck angeschafften Sakristeischrank
aufbewahrt. Der Wert der von Cajetan Anton für das Stift Berchtesgaden
angeschafften Silbergeräte, entsprach etwa den Baukosten einer der zu seiner
Zeit errichteten kleineren Wallfahrtskirchen.
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Am Grabmal Cajetan Antons
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Der ebenfalls zu diesem festlichen Altarschmuck gehörige, vom Augsburger
Goldschmied Franz Thaddäus Lang aus vergoldetem Silberblech gefertigte
Tabernakel, ziert heutzutage den Hochaltar das ganze Jahr. Aber auch die
silberne Ampel mit dem Ewigen Licht im Presbyterium, sowie die beiderseits des
Hochaltars aufgestellten Reliquienkästen und die darüber aufgehängten Gemälde
des Münchener Hofmalers Johann Zick, die einst als Altarblätter für zwei heute
verschwundene Seitenaltäre dienten, wurden im Auftrag Cajetan Anton Notthaffts
angeschafft. Aber auch die untere Reihe der Oratorien an der Südseite von Chor
und Langhaus wurden in seiner Regierungszeit eingebaut. Das prächtigste unter
diesen, das 1740 an der südwestlichen Ecke des Chorraumes errichtete
Fürstenoratorium, ist mit dem fürstpröpstlichen Wappen Notthaffts bekrönt.
Unweit davon, an der nördlichen Seite des Chorbogens befindet sich auch sein
aus rotem, schwarzen und weißen Marmor komponiertes Grabdenkmal, in dessen Nähe
- vor den Stufen zwischen Kreuzaltar und Rosenkranzaltar - er 1752 bestattet
wurde.
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Ausschnitt aus dem Deckenfresko der Wallfahrtskirche Maria Ettenberg: Bei dem
Kapitular der unmittelbar hinter Fürstpropst v. Rehlingen steht und mit der
linken Hand auf dessen Wappen deutet handelt es sich wahrscheinlich um den
damaligen Stiftsdekan Cajetan Anton Notthafft.
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Anschließend ging es noch einmal zurück in den in seinen romanischen Teilen
gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstandenen
Kreuzgang,
wo uns Herr Spiegel-Schmidt die Hintergründe der von ihm entschlüsselten
mittelalterlichen religiösen Symbolik erklärte. Der an Eindrücken reiche
Vormittag endete mit dem gemeinsamen Mittagessen im Gasthof Goldener Bär. Um
14.00 Uhr wurden wir wieder von unserem Bus abgeholt. Den geplanten Spaziergang
durch den historischen Ortskern Berchtesgadens ersparten wir uns wegen des
schlechten Wetters. Lieber wollten wir noch den am Vortag ausgefallenen Besuch
der Wallfahrtskirche auf dem Ettenberg nachholen. Zunächst aber fuhren wir zur
Wallfahrtskirche Maria Gern,
die als die schönste Wallfahrtskirche im Berchtesgadener Land gilt. Hier hatte
Cajetan Anton 1715, also noch als einfacher Stiftskapitular, aus eigenen
Mitteln den Hochaltar finanziert. 1737 beziehungsweise 1739 ließ er dann noch
die beiden Altäre in den Seitenkonchen aufrichten.
Am
Gut Friedensberg
vorbei, das 1742 für kurze Zeit im Besitz Cajetan Antons gewesen war, ging es
schließlich zu der hoch über Marktschellenberg gelegenen
Wallfahrtskirche Maria Ettenberg,
zu der Cajetan Anton zusammen mit dem seinem Mit-Chorherrn Sigmund Carl Graf
Saur 1723 den Grundstein legte. Auf dem großen, von Innozenz Anton Worath wohl
1725 geschaffenen Deckenfresko, das die Fürbitte Mariens vor der Dreifaltigkeit
für das Volk Gottes thematisiert, ist auch Fürstpropst Julius Heinrich von
Rehlingen zusammen mit einigen Kapitularen und Stiftsbeamten dargestellt.
Darunter befindet sich sicherlich auch der damals 55jährige Stiftsdekan Cajetan
Anton Notthafft. Wahrscheinlich ist er mit dem direkt hinter dem Fürstpropst
stehenden Geistlichen zu identifizieren, der mit seiner linken Hand auf das
wohl von einem Novizen gehaltene Wappen Rehlingens weist. Damit hätten wir auch
ein lange vermisstes Portrait Cajetan Anton Notthaffts ausfindig gemacht.
Auf schmaler Straße über dem gähnenden Abgrund ging es wieder hinunter nach
Marktschellenberg und von dort über Berchtesgaden - wo wir uns von unserem
Führer Alfred Spiegel-Schmidt verabschiedeten - zurück nach Ramsau, wo die
Notthafft-Exkursion 2008 gegen 16.15 Uhr ihr Ende fand.
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